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Branchen I Südliches Afrika I Nahrungsmittel-, Verapckungsmaschinen

Neue Absatzmärkte stärken Fleischindustrie im südlichen Afrika

Fleischproduzenten in Südafrika, Namibia und Botswana setzen auf neue Exportmärkte. Aber auch in anderen Bereichen der Nahrungsmittel- und Getränkeproduktion wird investiert.

Von Jenny Tala | Johannesburg

Angola: Viele Bereiche investieren

Ob Pasta, Chips oder Öl – in Angola stehen eine ganze Reihe von Projekten in den Startlöchern. Ende 2024 soll in Caála, Provinz Huambo, die erste Produktionsstätte Angolas für Nudeln eröffnen. In der Kartoffelchipsfabrik Palanca in Cacuso wird das Spektrum an Geschmacksrichtungen erweitert und neue Fertigungslinien für Maniok- und Bananenbrot eingeführt. Die Naval-Gruppe kündigte Investitionen in Höhe von 90 Millionen US-Dollar (US$) in die Herstellung von Speiseöl in Luanda an. Die Anlage verfügt über Produktionskapazitäten für 500 Tonnen Öl pro Tag und soll 400 Arbeitsplätze schaffen. 

Die Delegation der Deutschen Wirtschaft in Angola hat seit Anfang September 2024 eine ausgewiesene Branchenexpertin für Land- und Ernährungswirtschaft, die deutsche Unternehmen beim Markteinstieg unterstützt und Geschäftsmöglichkeiten in Angola identifiziert.

Botswana: Neue Fleisch- und Lederfabrik soll Investoren anziehen

Botswana will die Fleisch- und die Lederproduktion ausbauen. Die halbstaatliche Botswana Meat Commission (BMC) plant den Bau einer Fleischverarbeitungsanlage in der Sonderwirtschaftszone Lobatse sowie die bereits seit langem avisierte Wiedereröffnung einer Gerberei.

Die modernisierte Gerberei wird Häute zu Chromleder verarbeiten und damit neue Exportmöglichkeiten schaffen. Botswanas Regierung erhofft sich zudem, neue Investoren anzuziehen, die das Leder zu Fertigwaren wie Schuhen, Taschen, Jacken oder Autositzen weiterverarbeiten. 

Mosambik: Finanzielle Unterstützung durch EU-Länder

Gleich mehrere EU-Staaten investieren in die Nahrungsmittelverarbeitung in Mosambik. Mit finanzieller Unterstützung durch Kanada und Irland soll die lokale Herstellung von Honig gesteigert werden. Die von beiden Ländern mitfinanzierte neue Produktionsanlage in Gorongosa, Provinz Sofala, kann bis zu 100 Tonnen Honig jährlich verarbeiten. 

Die italienische Regierung stellt rund 35 Millionen US$ für den Bau eines landwirtschaftlichen Lebensmittelverarbeitungszentrums in der Provinz Manica bereit. Geplanter Baubeginn ist 2025. Neben der finanziellen Unterstützung wird Italien auch die Ausbildung des lokalen Personals des Zentrums übernehmen.  

Namibia: Erstmals Rindfleischexporte in die USA

Namibias Fleischindustrie erschließt neue Exportmärkte. Als erstes afrikanisches Land exportiert Namibia seit August 2024 Rindfleisch in die USA, den weltgrößten Absatzmarkt für Rindfleisch. In der Pipeline ist zudem ein neues Abkommen mit China für Ausfuhren von namibischem Lammfleisch. Zwecks Erschließung neuer Märkte im mittleren Osten wie den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar und Oman prüft Namibia aktuell die Möglichkeiten für Halal-Zertifizierungen.  

Die Regierung plant den Bau von mehreren, über das ganze Land verteilten Lebensmittelverarbeitungszentren. Ziel ist laut Präsident Nangolo Mbumba, dass Namibia unabhängiger von Lebensmittelimporten wird und sich selbst mit Agrarprodukten versorgen kann. Finanzielle Unterstützung erhält das Vorhaben von China. Um den Sektor zu stärken, werden laut Präsident Mbumba erschwingliche Technologien, Geräte und Werkzeuge insbesondere für Kleinbauern benötigt.

Sambia und Simbabwe: Investitionen in die Snackproduktion

Der indische Getränkehersteller Varun Beverages Limited (VBL) hat eine exklusive Vereinbarung mit PepsiCo für die Herstellung und den Vertrieb der Snacklinie Simba Munchiez in Sambia und Simbabwe unterzeichnet. Der Deal sieht eine Anfangsinvestition von etwa 7 Millionen US$ in Produktionsanlagen in beiden Ländern vor, in denen bis zu 5.000 Tonnen Munchiez produziert werden sollen. 

