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Branchen I Südliches Afrika I Nahrungsmittel, Getränke

Ausweitung der Kapazität im Nahrungsmittelsektor

Die Länder im südlichen Afrika bauen die Produktion von Nahrungsmitteln weiter aus. Dabei haben sie die Versorgung der Bevölkerung und den Export gleichermaßen im Blick.

Von Jenny Tala, Marcus Knupp | Johannesburg, Berlin

Aktuell projektierte Vorhaben in der Nahrungsmittelbranche im südlichen Afrika betreffen ganz unterschiedliche Bereiche des Sektors. Gemeinsam ist ihnen die Tendenz zur Ausweitung der Produktion bereits etablierter Sparten beziehungsweise die Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse in neue Kategorien von Produkten.

Angola: Fokus auf Weiterverarbeitung

Auf dem Weg zu einer größeren Unabhängigkeit von Nahrungsmittelimporten ist für Angola auch die Verwendung lokal wachsender Anbaufrüchte für verschiedene Lebensmittel interessant. Ein Beispiel ist das Unternehmen Cudiakussala in Uíge, das Gebäck aus Maniokmehl herstellt und die Produktion von 2.000 auf 5.000 Portionen pro Tag erhöhen will. Ein Kredit über 850.000 Euro soll die Investition in neue Ausrüstungen finanzieren.

Eine Fabrik für Dosenfleisch will die Grupo Carrinho zusammen mit Inalca Angola in Luanda errichten. Das 16 Millionen US-Dollar (US$) teure Vorhaben nutzt ein altes Fabrikgelände des Unternehmens Frescangol in Luanda. Die Kapazität der neuen Anlagen ist mit 10.000 Tonnen pro Jahr angesetzt.

Botsuana: Mehr Milchwirtschaft und neue Snacks

Unter dem Namen Milk Afric baute die Botswana Development Corporation (BDC) einen Molkereibetrieb auf. Hierzu hat BDC zunächst 220 Kühe angeschafft. Nach dem Anlauf der Produktion im Mai 2024 soll die Zahl der Tiere in den kommenden Jahren auf 2.000 erhöht werden.

Eine interessante Entwicklung sind Start-ups, die aus regionalen Früchten Snacks wie Trockenobst herstellen und hierbei eigene Marken entwickeln. Ein Beispiel ist die Firma Boasa Brands, gegründet von einer Absolventin der Botswana University of Agriculture and Natural Resources (BUAN). Das 2022 gegründete Unternehmen Ngwao Snacks stellt Gebäck aus Sorghum- und Millet-Hirse her, typischen lokal angebauten Getreidesorten.

Mosambik: Unterstützung für Kleinproduzenten

Die Regierung Mosambiks möchte die Kaffeeproduktion im Land ausweiten und strebt an, die Zahl der Kleinbauern, die die Genusspflanze kultivieren, von derzeit rund 4.000 auf 7.000 zu erhöhen. Die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) fördert über das lokale Programm zur Entwicklung integrativer Wertschöpfungsketten in der Land- und Nahrungsmittelwirtschaft (Procava) die Geflügelzucht in Mosambik mit 33 Millionen US$. Rund 90.000 Kleinfischer sollen durch ein Projekt des International Fund for Agricultural Development (IFAD) gefördert werden. Dafür hat IFAD im März 2024 insgesamt 63 Millionen US$ zugesagt.

Namibia: Impulse für die Tierzucht

In Namibia geht es im aktuellen Projektgeschehen um Hühner, Rinder und Fische. Zwischen Windhuk und Okahandja plant die Firma Oyeno Poultry Industries zusammen mit den Investoren Eos Capital und Africa Venture Partner Projects den Bau einer Hühnerfarm, die in einer ersten Phase 400 Tonnen Hühnerfleisch im Monat produzieren soll, in Phase 2 doppelt so viel. 

Der Bau eines neuen Schlachthofs für Rinder steht auf der Agenda von Savanna Beef, einer Initiative des Beef Value Chain Forum (BVCF), in der sich kommerzielle Farmer zusammengeschlossen haben. Die Schlachthöfe und der Rindfleischexport werden traditionell von der staatlich gelenkten Meatco verwaltet. Nach Uneinigkeiten hatte Meatco den Rinderzüchtern des BVCF Pressemeldungen zufolge die Schlachtung verweigert. Diese reagieren nun mit dem Bau einer eigenen Anlage. Im Juni 2024 konnte ein Kredit über rund 7,5 Millionen Euro hierfür vereinbart werden.

In Henties Bay an der Atlantikküste will das US-amerikanische Unternehmen Blue Ridge Aquaculture eine Fischzucht für Tilapia aufbauen und dort zwischen 50 und 80 Millionen US$ investieren. Die Zucht soll in einer geschlossenen Kreislaufanlage stattfinden. Die rund 400.000 Liter Wasser, die hierfür täglich benötigt werden, soll eine Meerwasserentsalzungsanlage bereitstellen.

