Südafrikas Kfz- und Zulieferindustrie ist breit aufgestellt und trägt einen wichtigen Teil zur Wirtschaftsleistung bei. Ein Großteil der Fahrzeuge geht in den Export.
Südafrika ist der größte Produktionsstandort der Automobilindustrie auf dem afrikanischen Kontinent. Mit seinen gut etablierten Industrieverbänden und -strukturen, einer langfristig angelegten Automobilpolitik und günstigen Handelsabkommen ist die Kfz-Industrie eine tragende Säule des verarbeitenden Sektors im Land.
Die Automobilindustrie ist zudem einer der größten Arbeitgeber in Südafrika. Zusammen beschäftigten Hersteller und Zulieferer 2023 über 136.000 Arbeitskräfte. Fahrzeuge, Kfz-Teile und Komponenten hatten einen Anteil von 21,9 Prozent an der Wertschöpfung des produzierenden Gewerbes und trugen 2023 rund 5,3 Prozent zum südafrikanischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei (2022: 4,9 Prozent). Der wertmäßige Anteil der Automobilindustrie an den Gesamtexporten Südafrikas liegt bei 14,7 Prozent.
Produktion konzentriert sich auf drei Provinzen
Sieben Automobilkonzerne produzieren bislang in Südafrika: BMW, Daimler, Ford, Isuzu, Nissan, Toyota und Volkswagen. Mit der Investitionsankündigung von Stellantis kommt der achte OEM (Original Equiment Manufacturer) nach Südafrika. Ihre Produktionsstandorte befinden sich in den Provinzen Gauteng (BMW, Nissan, Ford), Eastern Cape (Volkswagen, Mercedes-Benz, Isuzu, Ford) und KwaZulu-Natal (Toyota). Die meisten Fahrzeuge wurden 2023 mit 41,8 Prozent in der Provinz Eastern Cape hergestellt. Die Zulieferindustrie hat sich im Umfeld der OEM angesiedelt. Gauteng – das Wirtschaftszentrum Südafrikas – weist mit 200 Zulieferern die höchste Dichte auf; es folgt Eastern Cape (150) und KwaZulu-Natal (80).
Deutschland ist wichtigster Handelspartner
Die südafrikanische Automobilindustrie ist stark exportorientiert und eng in globale Lieferketten eingebunden. 2023 gingen zwei Drittel aller produzierten Kfz in den Export. Wichtigste Zielregion ist Europa. Deutschland ist sowohl Südafrikas größter Abnehmer von Kfz als auch wichtigster Lieferant von Komponenten. Zweitwichtigstes Exportziel ist das Vereinigte Königreich, da vor allem Autos mit Rechtslenker am Kap gebaut werden.
Im globalen Ranking der Automobilproduzenten liegt Südafrika mit 633.332 produzierten Fahrzeugen auf Platz 22 (Marktanteil: 0,67 Prozent), in Afrika auf Platz 1 - über 50 Prozent aller auf dem afrikanischen Kontinent hergestellten Kfz kommen aus Südafrika. Der 2018 beschlossene South African Automotive Masterplan (SAAM) setzt das Ziel, den weltweiten Produktionsanteil bis 2035 auf 1 Prozent zu erhöhen.
International ausgerichtete Zulieferindustrie
Südafrika verfügt über eine gut aufgestellte Automobilzuliefererindustrie, die eine breite Palette an Komponenten für die Erstausrüstung und den Ersatzteilmarkt produziert. Der Großteil davon wird an die OEM verkauft, der Rest geht in den Export und auf den Ersatzteilmarkt. Katalysatoren sind das wichtigste aus Südafrika exportierte Kfz-Bauteil und machten 2023 44,1 Prozent der gesamten Kfz-Bauteilausfuhren aus, gefolgt von Motorenteilen, Reifen, Getriebewellen und Kurbeln. Die Ausfuhren von Automobilkomponenten sanken 2023 um 4,8 Prozent auf 3,7 Milliarden US-Dollar (US$), was hauptsächlich auf den Exportrückgang bei Katalysatoren zurückzuführen ist.
