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Geschäftschancen trotz Krise in Südafrika
Die Wirtschaft am Kap wächst 2023 und wohl auch 2024 nur schwach. In den Bereichen Kfz, Bergbau, Gesundheit, Chemie und Landwirtschaft bieten sich dennoch Beteiligungschancen.
29.06.2023
Von Fausi Najjar | Johannesburg
Südafrikas Wirtschaft ist stark kohlebasiert. Aus der notwendigen Modernisierung und Transformation ergeben sich Beteiligungschancen. Gleichzeitig stellt der strukturelle Wandel Südafrika vor große wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen. Die fragile Stromversorgung hat sich etwas stabilisiert. Die Energiekrise trübt jedoch weiterhin die Wirtschaftsperspektiven. Eine sich verschlechternde Logistik trägt ebenfalls ihren Teil dazu bei.
Trend zur Elektromobilität bewegt den Kfz-Sektor
Die südafrikanische Automobilindustrie muss sich neu orientieren. Europa ist der mit Abstand wichtigste Zielmarkt der Branche und stellt auf E-Mobilität um. Investitionen in die Herstellung von Elektroautos sind daher Priorität. Die Automobilwirtschaft wartet auf ein Programm der Regierung zur Förderung der grünen Transformation im Automobilsektor. Die Verzögerungen gefährden Investitionsentscheidungen, sie kommen aber auch nicht von ungefähr. Denn: Für die Entwicklung eines starken E-Mobilität-Sektors sind nicht nur potenzielle Exportmärkte, sondern auch ein wachsender heimischer Absatz notwendig.
Südafrika fehlen die Finanzen für die anderswo großzügige Förderung zum Kauf von E-Autos oder den Aufbau einer Lade-Infrastruktur. Nicht zuletzt werfen die täglichen Lastabwürfe die Frage auf, woher der Strom kommen soll. In anderer Hinsicht verfügt Südafrika bei der grünen Mobilität über große Standortvorteile: Das Land am Kap ist der wichtigste Produzent von Platinmetallen. Diese werden bei der Herstellung von Brennstoffzellen benötigt.
Antriebsart | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
---|---|---|---|---|---|
Batterie (elektrisch) | 58 | 154 | 92 | 218 | 502 |
Plug-in-Hybrid | 89 | 72 | 77 | 51 | 122 |
Hybrid | 55 | 181 | 155 | 627 | 4.050 |
Bergbau ist von strategischem Interesse
Die fallenden Preise für Industriemetalle und Kohle im Jahr 2023 und wohl auch 2024 schwächen das Wachstum der Branche. Vor allem belasten die Energieknappheit und erhebliche Logistikschwierigkeiten den Bergbau. Weiterhin hängen die Minen von der staatlichen Stromversorgung ab, trotz der Anstrengungen, eine eigene Energiebasis aufzubauen. Der Schienenverkehr verliert weiter an Transportkapazitäten. Es gibt Initiativen, den Privatsektor verstärkt am Transport und in der Hafenlogistik zu beteiligen. Industrievertreter bleiben jedoch skeptisch.
Großen Bedarf im Bergbau gibt es bei der Sicherheitstechnik und bei Anwendung der Industrie 4.0. Zur Sicherung von Lieferungen empfiehlt sich deutschen Unternehmen und ihren Finanzpartnern, in die Erschließung und den Kapazitätsausbau von Minen oder die Veredlung zu investieren. Ob Gold, Eisenerz, Metalle der Platingruppe, Chrom, Mangan, Vanadium oder Kohle: Südafrika mineralische Rohstoffe sind von strategischem Interesse.
Produkt | 2021 | 2022 | 2022* | 2023* |
---|---|---|---|---|
Platin | 23.100 | 16.670 | 4.372 | 2.845 |
Eisenerze | 9.800 | 6.400 | 2.140 | 1.634 |
Gold | 7.300 | 5.260 | 1.253 | 1.692 |
Steinkohle | 6.000 | 13.370 | 2.776 | 2.275 |
Manganerze | 2.700 | 2.850 | 770 | 760 |
Chromerze | 1.800 | 2.430 | 550 | 844 |
Niobiumerze. Tantalerze. Vanadiumerze oder Zirkonerze | 389 | 630 | 136 | 113 |
Titanerze | 379 | 598 | 145 | 139 |
Zink | 444 | 505 | 128 | 76 |
Kupfer | 257 | 189 | 69 | 24 |
Gesamt | 52.169 | 48.902 | 12.339 | 10.402 |
Pharma und Biotech gewinnen an Bedeutung
In Südafrika gibt es rund 275 pharmazeutische beziehungsweise biotechnisch tätige Unternehmen, die in eine innovative Forschungslandschaft integriert sind. Bei der Produktion von Medikamenten und Impfstoffen will der afrikanische Kontinent unabhängiger werden. Südafrika wird als Pharmastandort an Bedeutung hinzugewinnen.
