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Reisebranche knüpft an die Erfolge vor der Pandemie an

Spaniens Tourismusbilanz 2022 kennzeichnete insbesondere eine starke Auslandsnachfrage. Der Ausblick fällt optimistisch aus - trotz Preissteigerungen und knapper Fachkräfte.

Von Oliver Idem | Madrid

Spanien hat nach Abklingen der Coronapandemie als Reiseland wieder an Attraktivität gewonnen. Die Zahl der ausländischen Gäste nimmt stetig zu. Der Aufwärtstrend soll sich 2023 fortsetzen. 

Bei den Tourismuseinnahmen steuert das Land auf einen neuen Rekord zu. Der Fachverband Exceltur erwartet 2023 touristische Aktivitäten im Wert von 168 Milliarden Euro. Exceltur addiert dabei den inländischen und ausländischen Tourismus. Damit würde sowohl das Vorjahresresultat als auch das Ergebnis von 2019 noch einmal übertroffen. 

Bereits 2022 wurde der Tourismus zu einem wesentlichen Wachstumstreiber für die spanische Wirtschaft. Laut Exceltur betrugen die Gesamteinnahmen im vergangenen Jahr 159 Milliarden Euro. Zu diesen Einnahmen trugen mehrheitlich ausländische Gäste bei. Laut vorläufigen Zahlen des Statistikamtes INE gaben sie 2022 knapp 87,1 Milliarden Euro in Spanien aus. Das entsprach dem zweieinhalbfachen Wert des Vorjahres. Damit nähern sich diese Einnahmen den Rekordergebnissen der Jahre 2018 und 2019 an. 

Die Anzahl der ausländischen Gäste konnte 2022 noch nicht an die Zeit vor der Krise anknüpfen und lag bei 72 Millionen. Dieses Resultat entsprach jedoch immerhin einem Zuwachs um rund 40 Millionen Ankünfte gegenüber dem Vorjahr. Der Abstand zu den Rekordjahren vor der Coronakrise ist bei den Gästezahlen höher als bei den Tourismuseinnahmen.

Höhere Preise schreckten die Gäste nicht ab 

Einen Einflussfaktor für das Wachstum der Tourismuseinnahmen bildete 2022 die Inflation. Die Preise beispielsweise für Übernachtungen, Mietwagen und viele Flüge nahmen zu. Im Sommer war von etwa 30 Prozent höheren Preisen für Hotelübernachtungen gegenüber dem Vorjahr die Rede. Die Branchenunternehmen gaben eigene Mehrkosten weiter, zum Beispiel den gestiegenen Mindestlohn, höhere Energie- und Nahrungsmittelpreise und höhere Transportkosten. Bei Mietwagen traf eine sprunghaft gestiegene Nachfrage auf einen in der Krise geschrumpften Fuhrpark der Anbieter. 

Das höhere Preisniveau tat jedoch der Reiselust keinen Abbruch. Während 2021 noch viele potenzielle ausländische Gäste eher auf Urlaub im eigenen Land setzten oder ihre Reisepläne verschoben, zeigte sich bereits 2022 eine Normalisierung bei den grenzüberschreitenden Reisen. Diese soll sich auch 2023 fortsetzen. 

Das 1. Quartal 2022 hatte noch verhalten begonnen. Insbesondere von April bis Oktober war durchgängig eine sehr starke Auslandsnachfrage zu verzeichnen. In keinem dieser Monate wurden weniger als 6 Millionen Ankünfte gezählt. Die gefragtesten Ziele ausländischer Gäste waren die klassischen Destinationen auf den Inseln und in den Küstengebieten Spaniens. Die meisten Besucher zog es nach Katalonien. Auch die balearischen und kanarischen Inseln erfreuten sich großer Beliebtheit. Andalusien komplettiert die Liste der Regionen mit mehr als 10 Millionen Gästen im Jahr 2022.

Dieser Boom stellt zum Beispiel Hotelketten vor Herausforderungen. Laut einem Bericht der Wirtschaftszeitung Cinco Días mangelt es an verfügbarem Personal an Orten wie Benidorm, Calviá, Ibiza und Menorca. Um attraktiver zu werden, bieten Tourismusunternehmen Beschäftigten teils mehr Geld oder Unterkunft mit Vollpension als Anreiz.

Vor allem britische Urlauber kommen wieder

Die drei wichtigsten Herkunftsländer der vergangenen Jahre waren stets Frankreich, Deutschland und das Vereinigte Königreich in wechselnder Reihenfolge. Im Jahr 2022 lagen die britischen Gäste mit 15,1 Millionen deutlich vorne. Aus Frankreich stammten 10,1 Millionen Urlauber, aus Deutschland wurden 9,8 Millionen Ankünfte gezählt.

Die Bedeutung eines Quellmarkts hängt allerdings nicht nur mit der Gästezahl zusammen: Erleichterungen für Fernreisen von chinesischen Touristen tragen zu den positiven Erwartungen für das Jahr 2023 bei. Selbst wenn diese Gruppe voraussichtlich nicht zu den größten zählen wird, gehört sie aufgrund der hohen Pro-Kopf-Ausgaben im Urlaub zu den besonders interessanten. Im Vorjahr kamen nur rund 56.000 Gäste aus der Volksrepublik nach Spanien.

Wachsende Nachfrage beflügelt Investitionen in den Hotelsektor

Die Erholung des Tourismus und die verbesserten Zukunftsaussichten heizen die Investitionen an. Ende Dezember 2022 berichtete die Zeitung Cinco Días, dass die Hotelinvestitionen im Gesamtjahr um 39 Prozent zulegten. Damit flossen knapp 1,7 Milliarden Euro in diesen Zweig. Davon entfiel mehr als die Hälfte auf 78 neue Bauprojekte. 

Zu den Trends gehört ein starkes Interesse von Luxushotelketten an der Insel Mallorca. Die Insel verfügt bereits über 549 Hotels der Fünf-Sterne-Kategorie, die sich einer krisenfesten Nachfrage erfreuen. Auch Mandarin Oriental aus Hongkong wird laut der Wirtschaftszeitung Expansión dort 2024 ein Hotel eröffnen. Dieses soll über 131 Zimmer verfügen und durch einige Bungalows ergänzt werden.

Virgin Limited Edition Collection plant für den Juni 2023 die Eröffnung eines Hotels an der Nordspitze der Insel. Ebenfalls im Sommer steht das Ikos Porto Petro vor der Eröffnung. Bis 2024 sollen noch Bungalows und einige private Villen das Vorhaben vervollständigen.

Tourismus soll digitaler und nachhaltiger werden

Der Aufschwung des Tourismus wirft die Frage nach dem Ressourcenverbrauch und weiteren Folgen für Spanien auf. Die Regierung nutzt zur Umgestaltung des Sektors Finanzmittel aus dem Programm Next Generation EU. Wie bei dem gesamten Förderpaket geht der Trend auch beim Tourismus in Richtung einer nachhaltigen und digitalen Transformation.

Gemeinden und Regionen können sich mit Nachhaltigkeitsplänen um eine Förderung bemühen. Die Ausschreibungsfrist für die aktuelle dritte Tranche läuft bis zum 6. März 2023. Der Fördertopf für diesen Bereich enthält 478 Millionen Euro.

Inklusive der beiden früheren Ausschreibungen von 2021 und 2022 fließen somit knapp 1,9 Milliarden Euro EU-Mittel in die Transformation der spanischen Tourismusregionen. Das Gesamtpaket mit allen Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitsmaßnahmen im Sektor verfügt über ein Budget von 3,4 Milliarden Euro.

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