Sambia: Zahl der Getreidemühlen steigt

Sambia setzt sein Bestreben fort, Mühlenstandorte in die Fläche zu tragen, um möglichst vielen Bauern einen einfachen Zugang zu schaffen. Das Land arbeitet dabei mit verschiedenen internationalen Partnern zusammen. Chinesische Experten sollen in allen zehn Provinzen Sambias Machbarkeitsstudien für den Bau neuer Mühlen durchführen. Eine erste wurde im Frühjahr für den Standort Kaoma in der Western Province fertiggestellt. In Mpika in der Provinz Muchinga wurde im Juni 2024 eine von World Vision Australia finanzierte Mühle in Betrieb genommen. Mit EU-Mitteln werden lokale Ausrüster unterstützt, so etwa die Firma SARO, die eine Mais-Mühle in Chavuma in der North Western Province beliefert.

Simbabwe: Extraktion industrieller Vorprodukte

Tabak ist das wichtigste landwirtschaftliche Exportprodukt Simbabwes. Mit der zunehmenden Verbreitung von Alternativen zu Zigarren und Zigaretten verschiebt sich allerdings die weltweite Nachfrage. Gefragt ist beispielsweise aus den Tabakblättern, -stengeln und -blüten gewonnenes Nikotin, das in e-Zigaretten Verwendung findet. Ein chinesischer Investor will daher im Distrikt Karoi eine Fabrik zur Extraktion von Nikotin errichten, wie die Tageszeitung The Herald im Juni 2024 unter Berufung auf den simbabwischen Botschafter in China mitteilte.

Auf Basis von Zuckerrohr plant das indische Unternehmen NV Distilleries in Simbabwe die Produktion von Ethanol. Der Alkohol soll zur Herstellung von Getränken wie Gin, Rum, Whiskey oder Wodka dienen. Die Idee kursiert schon seit einigen Jahren. Unklar ist dabei die Finanzierung. Pressemeldungen zufolge wollte der Investor einen Kredit von der Reserve Bank of Zimbabwe erhalten, nachdem diese eine Finanzspritze von der indischen Zentralbank bekommen hat. Weiterer Streitpunkt waren demnach rechtliche Probleme des Investors in Indien.

Eine im Februar 2024 eingeführte Steuer auf Zucker in Simbabwe macht den Herstellern von Softdrinks im Land zu schaffen. Preissteigerungen von 10 bis 30 Prozent seien am Markt schwer durchzusetzen, so Branchenvertreter gegenüber der lokalen Presse.

Südafrika: Ausbau der Ölproduktion

Ob Soja, Raps oder Avocado: Die Ölproduktion in Südafrika boomt. In der Provinz Mpumalanga wird künftig unraffiniertes Avocadoöl, das unter anderem für Kosmetika verwendet wird, hergestellt. Etwa ein Drittel aller südafrikanischen Avocados stammen aus Mpumalanga, für die Produktion des Öls wird überwiegend B-Ware verwendet. In Richards Bay hat das Agrarunternehmen Wilmar Processing eine Speiseölraffinerie eröffnet, wo lokale Sonnenblumenkerne sowie importiertes Palmöl verarbeitet werden. 

Gute Aussichten für das Erntejahr 2024/25 dürften der Industrie weiteren Auftrieb verleihen: Prognosen zufolge wird die Ernte von Sojabohnen, Sonnenblumenkernen und Raps mit 3,36 Millionen Tonnen knapp ein Drittel höher als im Vorjahr ausfallen, in dem der Agrarsektor aufgrund des Wetterphänomens El Niño große dürrebedingte Einbrüche verzeichnet hatte.

Im Juni fand in Johannesburg die 21. "Africa's Big 7" statt, eine internationale Lebensmittel- und Getränkemesse. Auf der gut besuchten, dreitägigen Veranstaltung präsentierte sich eine Vielzahl lokaler und internationaler Aussteller. Auffällig war das breite Angebot an veganen sowie zucker-, laktose- und glutenfreien Snacks sowie nicht-alkoholischen Getränken, mit denen Hersteller auf das wachsende Gesundheitsbewusstsein der südafrikanischen Verbraucher reagieren. 

Besonders stark vertreten waren neben südafrikanischen Unternehmen vor allem chinesische Anbieter, die lokale Vertriebspartner für Nahrungsmittel und Verpackungslösungen suchen. Infolge des Boykotts russischer Produkte in vielen Ländern richten zudem russische Unternehmen ihren Blick verstärkt auf den afrikanischen Markt, insbesondere in den Segmenten Süßwaren und alkoholische Getränke. 

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