Von den 198 im Land ansässigen Tier-1-Zulieferern sind etwa drei Viertel ausländische multinationale Unternehmen, darunter Continental, Bosch, Faurecia, Plastic Omnium oder Goodyear. Auch deutsche Spezialisten wie Ate, Aunde, Benteler, Eberspächer, Knorr-Bremse, Mahle, Schaeffler und ZF sind vor Ort.
Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach Südafrika In Millionen Euro, Veränderung in Prozent | 2023 | Veränderung 2023/2022 | aus Deutschland |
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SITC 778.3 Kfz-Elektrik | 208 | 224 | -6,7 |
SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc. | 1.720 | 1.858 | 4,5 |
SITC 773.13 Zündkabelsätze | 155 | 167 | 8,8 |
SITC 713.2 Motoren | 123 | 133 | 3,7 |
Quelle: UN Comtrade, 2024
Neuer Logistikhub für den Export
Es ist zu erwarten, dass die Bedeutung des Produktionsstandortes Gauteng weiter zunehmen wird. Dazu trägt die Sonderwirtschaftszone Tshwane Automotive Special Economic Zone (TASEZ) bei, die 2022 in Betrieb genommen wurde. Angebunden an die TASEZ entsteht derzeit Südafrikas größte Autostadt Tshwane Automotive City (TAC). Betreiber ist das Automotive Industry Development Centre (AIDC), das bereits den Automotive Supplier Park in Rosslyn bei Pretoria verwaltet. Dort produzieren derzeit 13 Hersteller von Automobilkomponenten, Zulieferer und OEM-Dienstleister.
Als Logistikhub soll TAC die Produktionsstandorte von BMW, Nissan und Ford miteinander und mit den wichtigsten Exporthäfen und -korridoren im südlichen Afrika (SADC-Region) verbinden. Zusätzlich zum Ausbau verschiedener Straßen wird der Bau eines Trockenhafens geprüft, durch den eine direkte Güterverkehrsverbindung über die Schiene zu den Häfen in Richards Bay, Durban oder Gqeberha entstehen könnte.
Neben den Logistikknotenpunkten umfasst das millionenschwere Projekt den Bau von Wohnsiedlungen, eines Einkaufszentrums, eines Privatkrankenhauses und eines Solarkraftwerks. Die Betreiber rechnen damit, dass TAC in den nächsten 10 bis 15 Jahren Investitionen im Wert von mehr als 2 Milliarden US$ anziehen und knapp 60.000 Arbeitsplätze schaffen wird.
Die größte Sonderwirtschaftszone Südafrikas, Coega, befindet sich in der Provinz Eastern Cape. Daneben beherbergt das Ostkap die Sonderwirtschaftszone East London, einer der führenden Industrieparks des Landes mit einem Automobilzuliefererpark.
Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in SüdafrikaInvestitionssumme in Millionen EuroVorhaben | Investitionssumme | Projektstand | Anmerkungen |
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KNPG - Durban Automotive Supply Park | 735 | Design | Die Provinzregierung von KwaZulu-Natal (KNPG) plant den Bau eines Automobil-Zulieferparks auf einer Fläche von 1.000 Hektar in Durban |
Volkswagen - Eastern Cape Manufacturing Plant | 193 | k.A. | Bau eines neuen SUV im Montagewerk des Konzerns in Kariega, Provinz Eastern Cape, ab 2027 |
Stellantis – Gauteng Automobile Assembly Plant | 152 | Studie | Bau eines Werks in einer Sonderwirtschaftszone Coega, in Kooperation mit der Industrial Development Corporation (IDC), Produktion ab 2027 |
Ford - Struandale Engine Plant Upgrade in Gqeberha | 38 | Studie | Aufrüstung des Montagewerks Gqeberha mit 21.000 Einheiten des neuen 3,0-Liter-V6-Turbodieselmotors |
Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos | k.A. | Ausschreibung | Initiative der Hersteller über Automotive Industry Transformation Fund (AITF) |
Quelle: MEED Projects; Recherchen von Germany Trade & Invest, 2024
Von Jenny Tala
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Johannesburg