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Deutsche Technologieexporte nach Thailand schrumpfen
Deutschland exportierte 2024 deutlich weniger Waren nach Thailand. Flugzeugausfuhren aus der Bundesrepublik trotzen aber wohl auch in den kommenden Jahren diesem Abwärtstrend.
27.02.2025
Von Frank Malerius | Bangkok
Deutschland hat laut Statistischem Bundesamt 2024 Waren im Wert von 5,5 Milliarden US-Dollar (US$) nach Thailand exportiert. Das entspricht einem Rückgang von 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Thailand ist nach Singapur und Malaysia der drittwichtigste deutsche Absatzmarkt im Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN).
Die negative Entwicklung der deutschen Exporte steht in starkem Kontrast zu den kontinuierlich steigenden thailändischen Importen. Die Einfuhren Thailands aus der ganzen Welt erreichten 2024 mit 306,8 Milliarden US$ einen neuen Rekordwert. Der deutsche Anteil sank dagegen laut thailändischer Importstatistik 2024 auf ein neues Rekordtief von 1,8 Prozent.
Die deutsche Exportschwäche hat allerdings Unschärfen: Viele Produkte, die deutsche Unternehmen in China herstellen, gelangen von dort auf den thailändischen Markt und fließen so in die chinesische Exportstatistik ein. Wie hoch der entsprechende Wert ist, ist unklar. Deutlich ist jedoch der stetige Aufstieg der chinesischen Industrie: Der Anteil Chinas an den thailändischen Importen stieg 2024 auf einen neuen Rekordwert von 26,3 Prozent.
Traditionelle deutsche Exportbranchen vom Rückgang betroffen
Die deutschen Exporte nach Thailand waren in fast allen wichtigen Industriebranchen rückläufig. Die Lieferung von Kfz und -Teilen brach um fast 40 Prozent ein, allerdings ausgehend von einem Rekordniveau im Vorjahr. Grund hierfür war eine außerordentlich schwache Nachfrage: Der thailändische Kfz-Verkaufsmarkt brach 2024 um ein Viertel ein, aufgrund einer zurückhaltenden Vergabe von Autokrediten durch Banken angesichts der exorbitant hohen Verschuldung der privaten Haushalte. Auch Luxushersteller wie Mercedes und BMW, die ihre Modelle überwiegend vor Ort montieren, mussten empfindliche Einbußen hinnehmen. Für das Jahr 2025 erwartet die Kfz-Branche allenfalls eine leichte Markterholung.
Nachfrage der Elektronikbranche steigt
Auch bei Elektronik und Elektrotechnik gingen die deutschen Lieferungen deutlich zurück. Dabei boomt die thailändische Elektronikindustrie und benötigt Vorprodukte, insbesondere elektronische Bauelemente. Chinesische Elektroniklieferungen haben in den letzten Jahren zugenommen; ob die günstigeren Produkte aus dem Reich der Mitte die deutschen Lieferungen substituieren, lässt sich nicht bestimmen.
Produktgruppe | Wert in Mio. US$ | Veränderung 2024/23 *) | Anteil am Export |
---|---|---|---|
Maschinen | 1.120,7 | -5,5 | 20,5 |
Elektronik | 561,5 | -13,6 | 10,3 |
Kfz und -Teile | 478,1 | -39,1 | 8,7 |
Elektrotechnik | 447,6 | -13,6 | 8,2 |
Mess-/Prüftechnik | 361,0 | -3,8 | 6,6 |
Luftfahrzeuge | 289,6 | +2.930,3 | 5,3 |
Thailand baut landesweit neue Flughäfen
Einziger Lichtblick sind die deutschen Exporte von Luftfahrzeugen, die 2024 um fast 3.000 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind. Ohne dieses Segment wären die deutschen Gesamtexporte nach Thailand 2024 sogar zweistellig zurückgegangen. Die Nachfrage in diesem Bereich dürfte in den kommenden Jahren weiter steigen, da im ganzen Land neue Flughäfen gebaut werden. Die internationale Luftfahrtorganisation IATA rechnet damit, dass sich die Zahl der Flugpassagiere im Königreich in den nächsten 20 Jahren mehr als verdreifachen wird.
Immer mehr Maschinen kommen aus China
Die deutschen Maschinenexporte nach Thailand sind 2024 auf den niedrigsten Wert seit 2010 gefallen. Handelsunternehmen berichten, dass die Konkurrenz durch deutlich günstigere chinesische Anbieter immer stärker wird. Diese haben mittlerweile einen Importanteil von 37 Prozent erreicht. Thailand bezieht wertmäßig etwa achtmal so viele Maschinen aus China wie aus Deutschland.
Für Unternehmen aus der Bundesrepublik bleiben vor allem Hightech- und Spezialanwendungen. Deutsche Maschinen haben in der wichtigen Nahrungsmittelverarbeitung und Getränkeindustrie weiterhin ein starke Position. Als Kernbereich der thailändischen Industrie werden diese Sektoren auch in den kommenden Jahren weiter ausgebaut und bieten Chancen für deutsche Exporteure.
Bilaterales Handelsdefizit auf Rekordhoch
Deutschland verzeichnete 2024 ein bilaterales Handelsdefizit mit Thailand in Höhe von 3,9 Milliarden US$. Das ist ein neuer Rekordwert und das elfthöchste deutsche Handelsdefizit. Grund dafür sind vor allem die umfangreichen Elektroniklieferungen aus dem Königreich in die Bundesrepublik. Sie machen 50 Prozent der Gesamtimporte aus Thailand in Höhe von 9 Milliarden US$ aus. Weitere wichtige deutsche Importgüter aus dem Land des Lächelns sind einfache Maschinen, Kfz und -Teile, Schmuck sowie Nahrungsmittel.
Auf der Liste der 25 Länder, mit denen Deutschland die größten Handelsdefizite aufweist, stehen 2024 stehen sieben ASEAN-Staaten. Der summierte Fehlbetrag mit ihnen bezifferte sich auf etwa 30 Milliarden US$. Das mit Abstand größte deutsche Defizit in der Region besteht mit Vietnam (-12,3 Milliarden US$).