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Branche kompakt | USA | Pharmaindustrie, Biotechnologie

Spezialmedikamente sorgen für Wachstum im US-Pharmamarkt

Die USA unterstreichen ihre Vorreiterrolle bei innovativen Therapien. Dadurch steigt der Pharmaumsatz bis 2028 um insgesamt 29 Prozent auf etwa 562 Milliarden US-Dollar an. 

Von Heiko Stumpf | San Francisco

Ausblick der Pharmaindustrie in den USA

Bewertung:

 

  • Hoher Behandlungsbedarf durch die steigende Verbreitung chronischer Krankheiten. Das Verordnungsvolumen für rezeptpflichtige Medikamente nimmt zu.
  • Innovative Arzneimittel in Bereichen wie der Onkologie oder den Gen- und Zelltherapien sorgen für steigende Umsätze auf dem Pharmamarkt.
  • Medikamente zur Gewichtsreduktion erleben einen Boom und lösen zahlreiche Investitionsprojekte aus.
  • Das Umfeld für Start-ups verbessert sich. Jungunternehmen können wieder mehr Risikokapital einsammeln.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Juli 2024

  • Markttrends

    Innovative Therapien gegen komplexe Krankheiten lassen die Umsätze in der Pharmabranche steigen. Zum größten Kassenschlager entwickeln sich jedoch Medikamente gegen Übergewicht.

    Ob neue Präparate gegen chronische Krankheiten wie Krebs oder Wirkstoffe gegen lebensstillbedingte Leiden wie Übergewicht - vor allem Arzneimittel-Innovationen bescheren den Pharmaunternehmen auf dem US-Markt steigende Einnahmen. Laut Prognosen des IQVIA-Instituts sollen Umsätze mit Arzneimitteln im Jahr 2024 um 3,7 Prozent auf nominal 451 Milliarden US-Dollar (US$) steigen. Bis 2028 sagen die Analysten sogar einen Anstieg auf 562 Milliarden US$ vorher, was einer durchschnittlichen Steigerungsrate von 5,3 Prozent pro Jahr entspricht.

    210 Mrd.

    definierte Tagesdosen wurden 2023 in den USA verabreicht. Ein Anstieg um insgesamt 12,2% seit 2018.

    Als Wachstumstreiber erweisen sich teure Spezialtherapeutika, die komplexe und seltene Krankheitsbilder behandeln. Die Therapiekosten für neu auf den Markt kommende Krebsmedikamente liegen im Mittel bei rund 300.000 US$ pro Jahr. Der Marktanteil solcher Wirkstoffe nimmt in Folge kontinuierlich zu und lag im Jahr 2023 bei rund 54 Prozent. Vor zehn Jahren hatte der Wert noch 35 Prozent betragen. Die Entwicklung geht auf Kosten klassischer Präparate, die zwar einen höheren Adressatenkreis erreichen, aber ein deutlich geringeres Preisniveau aufweisen.

    Viele Krebsmedikamente kommen auf den Markt

    In Zukunft dürfte sich der Trend verfestigen. Experten erwarten, dass die Regulierungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) bis 2028 die Zulassung für jeweils etwa 50 bis 55 neue Medikamente pro Jahr erteilt. Spezialmitteln kommt dabei eine dominante Rolle zu.

    So werden bis 2028 beispielsweise rund 100 neue Behandlungen gegen Krebs erwartet. Im Mittelpunkt stehen dabei personalisierte Krebsbehandlungen und Biomarker, mittels derer die Reaktion des Patienten auf die Therapie überwacht und angepasst werden kann.

    Insbesondere Pfizer setzt auf die Tumorforschung, nicht zuletzt um sinkende Umsätze aus dem Covid-Impfgeschäft auszugleichen. Dazu übernahm der Konzern 2023 das auf Krebstherapien spezialisierte Biotech-Unternehmen Seagen: Bis 2030 sollen mindestens acht umsatzstarke Blockbuster entwickelt werden.

