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Special China Konnektivität

ASEAN-China-Korridor bietet neue Routen für den Welthandel

Der Internationale Land-See-Transportkorridor ist kaum bekannt, doch das könnte sich ändern. Drei Routen bieten Anschlüsse von Südostasien nach China - und weiter nach Europa.

Von Marcus Hernig | Bonn

Der Neue Internationale Land-See-Handelskorridor (New International Land-Sea Trade Corridor, ILSTC) zwischen China und dem Verband südostasiatischer Staaten (ASEAN) bietet aktuell drei Hauptrouten. Sie dienen dazu, Güter zwischen dem westchinesischen Chongqing und den Staaten Südostasiens direkt über Land oder intermodal per Schiff, Schiene und/oder Straße zu transportieren. Zwei dieser Verbindungen haben Singapur als Endziel. Sie binden Thailand, Laos und Malaysia eng an Chinas Westen an. Die dritte Route des Korridors ermöglicht schnelle Schienenverbindungen von Chongqing nach Nordvietnam.

Von Chongqing aus, dem wichtigsten Verkehrsknotenpunkt im Südwesten Chinas, bestehen Verbindungen über die eurasische Landbrücke nach Europa. Zudem sind von hier aus auch Shanghai und die chinesische Ostküste per Schiff, Zug oder Straße angebunden. So können viele Zielorte in Südostasien von China aus erreicht werden, ohne die Taiwan-Straße passieren zu müssen. Transporte von und nach Europa umgehen zusätzlich die Straße von Malakka und das Rote Meer.

Die erste Route: Per Schiene mit Unterbrechungen

Die Eisenbahnverbindung zwischen China und Südostasien, auch bekannt als Kunming-Singapur-Eisenbahn, bildet die erste Route des ILSTC. Bisher ist erst ein Teilstück zwischen China und Singapur, die Laos-China-Eisenbahn (LCR, Laos-China Railway), komplett modernisiert. Zwischen Vientiane in Laos und Kunming in China wurden seit Eröffnung der Strecke Ende 2021 bis Mitte 2024 über 9.000 internationale Frachtzüge mit rund 8 Millionen Tonnen Fracht bewegt.

Der nächste Abschnitt zwischen der Metropolregion Bangkok und der laotisch-thailändischen Grenze bei Nong Khai wird noch ausgebaut: Bis 2027 soll eine zweispurige Güterverkehrsstrecke entstehen. Dazu muss allerdings von Thailands 1.000 Millimeter-Schmalspurformat auf Laos' 1.435 Millimeter-Normalspur umgeladen werden. Zusätzlich befindet sich eine Hochgeschwindigkeitsstrecke (High Speed Rail, HSR) von Bangkok an die Grenze nach Laos im Bau, die 2028 betriebsbereit sein soll.

Der erste Containerzug von China nach Bangkok startete Ende Dezember 2023. In Thailands Eastern Economic Corridor (EEC) produzieren viele deutsche Unternehmen, insbesondere Firmen der Automobilbranche. Verbesserte Frachtbedingungen per Schiene und Straße nach Südchina sind für Lieferungen und Zulieferungen zwischen den Standorten deutscher Unternehmen in China und im EEC daher von Bedeutung.

Weiter Richtung Malaysia und Singapur existieren bisher nur Pläne für einen möglichen Ausbau der Strecke. Seit 2024 favorisieren Verkehrsplaner in Malaysia den Bau einer HSR-Strecke nach Norden, um schnellen Bahnanschluss an die Region Bangkok herzustellen. Ebenfalls in Planung ist ein HSR-Abschnitt von Kuala Lumpur nach Singapur, der rund 15 Milliarden US-Dollar (US$) kosten soll. 

Diese Route eröffnet auch deutschen Unternehmen Möglichkeiten, vor allem Thailand und Europa via Chongqing zu verbinden, ohne die Straße von Malakka per Schiff passieren zu müssen: Deutsche Logistiker wie DB Schenker nutzen bereits die Laos-China-Eisenbahn (LCR) als Teilstück des Internationalen Nord-Süd-Handelskorridors und weiter via China nach Europa. 

Die zweite Route: Intermodal geht es am schnellsten

Intermodal per Schiff und Zug sind Singapur und Chongqing deutlich besser verbunden:  Die Region am Golf von Tonkin mit den chinesischen Häfen Beihai, Fanchenggang und Qinzhou unweit der Grenze zu Vietnam bietet funktionierende Verbindungen in verschiedene südostasiatische Hafenstädte, unter anderem nach Malaysia, Deutschlands wichtigstem Handelspartner in Südostasien. Richtung Norden erreicht der Containerhafen Qinzhou auch Südkorea und Russland.

Die drei Häfen streben für 2024 einen Umschlag in Höhe von 9 Millionen Zwanzig-Fuß-Standardcontainern (TEU) an. Laut World Cargo News konnten 2023 bereits über 8 Millionen TEU umgeschlagen werden. Die Häfen am  Golf von Tonkin erreichen damit zusammen bereits die Kapazität des Hamburger Hafens. 

Der Intermodalverkehr über diese zweite Route des ILSTC erreichte China Railway zufolge im Jahr 2023 über 700.000 TEU. Das sind 8 bis 9 Prozent des Gesamtumschlags der Häfen am Golf von Tonkin. Güter aus Europa können via eurasischem Korridor und weiter über diese Route sowie aus China Malaysia und Singapur erreichen. Sie meiden so Straße von Malakka und Taiwanstraße.

Die dritte Route: Enormer Zeitgewinn von und nach Vietnam

Fracht zwischen Westchina und Nordvietnam kann seit 2022 komplett per Schiene befördert werden. Güterzüge von Chongqing über Lao Cai nach Hanoi müssen dabei jedoch noch auf die alte 1.000 Millimeter-Schmalspur umgeladen werden. Daneben ist seit 2024 auch der chinesische Hafen Fanchenggang am Golf von Tonkin mit der Grenze nach Vietnam bei Dongxing per Schnellzugfrachtstrecke verbunden. Von Vietnam aus fahren bereits Testzüge über Xi'an nach Kasachstan sowie über Zhengzhou und Russland nach Belgien.

Während Schiffe auf der Seeroute vom vietnamesischen Haiphong nach Antwerpen 45 Tage benötigen, schafften die Testzüge von Hanoi nach Belgien die Strecke via China und Russland in 25 bis 27 Tagen. Davon entfallen 4 bis 5 Tage auf die Strecke von Vietnam nach Chongqing, dem ersten Abschnitt der Route. Sanktionen infolge des Krieges in der Ukraine haben Transportangebote via Russland über die Pilotprojekte hinaus bisher verhindert.

Vietnam möchte sein veraltetes Eisenbahnsystem ab 2030 umfassend erneuern. Planungen für die Modernisierung der grenzüberschreitenden Verbindung von Haiphong via Hanoi nach China wurden 2023 abgeschlossen. Künftig sollen Güterzüge mit Geschwindigkeiten von bis zu 160 Stundenkilometern (Medium Speed Trains) auf 1.435 Millimeter-Standardspur ohne Umladen zwischen China und Hanoi rollen. Für Exporte aus Vietnam in die EU über die eurasisches Korridore haben Direktverbindungen große Bedeutung, ebenfalls für die Zulieferung zwischen den Produktionsstandorten China und Vietnam.

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