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Branche kompakt | Südafrika | Kfz-Industrie

Südafrikas Automobilindustrie muss sich neu ausrichten

Eine Produktionsumstellung auf E-Autos ist für Südafrikas exportorientierte Kfz-Branche unumgänglich. In den Investitionsvorhaben der Hersteller spiegelt sich das noch nicht wider.

Von Jenny Tala | Johannesburg

Ausblick der Kfz-Branche in Südafrika

Bewertung:

 

  • Südafrikas Automobilindustrie erholt sich weiter von der Covid-19-Pandemie. Trotz teilweise zweistelliger Wachstumsraten wurde das Vorkrisenniveau beim Neuwagenabsatz noch nicht erreicht. Nach schwierigen Monaten blickt die Branche optimistischer in das 2. Halbjahr 2024.  
  • OEMs und Zulieferer weiten ihre Produktionskapazitäten aus. Mehrere große Automobilkonzerne kündigten Investitionen in Werke und neue Modelle an. Die Regierung hat ein White Paper für Elektromobilität vorgelegt, das finanzielle Anreize für die Produktion von E-Autos ab 2026 beinhaltet. 
  • Zwei Drittel aller produzierten Kfz werden exportiert, vor allem nach Europa. Deutschland ist Südafrikas wichtigster Handelspartner. Auf dem lokalen Markt dominieren asiatische Modelle. 

 

Anmerkung: Einschätzung der Autorin für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Mai 2024

  • Markttrends

    Trotz Herausforderungen stärkt Südafrika seine Position als Produktionsstandort für die Kfz-Industrie. Auf dem heimischen Absatzmarkt haben asiatische Hersteller die Nase vorn. 

    Volkswagen und Stellantis investieren in südafrikanische Werke

    Die südafrikanische Automobilpalette wird um neue Modelle erweitert: Im April kündigte die Volkswagen Africa Group an, ab 2027 ein neues Sport Utility Vehicle (SUV) im Montagewerk des Konzerns in Kariega, Provinz Eastern Cape, zu produzieren. Die Investitionssumme beläuft sich auf rund 210 Millionen US-Dollar (US$). 

    Der Zeitpunkt der Ankündigung ist richtungsweisend, denn er zeigt: Volkswagen setzt in Afrika weiterhin auf Verbrennermotoren – obwohl über 60 Prozent der in Südafrika produzierten Fahrzeuge nach Europa exportiert werden, wo Verbrennermotoren ab 2035 verboten sind. Volkswagen begründet die Entscheidung mit einer nach wie vor hohen Kundennachfrage nach Verbrennern und der langsamen Einführung von Elektrofahrzeugen in Afrika. Der neue SUV soll nicht nur in Südafrika, sondern auch auf anderen afrikanischen Märkten vertrieben werden. 

    Auch weitere Hersteller setzen auf den Produktionsstandort Südafrika: Mit Stellantis wird künftig der achte Erstausrüster (OEM) vor Ort produzieren. Rund 165 Millionen US$ will der Automobilgigant, zu dessen Marken Alfa Romeo, Citroën, Fiat, Jeep, Opel und Peugeot zählen, in ein Werk in der Sonderwirtschaftszone Coega (Eastern Cape) investieren. Ab 2026 will Stellantis dort zunächst 50.000 und mittelfristig pro Jahr 100.000 Pick-ups des Typs Peugeot Landtrek produzieren. 

    Absatzmarkt erholt sich weiter

    Insgesamt konnte Südafrikas Automobilindustrie sich 2022 und 2023 weiter von der Coronapandemie erholen. Mitte 2022 wurden alle Covid-19-bezogenen Beschränkungen und Einreisebestimmungen aufgehoben. Die Normalisierung des Geschäfts- und Freizeitreiseverkehrs wirkte sich positiv auf den südafrikanischen Neuwagenmarkt aus, der 2022 um 14 und 2023 um 0,4 Prozent gegenüber dem jeweiligen Vorjahr zulegte. Laut dem Branchenverband naamsa (National Association of Automobile Manufacturers of South Africa) wurden 531.787 Neuwagen im Jahr 2023 verkauft. Damit liegen die Verkaufszahlen noch immer unter dem Vor-Corona-Niveau von 536.612 abgesetzten Einheiten im Jahr 2019. 

