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Branche kompakt | Taiwan | Pharmaindustrie

Arzneimittelbranche in Taiwan auf Wachstumskurs

Die pharmazeutische Industrie in Taiwan entwickelt sich gut und der Bedarf an Arzneimitteln steigt. Die Regierung unterstützt besonders Forschung.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Markttrends

Der Markt für Arzneimittel in Taiwan wies zuletzt ein überdurchschnittliches Wachstum auf. Zwischen 2016 und 2021 lag die durchschnittliche Zuwachsrate bei 6,6 Prozent. Im Jahr 2022 stiegen die Umsätze sogar um 13,8 Prozent auf 9,2 Milliarden US-Dollar (US$). 

Rund 35 Prozent der Nachfrage werden von lokalen Herstellern abgedeckt, der Rest wird importiert. Die Brancheneinfuhren stiegen 2022 etwa 20 Prozent auf 7,3 Milliarden US$. Die wichtigsten Lieferländer Taiwans für Pharmazeutika sind Deutschland, die USA, Irland, Japan und Frankreich. Deutsche Lieferungen konnten 2022 ein deutliches Plus von mehr als 50 Prozent auf 2,3 Milliarden US$ registrieren.

Hohes Wachstum in den kommenden Jahren erwartet

Künftig sind die Perspektiven vielversprechend. Fitch Solutions prognostiziert bis 2030 ein durchschnittliches Branchenwachstum von 6,3 Prozent auf über 13 Milliarden US$. Mehrere Faktoren sprechen für ein anhaltend hohen Bedarf an Medikamenten in Taiwan. Die Kaufkraft der Bevölkerung gilt als sehr hoch. Das Land ist gemessen an den Vermögenswerten pro Kopf mit 138.000 Euro (2022) der finanzkräftigste Markt Asiens und der fünfstärkste weltweit. Taiwan weist auch eine der am stärksten alternden Bevölkerungen weltweit auf. Die Insel wird ab 2025 als eine "Super-Ageing-Society" eingruppiert. Dies wird sich auf die Nachfrage nach Pharmazeutika, vor allem bei chronischen Krankheiten, auswirken. Auch das Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung hat sich durch die Auswirkungen der Coronapandemie weiter erhöht. 

Branchenstruktur und Rahmenbedingungen

Die taiwanische Produktion von Arzneimitteln und medizinischen chemischen Erzeugnissen belief sich 2022, nach Angaben des Wirtschaftsministeriums MOEA (Ministry of Economic Affairs), auf 3,9 Milliarden US$. Das entspricht einem Anstieg von 3,3 Prozent gegenüber 2021. Der Löwenanteil des Outputs entfiel mit 1,8 Milliarden US$ auf die Herstellung von Arzneimitteln, die um 1,2 Prozent gegenüber 2021 zulegen konnte. Auf Traditionelle Chinesische Medizin entfielen 354 Millionen US$. 

Insgesamt gibt es in Taiwan 378 Hersteller von Pharmazeutika, die zum überwiegenden Teil mittelständische Firmen sind. Die Exporte von Medikamenten lagen 2022 bei 1,4 Milliarden US$, ein Anstieg von über 20 Prozent. Daraus ergibt sich ein großes Handelsbilanzdefizit von rund 6 Milliarden US$.

Regierung legt Schwerpunkte auf Biotechnologie und Forschung

Der Bereich der medizinischen Biotechnologie wird seit 2016 im Rahmen des "5+2 Innovative Industrial Innovation Plan", neben anderen Branchen, von der taiwanischen Regierung gefördert. Auf der Insel gibt es einige auf Biotechnologie spezialisierte Forschungscluster, wie etwa den "Nangang Biotechnolgy Park" in Taipei oder den "Hsinchu Zhubei Biomedical Park". Die gesamten Ausgaben für Forschung und Entwicklung des Sektors beliefen sich 2021 auf rund 1,1 Milliarden US$. 

Die Insel hat sich aufgrund des hohen Ausbildungsstands der Bevölkerung als Hub für fortschrittliche medizinische Forschung in verschiedenen Bereichen etabliert. Diese umfassen unter anderem Gentherapie, Entwicklung von Arzneimitteln oder auch Lösungen im Bereich von Telemedizin. Mehrere internationale Firmen haben die Insel als Standort für ihre Forschungsaktivitäten und –kooperationen gewählt.

Gesundheitssystem gilt als vorbildlich

Taiwan verfügt über eines der besten und fortschrittlichsten Gesundheitssysteme der Welt. In einem Ranking des Portals "Numbeo" wurde es zum wiederholten Male als das Beste der Welt aufgeführt. Das Gesundheitsministerium ist die zentrale regulatorische Einheit für das Gesundheitssystem in Taiwan. Im Jahr 2021 gab es insgesamt 23.278 Gesundheitseinrichtungen im Land, darunter 478 Krankenhäuser und 22.800 kleinere Kliniken, der überwiegende Teil davon sind privat geführte Einrichtungen. Davon spezialisieren sich 11.835 Einrichtungen auf westliche Medizin, 4043 Einrichtungen auf Traditionelle Chinesische Medizin und 6.922 sind Zahnarztpraxen.

Das dichte Netzwerk der Krankenhäuser in Taiwan ist, nach Schätzungen von PricewaterhouseCoopers, für 80 Prozent der Arzneimittelumsätze verantwortlich. Über die staatliche Institution NHI (National Health Insurance) sind fast 100 Prozent der Bevölkerung versichert. Die Regierung ist über die NHI daher auch der einzig große Käufer von Gesundheitsprodukten und auch Medikamenten. Durch die monopolartige Stellung verfügt die NHI jedoch auch über eine starke Verhandlungsmacht bei der Preisgestaltung von Medikamenten. 

Hinzu kommen strikte Preiskontrollen, jährliche "Price-Reviews" und eine hohe administrative Effizienz der Versicherung inklusive intensiver Nutzung von Informationstechnologien bei der Verwaltung. Taiwan gibt, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit 6,7 Prozent (2020), im regionalen Vergleich nur relativ wenig für das Gesundheitswesen aus. Rund 20 Prozent der Gesundheitsausgaben entfallen auf Medikamente.

Apotheken als wichtigster Vertriebskanal

Den wichtigsten Vertriebskanal auf der Insel stellen Apotheken dar. Die Umsätze der Apotheken legten 2022 um 7 Prozent auf 4,5 Milliarden US$ zu. Branchenexperten beklagen in vielen Fällen eine übermäßige Verschreibungspraxis. Aufgrund der umfassenden Abdeckung über die Krankenversicherung NHI entfallen nur 7 Prozent des gesamten Marktes für Pharmazeutika auf rezeptfreie Medikamente. 

Dieser kann aber für ausländische Firmen von Interesse sein, da er nicht unter die Preisbindung wie bei rezeptpflichtigen Produkten fällt. Die Behörde TFDA (Taiwan Food and Drug Administration) ist für die Durchsetzung von Gesetzen und Vorschriften von Arzneimitteln sowie die Erteilung der Lizenzen und Genehmigungen zuständig. Die Genehmigungsverfahren werden von Branchenexperten als relativ langwierig eingestuft.

 

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