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Personalsuche und Personalmanagement

Tschechische Fachkräfte kennen ihren Wert und erwarten dafür Anerkennung. Lohnerhöhungen allein reichen nicht mehr aus. Gefragt sind Benefits und eine gute Work-Life-Balance.

Von Gerit Schulze | Prag

Trotz der gestiegenen Arbeitslosenquote bleibt die Suche nach Fachkräften und Führungspersonal in Tschechien schwierig. Für Personalvermittler kommt erschwerend hinzu, dass das früher beliebte Jobhopping an Attraktivität einbüßt. Arbeitnehmer sind nicht mehr so schnell bereit, für etwas mehr Gehalt oder bessere Karrierechancen den sicheren Arbeitsplatz aufzugeben.

"Die potenziellen Bewerber sind verwöhnt durch Homeoffice-Angebote und Zusatzbenefits", sagt Oliver Schmitt, Geschäftsführer des Prager Personalberaters Teamconsult. "Wegen der Unsicherheiten angesichts globaler Verwerfungen scheuen viele das Risiko eines Arbeitgeberwechsels. Die Bereitschaft zu pendeln oder zu einem Umzug ist extrem gering." Das stellt die Personalvermittler vor neue Herausforderungen, gerade bei leitenden Funktionen in ländlichen Regionen.

Bei einfachen Positionen versuchen ausländische Unternehmen, die in Tschechien etabliert sind, im ersten Schritt häufig selbst, Personal zu finden. Sie schalten Anzeigen, recherchieren in sozialen Medien oder zapfen das Netzwerk ihrer Beschäftigten an. Sehr hilfreich sind dabei die führenden Jobplattformen im Internet wie Jobs.cz, Prace.cz oder Profesia.cz (siehe Abschnitt Kontaktadressen). Einige Firmen bieten ihren Mitarbeitenden finanzielle Anreize, wenn sie Kontakte zu potenziellen Bewerbern vermitteln.

Deutsche Firmen öffnen einen Tag lang ihre Tore

Eine gute Möglichkeit, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren, sind die jährlichen Praxistage bei deutschen Unternehmen in Tschechien. Unter dem Motto "Echt Praxe" organisieren die Firmen einen Tag der offenen Tür. Die nächste Runde soll im Juni 2025 stattfinden. Informationen erteilt das Wirtschaftsreferat der Deutschen Botschaft Prag.

Wenn die betriebseigene Personalsuche keinen Erfolg bringt, werden häufig Agenturen eingeschaltet. Sie nehmen meist zwei bis drei Monatsgehälter Vermittlungsgebühr pro Position. Allerdings suchen diese Dienstleister vor allem in ihren Datenbanken nach Kandidaten. Aktives Headhunting betreiben sie eher selten.

Ein Drittel Jahresgehalt als Vermittlungsgebühr

Zur Direktansprache sind professionelle Personalberater nötig. Solche Headhunter kommen besonders bei Führungspersonal und Schlüsselpositionen zum Einsatz. In Tschechien verlangen sie dabei meist die marktübliche Vermittlungsgebühr von rund 30 Prozent eines Jahresgehalts. In der Regel zahlt der Kunde ein Drittel der Summe bei Auftragserteilung, ein Drittel bei der Bewerberpräsentation und ein Drittel beim Eintritt in das Unternehmen.

Anschließend gibt es oft eine Garantie, dass der vermittelte Kandidat nicht gleich wieder abspringt und tatsächlich auf die Position passt. Anderenfalls wird ein Ersatzkandidat gesucht. Bei Experten wie Juristen, Qualitätsmanagern oder Einkäufern gewähren die Headhunter eine Frist von drei bis sechs Monaten, bei Topmanagern von bis zu zwölf Monaten. So zeigen seriöse Personalvermittler ihre Verantwortung für den Auswahlprozess.