    531.787

    Neuwagen wurden 2023 in Südafrika abgesetzt. 

    Mehrere aufeinanderfolgende Monate mit rückläufigen Verkaufszahlen sorgten Anfang des Jahres 2024 für Pessimismus in der Branche. Als Gründe dafür nennt naamsa geringere Budgets der Verbraucher, die hohen Zinsen sowie gestiegene Kraftstoffpreise. Weitere Herausforderungen sind die anhaltende Energiekrise, Engpässe in den südafrikanischen Häfen und die weltweiten geopolitischen Spannungen mit den daraus resultierenden Problemen wie Lieferkettenengpässe. Vorsichtigen Optimismus löste der Anstieg der Neuwagenverkäufe im April um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat aus. Naamsa rechnet mit einer Fortsetzung der positiven Entwicklung, insbesondere im zweiten Halbjahr 2024. 

    SUVs und Pick-ups machen das Rennen

    Auf dem heimischen Markt liegen Autos mit guter technologischer Ausstattung zu moderaten Preisen im Trend. Großer Beliebtheit erfreuen sich SUVs und leichte Nutzfahrzeuge wie Pick-up-Trucks ("bakkies" genannt) und Vans, aber auch kleinere Fahrzeugmodelle. Der südafrikanische Absatzmarkt ist von einem breiten Angebot gekennzeichnet: Allein bei leichten Nutzfahrzeugen konnten Kunden 2023 zwischen 156 Modellen von 14 Marken wählen, bei überschweren Nutzfahrzeugen waren es sogar 365 Modelle von 17 Herstellern. 

    Marktführer ist zum 44. Mal in Folge Toyota, mit einem Anteil von 26,8 Prozent. Der Toyota Hilux war mit 337.382 abgesetzten Einheiten auch 2023 der Verkaufsschlager, gefolgt vom Ford Ranger (24.618) und dem meistverkauften Pkw, dem Volkswagen Polo Vivo (23.904 Stück). Zu den zehn Bestsellern zählten 2023 fünf leichte Nutzfahrzeuge (Toyota Hilux, Ford Ranger, Isuzu D-Max, Toyota Hi-Ace und Nissan NP200) sowie fünf Pkw (Volkswagen Polo Vivo and Polo, Toyota Corolla Cross, Suzuki Swift und Toyota Starlet). Bis auf die beiden letztgenannten Modelle werden alle Top-10-Fahrzeuge in Südafrika produziert. 

     

    Absatz von Pkw nach ausgewählten Herstellern in Südafrika (Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent)

    Hersteller

    Absatz 2023

    Veränderung 2023/2022

    Marktanteil 2023

    Toyota

    78.536

    2,4

    22,6

    Volkswagen

    61.387

    -6,9

    17,7

    Suzuki

    47.201

    2,6

    13,6

    Hyundai

    28.416

    -9,8

    8,2

    Renault

    21.472

    -20,9

    6,2

    Kia

    17.342

    -16,2

    5,0

    Chery

    16.110

    101

    4,6

    Haval

    14.279

    2,5

    4,1

    BMW

    13.946

    2,5

    4,0

    Nissan

    11.843

    2,8

    3,4

    Mercedes

    7062

    -23,6

    2,0

    Ford

    5.090

    -39,8

    1,5

    Insgesamt

    347.654

    -4,4

    92,9

    Quelle: Autolive, 2024

     

    Die Gesamtzahl zugelassener Fahrzeuge in Südafrika lag Ende 2023 bei 13,1 Millionen, wovon knapp 60 Prozent auf Pkw entfielen. Das Durchschnittsalter des Pkw-Bestandes stieg 2023 auf zehn Jahre und acht Monate. Nutzfahrzeuge waren im Schnitt zehn Jahre und neun Monate alt. Der Motorisierungsgrad liegt bei 182 Autos pro 1.000 Einwohner.

    Asiatische Marken dominieren beim Import

    Im Jahr 2023 importierte Südafrika 295.817 Pkw und leichte Nutzfahrzeuge aus 24 Ländern. Das entspricht einem Anteil von 77 Prozent an den gesamten Pkw-Verkäufen und knapp 19 Prozent bei leichten Nutzfahrzeugen. Asiatische Hersteller sind die unangefochtene Nummer 1: Wichtigster Lieferant 2023 war Indien mit 157.326 Fahrzeugen. Chinesische Marken gewinnen zunehmend an Marktanteilen. Mit 10,8 Prozent liegt China als Lieferland aktuell auf Platz 2. Beliebt sind vor allem vergleichsweise erschwingliche SUV-Modelle wie Chery oder Haval. 

