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Strategieplan für die Wasserwirtschaft erhöht Investitionen
Um den Wasserbedarf im zunehmend trockenen Spanien zu decken, sind größere Anstrengungen nötig. Ein Strategieplan der Regierung zielt auf Modernisierung und mehr Digitalisierung.
31.01.2023
Von Oliver Idem | Madrid
In Spanien trifft zunehmender Wassermangel auf eine vielschichtige Nachfrage. Laut einem Bericht der Zeitung El Mundo droht bis 2050 auf 70 Prozent der Landesfläche Wasserknappheit. Davon wären 27 Millionen Menschen betroffen. Entsprechend wird es immer schwieriger, den Wasserbedarf zu decken. Die Landwirtschaft mit circa 13 Millionen Hektar Nutzpflanzenanbau schafft die größte Nachfrage. Etwa 30 Prozent dieser Fläche benötigen eine Bewässerung. Haushalte und touristische Einrichtungen sowie die Industrie sind ebenfalls auf Wasser angewiesen.
Aufgrund von geringen Investitionen ist die spanische Wasserinfrastruktur über die Jahre veraltet. Nun leiten europäische Hilfsgelder eine Trendwende ein. Der im März 2022 von der Regierung beschlossene Strategieplan für den Wasserkreislauf profitiert von Zuschüssen, die Spanien im Rahmen des Pakets Next Generation EU erhält.
Ursprünglich war ein staatlicher Anteil von 1,7 Milliarden Euro vorgesehen. Nach der Aufstockung beläuft sich der öffentliche Beitrag nun auf 2,79 Milliarden Euro. Die Verteilung der zusätzlichen Mittel auf die einzelnen Komponenten des Strategieplans wurde noch nicht veröffentlicht.
Digitalisierung des Wasserkreislaufs hat Priorität
Der Strategieplan der Regierung ist vor allem darauf fokussiert, digitale Technik im Wasserkreislauf stärker zu nutzen. Die geförderten Handlungsfelder sind Städte, der ländliche Raum und industrielle Projekte.
Damit soll die Steuerung verbessert und die Effizienz gesteigert werden. Von den Investitionen verspricht sich die Regierung auch weniger Verluste in den Versorgungsnetzen.
Der vermehrte Einsatz von Informationstechnik soll dazu beitragen, nationale und internationale Vorgaben besser einzuhalten. Die EU kritisierte und bestrafte Spanien in der Vergangenheit dafür, dass Bestimmungen im Abwasserbereich nicht eingehalten wurden.
Maßnahme | Subvention | weitere Quellen | Investitionen gesamt |
---|---|---|---|
Erste Runde Digitalisierung städtische Wasserkreisläufe | 200 | 120 | 320 |
Zweite Runde Digitalisierung städtische Wasserkreisläufe | 1.000 | 600 | 1.600 |
Digitalisierung landwirtschaftlicher Bewässerung | 200 | 150 | 350 |
Einzelprojekte Digitalisierung des Wassermanagements in der Industrie | 100 | 100 | 200 |
übrige Maßnahmen im öffentlichen und Privatsektor | 440 | 150 | 590 |
Strategieplan insgesamt | 1.940 | 1.120 | 3.060 |
Mittlerweile existieren einige Beispiele für Projekte, für die Gelder beantragt wurden:
- Die Metropolregion Valencia bewirbt sich beispielsweise um 10 Millionen Euro Fördergelder, um das Abwassersystem in den Gemeinden zu digitalisieren. Das meldete die Wirtschaftszeitung Cinco Días im Januar 2023.
- Im November 2022 erhielt der Consejo Insular de Aguas de La Palma eine Finanzierungszusage über 3,8 Millionen Euro. Mit diesem Geld soll im Tal Valle de Aridane auf der Kanarischen Insel La Palma die Bewässerung modernisiert werden. Dazu gehört der Bau eines künstlichen Wasserspeichers mit Rückhaltedeich.
