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Regierung will Schuldenlast im Energiesektor senken
Durch die Aufrechnung von Verbindlichkeiten soll der Schuldenstand in der ukrainischen Stromwirtschaft sinken - eine gute Nachricht für deutsche Lieferanten von Energieanlagen.
29.01.2024
Von Michał Woźniak | Berlin
Die hohe Verschuldung im ukrainischen Energiemarkt belastet den Wiederaufbau und die Modernisierung des Sektors. Die Verbindlichkeiten des Netzbetreibers Ukrenergo betragen über 1,2 Milliarden Euro. Alleine gegenüber grünen Stromerzeugern belaufen sich die Ausstände im Rahmen des Förderprogramms "Garantierter Käufer" auf knapp 800 Millionen Euro.
Auf dem Markt für Ausgleichsenergie hatte Ukrenergo laut eigenen Angaben Ende 2023 weitere rund 440 Millionen Euro Schulden. Zeitgleich blickt Firmenchef Wladimir Kudrizki skeptisch auf die Einnahmenseite: "Etwa 5.500 säumige Kunden, die wir weiterhin mit Strom beliefern müssen, schulden uns über 740 Millionen Euro." Hierbei handle es sich vor allem um Wasserversorger, kommunale Unternehmen, staatliche Bergwerke und andere kritische Infrastruktur.
Neben einem 150 Millionen Euro großen Kredit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) soll eine Anfang Januar 2024 vom Energieministerium erlassene Verordnung bis 30. April 2024 die Schuldenlast reduzieren und somit die Liquidität der Branche erhöhen. Demnach müssen der Netzbetreiber und die Strommarktteilnehmer ihre Verpflichtungen gegenseitig aufrechnen. Voraussetzung ist, dass die Ansprüche:
homogen sein müssen - also einander gegenüber in ähnlicher Weise erfüllt werden müssen;
aufgrund von Stromkauf- und -verkaufsverträgen oder Abnahme- und Dienstleistungsverträgen entstanden sein müssen;
unstrittig sein müssen.
Ukrenergo bereitet entsprechende Vereinbarungen vor.