    Verkauf überschwerer Nutzfahrzeuge legt deutlich zu 

    Der Verkauf von Nutzfahrzeugen stieg 2023 um 9,1 Prozent:

    • Mittelschwere Nutzfahrzeuge: -0,7 Prozent
    • Schwere Nutzfahrzeuge: -8,3 Prozent
    • Überschwere Fahrzeuge: 21,5 Prozent 
    • Busse: 6,3 Prozent

    Die Top-Performance der überschweren Fahrzeuge ist ein Spiegel der südafrikanischen Transportinfrastruktur. Aufgrund der Ineffizienz des Schienenverkehrs wurden 2023 rund 87 Prozent des gesamten Güterverkehrs über die Straße abgewickelt (2022: 84 Prozent). Trotz einer langsamen Verbesserung des Schienenverkehrs, unter anderem durch Investitionen aus dem Privatsektor, geht naamsa davon aus, dass künftig sogar noch mehr Güterverkehr über die Straße abgewickelt wird.  

    Von Jenny Tala | Johannesburg

  • E-Mobility

    Die südafrikanische Regierung hat Pläne zur Förderung der E-Auto-Produktion vorgelegt. Der Entwicklung des heimischen Absatzmarktes wird darin keine Priorität eingeräumt. 

    Das derzeit am heißesten diskutierte Thema in der südafrikanischen Automobilindustrie ist Elektromobilität. Das Verbrennerverbot in der EU zwingt die exportorientierte Branche zur Neuausrichtung. Mit Spannung erwartete die Wirtschaft, wie sich die südafrikanische Regierung dazu positionieren würde. Im Dezember 2023 kündigte der Minister für Handel, Industrie und Wettbewerb Ebrahim Patel an, dass 2026 die ersten Elektrofahrzeuge in Südafrika produziert werden sollen. Außerdem muss der lokale Markt entwickelt werden. 

    Regierung legt Ziele zum Ausbau der Elektromobilität vor

    Das von der Regierung veröffentlichte Electric Vehicles White Paper sieht zur Erreichung dieser Ziele folgende Maßnahmen vor: 

    • Erhöhung der Investitionen in die lokale Montage und Herstellung von Elektroautos.
    • Aufbau einer regionalen Wertschöpfungskette für die Batterieproduktion.
    • Vorübergehende Senkung der Einfuhrzölle für Batterien in Fahrzeugen, die in Südafrika hergestellt und verkauft werden.
    • Zollfreie Exporte für in Südafrika hergestellte Elektrofahrzeuge und -komponenten.
    • Steueranreize für Forschung und Entwicklung im Zusammenhang mit E-Fahrzeugen.
    • Kommerzialisierung der Produktion von grünem Wasserstoff als Quelle für nachhaltige Kraftstoffe.
    • Umsetzung umfassenderer Energiereformen.
    51,5

    Millionen US-Dollar will Südafrikas Regierung in die Elektroautoproduktion investieren.

    Zur Umsetzung der Maßnahmen sind Haushaltsmittel in Höhe von umgerechnet 51,5 Millionen US-Dollar (US$) vorgesehen. Insbesondere der geplante Steuerabzug von bis zu 150 Prozent der Ausgaben für Forschung und Entwicklung stieß in der Branche auf positive Resonanz. Allerdings greift der Mechanismus erst ab 2026. Aus Sicht vieler Branchenvertreter ist das zu spät. Ein Produktionsstart im selben Jahr, wie von Handelsminister Patel avisiert, scheint sehr ambitioniert. 

     

    Batterieproduktion im Fokus

    Die Regierung will bis 2035 den Eigenanteil an der Wertschöpfung im Automobilsektor von derzeit etwa 38 auf 60 Prozent erhöhen. Bei einer weitgehenden Umstellung der Produktion auf E-Autos hieße das, dass in Südafrika künftig Batterien hergestellt werden müssen, da diese der Hauptbestandteil von E-Autos sind. Werden die Batterien importiert, ist das 60-Prozent-Ziel kaum zu schaffen. Die Voraussetzungen dafür sind gut: Südafrika verfügt über zahlreiche Rohstoffe, die für Batterien benötigt werden. Doch statt einer Weiterverarbeitung vor Ort wird der Großteil der Rohstoffe bislang nach Asien exportiert und die fertigen Batterien von dort wieder importiert. 