Führendes afrikanische Pharmaunternehmen; liefert vor allem antiretrovirale Medikamente, Anästhetika und Nahrungsergänzungsmittel | |
Produzent nicht verschreibungspflichtiger Medikamente; stellt auch in Bangalore her | |
Impfstoffhersteller; arbeitet derzeit mit der WHO an mRNA-Impfstoffen | |
Drittgrößtes Pharmaunternehmen nach Aspen und Adcock Ingram; Medikamentenherstellung hauptsächlich in Durban |
Rund ein Drittel der deutschen Ausfuhren von Medizintechnik nach Afrika entfallen auf das Kapland. Insgesamt haben sich die deutschen Ausfuhren nach Südafrika in den letzten Jahren schwach entwickelt. Für 2023 zeichnet sich eine Erholung ab. Besonders bei Digital-Health-Lösungen und bei der diagnostischen Bildgebung gibt es Absatzchancen. Die südafrikanische Regierung will eine allgemeine Krankenversicherung einführen. Die geplante Umsetzung bis 2026 ist jedoch unrealistisch.
Kohlebasierte Chemie steht vor großen Herausforderungen
Weltweit ist der Chemiesektor von steigenden Inputkosten und einer schwachen Konjunktur betroffen. In Südafrika kommen hausgemachte Probleme wie Stromunterbrechungen und Logistikschwierigkeiten hinzu.
Die Chemieindustrie in Südafrika ist stark kohlebasiert. Der Übergang zu einer emissionsfreien Produktion ist mit großen Herausforderungen verbunden. Allerdings verfügt das Land über hervorragende Voraussetzung für die Solar- und Windkraft und beherrscht den großvolumigen Einsatz der Fischer-Tropsch-Technologie zur Verflüssigung von Kohle. Das gegebene Know-how kann auch bei der Umwandlung von Wasserstoff in einen grünen Kraftstoff zum Einsatz kommen.
Aus der Umstellung auf eine emissionsarme Produktion ergeben sich Geschäftschancen. Der Chemiekonzern Sasol setzt mit deutscher Beteiligung schrittweise Gas als Ersatz für Kohle ein und entwickelt mit deutschen Partnern eine grüne Wasserstoffproduktion. Beim Chemieunternehmen Omnia gibt es Pläne, mit deutscher Beteiligung die Ammoniakherstellung um nachhaltige Produktionseinheiten zu erweitern.
Gutes Wachstum im Agrarsektor
Die Aussichten für die südafrikanische Landwirtschaft sind auf kurze Sicht positiv. Experten rechnen 2023 mit einem Realwachstum von 3 Prozent. Im Jahr 2022 waren es noch 0,9 Prozent. Der Grund sind günstige Regenfälle während der Sommersaison.
Nach ertragreichen Jahren seit 2019 sind die mittelfristigen Aussichten ungewiss. Am Horizont zeichnet sich das Wetterphänomen El-Nino ab. Deswegen ist mit weniger Regenfällen zu rechnen. Weitere Risiken sind Stromunterbrechungen, Schutzmaßnahmen einiger Exportmärkte und steigende Inputkosten. Ländliche Straßen sind in keinem guten Zustand.
Südafrikas Agrarsektor ist mit Abstand der am weitesten entwickelte auf dem afrikanischen Kontinent. Die Agrarausfuhren stellen rund zehn Prozent der Exporteinnahmen. Der Sektor ist bedeutender Abnehmer von Maschinen und Düngemitteln sowie Zulieferer für die lokale Nahrungsmittelverarbeitung. Der Export von Nahrungsmittel nach Deutschland gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Ausgewählte Produktkategorien* | 2020-2023 | Anteile in Prozent |
---|---|---|
Frischobst, ausgenommen Südfrüchte | 551 | 32,4 |
Südfrüchte | 413 | 24,3 |
Wein | 229 | 13,5 |
Schalen- und Trockenfrüchte | 195 | 11,4 |
Ölfrüchte | 62 | 3,6 |
Gemüsezubereitungen und Gemüsekonserven | 47 | 2,8 |
Nahrungsmittel pflanzlichen Ursprungs | 44 | 2,6 |
Gesamt (einschließlich weiterer Nahrungsmittel) | 1.703 | - |
Mit den "Beratungsgutscheinen Afrika" fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des Wirtschaftsnetzwerks Afrika externe Beratungsdienstleistungen für kleine und mittelständische Unternehmen. Ziel ist es, den Markteintritt in Afrika zu erleichtern. Unternehmen können eine individuelle und bedarfsorientierte Beratung zu ihren wirtschaftlichen Vorhaben erhalten. Das Angebot gilt branchenunabhängig für jedes Zielland auf dem afrikanischen Kontinent. |