Mehr als die Hälfte ihrer Aufträge im Jahr 2023 erhielten sudkoreanische Unternehmen aus nur zwei Ländern. Und das aus völlig unterschiedlichen Gründen.
Südkorea zählt zu den führenden Nationen im internationalen Baugeschäft. Im Jahr 2023 verbuchten die Baufirmen des Landes im Ausland Aufträge im Wert von 33,3 Milliarden US-Dollar (US$). Das sind 7,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Das selbst gesteckte Ziel von 50 Milliarden US-Dollar an Aufträgen im Jahr 2027 ist mit solchen Wachstumsraten allerdings nicht zu erreichen.
2024 soll noch mehr Neugeschäft bringen
Die Export-Import Bank of Korea erwartet für 2024 einen Auftragseingang im südkoreanischen Auslandsbau in Höhe von 38 Milliarden US$. Sicher ist das jedoch nicht, denn die Aussichten für 2024 sind zum Teil gegenläufig.
Einerseits dürften die Baufirmen des Landes 2024 vor dem Hintergrund eines schwachen Inlandsmarktes noch stärker als bereits 2023 auf das internationale Geschäft schauen. Zudem unterstützt der südkoreanische Staat die Baufirmen auf den Auslandsmärkten und puscht sie regelrecht ins internationale Geschäft. Die südkoreanische Regierung und die Firmen erhoffen sich Aufträge im Bereich des Baus von Kernkraftwerken.
Andererseits dürften 2024 die Ölpreise weiter fallen. Ist dies der Fall, dann haben die wichtigen Auftraggeber im Nahen Osten weniger Geld für neue große Bauprojekte. Hoffnungen der südkoreanischen Baufirmen ruhen jedoch auf Aufträgen im Rahmen von Großprojekten wie etwa Neom City in Saudi-Arabien. Eine Analyse des Construction & Economy Research Institute of Korea nennt daneben als weitere interessante Zielländer für die südkoreanische Auftragsakquise im Jahr 2024 die Vereinigten Arabischen Emirate, Irak, Oman, Kuwait, Katar und Bahrain.
Generell führen südkoreanische Firmen regelmäßig viele Großprojekte in Schwellen- und Entwicklungsländern durch. Da deutsche Firmen solche Risiken als Generalunternehmer oft meiden, können Zulieferungen an südkoreanische Unternehmen eine Möglichkeit sein, dennoch in solchen Ländern Geschäfte zu betreiben. Selbst in die Ukraine, in der immer noch Krieg herrscht, strecken südkoreanische Firmen ihre Fühler aus und versuchen sich schon seit geraumer Zeit für den Wiederaufbau des Landes zu positionieren.
USA erstmals größte Kundenregion
Im Jahr 2023 waren die USA bei den neuen Vorhaben im südkoreanischen Auslandsbau zum ersten Mal das wichtigste Land. Der Auftragseingang für Projekte erreichte dort knapp 10 Milliarden US$. Bereits 2022 waren die USA auf Rang drei vorgerückt, während sie in den Vorjahren nicht einmal unter den Top zehn rangierten.
Grund für die neue Bedeutung der USA für den südkoreanischen Auslandsbau sind die zahlreichen Investitionen südkoreanischer Firmen in den USA. Für den Bau ihrer Werke in Nordamerika greifen sie – wie auch in anderen Regionen – gerne auf südkoreanische Baufirmen zurück, bevorzugt aus der eigenen Firmengruppe. Ob sich die hohen Investitionen südkoreanischer Firmen in den USA fortsetzen, wird in den kommenden Jahren auch davon abhängen, wie sich die Konjunktur dort entwickelt und inwieweit die USA weiter Fördermittel für südkoreanische Firmen wie etwa im Rahmen des Inflation Reduction Act bereitstellen.
Saudi-Arabien ordert deutlich mehr als im Vorjahr
Wie von Südkorea erhofft, kamen 2023 viele Bestellungen aus Saudi-Arabien. Um an Aufträge zu kommen, hatten Vertreter von Südkoreas Firmen und Regierung bis hin zu Präsident Yoon den saudi-arabischen Kronprinz Mohammed bin Salman immer wieder regelrecht hofiert. Angesichts des hohen Ölpreises in den vergangenen beiden Jahren hatte das ölreiche Land auch deutlich mehr Geld für Projekte zur Verfügung.
In Asien halbierten sich hingegen die Auftragseingänge der südkoreanischen Baufirmen nahezu. Lediglich aus Taiwan und aus Kasachstan kamen neue Orders von mehr als 1 Milliarde US$.
Weitere Informationen zu Südkoreas Bauwirtschaft
Von Frank Robaschik
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