    Der Aufbau einer eigenen, regionalen Wertschöpfungskette für die Batterieproduktion in Afrika erfordert Partnerschaften und hohe Investitionen. Einer Ende 2023 erschienenen Studie der Weltbank zufolge ist das Potenzial Südafrikas für die Batteriefertigung gut, die lokale Produktion von Batteriezellen hingegen unwahrscheinlich. 

    Heimischer Markt entwickelt sich noch langsam

    Für die Entwicklung eines heimischen Absatzmarktes muss die Nachfrage nach E-Autos gefördert werden. Zwar legte der Absatz von Elektrofahrzeugen (Hybrid, Plug-in-Hybrid und komplett batteriebetrieben) 2023 um 65,7 Prozent zu, im Jahresvergleich 2021/22 sogar um 421,7 Prozent. Jedoch bewegen sich die Verkaufszahlen auf niedrigem Niveau. 2023 wurden 7.746 Fahrzeuge von insgesamt 21 verschiedenen Herstellern verkauft (2022: 4.674, 2021: 896), darunter Modelle von Audi, BMW, MINI, Mercedes-Benz, Jaguar und Porsche. Die Verkäufe rein batteriebetriebener E-Autos lagen mit 929 Stück allerdings deutlich darunter.

    Das White Paper der Regierung sieht finanzielle Anreize für Käufer von lokal produzierten E-Autos, Zoll- und Steuervorteile sowie die Nutzung der afrikanischen Freihandelszone AfCFTA zur Steigerung der Nachfrage vor. Kurzfristige Kaufanreize für importierte Elektroautos sind derzeit nicht in Sicht – zum Unmut der Hersteller. Denn während der Zollsatz für importierte Kfz mit Verbrennermotoren bei 18 Prozent liegt, gilt für Elektroautos 25 Prozent. Dieser Preisaufschlag macht die ohnehin teuren E-Autos für den Großteil potenzieller Käufer unerschwinglich. Selbst das günstigste Modell kostet über 35.000 Euro.

    Potenzial für lokal produzierte E-Fahrzeuge könnte es im öffentlichen Nahverkehr bei Bussen und Taxis geben. 2022 bewegten sich 65.329 große und mittlere Busse sowie 356.485 Minibusse/Taxis auf Südafrikas Straßen. Die Regierung hat sich im Rahmen der South African Green Transport Strategy das Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen im Transportsektor bis 2050 auf fünf Prozent zu reduzieren. Der Think Tank Green Cape geht davon aus, dass dies die Beschaffung von E-Fahrzeugen in staatlichen Fuhrparks begünstigen wird. 

    Automobilproduzenten investieren in Ladeinfrastruktur

    Nicht zuletzt muss auf Ebene der Infrastruktur einiges passieren, um den Anteil von E-Autos im südafrikanischen Straßenverkehr signifikant zu steigern. Es mangelt an Grundvoraussetzungen wie einer verlässlichen Stromversorgung und flächendeckender Ladeinfrastruktur. Laut Grid Cars gab es 2023 in Südafrika etwa 286 öffentliche Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Viele davon wurden mithilfe von Herstellern wie Audi und BMW errichtet. Neue Marktakteure wie Zero Carbon Charge oder Zimicharge setzen auf Ladestationen, die ausschließlich erneuerbare Energie nutzen. 

    Hybridautos werden bereits lokal produziert 

    Vorreiter bei der E-Auto-Produktion in Südafrika sind Toyota und Mercedes-Benz. Beide Hersteller bauen Hybrid-Elektroautos. Während sich Toyotas Corolla Cross gezielt an südafrikanische Verbraucher richtet, ist die hybride C-Klasse von Mercedes ausschließlich für den Export bestimmt. Ford Südafrika kündigte Ende 2023 an, 281 Millionen US$ in die Produktion des Ranger Plug-in-Hybrid-Elektroautos zu investieren. Der Wagen soll Ende 2024 erhältlich sein. 