Bei der Wahl von Personalagenturen in Tschechien sollten Unternehmen Vorsicht walten lassen. Es gibt laut Arbeitsministerium über 2.100 Personalagenturen, die meisten sind selbstständige Einzelunternehmer. Einige Agenturen agieren zum Beispiel bei Leiharbeitern in der Grauzone. Es empfiehlt sich, auf Mitgliedsunternehmen des Verbands der Personaldienstleister (APPS) zurückzugreifen.

Bei der Personalsuche helfen kann auch die Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer (AHK Tschechien). Sie nutzt dabei ihr gutes Kontaktnetzwerk und die große Reichweite ihrer Publikationen.

Nur mäßig beliebt bei internationalen Talenten

Als Standort für Talente aus aller Welt hat Tschechien zuletzt an Attraktivität verloren. Im IMD World Talent Ranking 2024 rutschte das Land gegenüber dem Vorjahr um 9 Plätze auf Rang 30 von 67 untersuchten Standorten ab. Zwar ist Tschechien immer noch der beste Arbeitsmarkt für jungen Nachwuchs innerhalb der Visegrád-Gruppe. Doch vor allem die nordeuropäischen Länder, aber auch Slowenien, Irland und Portugal sind deutlich attraktiver. Immer noch recht gut bewertet werden die niedrige Einkommensteuer, die geringe Abwanderung von Fachkräften (Brain Drain) und die effiziente Verwaltung. Dagegen verliert Tschechien an Wettbewerbsfähigkeit durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten, durch das stagnierende Arbeitskräfteangebot sowie durch zu wenig Angebote für Betriebspraktika.

Mit Zusatzleistungen Mitarbeitende binden

Da der Wettbewerb um die besten Talente hart ist, sollten Unternehmen in Mitarbeiterbindung investieren. Ein guter Indikator für die Bandbreite an freiwilligen Sonderleistungen ist die "Gehaltsbenchmark Tschechische Republik", den die AHK Tschechien einmal jährlich erstellt. Das Angebot der deutschen Arbeitgeber reicht von Eintrittskarten für Freizeitparks und Schwimmbäder über Tagesausflüge für die Kinder der Beschäftigten bis hin zu Familien-, Sommer- und Weihnachtsfesten. Jedes fünfte Unternehmen gewährt nichtgewerblichen Beschäftigten Sick-Days, also Krankentage ohne ärztliches Attest.

Für Beschäftigte, die eine weite Anreise haben, bieten sich Fahrtkostenzuschüsse oder Shuttlebusse zu den Werken an. Verbreitet sind Beiträge für Sport, Kultur und Gesundheit, Sonderzahlungen bei Geburt eines Kindes, einer Hochzeit oder dem Tod eines nahen Familienangehörigen. Vier von fünf deutschen Firmen ermöglichen das Arbeiten von Zuhause (Home Office). Die nächste Ausgabe des AHK-Gehaltsbenchmarks erscheint im Frühjahr 2025. 

Mit Zeitarbeit Engpässe überbrücken

Laut Eurostat lag der Anteil der Zeitarbeit an den Vollzeitbeschäftigten in Tschechien 2023 bei 1,4 Prozent. Zahlen der Arbeitsbehörde Úřad práce zeigen, dass drei Viertel der Zeitarbeiter im verarbeitenden Gewerbe arbeiten. Häufig kommen sie auch in der Logistik, im Handel und im Gastgewerbe zum Einsatz. Besonders gefragt sind Hilfsarbeiter und Ausrüstungsmonteure.

Hürden für Bewerber klein halten

Der Bewerbungsprozess befindet sich in Tschechien im Umbruch. Der Trend geht zu immer weniger Unterlagen, die eingereicht werden müssen. "Da Personal ohnehin knapp ist, sollten die Unternehmen die Eintrittshürden für Bewerber möglichst niedrig halten", rät Teamconsult-Chef Oliver Schmitt. Nach seinen Erfahrungen spielen Motivationsschreiben fast keine Rolle mehr. Auch Referenzen würden eher selten verlangt. Häufig genüge das Bewerberprofil im Geschäftsnetzwerk LinkedIn.

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