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Geschäftschancen trotz Krise in Südafrika

Die Wirtschaft am Kap wächst 2023 und wohl auch 2024 nur schwach. In den Bereichen Kfz, Bergbau, Gesundheit, Chemie und Landwirtschaft bieten sich dennoch Beteiligungschancen.

Von Fausi Najjar | Johannesburg

Südafrikas Wirtschaft ist stark kohlebasiert. Aus der notwendigen Modernisierung und Transformation ergeben sich Beteiligungschancen. Gleichzeitig stellt der strukturelle Wandel Südafrika vor große wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen. Die fragile Stromversorgung hat sich etwas stabilisiert. Die Energiekrise trübt jedoch weiterhin die Wirtschaftsperspektiven. Eine sich verschlechternde Logistik trägt ebenfalls ihren Teil dazu bei.

Trend zur Elektromobilität bewegt den Kfz-Sektor

Die südafrikanische Automobilindustrie muss sich neu orientieren. Europa ist der mit Abstand wichtigste Zielmarkt der Branche und stellt auf E-Mobilität um. Investitionen in die Herstellung von Elektroautos sind daher Priorität. Die Automobilwirtschaft wartet auf ein Programm der Regierung zur Förderung der grünen Transformation im Automobilsektor. Die Verzögerungen gefährden Investitionsentscheidungen, sie kommen aber auch nicht von ungefähr. Denn: Für die Entwicklung eines starken E-Mobilität-Sektors sind nicht nur potenzielle Exportmärkte, sondern auch ein wachsender heimischer Absatz notwendig.

Südafrika fehlen die Finanzen für die anderswo großzügige Förderung zum Kauf von E-Autos oder den Aufbau einer Lade-Infrastruktur. Nicht zuletzt werfen die täglichen Lastabwürfe die Frage auf, woher der Strom kommen soll. In anderer Hinsicht verfügt Südafrika bei der grünen Mobilität über große Standortvorteile: Das Land am Kap ist der wichtigste Produzent von Platinmetallen. Diese werden bei der Herstellung von Brennstoffzellen benötigt.

Absatz von Pkw mit elektrischen Antrieben in Südafrika (Stückzahl)

Antriebsart

2018

2019

2020

2021

2022

Batterie (elektrisch)

58

154

92

218

502

Plug-in-Hybrid

89

72

77

51

122

Hybrid

55

181

155

627

4.050

Quelle: Naamsa’s Quarterly Business Review for Q1 2023

Bergbau ist von strategischem Interesse

Die fallenden Preise für Industriemetalle und Kohle im Jahr 2023 und wohl auch 2024 schwächen das Wachstum der Branche. Vor allem belasten die Energieknappheit und erhebliche Logistikschwierigkeiten den Bergbau. Weiterhin hängen die Minen von der staatlichen Stromversorgung ab, trotz der Anstrengungen, eine eigene Energiebasis aufzubauen. Der Schienenverkehr verliert weiter an Transportkapazitäten. Es gibt Initiativen, den Privatsektor verstärkt am Transport und in der Hafenlogistik zu beteiligen. Industrievertreter bleiben jedoch skeptisch. 

Großen Bedarf im Bergbau gibt es bei der Sicherheitstechnik und bei Anwendung der Industrie 4.0. Zur Sicherung von Lieferungen empfiehlt sich deutschen Unternehmen und ihren Finanzpartnern, in die Erschließung und den Kapazitätsausbau von Minen oder die Veredlung zu investieren. Ob Gold, Eisenerz, Metalle der Platingruppe, Chrom, Mangan, Vanadium oder Kohle: Südafrika mineralische Rohstoffe sind von strategischem Interesse.

Südafrikanische Bergbauexporte (Auswahl, in Millionen US-Dollar)

Produkt

2021

2022

2022*

2023*

Platin

23.100

16.670

4.372

2.845

Eisenerze

9.800

6.400

2.140

1.634

Gold

7.300

5.260

1.253

1.692

Steinkohle

6.000

13.370

2.776

2.275

Manganerze

2.700

2.850

770

760

Chromerze

1.800

2.430

550

844

Niobiumerze. Tantalerze. Vanadiumerze oder Zirkonerze

389

630

136

113

Titanerze

379

598

145

139

Zink

444

505

128

76

Kupfer

257

189

69

24

Gesamt

52.169

48.902

12.339

10.402

* 1. Quartal Quelle: Department of Trade and Industry 2023; RSA Reserve Bank 2023

Pharma und Biotech gewinnen an Bedeutung

In Südafrika gibt es rund 275 pharmazeutische beziehungsweise biotechnisch tätige Unternehmen, die in eine innovative Forschungslandschaft integriert sind. Bei der Produktion von Medikamenten und Impfstoffen will der afrikanische Kontinent unabhängiger werden. Südafrika wird als Pharmastandort an Bedeutung hinzugewinnen.