    Im White Paper Eletric Vehicles wird nicht konkret auf Hybrid-Fahrzeuge eingegangen, da Investitionsanreize bereits im Rahmen des Automobilproduktions- und Entwicklungsprogramms 2021 bis 2035 geschaffen wurden. Laut dem White Paper soll das Programm auf Elektroautos ausgeweitet werden. 

    Von Jenny Tala | Johannesburg

  • Branchenstruktur

    Südafrikas Kfz- und Zulieferindustrie ist breit aufgestellt und trägt einen wichtigen Teil zur Wirtschaftsleistung bei. Ein Großteil der Fahrzeuge geht in den Export. 

    Südafrika ist der größte Produktionsstandort der Automobilindustrie auf dem afrikanischen Kontinent. Mit seinen gut etablierten Industrieverbänden und -strukturen, einer langfristig angelegten Automobilpolitik und günstigen Handelsabkommen ist die Kfz-Industrie eine tragende Säule des verarbeitenden Sektors im Land.

    Die Automobilindustrie ist zudem einer der größten Arbeitgeber in Südafrika. Zusammen beschäftigten Hersteller und Zulieferer 2023 über 136.000 Arbeitskräfte. Fahrzeuge, Kfz-Teile und Komponenten hatten einen Anteil von 21,9 Prozent an der Wertschöpfung des produzierenden Gewerbes und trugen 2023 rund 5,3 Prozent zum südafrikanischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei (2022: 4,9 Prozent). Der wertmäßige Anteil der Automobilindustrie an den Gesamtexporten Südafrikas liegt bei 14,7 Prozent.

    Produktion konzentriert sich auf drei Provinzen

    Sieben Automobilkonzerne produzieren bislang in Südafrika: BMW, Daimler, Ford, Isuzu, Nissan, Toyota und Volkswagen. Mit der Investitionsankündigung von Stellantis kommt der achte OEM (Original Equiment Manufacturer) nach Südafrika. Ihre Produktionsstandorte befinden sich in den Provinzen Gauteng (BMW, Nissan, Ford), Eastern Cape (Volkswagen, Mercedes-Benz, Isuzu, Ford) und KwaZulu-Natal (Toyota). Die meisten Fahrzeuge wurden 2023 mit 41,8 Prozent in der Provinz Eastern Cape hergestellt. Die Zulieferindustrie hat sich im Umfeld der OEM angesiedelt. Gauteng – das Wirtschaftszentrum Südafrikas – weist mit 200 Zulieferern die höchste Dichte auf; es folgt Eastern Cape (150) und KwaZulu-Natal (80). 

    Deutschland ist wichtigster Handelspartner

    Die südafrikanische Automobilindustrie ist stark exportorientiert und eng in globale Lieferketten eingebunden. 2023 gingen zwei Drittel aller produzierten Kfz in den Export. Wichtigste Zielregion ist Europa. Deutschland ist sowohl Südafrikas größter Abnehmer von Kfz als auch wichtigster Lieferant von Komponenten. Zweitwichtigstes Exportziel ist das Vereinigte Königreich, da vor allem Autos mit Rechtslenker am Kap gebaut werden.

    Im globalen Ranking der Automobilproduzenten liegt Südafrika mit 633.332 produzierten Fahrzeugen auf Platz 22 (Marktanteil: 0,67 Prozent), in Afrika auf Platz 1 - über 50 Prozent aller auf dem afrikanischen Kontinent hergestellten Kfz kommen aus Südafrika. Der 2018 beschlossene South African Automotive Masterplan (SAAM) setzt das Ziel, den weltweiten Produktionsanteil bis 2035 auf 1 Prozent zu erhöhen.

    International ausgerichtete Zulieferindustrie 

    Südafrika verfügt über eine gut aufgestellte Automobilzuliefererindustrie, die eine breite Palette an Komponenten für die Erstausrüstung und den Ersatzteilmarkt produziert. Der Großteil davon wird an die OEM verkauft, der Rest geht in den Export und auf den Ersatzteilmarkt. Katalysatoren sind das wichtigste aus Südafrika exportierte Kfz-Bauteil und machten 2023 44,1 Prozent der gesamten Kfz-Bauteilausfuhren aus, gefolgt von Motorenteilen, Reifen, Getriebewellen und Kurbeln. Die Ausfuhren von Automobilkomponenten sanken 2023 um 4,8 Prozent auf 3,7 Milliarden US-Dollar (US$), was hauptsächlich auf den Exportrückgang bei Katalysatoren zurückzuführen ist.

