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Special Südostasien Lieferketten, Beschaffung

Die Straße von Malakka ist ein Nadelöhr des Welthandels

Fast der gesamte Handel zwischen Europa und Ostasien führt durch die Meerenge zwischen Malaysia, Indonesien und Singapur. Im Krisenfall wären Alternativrouten länger und teurer.

Von Frank Malerius | Jakarta

Die Straße von Malakka ist eine knapp 900 Kilometer lange, zwischen Indonesien im Westen sowie Malaysia und Singapur im Osten liegende Meerenge und die meistbefahrene Wasserstraße der Welt. Fast 100.000 Handelsschiffe passieren sie jährlich, beladen mit geschätzt 40 Prozent des Welthandels. Zwischen Singapur und den umliegenden indonesischen Riau-Inseln ist der Schifffahrtsweg ein Flaschenhals von nur wenigen Kilometern Breite. Genau in dieser Gegend greifen jährlich mehrere Dutzend mal Piraten internationale Frachtschiffe an, zumeist von indonesischer Seite ausgehend. Bisweilen werden selbst Tanker gekapert, doch für die unzähligen riesigen Handelsschiffe der großen internationalen Reedereien sind sie kein generelles Sicherheitsproblem.

Anbindung an regionale Großhäfen

Praktisch der gesamte maritime Handel zwischen Europa und Südostasien führt durch die Straße von Malakka. Zentral ist der Hafen von Singapur, der zweitgrößte Warenumschlagplatz der Welt (nach dem Hafen von Shanghai). In unmittelbarer Nachbarschaft liegen die malaysischen Häfen Port Klang und Tanjung Pelapas sowie der Hafen von Tanjung Priok in der indonesischen Hauptstadt Jakarta. Schiffe auf dem Weg nach China passieren zudem den südvietnamesischen Hafen von Ho Chi Minh City. Kleine Abstecher führen zum Hafen von Laem Chabang im Golf von Thailand und zum philippinischen Hafen von Manila. Nicht zu allen dieser Umschlagplätze gibt es wechselseitige Direktverbindungen von Containerschiffen nach Deutschland. Wichtigster Trans-Shipment Point ist Singapur.

Handel mit China verläuft durch das Nadelöhr

Etwa 10 Prozent der deutschen Exporte, vor allem Industriegüter, werden durch die Straße von Malakka transportiert. Sie landen insbesondere in China. Knapp 20 Prozent der deutschen Importe kommen über diese Meerenge. Dabei handelt es sich zum großen Teil um Vorprodukte und Konsumgüter. China ist mit Abstand wichtigster Lieferant Deutschlands. 

Die Straße von Malakka ist eine Schlagader des Handelsriesens China. Über sie versorgt sich die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt unter anderem mit Öl aus dem Nahen Osten. Der größte Teil anderer Rohstoffe und Nahrungsmittel wird hingegen nicht über die Straße von Malakka, sondern über den pazifischen Ozean oder auf dem Landweg aus Kontinentalasien oder aus Südostasien in China angeliefert. 

Chinesische Unternehmen senden jährlich Konsum- und Investitionsgüter im Wert von vielen Hundert Milliarden US-Dollar durch die Straße von Malakka nach Europa. 

Große strategische Bedeutung im Krisenfall

Geopolitisch spielt die Straße von Malakka eine überragende Rolle. Im internationalen Krisenfall wäre sie militärisch einfach zu blockieren. Dann würden die globalen Lieferketten fast aller Industrien unmittelbar zusammenbrechen. Geplante oder bestehende alternative Handelsrouten haben Nachteile. Der am meisten diskutierte Weg wäre eine etwa 90 Kilometer lange Landbrücke zwischen der Andamanensee und dem Golf von Thailand

Im indonesischen Archipel, südöstlich der Straße von Malakka gelegen, gibt es einige alternative Handelswege zwischen dem Indischen Ozean und dem Südchinesischen Meer: Die Straße von Sunda, zwischen den indonesischen Hauptinseln Sumatra und Java, ist für große Handelsschiffe allerdings zu flach. Hier liegen die noch aktiven Überreste des einstigen Supervulkans Krakatau. Die tiefere, zwischen den kleineren Inseln Bali und Lombok gelegene Straße von Lombok wäre gegenüber der Straße von Malakka ein Umweg von bis zu 1.000 Seemeilen – das entspricht mehr als einer Woche zusätzlicher Fahrzeit. Diese Durchfahrt ließe sich zudem ebenfalls leicht blockieren. Eine wenig befahrene Handelsroute ist die Straße von Ombai. Sie führt nördlich der Insel Timor durch die kleinen Sundainseln in die Bandasee und wäre gegenüber dem Weg durch die Straße von Lombok eine um weitere Hunderte Seemeilen längere Route.

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