Die wichtigsten südafrikanischen Pharmaunternehmen

Aspen


Führendes afrikanische Pharmaunternehmen; liefert vor allem antiretrovirale Medikamente, Anästhetika und Nahrungsergänzungsmittel

Adcock Ingram

Produzent nicht verschreibungspflichtiger Medikamente; stellt auch in Bangalore her

Biovac

Impfstoffhersteller; arbeitet derzeit mit der WHO an mRNA-Impfstoffen

Cipla Medpro

Drittgrößtes Pharmaunternehmen nach Aspen und Adcock Ingram; Medikamentenherstellung hauptsächlich in Durban

Quelle: Germany Trade and Invest 2023

Rund ein Drittel der deutschen Ausfuhren von Medizintechnik nach Afrika entfallen auf das Kapland. Insgesamt haben sich die deutschen Ausfuhren nach Südafrika in den letzten Jahren schwach entwickelt. Für 2023 zeichnet sich eine Erholung ab. Besonders bei Digital-Health-Lösungen und bei der diagnostischen Bildgebung gibt es Absatzchancen. Die südafrikanische Regierung will eine allgemeine Krankenversicherung einführen. Die geplante Umsetzung bis 2026 ist jedoch unrealistisch.

Kohlebasierte Chemie steht vor großen Herausforderungen

Weltweit ist der Chemiesektor von steigenden Inputkosten und einer schwachen Konjunktur betroffen. In Südafrika kommen hausgemachte Probleme wie Stromunterbrechungen und Logistikschwierigkeiten hinzu.

Die Chemieindustrie in Südafrika ist stark kohlebasiert. Der Übergang zu einer emissionsfreien Produktion ist mit großen Herausforderungen verbunden. Allerdings verfügt das Land über hervorragende Voraussetzung für die Solar- und Windkraft und beherrscht den großvolumigen Einsatz der Fischer-Tropsch-Technologie zur Verflüssigung von Kohle. Das gegebene Know-how kann auch bei der Umwandlung von Wasserstoff in einen grünen Kraftstoff zum Einsatz kommen.

Aus der Umstellung auf eine emissionsarme Produktion ergeben sich Geschäftschancen. Der Chemiekonzern Sasol setzt mit deutscher Beteiligung schrittweise Gas als Ersatz für Kohle ein und entwickelt mit deutschen Partnern eine grüne Wasserstoffproduktion. Beim Chemieunternehmen Omnia gibt es Pläne, mit deutscher Beteiligung die Ammoniakherstellung um nachhaltige Produktionseinheiten zu erweitern.

Gutes Wachstum im Agrarsektor

Die Aussichten für die südafrikanische Landwirtschaft sind auf kurze Sicht positiv. Experten rechnen 2023 mit einem Realwachstum von 3 Prozent. Im Jahr 2022 waren es noch 0,9 Prozent. Der Grund sind günstige Regenfälle während der Sommersaison.

Nach ertragreichen Jahren seit 2019 sind die mittelfristigen Aussichten ungewiss. Am Horizont zeichnet sich das Wetterphänomen El-Nino ab. Deswegen ist mit weniger Regenfällen zu rechnen. Weitere Risiken sind Stromunterbrechungen, Schutzmaßnahmen einiger Exportmärkte und steigende Inputkosten. Ländliche Straßen sind in keinem guten Zustand.

Südafrikas Agrarsektor ist mit Abstand der am weitesten entwickelte auf dem afrikanischen Kontinent. Die Agrarausfuhren stellen rund zehn Prozent der Exporteinnahmen. Der Sektor ist bedeutender Abnehmer von Maschinen und Düngemitteln sowie Zulieferer für die lokale Nahrungsmittelverarbeitung. Der Export von Nahrungsmittel nach Deutschland gewinnt zunehmend an Bedeutung.

Deutsche Nahrungsmitteleinfuhren aus Südafrika (in Millionen Euro)

Ausgewählte Produktkategorien*

2020-2023

Anteile in Prozent

Frischobst, ausgenommen Südfrüchte

551

32,4

Südfrüchte

413

24,3

Wein

229

13,5

Schalen- und Trockenfrüchte

195

11,4

Ölfrüchte

62

3,6

Gemüsezubereitungen und Gemüsekonserven

47

2,8

Nahrungsmittel pflanzlichen Ursprungs

44

2,6

Gesamt (einschließlich weiterer Nahrungsmittel)

1.703

-

* Diese belaufen sich auf 90,5 Prozent aller Nahrungsmittelausfuhren nach DeutschlandQuelle: Destatis 2023

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