    Von den 198 im Land ansässigen Tier-1-Zulieferern sind etwa drei Viertel ausländische multinationale Unternehmen, darunter Continental, Bosch, Faurecia, Plastic Omnium oder Goodyear. Auch deutsche Spezialisten wie Ate, Aunde, Benteler, Eberspächer, Knorr-Bremse, Mahle, Schaeffler und ZF sind vor Ort. 

    Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach Südafrika In Millionen Euro, Veränderung in Prozent
     

    2023

    Veränderung 2023/2022

    aus Deutschland

    SITC 778.3 Kfz-Elektrik

    208

    224

    -6,7

    SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc.

    1.720

    1.858

    4,5

    SITC 773.13 Zündkabelsätze

    155

    167

    8,8

    SITC 713.2 Motoren

    123

    133

    3,7

    Quelle: UN Comtrade, 2024

    Neuer Logistikhub für den Export

    Es ist zu erwarten, dass die Bedeutung des Produktionsstandortes Gauteng weiter zunehmen wird. Dazu trägt die Sonderwirtschaftszone Tshwane Automotive Special Economic Zone (TASEZ) bei, die 2022 in Betrieb genommen wurde. Angebunden an die TASEZ entsteht derzeit Südafrikas größte Autostadt Tshwane Automotive City (TAC). Betreiber ist das Automotive Industry Development Centre (AIDC), das bereits den Automotive Supplier Park in Rosslyn bei Pretoria verwaltet. Dort produzieren derzeit 13 Hersteller von Automobilkomponenten, Zulieferer und OEM-Dienstleister. 

    Als Logistikhub soll TAC die Produktionsstandorte von BMW, Nissan und Ford miteinander und mit den wichtigsten Exporthäfen und -korridoren im südlichen Afrika (SADC-Region) verbinden. Zusätzlich zum Ausbau verschiedener Straßen wird der Bau eines Trockenhafens geprüft, durch den eine direkte Güterverkehrsverbindung über die Schiene zu den Häfen in Richards Bay, Durban oder Gqeberha entstehen könnte. 

    Neben den Logistikknotenpunkten umfasst das millionenschwere Projekt den Bau von Wohnsiedlungen, eines Einkaufszentrums, eines Privatkrankenhauses und eines Solarkraftwerks. Die Betreiber rechnen damit, dass TAC in den nächsten 10 bis 15 Jahren Investitionen im Wert von mehr als 2 Milliarden US$ anziehen und knapp 60.000 Arbeitsplätze schaffen wird.

    Die größte Sonderwirtschaftszone Südafrikas, Coega, befindet sich in der Provinz Eastern Cape. Daneben beherbergt das Ostkap die Sonderwirtschaftszone East London, einer der führenden Industrieparks des Landes mit einem Automobilzuliefererpark. 

    Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in SüdafrikaInvestitionssumme in Millionen Euro

    Vorhaben

    Investitionssumme 

    Projektstand

    Anmerkungen

    KNPG - Durban Automotive Supply Park

    735

    Design

    Die Provinzregierung von KwaZulu-Natal (KNPG) plant den Bau eines Automobil-Zulieferparks auf einer Fläche von 1.000 Hektar in Durban

    Volkswagen - Eastern Cape Manufacturing Plant

    193

    k.A. Bau eines neuen SUV im Montagewerk des Konzerns in Kariega, Provinz Eastern Cape, ab 2027
    Stellantis – Gauteng Automobile Assembly Plant

    152

    StudieBau eines Werks in einer Sonderwirtschaftszone Coega, in Kooperation mit der Industrial Development Corporation (IDC), Produktion ab 2027
    Ford - Struandale Engine Plant Upgrade in Gqeberha

    38

    StudieAufrüstung des Montagewerks Gqeberha mit 21.000 Einheiten des neuen 3,0-Liter-V6-Turbodieselmotors
    Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos

    k.A.