    Gen- und Zelltherapien vor dem Durchbruch

    Eng mit dem Feld der Krebsbehandlung verbunden ist das Wachstumssegment der Gen- und Zelltherapien. Bei diesen neuartigen Verfahren werden veränderte Zellen oder DNA in den Körper eingeführt, um die Ursachen schwer behandelbarer Krankheiten zu bekämpfen.

    Mit mehr als zehn erwarteten Neuzulassungen könnte 2024 ein bahnbrechendes Jahr für solche Therapieansätze werden. Zudem laufen Tausende klinische Studien. Auch wenn viele davon scheitern, erwartet die FDA, dass in den Folgejahren jeweils 10 bis 20 Gen- und Zelltherapien zugelassen werden. Mit Stand April 2024 hat die FDA bereits 37 entsprechende Zulassungen erteilt.

    Die führende Drogeriekette Walgreens schuf im April 2024 mit der Gene and Cell Services Pharmacy einen spezialisierten Vertriebskanal. Dadurch soll der Zugang zu diesen Therapien verbessert werden.

    In der Immunologie machen sich Biosimilars bemerkbar

    Auch Behandlungen gegen Autoimmunkrankheiten wie Neurodermitis oder Psoriaris bleiben ein Wachstumsfeld. Im Jahr 2023 wurden rund 1,2 Milliarden definierte Tagesdosen (Defined Daily Doses, DDD) für immunologische Medikamente verabreicht. Bis 2028 wird ein Anstieg um insgesamt rund 75 Prozent erwartet.

    Der wertmäßige Umsatz in US$ wächst mit durchschnittlich 2,8 Prozent hingegen deutlich langsamer. Eine Entwicklung, die vor allem dem steigenden Einfluss der Biosimiliars geschuldet ist. Betroffen ist auch Humira. Das Mittel gegen entzündliche Erkrankungen ist das weltweit meist verkaufte Medikament. Durch Patentablauf in den USA sind seit 2023 mehrere Biosimilars für Humira erhältlich und nehmen dem Originalhersteller AbbVie Marktanteile ab.

    So will beispielsweise Boehringer Ingelheim mit Biosimilars für Humira im US-Markt Fuß fassen. Die Pharmaziekette CVS Health schuf 2023 mit Cordavis eine eigene Tochtergesellschaft, welche sich auf die Kommerzialisierung und Herstellung von Biosimilars (z.B. für Humira) konzentrieren soll. Nach Angaben von CVS Health könnte der Umsatz mit Biosimilars in den USA bis 2029 auf etwa 100 Million US$ ansteigen, von weniger als 10 Milliarden US$ im Jahr 2022. 

    Mit Stand Mitte 2024 hat die FDA insgesamt 57 Biosimilars für verschiedene Therapiebereiche zugelassen. In Bereichen, in denen Biosimilars bereits mit Originalpräparaten konkurrieren, hatten diese im Jahr 2023 einen mengenmäßigen Anteil von 23 Prozent.

    Mittel gegen Übergewicht boomen

    Immense Gewinne verspricht der Markt für Medikamente gegen zu viele Kilos. Die zugelassenen Produkte Zepbound von Eli Lilly und Wegovy von Novo Nordisk sind bereits Verkaufsrenner. Sie wurden ursprünglich zur Behandlung von Diabetes entwickelt und basieren auf dem Wirkstoff Semaglutid. Dieser ahmt das Hormon GLP-1 nach, welches ein Gefühl der Sättigung erzeugt.

    Gewichtsprobleme sind in den USA weitverbreitet, das Marktpotenzial demzufolge riesig. Laut dem 2023 State of Obesity Report des Trust for America's Health leiden rund 42 Prozent der Bevölkerung unter Übergewicht. Vor 20 Jahren lag der Wert noch bei 31 Prozent. J.P. Morgan Research prognostiziert, dass bis zum Jahr 2030 rund 15 Millionen Amerikaner Medikamente zur Gewichtsregulierung nutzen das sind rund 9 Prozent der Gesamtbevölkerung. 

