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Special | Thailand | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Klimastrategie: Große Risiken, wenig Action

Die Kluft zwischen Ankündigungen und tatsächlichen Maßnahmen ist noch groß. Neue Ziele und Klimaschutzmaßnahmen liegen auf dem Tisch.

Von Thomas Hundt | Bangkok

Der Klimawandel trifft Thailand hart. Die Temperaturen steigen und das Tropenland leidet unter immer heftigeren Überschwemmungen und Dürren. Thailand findet sich im Global Climate Risk Index unter den Top zehn Ländern, die Klimarisiken am stärksten ausgesetzt sind.

Die Emissionen von Treibhausgasen haben sich in den letzten 30 Jahren mehr als verdoppelt. Das Schwellenland stößt in Relation zu seiner Wirtschaftsleistung mehr Treibhausgase aus als weiter entwickelte Länder in Asien oder Europa.

Thailand: Klimabilanz im Jahr 2021

Indikator

Thailand

Deutschland

Bevölkerung (in Mio.)

70,0

83,9

Ranking im Climate Change Performance Index (CCPI)1)

Rang: 42

Punktezahl: 47,23

Rang: 16

Punktezahl: 61,11

Anteil an den weltweiten Treibhausgasemissionen (in Prozent)2)

0,9

1,8

CO2-Ausstoß gesamt (in Mio.)

279

675

CO2-Ausstoß pro Kopf (in t CO2/Kopf)

3,9

8,1

Emissionsintensität der Wirtschaft (in kg CO2/BIP3))

0,2

0,2

Energieintensität der Wirtschaft (in MJ4)/2017 US$ PPP5)) 2)

4,5

2,76

1 2023, Rang von 63; 2 2019; 3 Bruttoinlandsprodukt; 4 Megajoule; 5 Purchasing Power Parity (Kaufkraftparität).Quelle: CCPI 2023; Climatewatch 2023; Global Carbon Atlas 2023; IEA 2023

Die CO2 Emissionen verharren seit 2015 auf einem hohen Niveau, denn die Wirtschaft wuchs in dem Zeitraum weniger dynamisch als in den vorherigen Dekaden.

Die Industrialisierung in den 90er-Jahren führte dazu, dass sich die CO2-Emissionen der Industrie seit 1990 vervierfachten. Im Stromsektor stiegen die Emissionen zwischen 1990 und 2021 um mehr als das Dreifache. Die Elektrizitätswirtschaft produzierte im selben Zeitraum auch deutlich mehr Strom. Dieser wird heute immerhin etwas umweltschonender erzeugt als 1990, weil rund ein Zehntel der erzeugten Elektrizität inzwischen aus erneuerbaren Energien stammt. 

Der Bereich Verkehr trug ebenfalls zum Anstieg der CO2-Emissionen bei. Er erzeugte im Vergleich zu 1990 die dreifache Menge Emissionen. Deutlich größere Transportmengen und die zunehmende Mobilität der Bürger sind für die gestiegenen Abgase verantwortlich. Der boomende Flugverkehr trieb auch die Emissionen der Luftfahrtbranche in die Höhe.

Mittlere Einkommensfalle auch beim Klimaschutz?

Fachleute sind erstaunt, wie wenig das Schwellenland mit seinem mittleren Niveau an verfügbaren Einkommen das Klima bislang schützt. Die Regierung hatte zwar im September 2016 das Pariser Klimaschutzabkommen unterzeichnet und sich verpflichtet, die nationalen Treibhausgasemissionen zu verringern. Staatliche Stellen unternahmen danach aber wenig. Forschende, die den Climate Action Tracker erstellen, bezeichneten die Klimapolitik und -maßnahmen im September 2021 als unzureichend, um die Ziele des Abkommens einzuhalten.

Eine Planungsstelle des Umweltministeriums, das Office of Natural Resources and Environmental Policy and Planning (ONEP), wurde 2018 immerhin beauftragt, ein Gesetz zum Schutz des Klimas zu verfassen. Der Entwurf wurde 2022 fertiggestellt und soll 2023 das Gesetzgebungsverfahren durchlaufen.

Die bisherigen Maßnahmen entstehen daher auf freiwilliger Basis. Verbindliche staatliche Initiativen sowie langjährige Finanzierungen zum Schutz des Klimas fehlen. Auch in den Provinzen und Kommunen gibt es keine Vorgaben oder konkrete Klimaschutzprojekte. Die 76 thailändischen Provinzen müssten nach Ansicht von Experten indes stärker in Klimaprogramme eingebunden werden, damit die Kommunen in Klimaschutz investieren.

Die 2007 gegründete Organisation Thailand Greenhouse Gas Management Organization schult staatliche Stellen, damit diese eine Klimabilanz erstellen können. Sie hat mit mehreren Provinzen Kooperationsverträge unterzeichnet und wird sie bei der Formulierung und Implementierung von regionalen Klimaschutzmaßnahmen unterstützen.

Fachministerien entwickeln derzeit außerdem Sektorpläne und Maßnahmen, die die Treibhausgase in der Energiewirtschaft, in der Abfallwirtschaft und im Transportsektor mindern sollen. Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sind wiederum in der Wasser- und der Landwirtschaft sowie im Gesundheitswesen vorgesehen.

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