Die Finanzmittel für spanische Start-ups stammen zumeist aus privaten Quellen. Internationale Investmentfonds spielen wegen ihrer hohen Kapitalausstattung eine wichtige Rolle.
Bei den Finanzierungsquellen für spanische Start-ups dominieren private Geldgeber gegenüber öffentlichen. Zudem spielen internationale Investmentfonds eine ebenso wichtige Rolle wie inländische Finanziers.
Nach Berechnungen der Stiftung Fundación Innovación Bankinter war 2021 ein Rekordjahr in der Finanzierung von Start-ups. Diese zogen knapp 4,3 Milliarden Euro an Investitionen an. Das Kapital floss in 409 Transaktionen. Bei den "Megarunden" über 100 Millionen Euro zeigte sich ebenfalls eine Zunahme.
Gegenüber dem Vorjahr stieg das Gesamtvolumen auf nahezu den vierfachen Wert. Die Hälfte des Geldes stammte von ausländischen Investmentfonds. Durch die zunehmend bessere Kapitalausstattung spanischer Fonds finden mehr Runden statt, in denen sie mit internationalen Akteuren zusammen investieren.
Steiler Anstieg auf 10,5 Millionen Euro pro Finanzierungsrunde
Im Durchschnitt verdreifachte sich das Volumen pro Runde 2021 auf 10,5 Millionen Euro. In der Summe erhielten Start-ups, die sich mit Geschäftsprozessen und Produktivität befassen, das meiste Geld. Auch Start-ups aus dem Immobiliensektor warben überdurchschnittlich hohe Mittel ein.
Einige weitere Zweige zeichnen sich nicht durch besonders hohe Investitionssummen, aber viele Transaktionen aus. Dazu zählten 2021 vor allem Fintech und Insurtech sowie Gesundheit und Wellness.
Fachverband bündelt die meisten Risikokapitalgesellschaften des Landes
Die wichtigsten Risikokapitalgesellschaften sind die internationalen Firmen mit weltweiter Präsenz. Spanische Fonds sind eher klein. Die Mittelausstattung eines spanischen Fonds beträgt im Durchschnitt etwa 50 Millionen Euro. Das Maximum liegt bei 150 Millionen Euro.
Der Verband für Kapital, Wachstum und Investitionen ASCRI (Asociación Española de Capital, Crecimiento e Inversión) hat über 120 Privatgesellschaften für Unternehmensfinanzierung als Mitglieder. Das entspricht etwa 90 Prozent der Private-Equity-Gesellschaften in Spanien.
Im Internetauftritt von ASCRI besteht die Möglichkeit, Mitgliedsunternehmen nach Investitionsbranchen, Investitionsspanne oder Investitionsphasen zu filtern.
Zu den wichtigsten spanischen Risikokapitalgesellschaften zählen Caixa Capital Risk, Adara Ventures, Bullnet Capital, Kibo Ventures, Nauta Capital, TheVentureCity, Seaya Ventures, Bonsai, K Fund, Cabiedes & Partners, Indexa Capital und Samaipata.
Aufbauplan speist drei staatliche Förderprogramme
Die Brüsseler Finanzhilfen von Next Generation EU verbessern auch das Förderumfeld der öffentlichen Hand für Start-ups. Der spanische Staat unterstützt mit dem Fondo Next Tech insbesondere disruptive Hightech-Unternehmen. Diese Finanzierungsquelle wurde im Juli 2021 ins Leben gerufen und ist auf vier Jahre ausgelegt. Aus dem Staatsbudget fließen 2 Milliarden Euro in den Topf, der als Wagniskapitalgeber fungieren soll. Zudem ist beabsichtigt, dass sich private Unternehmen in gleichem Ausmaß an dem Fonds beteiligen.
Für die Regierung ist der Fondo Next Tech ein Baustein dafür, die Digitalisierung des Landes voranzutreiben. Entsprechend zielt die Förderung auf Unternehmen, die digitale Projekte mit besonders hoher Wirkung umsetzen. Zudem soll das Wachstum von Digitalunternehmen beschleunigt werden.
Im Blickfeld befinden sich Technologien und Anwendungen wie künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge und die Verarbeitung großer Datenmengen. Cloud-Computing und Blockchain stehen ebenfalls im Fokus. Weitere Beispiele sind die digitale Verarbeitung natürlicher Sprache, Cybersicherheit sowie Biometrie und digitale Identitäten.
Die Unternehmenszielgruppe besteht vor allem aus Scale-ups. Wenn diese ausgewählt werden, beträgt die Mindestinvestitionssumme 3 Millionen Euro. Die Regeln des Fonds lassen aber auch die Möglichkeit offen, etwa 1 Million Euro in technisch besonders innovative Start-ups zu investieren.
Mit dem Programa Aceleración de Startups richtet sich die Regierung an junge Unternehmen in der Wachstumsphase. Diese können individuelle Beratung und einen auf sie abgestimmten Wachstumsplan erhalten. Mit den vorhandenen 42,8 Millionen Euro sollen 6.100 Start-ups bis Ende 2023 unterstützt werden.
Das dritte Programm Activa Startups dient der Innovationsförderung. Hierbei liegt der Akzent auf der Zusammenarbeit von Start-ups sowie kleinen und mittleren Unternehmen. Im Fokus stehen unter anderem die Lösung von technischen Schwierigkeiten, die Entwicklung neuer Produkte und der Einsatz disruptiver Technologien. Auch dieses Programm läuft bis Ende 2023. Für 11.000 Unternehmen stehen pro gefördertem Innovationsprojekt bis zu 40.000 Euro Budgetmittel zur Verfügung.
Viele junge Unternehmen stützen sich auf eigene Finanzmittel
Die Finanzierung durch Familie und Freunde spielt für spanische Start-ups eine im europäischen Vergleich große Rolle. Diese eigenen Mittel bildeten laut der Studie Mapa de Emprendimiento 2020 die wichtigste Quelle mit 46 Prozent. Hingegen entfielen nur 5 Prozent auf öffentliche Gelder.
Risikokapital wurde sehr ungleich über die verschiedenen Etappen genutzt. Diese Finanzierungsform ist vor allem entscheidend, um den Unternehmen einen Anschub nach der Gründung zu geben. Von den insgesamt genutzten Mitteln entfielen 60 Prozent auf die Gründungsphase der Start-ups. Unternehmen in der Zwischenphase vereinigten 32 Prozent des Wagniskapitals auf sich. Auf die Scale-up-Periode entfielen nur 8 Prozent der Risikofinanzierungen.
Spanien verfügt auch über Business Angels, die eigenes Kapital nach ihren Kriterien in junge Unternehmen investieren. Ein Teil von ihnen hat sich im Fachverband Asociación Española Business Angels zusammengeschlossen. Dessen Mitgliederverzeichnis listet 28 Partner auf.
Zudem existieren weitere Business Angels, die ihre Erfahrung meistens aus der erfolgreichen Gründung von Digitalunternehmen schöpfen. Ihre Gesamtzahl ist nicht bekannt. Insgesamt dürfte in Spanien eine dreistellige Anzahl von Business Angels aktiv sein.
Von Oliver Idem
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Madrid