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Branchen | Südliches Afrika | Nahrungsmittel- , Verpackungsmaschinen

Nahrungsmittelindustrie im südlichen Afrika zeigt sich dynamisch

Der Aufbau lokaler Wertschöpfungsketten und die Weiterverarbeitung von Agrarprodukten stehen bei Projekten im südlichen Afrika im Fokus. Regionale Vorhaben gewinnen an Bedeutung. 

Von Jenny Tala, Marcus Knupp | Johannesburg, Berlin

Mehr Investitionen in lokale Wertschöpfung 

Der südafrikanische Nussproduzent Premier Nut baut die Macadamianussproduktion aus. In der eigens errichteten Anlage auf der Farm Sabie Valley (Provinz Mpumalanga) werden die Nüsse sowohl verarbeitet, als auch verpackt. Das Portfolio erweitert sich dadurch um drei neue Produkte: kaltgepresstes Macadamiaöl (Sutton Pressed), Macadamiapaste (MacaPaste) und geröstete Nüsse in verschiedenen Geschmacksrichtungen (Snackadamia). 

Die südafrikanische Vertretung von Nestlé hat angekündigt, in den nächsten fünf Jahren 131 Millionen US-Dollar (US$) in Unternehmen im südlichen und östlichen Afrika zu investieren, die im Besitz von Schwarzen sind. Ziel ist eine nachhaltigere Beschaffung, der Aufbau neuer Lieferantenbeziehungen und die Verarbeitung von Agrarrohstoffen innerhalb der Wertschöpfungskette von Nestlé. Die Ankündigung erfolgte im Rahmen der zweiten "Konferenz Schwarzer Industrieller und Exporteure", die im März 2024 in Sandton, Provinz Gauteng, stattfand. 

Markt für Erfrischungsgetränke soll weiter wachsen

Südafrika ist der größte Erfrischungsgetränkemarkt auf dem afrikanischen Kontinent und soll laut Angaben von Statista bis 2028 um 6,6 Prozent pro Jahr wachsen. Für den südafrikanischen Getränkemarkt insgesamt prognostiziert das Marktforschungsinstitut Mordor Intelligence ein jährliches Wachstum von 5,2 Prozent bis 2028. Die guten Aussichten sorgen für Investitionsankündigungen. Coleus Packaging, führender Hersteller von Metallkronen, erweitert seine Produktionsanlage in Alberta (Gauteng) um eine hochmoderne Maschine des Typs PMC500 (Investitionssumme: 2,1 Millionen US$). Damit will das Unternehmen die Produktion um 20 Prozent auf sieben bis acht Milliarden Verschlüsse im Jahr 2024 hochfahren. 

Varun Beverages (VBL), einer der größte Abfüller von PepsiCo, hat den südafrikanischen Getränkehersteller BevCo und dessen Tochtergesellschaften für 158,3 Millionen US$ übernommen. Mit der Übernahme will VBL seine Marktpräsenz in Afrika steigern. BevCo vertreibt PepsiCo-Produkte in Südafrika, Lesotho, Eswatini, Namibia und Botswana sowie eigene Erfrischungsgetränkemarken (Refreshhh, Reboost, Coo-ee, JIVE). Die fünf Produktionsanlagen des Unternehmens in Südafrika verfügen über eine Gesamtkapazität von 3.600 Flaschen pro Minute. 

Im Beisein von Präsident Cyril Ramaphosa fand im April die Wiedereröffnung der Tetra Pak Produktionsanlage in Pinetown, Provinz KwaZulu-Natal, statt. Zwecks Modernisierung und Kapazitätserweiterung in Höhe von 26 Millionen US$ war die Anlage zuvor rund zwei Jahre geschlossen. Die Erweiterung ermöglicht Tetra Pak die Diversifizierung bestehender Verpackungsformate sowie die Herstellung von Verpackungen auf pflanzlicher Basis, sowohl für den südafrikanischen Markt als auch für den Export.  

Fleisch für Arabien und Fisch aus der Wüste

Die Bemühungen Botsuanas, die Aktivitäten der staatlichen Botswana Meat Commission (BMC) zu konsolidieren, kommen langsam voran. Eine wichtige Rolle spielt dabei derzeit der zum Jahresbeginn 2024 aufgenommene Export von Rindfleisch in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Auch eine neue Schlacht- und Verpackungsanlage in der nördlichen Region Ngamiland will die BMC für den Exportmarkt akkreditieren lassen. Nahe der Grenze zu Südafrika in Tsabong hat BMC im März 2024 die Arbeiten an einem neuen Schlachthaus für verschiedene Nutztierarten abgeschlossen. Investiert wurden hier rund 11 Millionen Euro.

Die Absatzmärkte am Golf stehen auch für eine andere Produktgruppe im Fokus. Im Rahmen des Selebi Phikwe Citrus Project hat Botsuana erste Zitrusfrüchte in die VAE und nach Saudi-Arabien exportiert, nachdem Anlagen zur Verpackung fertig gestellt sind. Für die Zukunft liegen die Hoffnungen auch auf einer weiteren Verarbeitung. Gedacht ist an die Herstellung von Fruchtsäften oder die Nutzung der Blüten der Obstbäume zur Produktion von Honig.