    AusschreibungInitiative der Hersteller über Automotive Industry Transformation Fund (AITF)
    Quelle: MEED Projects; Recherchen von Germany Trade & Invest, 2024

    Von Jenny Tala | Johannesburg

  • Rahmenbedingungen

    Exporteure profitieren vom Freihandelsabkommen der EU mit Südafrika. Wer eine Niederlassung vor Ort betreibt, muss die Regeln des Broad Based Black Economic Empowerment beachten.

    Die zuständige nationale Stelle für Zölle und Einfuhrverfahren ist der South Africa Revenue Service (SARS). Für technische Standards und Normen ist das South Africa Bureau of Standards (SABS) verantwortlich. Fahrzeuge und sicherheitsrelevante Ausstattungen müssen durch den National Regulator for Compulsory Specifications (NRCS) homologiert werden.

    Ermäßigter Zoll für Pkw-Importe

    Im Rahmen des bestehenden Freihandelsabkommens zwischen Südafrika und der Europäischen Union gilt für importierte Pkw (HS-Code 87033290) ein Präferenzzollsatz von 18 Prozent. Dieser gilt nicht für Elektroautos, für die der Standardsatz von 25 Prozent fällig wird. Zollnachlässe gibt es auch für bestimmte Ersatzteile. 

    Die Einfuhr von Gebrauchtwagen ist in Südafrika streng reguliert. Nur eine begrenzte Anzahl von Einfuhrgenehmigungen für bestimmte Gebrauchtfahrzeuge wird erteilt. Informationen über die Einfuhr von Gebrauchtfahrzeugen und die entsprechenden Antragsformulare können unter www.itac.org.za abgerufen werden. Auch Fahrzeuge mit Linkslenkung dürfen nur unter bestimmten Bedingungen nach Südafrika importiert werden. 

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht zur Verfügung sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung. Mehr zu den Einfuhrbestimmungen für Kfz und Kfz-Teile in Südafrika finden Sie hier.

    Spezielle Auflagen durch Black Economic Empowerment

    Eine Besonderheit in Südafrika ist das Broad Based Black Economic Empowerment (BBBEE), das mit einem ausgefeilten Punktesystem die Beteiligung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit am Wirtschaftsleben steigern soll. Öffentliche Investitionsförderungen und die Beteiligung an Ausschreibungen sind an das erreichte BBBEE-Niveau gebunden. Da es für ausländische Investoren in der Regel nicht in Frage kommt, Unternehmensanteile abzugeben, haben die großen Hersteller einen Fonds (Automotive Industry Transformation Fund, AITF) eingerichtet, der lokale Zulieferunternehmen, Ausbildungsprogramme etc. unterstützt. Durch ihre Beteiligung daran erhalten die Anteilseigner Punkte im BBBEE-System. 

    Südafrika setzt sich für standardisierte Normen ein 

    Südafrika unterstützt mehr Standardisierung innerhalb der afrikanischen Automobilindustrie und ist unter anderem Mitglied des Technischen Komitees 59 der Afrikanischen Organisation für Normung (ARSO/TC 59). In den jüngsten Verhandlungen im März 2024 beriet das Komitee über die Annahme internationaler Normen und die Harmonisierung von Normen für die Region zur Unterstützung der Afrikanischen Kontinentalen Freihandelszone (AfCFTA).

    Von Jenny Tala | Johannesburg

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Südliches Afrika

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Department of Transport (DoT)

    Südafrikanisches Verkehrsministerium
    NAAMSA | The Automotive Business Council (früher: National Association of Automobile Manufacturers of South Africa)Verband der Automobilproduzenten und -importeure in Südafrika
    National Association of Automotive Component and Allied Manufacturers (NAACAM)Verband der Kfz-Zulieferindustrie in Südafrika
    Retail Motor Industry Organisation (RMI)Dachverband der Vertriebsunternehmen im Kfz-Bereich in Südafrika
    Automotive Supply Chain Competitiveness Initiative (ASCCI)Förderinstrument zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit in der Kfz-Zulieferer-Industrie des Department of Trade, Industry and Competition (dtic) in Zusammenarbeit mit den Fachverbänden

    Car Magazine

    Fachzeitschrift
    AutoliveIndustrienewsletter

    Automechanika

    Fachmesse, nächster Termin 19.-21.11.2024 in Johannesburg
    SA Festival of MotoringAutoshow, nächster Termin 30.8.-1.9.2024 in Johannesburg

     

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