    Goldgräberstimmung: Erfüllen sich die Erwartungen an die Abnehmwunder?

    Die Ausgangslage: 

    Medikamente gegen Übergewicht versprechen nie dagewesene Gewinne, sind aber sehr teuer. Eine Behandlung mit Medikamenten wie Zepbound oder Wegovy kostet mehr als 1.000 US$ pro Monat. Nur Wenige können sich dies aus eigener Tasche leisten. 

    Die künftigen Umsätze hängen deshalb entscheidend davon ab, dass die Krankenversicherungen zumindest für einen Großteil der Kosten aufkommen. Bislang ist dies in den USA meist nicht der Fall. Nur etwa ein Drittel der privaten Krankenversicherungen (Stand Mitte 2024) übernimmt bislang die Kosten für Abnehmspritzen. Und dies in der Regel nur mit Einschränkungen wie Vorabgenehmigungen und dem Vorliegen von weiteren Risikofaktoren für chronische Erkrankungen.

    Im staatlichen Krankenversicherungsprogramm Medicare, das für die Versorgung älterer Menschen zuständig ist, sind GLP-1-Medikamente bislang nur für die Behandlung von Diabetes zugelassen, nicht hingegen für reines Übergewicht. 

    In der Folge variieren die Umsatzprognosen erheblich. Für das Jahr 2028 erwartet IQVIA einen Umsatz von 18 Milliarden US$, falls sich an den bestehenden Rahmenbedingungen wenig ändert. Sollten Medicare und private Krankenversicherungen hingegen einen breiten Zugang ermöglichen, könnte der Umsatz im Jahr 2028 auf bis zu 73 Milliarden US$ steigen (ausgehend von 5,4 Milliarden US$ im Jahr 2023).

    Das GTAI-Szenario:

    Verschiedene Faktoren sprechen dafür, das GLP-1-Medikamente in Zukunft auch bei Behandlungen gegen Übergewicht durch Medicare abgedeckt werden. Private Krankenversicherungen schließen sich den Vorgaben von Medicare in der Regel weitgehend an. Insofern können die Pharmahersteller tatsächlich mit einem breiten Marktzugang rechnen.

    Faktor 1: Zusätzlicher Nutzen eröffnet den schrittweisen Weg in Medicare

    GLP-1-Medikamente helfen nicht nur bei der Gewichtsreduktion, sondern senken auch das Risiko von Herzinfarkten. Seit März 2024 kann Wegovy durch Medicare erstattet werden, wenn neben Übergewicht auch eine Herz-Kreislauf-Erkrankung vorliegt. Dies eröffnet einen potenziellen Adressatenkreis von 3,6 Millionen Medicare-Begünstigten. Studien sollen belegen, dass die Medikamente auch gegen weitere Beschwerden wie Schlafapnoe oder Leber- und Nierenerkrankungen helfen. Die Tür zur großflächigen Kostenerstattung dürfte sich so weiter aufstoßen.

    Faktor 2: Einsparungen im Gesundheitssystem könnten die Kosten mehr als ausgleichen

    Kritische Stimmen warnen, dass die Erstattung von GLP-1-Medikamenten zu den aktuellen Preisen eine zu hohe finanzielle Belastung für Medicare und private Krankenversicherungen darstellen würde. Andere Studien beispielsweise des Schaeffer Center der University of Southern California argumentieren jedoch, dass durch die Vermeidung chronischer Krankheiten erhebliche Einsparungen möglich sind. Für Medicare und private Krankenversicherungen beläuft sich dieses Potenzial auf über 240 Milliarden US$ innerhalb von 10 Jahren.

