Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | USA | Bauwirtschaft

Noch boomt in den USA der Bau von Fabriken

Die Reindustrialisierung des Landes bietet Zuliefermöglichkeiten für ausländische Anbieter. Doch zum Jahresbeginn 2025 herrscht Verunsicherung am Markt.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Die USA erleben eine Art Reindustrialisierung. Das zeigt sich deutlich an den Bauleistungen des verarbeitenden Gewerbes, die sich von 2020 bis 2024 nahezu vervierfacht haben. Der Sektor steht damit inzwischen für 10 Prozent aller erbrachten Bauleistungen im Land, so das nationale Statistikamt. Allerdings hat sich die Wachstumskurve 2024 abgeflacht. Dies ist jedoch vor allem dem statistischen Basiseffekt geschuldet: Das exponentielle Wachstum der vergangenen Jahre lässt sich nicht unendlich lange fortsetzen. 

Der Markt dürfte sich daher bald auf einem sehr hohem Niveau stabilisieren, erwarten Branchenanalysten. Der FMI North American Construction Outlook sowie der Dodge Construction Outlook gehen für 2025 von einem nominalen Wachstum der Bauleistungen der produzierenden Industrie von 5 Prozent aus. Für 2026 rechnet FMI mit einer Stagnation, ehe die Bauleistungen in dem Sektor 2027 und 2028 den Rückwärtsgang einlegen.

Vor allem Joe Bidens Inflation Reduction Act (IRA) der im Kern ein riesiges Klimaschutzprogramm ist und der Chips and Science Act haben für einen wahren Investitionsboom im verarbeitenden Gewerbe gesorgt. Alleine in den Bereichen Elektromobilität, Solarausrüstungen und Halbleiter befindet sich der Bau neuer Fabriken im Umfang von 500 Milliarden US-Dollar (US$) in der Pipeline, berichten Branchenverbände.

Öl und Gas statt Elektromobilität und erneuerbarer Energien?

Doch Donald Trump ist der IRA ein Dorn im Auge. Der Klimaerwärmung steht er skeptisch gegenüber. Sein Schwerpunkt liegt auf der Förderung des Öl- und Gassektors ("drill, baby, drill"). Trumps Team soll bereits an einer Aussetzung der Kaufprämie für Elektroautos, die derzeit bis zu 7.500 US$ pro Fahrzeug beträgt, arbeiten. Ohne diese dürften sich künftige Investitionen in Batteriefabriken kaum noch rechnen.

Die teilweise oder komplette Aussetzung des IRA ist allerdings nur mit Zustimmung der beiden Kongresskammern möglich. Dort verfügt Trumps republikanische Partei nur über knappe Mehrheiten. Bereits in der Vergangenheit gab es bei Abstimmungen immer wieder Abweichler. Das dürfte auch künftig so sein, denn viele republikanisch geführte Bundesstaaten profitieren von den Subventionen des IRA.

Investoren warten weitere politische Entwicklung ab

Dennoch herrscht am Markt Verunsicherung: Investoren in den Bereichen Erneuerbare Energien und Elektromobilität verhalten sich abwartend, berichten Medien und Unternehmer im Gespräch mit Germany Trade & Invest. Laut dem Dodge Construction Outlook ging 2024 im verarbeitenden Gewerbe der Wert neu gestarteter Bauprojekte (gemessen am projizierten Gesamtwert der Vorhaben) um 19 Prozent zurück.

Analysten wie Deloitte erwarten ein herausforderndes Jahr 2025 für die produzierende Industrie. Allerdings haben zahlreiche Industriefirmen bereits ihre Subventionszusage erhalten und werden in den nächsten Jahren fleißig bauen. Die Pipeline an Projekten in der Bauphase bleibt damit vorerst zumindest gut gefüllt.

Zugleich brummt die Konjunktur weiter: Die US-Notenbank erwartet für 2025 ein Wirtschaftswachstum von real 2,5 Prozent. Die Zinsen sollen laut Analysten weiter sinken. Positiv auf die Investitionstätigkeit dürften sich auch die von Trump versprochenen Steuersenkungen für Unternehmen und Deregulierungen auswirken.

Ausländische Gebäudetechnik gefragt

Damit bleiben auch die Geschäftsaussichten für deutsche Unternehmen insgesamt positiv. Für die Errichtung von Fabriken, Montage- und Lagerhallen werden Baumaschinen benötigt, die nicht immer in ausreichender Menge oder Qualität in den USA vorhanden sind. Stehen die Werke, müssen sie mit Fertigungstechnologie und Gebäudetechnik ausgestattet werden.

Geschäftsmöglichkeiten erschließen sich hier etwa im Bereich der Aufzugs- und Fördertechnik. Bei der Kälte-, Klima- und Wärmetechnik kommen teils hochspezialisierte Anbieter zum Zug. Und wo sensible Hightechprodukte hergestellt werden, bedarf es entsprechender Sicherheitstechnik. 

Auch die Themen Umwelt, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz kommen nicht zu kurz. Für die Produktion von Batterien und Chips werden große Mengen an Wasser benötigt. Moderne Abwassertechnologien sind daher gefragt. Ebenso erfordern Produktionsrückstände ein modernes Abfall- und Recyclingmanagement. Deutsche Anbieter haben in diesen Bereichen einen deutlichen Wettbewerbsvorteil gegenüber der amerikanischen Konkurrenz.

Trotz Protektionismus: Deutsche Firmen gut im Geschäft

Für Projekte, die mit Bundesmitteln subventioniert wurden, gelten lokale Wertschöpfungsanteile. Diese liegen zumeist bei 30 bis 40 Prozent, können aber etwa bei Baustoffen bis zu 100 Prozent erreichen. Hinzu kommen weitere Vorgaben der Bundesstaaten und Gemeinden, sodass sich ein kaum durchschaubares Geflecht an Domestic-content-Regeln ergibt.

Diese sehen allerdings Ausnahmevorschriften vor, wenn es nicht ausreichend einheimische Anbieter gibt. Das kommt relativ häufig vor. Der Verband deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) berichtet etwa, dass seine Mitglieder trotz der protektionistischen Schranken von den großen Konjunkturprogrammen profitieren konnten. 

Doch neue Zölle drohen zeitnah. Trump hat bislang vor allem eine Abgabe von 25 Prozent auf kanadische und mexikanische sowie von bis zu 60 Prozent auf chinesische Importe ins Spiel gebracht. Ob er darüber hinaus den im Wahlkampf angekündigten Zoll von 10 bis 20 Prozent auf alle übrigen Einfuhren Wirklichkeit werden lässt, bleibt abzuwarten.

Führende Bauunternehmen im FabrikbauSpartenumsatz (in Milliarden US$)
Firma

2023

Walbridge

4,9

Hoffman Construction

4,8

Barton Malow

4,2

The Yates Construction

3,5

Austin Industries

2,4

Comfort Systems

2,3

Exyte

1,6

Gray 

1,1

Alberici-Flintco

1,0

Quelle: Engineering News Record 2024

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.