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Europäische Firmen wollen Wasserstoff in Tunesien produzieren

Acht Absichtserklärungen innerhalb kürzester Zeit: Tunesien will internationale Firmen für die Wasserstoffproduktion gewinnen. Auch ein deutscher Projektentwickler ist dabei.

Von Verena Matschoß | Tunis

Ende Mai 2024 hat die tunesische Regierung ihre Wasserstoffstrategie veröffentlicht, jetzt geht es an die Umsetzung. Acht Absichtserklärungen wurden inzwischen mit internationalen Akteuren unterzeichnet. Sie alle wollen die Möglichkeiten ausloten, in dem nordafrikanischen Land grünen Wasserstoff zu produzieren. Dieser soll dann auch über das bestehende Pipelinesystem nach Europa gelangen.

Mit dabei ist auch der Wiesbadener Projektentwickler ABO Energy. Bisher hat das Unternehmen in Tunesien bereits Aufdach- und Freiflächenanlagen mit insgesamt 1,5 Megawatt realisiert. Dieses Mal sind die Pläne größer - neben weiteren Wind- und Solaranlagen sollen mittelfristig auch zwei große Anlagen für die Produktion von Wasserstoff entstehen. Im Süden des Landes, wo große Flächen zur Verfügung stünden, sogar im Gigawattbereich. Bis dahin werden vermutlich noch mehrere Jahre vergehen. Denn erst einmal muss die tunesische Regierung an den Rahmenbedingungen arbeiten. Die Kosten sind noch zu hoch und die Genehmigungsverfahren langwierig, vor allem bei den Grundstücksfragen ist viel Geduld gefragt. 

Internationale Unternehmen unterzeichnen Absichtserklärungen Memoranden of Understanding (MoU) mit tunesischer Regierung
UnternehmenLandDetails
TE H2, VerbundFrankreich, Luxemburg, ÖsterreichMoU unterzeichnet am 28. Mai 2024; Projekt H2 Notos, 200.000 Tonnen grüner Wasserstoff pro Jahr im Süden Tunesiens, Erweiterung auf bis zu 1 Million Tonne
ACWA PowerSaudi-ArabienMoU unterzeichnet am 31. Mai 2024; Produktion von 200.000 Tonnen grünem Wasserstoff pro Jahr (drei Phasen, bis zu 600.000 Tonnen)
Hydrogen of FranceFrankreichMoU unterzeichnet am 29. Juli 2024; Produktion von bis zu 65.000 Tonnen grünen Wasserstoffs pro Jahr
Tunur, Aker Horizons, VerbundTunesien, Norwegen, ÖsterreichMoU unterzeichnet am 29. Juli 2024
Savannah EnergyVereinigtes KönigreichMoU unterzeichnet am 29. Juli 2024
DEME HyportBelgienMoU unterzeichnet am 29. Juli 2024
ABO EnergyDeutschlandMoU unterzeichnet am 29. Juli 2024
Amarenco, H2 GlobalFrankreich/Irland, SchweizMoU unterzeichnet am 29. Juli 2024
Quelle: Pressemeldungen; ABiQ-Datenbank; Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

ABO Energy will Expertise teilen

Laut Oliver Biegel, dem Koordinator für Wasserstoff in Nordafrika und Europa bei ABO Energy, will die Regierung dafür in den Austausch mit den Projektentwicklern kommen. Auch das war ein Grund, warum sich das Unternehmen aus Wiesbaden mit einer Absichtserklärung ins Spiel gebracht hat. Denn ABO Energy sammelt beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft gerade zahlreiche Erfahrungen in verschiedenen Ländern, zum Beispiel in Kanada, Finnland oder Spanien. Dieses Wissen könnte das Unternehmen in die Gespräche mit der Regierung einbringen. Eine Konkurrenz stellen die anderen Akteure für Oliver Biegel nicht dar, er sucht eher den Austausch und Synergien, zum Beispiel bei gemeinsam genutzter Infrastruktur, denn: "Platz ist genug für alle da". 

Grüner Wasserstoff für den Export nach Europa

Tunesien hat sich bei der Produktion von Wasserstoff sehr ambitionierte Ziele gesteckt: Bis zum Jahr 2050 sollen rund 8 Millionen Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden, 6 Millionen Tonnen davon sollen über eine Pipeline nach Europa gelangen. Dafür müssten 100 Gigawatt an Erneuerbaren-Kapazitäten geschaffen werden. Ein langer Weg, denn bisher sind gerade einmal 686 Megawatt zur Stromproduktion installiert. 

Oliver Biegel bleibt optimistisch:

"Es ist gut, sich ehrgeizige Ziele zu stecken. Das Potenzial ist da, nun muss nur noch die Dynamik zulegen." 

Sollten sich die Pläne in Tunesien realisieren lassen, dann profitiert davon auch die deutsche Wirtschaft: Über den sogenannten SoutH2-Korridor soll Wasserstoff aus Nordafrika über Italien und Österreich nach Deutschland gelangen.

 

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