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Starker Auslandsbau bietet Kooperationschancen

Spanische Bau- und Energieunternehmen setzen zahlreiche internationale Projekte um. Oft arbeiten sie dabei mit Partnern zusammen. Nachhaltigkeit gewinnt zunehmend an Bedeutung.

Von Oliver Idem | Madrid

Die umfangreichen Auslandsaktivitäten spanischer Konzerne können Beteiligungschancen für deutsche Unternehmen mit sich bringen. Bau- und zunehmend auch Energiekonzerne erzielen einen beträchtlichen Umsatzanteil außerhalb von Spanien. Damit konnten sie selbst in der Hochphase der Coronapandemie Schwierigkeiten auf dem inländischen Markt abfedern.

Mittlerweile nimmt die Dynamik weiter zu. Das verdeutlicht ein Bericht der Internetzeitung El Independiente. Demnach stammten bei den größten Bau- und Infrastrukturunternehmen 75 Prozent der Umsätze des Jahres 2021 aus dem Auslandsgeschäft. Insgesamt erwirtschafteten Branchengrößen wie Acciona, ACS, FCC, Ferrovial, OHLA, Sacyr und San José rund 43,6 Milliarden Euro außerhalb von Spanien.

Auf dem Binnenmarkt beeinträchtigen hohe Energiekosten sowie knappe und teure Baumaterialien die Baubranche. Verschiedene Standbeine in unterschiedlichen Teilen der Welt können in dieser Situation hilfreich sein. Zu den Tätigkeitsfeldern zählen die Umsetzung von Bauvorhaben, Konzessionen und vermehrt die Errichtung von Solar- und Windkraftanlagen.

Gute Erfahrungen sind die Grundlage für weitere gemeinsame Projekte

Beispiele aus dem Baltikum und Mexiko zeigen, dass spanische Akteure auch Auslandsvorhaben gemeinsam mit deutschen Partnern umsetzen. In diesen beiden Fällen ging es um den Bahnsektor. 

Bei einem anderen Projekt kooperieren der spanische Konzern Ferrovial und das deutsche Unternehmen Lilium in den USA. Dort bauen sie Landestationen für elektrische Flugtaxis. Ferrovial kaufte nach wenigen Monaten der Zusammenarbeit einen Anteil von 13 Millionen Euro an dem deutschen Partner.

Je nach Vorhaben arbeiten spanische Unternehmen mit anderen spanischen, lokalen oder internationalen Partnern zusammen. Insbesondere der Bedarf an spezieller Technik und Expertise für Arbeiten unter schwierigen Rahmenbedingungen können Türöffner für gemeinsame Vorhaben sein.

Erwies sich eine Zusammenarbeit als erfolgreich, bildete das schon mehrfach eine Grundlage für weitere gemeinsame Pläne der Beteiligten. Entscheidend ist, dass der potenzielle spanische Partner über die Leistungen eines deutschen Unternehmens informiert ist. Dann kann es an passender Stelle in Projekte einbezogen werden.

Die großen spanischen Anbieter im Auslandsbau engagieren sich vor allem in drei Schwerpunktregionen. Europa steht im Fokus von FCC, OHLA und Sacyr. Durch die intensiven spanischen Verbindungen nach Lateinamerika wundert es wenig, dass OHLA und Sacyr dort eine wichtige Rolle spielen. Auch die USA sind ein relevanter Markt, und zwar insbesondere für ACS, Ferrovial und OHLA.  

Auftragsbücher im Auslandsbau sind gut gefüllt

Im Frühjahr 2022 sind die spanischen Auslandsbauunternehmen gut im Geschäft. Ferrovial beteiligt sich an einem großen Flughafenprojekt in den USA. Bis 2026 sollen knapp 8,4 Milliarden Euro in einen neuen Terminal für den Flughafen John F. Kennedy in New York und die Modernisierung dreier bestehender Terminals fließen.

In Europa erhielt Ferrovial den Zuschlag für die neue Linie 18 der Metro Paris. Das Unternehmen baut die Präsenz in Frankreich aus. Ferrovial hat bereits in mehreren europäischen Städten sowie Australien und Chile Untergrundbahnen gebaut.

In Mexiko füllt der Touristenzug Tren Maya auch die Auftragsbücher spanischer Bauunternehmen. FCC und lokale Partner arbeiten am zweiten Streckenabschnitt zusammen. Acciona aus Spanien ist ebenfalls am Projekt Tren Maya in Mexiko beteiligt. Die Planungen wurden aber im April 2022 durch ein Gerichtsurteil in Yucatán wegen Umweltrisiken zunächst gebremst.

FCC verzeichnete kürzlich zwei Erfolge im Nordamerikageschäft. Dem Unternehmen gelang es, Aufträge für die Erweiterung der Metro im kanadischen Toronto sowie die Sanierung von Brücken im US-Bundesstaat Pennsylvania zu akquirieren.

Manchmal bewerben sich spanische Unternehmen auch gemeinsam oder in Konsortien um Auslandsaufträge. Acciona und Ferrovial taten das mit Erfolg bei einem Milliardenauftrag der Metro in Sydney. Nun konkurrieren sie mit sechs anderen Konsortien um ein Straßenbauprojekt in Kolumbien mit einem Auftragswert von circa 500 Millionen Euro.

Die Partner ACS und OHLA nehmen die Arbeiten am zwischenzeitlich unterbrochenen Projekt Purple Line in Maryland (USA) wieder auf. Dort werden insgesamt 16 Kilometer Straßenbahngleise errichtet.

Nachhaltigkeit gewinnt in vielen Facetten an Bedeutung

Große spanische Energieunternehmen bauen ihre eigenen Geschäftsmodelle um und wenden sich erneuerbaren Energien zu. Die erworbene Expertise nutzen sie auch für Projekte im Ausland. 

Iberdrola ist über das lokale Tochterunternehmen auch in Deutschland aktiv. Im Mittelpunkt stehen derzeit die zwei großen Offshore-Windparks Baltic Eagle und Windanker in der Nordsee. Bis 2026 plant das Unternehmen den Aufbau von rund 1,1 Gigawatt Kapazitäten und bezeichnet Deutschland als Schlüsselmarkt. Iberdrola setzt ebenfalls auf Wachstum durch die Installation von Anlagen für erneuerbare Energien in den USA.

Repsol bearbeitet ebenfalls den US-Markt und nahm in New Mexico bereits eine Solaranlage mit 62,5 Megawatt Leistung in Betrieb. Nun gilt das Interesse des Unternehmens einem 600-Megawatt-Vorhaben in Texas.

Das Bauunternehmen ACS hat sich einen hausinternen Aktionsplan verordnet. Damit will das Unternehmen bis 2045 klimaneutral werden. Pro Jahr errichtet ACS bereits als "green buildings" zertifizierte Gebäude im Wert von rund 10 Milliarden Euro. Hierzu leistet das deutsche Tochterunternehmen Hochtief mit Abstand den größten Beitrag. Zu den Herausforderungen der Gruppe zählt eine effizientere Nutzung von Wasserressourcen.

FCC schloss sich bereits im Herbst 2020 einer Initiative der Vereinten Nationen an. Finanzierung und Investitionen sollen an den Zielen für nachhaltige Entwicklung ausgerichtet werden. Unternehmen nutzen dabei ihren Einfluss, um auf ein nachhaltiges Finanzsystem als Ganzes hinzuarbeiten. 

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