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Ukrnafta investiert in Stromerzeugung

Der ukrainische Öl- und Gaskonzern Ukrnafta plant den Bau mehrerer dezentraler Kraftwerke. Das Unternehmen hofft auf eine Kofinanzierung durch ausländische Partner.

Von Waldemar Lichter | Warschau

Der größte Öl- und Gasproduzent der Ukraine, Ukrnafta, führt zwei bedeutende Projekte für dezentrale Energieerzeugung durch. Der Aufsichtsratsvorsitzende Duncan Nightingale kündigte auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar 2025 die Errichtung von Gaskraftwerkskapazitäten mit bis zu 370 Megawatt an. Die Anlagen sollen mit Erdgas aus konzerneigener Förderung betrieben werden.

Diese Projekte seien ein wichtiger Schritt zur Modernisierung der Energieinfrastruktur und zur Stärkung der Energiesicherheit der Ukraine.

"Wir müssen jetzt in die Ukraine investieren. Wer auf das Ende des Krieges wartet, könnte die profitabelsten Projekte verlieren",

betonte Nightingale. Die Investitionen sollen vorrangig aus Eigenmitteln des Unternehmens finanziert werden. Internationale Partner seien aber eingeladen, sich an dem zukunftsweisenden Vorhaben zu beteiligen, so der gebürtige Brite.

EBRD-Darlehen für 100 Megawatt

Parallel zu dem angekündigten 370-Megawatt-Projekt treibt Ukrnafta bereits ein weiteres ähnliches Vorhaben voran. Es geht um den Aufbau dezentraler Energieerzeugungsanlagen mit einer Gesamtkapazität von 100 Megawatt. Dieses Projekt wird maßgeblich durch internationale Partner unterstützt. So stellt die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) dafür ein Darlehen über 80 Millionen Euro bereit. Zusätzliche Förderungen kommen aus den Niederlanden (9,5 Millionen Euro) und den USA (12,5 Millionen Euro).

Ziel ist, kleine gasbetriebene Strom- und Wärmeerzeugungseinheiten in verschiedenen Regionen der Ukraine zu installieren, um die Energieversorgung zu dezentralisieren und die Resilienz des Energiesektors zu stärken. Angesichts der anhaltenden russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur seien neue Anlagen von entscheidender Bedeutung, um den aktuellen Energiebedarf zu decken und die Stabilität langfristig aufrechtzuerhalten, betonte Ukrnafta-Vorstandschef Sergii Koretskyi.

Das Projekt soll bis Ende 2025 umgesetzt werden. Die ersten Ausschreibungen für dieses Projekt wurden bereits gestartet. Sie umfassen Gasmotor-Kraftwerke und Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen für drei Standorte sowie containerisierte Gaskraftwerke, die flexibel je nach Bedarf verlegt werden können. Die Angebotsfrist für beide Ausschreibungen ist Ende Januar 2025 abgelaufen. Nach Abschluss der Beschaffungsphase für die Anlagen werden weitere Ausschreibungen für die erforderlichen Bau- und Installationsarbeiten folgen. Die Fertigstellung der Anlagen ist für 2025 geplant.

Um sich an den Projekten von Ukrnafta zu beteiligen, sollten deutsche Unternehmen die entsprechenden Ausschreibungsplattformen beobachten: die ukrainische Plattform ProZorro sowie die der EBRD. Dort werden Ausschreibungen für technische Anlagen, Dienstleistungen und Bauarbeiten veröffentlicht. Zugang zu den Ausschreibungsunterlagen wird nach einer Registrierung gewährt.

Kooperation mit der EBRD ein Meilenstein für Ukrnafta

Koretskyi betonte die besondere Bedeutung der Zusammenarbeit mit der EBRD. Bei der Vereinbarung mit dem Finanzinstitut sei es um mehr als nur um die Beschaffung von Mitteln für Ukrnafta gegangen. Ein einst "geschlossenes" Unternehmen habe sich zu einer transparenten Organisation entwickelt, die die höchsten Standards der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung erfülle und positive finanzielle Ergebnisse aufweist, so der Ukrnafta-Manager.

Beide Projekte sind Teil einer umfassenden Strategie zur Modernisierung des ukrainischen Energiesektors. Die neuen Gaskraftwerke sollen nicht nur die Grundversorgung sichern, sondern auch flexibel auf Schwankungen im Stromnetz reagieren können. Besonders wichtig ist dabei die Nutzung eigener Gasressourcen, die eine größere Unabhängigkeit von Energieimporten ermöglicht.

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