Die Marke Simba, 1975 in Südafrika gegründet und 1999 von PepsiCo übernommen, ist Marktführer auf dem südafrikanischen Snackmarkt. VBL ist über seine Tochterfirmen Varun Foods (Simbabwe) and Varun Beverages (Sambia) bereits in beiden Ländern vertreten. Für VBL und PepsiCo ist es die zweite Produktions- und Vertriebspartnerschaft in Afrika im Jahr 2024. Im Februar 2024 gaben beide Unternehmen ihre Kooperation in Marokko bekannt. 

Ausweitung des Obstanbaus in Simbabwe 

In Simbabwe hat sich die Produktion von Blaubeeren im vergangenen Jahr auf 7.000 Tonnen verdoppelt. Der exportorientierte Sektor profitiert von günstigen klimatischen Verhältnissen für den Anbau. Jedoch wird das Wachstum durch begrenzte finanzielle Ressourcen und fehlende staatliche Unterstützung gebremst. Aufgrund der unsicheren Landbesitzverhältnisse in Simbabwe ist es für die meisten Bauern schwierig, an die notwendigen Kredite für den Ausbau ihrer Produktion zu kommen. 

Der Getränkehersteller Schweppes investiert 28 Millionen US$ in den Anbau von Orangen für seine Getränkelinie Mazoe Orange Crush. Zu diesem Zweck hat das Unternehmen 4.000 Hektar Land von der simbabwischen Regierung erworben. Im Zuge der Investitionsankündigung gab Schweppes zudem bekannt, seine Marktreichweite bis nach Botswana ausdehnen zu wollen. In anderen Nachbarländern wie Südafrika oder Namibia ist Mazoe Orange Crush bereits erhältlich. 

Südafrika: Auslandsnachfrage belebt Fleischexporte 

Die südafrikanische Fleischindustrie ist in Bewegung. Prognosen von Mordor Intelligence zufolge soll der Markt für verarbeitetes Fleisch in den nächsten Jahren um durchschnittlich 6,9 Prozent wachsen, was einem Marktvolumen von 878,2 Millionen US$ im Jahr 2029 entspräche. 

Der Vorstandsvorsitzende der südafrikanischen Beefmaster Group, Louw van Reenen, sieht noch viel Potenzial für Rindfleischexporte – insbesondere nach China. Auf dem chinesisch-afrikanischen Kooperationsforum FOCAC in Peking kündigte er an, Beefmaster könne seine Rindfleischexporte nach China kommendes Jahr verdoppeln. Die Aufhebung des 21-jährigen Importverbots für südafrikanische Rindfleischexporte nach Saudi-Arabien eröffnet einen weiteren lukrativen Exportmarkt. 

Bereits im 1. Halbjahr 2024 stiegen Südafrikas Rindfleischexporte signifikant, so die jüngsten Daten der Red Meat Producers Organisation. Demnach wurden bis Ende Juni 23.295 Tonnen Rindfleisch exportiert, verglichen mit nur 15.331 Tonnen im gleichen Zeitraum 2023 und 16.110 Tonnen im Jahr zuvor. 

Mehr Eier aus Gauteng

Südafrikas wirtschaftlich stärkste Provinz Gauteng will die regionale Produktion von Hühnereiern fördern. Vier Eierproduzenten haben eine gemeinsame Packstation in Shumbaset (West Rand) eröffnet, in der Eier sortiert, klassifiziert, verpackt und vertrieben werden. Bis zu 72.000 Eier pro Stunde können sortiert werden, die Verarbeitungskapazität pro Tag beläuft sich auf rund 600.000. 

Der südafrikanische Eiermarkt entwickelt sich dynamisch und soll bis 2029 um 8,2 Prozent jährlich wachsen. Gauteng ist mit einem Anteil von 24 Prozent an der nationalen Produktion führend.

Verbessertes Wirtschaftsklima nach den Wahlen

Insgesamt blickt Südafrikas Agrarsektor positiver in die Zukunft als noch in der ersten Jahreshälfte 2024. Zu dem Ergebnis kommt der Agbiz/IDC Agribusiness Confidence Index (ACI), für den Unternehmen aus allen landwirtschaftlichen Teilsektoren befragt wurden. Grund dafür ist vor allem das verbesserte politische Klima und die dadurch spürbar optimistischere Stimmung in der Wirtschaft. Die Unsicherheit über den Wahlausgang hatte in der ersten Jahreshälfte dazu beigetragen, dass viele Investitionen zurückgehalten wurden.  

Die positive Stimmung spiegelt sich zumindest teilweise auch in den Zahlen der südafrikanischen Nahrungsmittelkonzerne wider. Der Großkonzern RCL Foods etwa verzeichnete im Zwölfmonatszeitraum bis Juni 2024 ein Umsatzwachstum von 6,8 Prozent. 

Zu den größten Sorgen der Landwirte zählen aktuell laut dem ACI die Dürre in der Sommerernteperiode 2023/24, die logistischen Herausforderungen im Straßen- und Schienenverkehr sowie an den Häfen, die schwache Erbringung kommunaler Dienstleistungen, anhaltende Probleme mit Tierkrankheiten und die weltweiten geopolitischen Spannungen.

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