Ebenfalls noch Zukunftsmusik sind Pläne zum Ausbau der Aquakultur. Mit Blick auf Erfolge anderer afrikanischer Länder bei der Entwicklung ihrer Fischzucht will auch das Binnenland Botsuana seine Versorgung mit proteinhaltigen Nahrungsmitteln auf diesem Wege verbessern. Von etwa 5.000 Tonnen Fisch, der in Botsuana pro Jahr konsumiert wird, kommen derzeit nur circa 550 Tonnen aus dem lokalen Fischfang. Aufgrund des trockenen Klimas müsste eine Fischzucht hier unter genau kontrollierten Bedingungen stattfinden.

Mehrere Projekte zur Weiterverarbeitung in Mosambik

Zwei Ansätze kennzeichnen Projekte zur Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Produkte in Mosambik: die gesteigerte lokale Wertschöpfung und Bestrebungen zur regionalen Entwicklung. In die letztere Kategorie fallen die Bemühungen Regierung zur Stärkung nachhaltiger landwirtschaftlicher Wertschöpfungsketten in ausgewählten Provinzen im Rahmen des Programmes Mais Valor II. Sie arbeitet dabei mit der United Nations Industrial Development Organization (UNIDO) zusammen. Zielregionen sind Manica im Westen des Landes und die krisengeschüttelte Nordprovinz Cabo Delgado. Neben Obst und Gemüse liegt ein Schwerpunkt auf der Verarbeitung von Kaffee. Finanzielle Unterstützung in Höhe von 4 Millionen Euro kommt Pressemeldungen zufolge von der italienischen Entwicklungsagentur AICS.

Mit insgesamt 25,5 Millionen US$ wollen die USA über die Entwicklungsagentur USAID den Ausbau der Weiterverarbeitung entlang des Nacala-Korridors fördern, der die Hafenstadt Nacala mit dem Hinterland und die Binnenstaaten Malawi und Sambia verbindet. Das Programm Feed the Future (FTF Premier) läuft von 2022 bis 2027 und stellt für Investitionsvorhaben zwischen 25.000 und 250.000 US$ zur Verfügung. Im Januar 2024 haben USAID und die schweizerische Entwicklungsagentur SDC eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit in diesem Bereich unterzeichnet. Demnach wird die SDC weiter 6,7 Millionen US$ beisteuern. Als vielversprechende Produkte für die lokale Verarbeitung hat das Programm Mais, Soja, Sesam, Bohnen, Maniok, Cashews, Erdnüsse und Geflügel identifiziert.

Lokaler Markt reicht nicht immer

Erfolge feiern in der aktuellen Anbausaison 2023/24 die Produzenten von Ananas in der südlichen Provinz Gaza. Insgesamt konnten über 5.000 Tonnen der Früchte geerntet werden. Da diese Menge auf dem lokalen Markt dem Vernehmen nach nur schwer abzusetzen ist, rückt nun die Weiterverarbeitung in den Fokus. Die lokale Verwaltung im Distrikt Chibuto sucht daher nach Investoren, um die Herstellung von Saft, Marmelade oder anderen Produkten aus Ananas zu ermöglichen. Dies könnten größere industrielle Vorhaben sein. Aber auch die Lieferung von Maschinen zur Entsaftung an kleine Betriebe gehört zu den Überlegungen.

Ausbau der Getreide- und Getränkeproduktion in Angola 

Der Ausbau der Getreideproduktion hat in Angola Priorität. Diverse Firmen kündigten Investitionen an, insbesondere in den Anbau von Weizen und Reis. Die Carrinho Group will 2024 umgerechnet 60 Millionen US$ für Saatgut, landwirtschaftliche Maschinen und andere Betriebsmittel ausgeben. Ziel ist die Ausweitung der lokalen Produktion von Mais, Reis, Weizen und Bohnen, um dadurch Importe zu reduzieren.

Konsumenten in Frankreich und Portugal können schon bald in den Genuss des angolanischen Nationalgetränks Caporroto/Capuca kommen. Der Agrarkonzern Irmãos Chaves plant, 2024 rund 20.000 Flaschen des Schnapses, der auf Basis von Maniok, Zuckerrohr und Bananen hergestellt wird, nach Europa zu exportieren. Produziert wird Caporroto in einer State-of-the-Art-Produktionsanlage in der Provinz Cuanza-Norte. Die Gesamtproduktion soll 2024 bei 100.000 Falschen liegen, für 2025 sind 500.00 geplant. 

Der Schnapsproduzent Caxaramba baut sein Portfolio aus. Neben Rum und Brandy sollen in der Fabrik in Lobito, Provinz Benguela, künftig auch Getränke mit niedrigerem Alkoholgehalt auf Basis von Ananas hergestellt werden. Im Februar diesen Jahres erfolgte die erste Lieferung von 30 Tonnen Ananas aus lokaler Produktion.  

Regionale Zusammenarbeit anvisiert

Für die Verarbeitung von Mais und Milch wollen Sambia und Simbabwe ein gemeinsames agroindustrielles Gewerbegebiet einrichten. Die Initiative geht auf die United Nations Economic Commission for Africa (ECA) zurück. Basis sind die Guidelines for the Development of Regional Agricultural Value Chains der Afrikanischen Union (AU). Die Strategie kann insbesondere mit Blick auf die Auswirkungen des globalen Klimawandels zur Verringerung von Ernährungsrisiken beitragen. Lokale Dürren betreffen in vielen Fällen einzelne Landesteile. Die Stärkung des intraregionalen Handels ist ein Schritt zum Risikoausgleich. Derzeit sind dies aber offenbar noch relativ grundsätzliche Planungen im Rahmen der ECA und der Organisation für einen gemeinsamen Markt für das östliche und südliche Afrika (COMESA).

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