- Im Januar 2023 wurde bekannt, dass ein weiteres Projekt mit 24 Millionen Euro aus dem Plan gefördert wird. In Almanzora (Almería) steht die energetische Modernisierung von Bewässerungsanlagen auf 21.041 Hektar Land an.
Ende 2023 soll der administrative Teil des Strategieplans abgeschlossen sein. Bis zum 14. Dezember 2022 befanden sich laut der spanischen Regierung jedoch erst 125 Millionen Euro in der zweiten von drei Zuweisungsphasen.
Meerwasserentsalzung bleibt trotz hoher Energiekosten unverzichtbar
Die Entsalzung von Meerwasser hat sowohl für die Inseln und Küstengebiete als auch für Teile der Landwirtschaft einen hohen Stellenwert. Dies zeigt sich zum Beispiel in der sehr niederschlagsarmen Sommerzeit, die mit der Hochphase der Tourismussaison zusammenfällt. So besuchten im Juli 2022 allein 9,1 Millionen ausländische Gäste das Land.
Zudem ist die Landwirtschaft in der Trockenphase auf eine sichere Wasserversorgung angewiesen. Im November 2022 berichtete die Tageszeitung El Mundo über Europas größte Entsalzungsanlage in Torrevieja (Alicante). Ein Kubikmeter dort produziertes Wasser kostete 1,20 Euro und war damit viermal so teuer wie normales Leitungswasser. Aufgrund von Subventionen für die landwirtschaftlichen Bewässerungsgemeinschaften bezahlten die Abnehmer jedoch nur 0,53 Euro.
In Zukunft wird die Meerwasserentsalzung trotz der hohen Energiekosten an Bedeutung gewinnen. Die im September 2022 geplanten Investitionen betrugen 176 Millionen Euro seitens der autonomen Gemeinschaft Katalonien und 128 Millionen Euro seitens der Zentralregierung. Von den 68 Anlagen im Land stehen acht vor einem Ausbau. Danach können statt 326,5 Millionen Kubikmeter pro Jahr rund 480 Millionen Kubikmeter Meerwasser behandelt werden. Unter anderem erweitert das Staatsunternehmen Acuamed fünf Anlagen in Andalusien, Murcia und Valencia.
Insgesamt geht der Trend weg von Großprojekten, wie sie vor 20 Jahren umgesetzt wurden. Stattdessen rücken kompaktere Anlagen in den Fokus. Diese können beispielsweise bestehende Einrichtungen ergänzen oder in der Landwirtschaft genutzt werden. Manche Gemeinden mit akutem Wassermangel in den Sommermonaten überbrücken diesen Zeitraum mit mobilen Entsalzungsanlagen. Nach den hohen Kosten für die energieintensive Entsalzung im Jahr 2022 spricht vieles für Anlagen, die beispielsweise durch Fotovoltaik versorgt werden. Diese Option bietet sich insbesondere im sonnenreichen Spanien an.
Intensiver Wettbewerb prägt die Wasserwirtschaft
Private Unternehmen erzielen auf dem spanischen Wassermarkt laut der Wirtschaftszeitung Expansión einen Umsatz von etwa 1,6 Milliarden Euro jährlich. In der Wasserbranche sind sowohl internationale als auch lokale Unternehmen vertreten. Darunter befinden sich einige große private Akteure mit einem breiten Portfolio. Für Unternehmen aus dem Wassersektor interessieren sich auch immer wieder internationale Investmentfonds.
Das spanische Infrastrukturunternehmen Ferrovial ist auch im Ausland aktiv, unter anderem in Frankreich und den Vereinigten Staaten. Der Infrastrukturkonzern Sacyr suchte im Januar 2023 nach Kaufinteressenten für 49 Prozent seiner Wassersparte. Zuvor hatte der Baukonzern FCC für sein Tochterunternehmen Aqualia rund 1 Milliarde Euro erhalten. Die französische Saur-Gruppe ist in Spanien mit ihrem Tochterunternehmen Gestagua vertreten. Ebenso wird die französische Veolia durch Agbar in Spanien repräsentiert.