    Faktor 3: Durch mehr Konkurrenz dürften die Medikamentenpreise sinken

    Eliy Lilly und Novo Nordisk sind die Pioniere und ihr Erfolg weckt auch das Interesse der Konkurrenz: So wollen sich beispielsweise auch Unternehmen wie Pfizer, Amgen oder Boehringer Ingelheim Anteile im lukrativen Markt sichern. Das Institut Global Data schätzt, dass bis 2028 etwa 13 weitere Medikamente gegen Übergewicht eine Zulassung durch die FDA erhalten. Vergleiche mit anderen Therapiebereichen wie Hepathitis C oder HIV zeigen: dringen nach den Pionieren immer mehr Wettbewerber auf den Markt, fallen die Medikamentenpreise z.B. durch gewährte Rabatte deutlich.

    Faktor 4: Die nächste Generation der Abnehmmittel bietet Kostenvorteile

    Bislang müssen GLP-1-Medikamente durch Einwegspritzen injiziert werden. Die Herstellung dieser Injektionsets ist technisch aufwendig und teuer. Mehrere Hersteller forschen an oralen Medikamenten, die als Tablette verabreicht werden können. Dies dürfte einfachere Produktionsverfahren ermöglichen.

    Regierung schreibt billigere Medikamente vor

    Ein ständiges Thema in den USA sind hohen Preise für Arzneimittel. Im Vergleich zum Durchschnitt der OECD-Staaten sind diese fast dreimal so hoch. Durch den Inflation Reduction Act (IRA) will die Regierung gegensteuern und schreibt erstmals verbindliche Preisverhandlungen für Arzneimittel im staatlichen System Medicare vor. Ziel ist es, die Medikamentenpreise um 25 bis 60 Prozent zu senken – abhängig von den Umständen des Einzelfalls.

    Für die ersten zehn Pharmazeutika (außerhalb des Patentexklusivitätsrechts) mit den höchsten Kosten sollen die Preisvorgaben bereits ab 2026 greifen. In den Jahren 2027 und 2028 soll es für jeweils 15 Arzneimittel Verhandlungen geben und ab 2029 könnten es 20 sein.

    Von Heiko Stumpf | San Francisco

  • Branchenstruktur

    Die erstklassigen Life-Science-Cluster und der hochentwickelte Risikokapitalmarkt in den USA suchen weltweit ihresgleichen. In der Produktion gibt es einige Investitionsprojekte.

    Die USA zeichnen sich durch eine hohe Innovationskraft und Forschungsaktivität in der Pharmaindustrie aus. Ein dynamisches Ökosystem aus großen Life-Science-Unternehmen, Start-ups, Venturecapital Fonds sowie renommierten Universitäten und Forschungsinstituten erweist sich als Motor für die Entwicklung von neuen Medikamenten.

    Nach dem Boomjahr 2021 sorgten hohe Zinsen und risikoscheue Investoren zuletzt jedoch für ein schwieriges Umfeld bei der Finanzierung der pharmazeutischen Entwicklung. Für das 2024 zeichnet sich die jedoch erhoffte Trendwende ab. Im 1. Halbjahr 2024 sammelten die amerikanischen Start-ups im Bereich Life-Science rund 19,2 Milliarden US-Dollar (US$) an Wagniskapital ein. Das ist ein Plus von 33 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. 

    Gleichzeitig sitzen die Venturecapital-Fonds auf einem Rekordwert an "Dry Powder", ein Begriff, der den Wert des eingesammelten Kapitals beschreibt, das für zukünftige Investitionen bereitgehalten wird. Laut Analysten wartet eine lange Liste an Start-ups auf günstige Bedingungen für einen Börsengang (IPO; Initial Public Offering), wozu insbesondere die im 2. Halbjahr 2024 erwarteten Zinssenkungen der Federal Reserve beitragen dürften. 

    Das drohende "Patent Cliff" steigert die Forschungsaktivitäten

    Der Drang zur Innovation verstärkt die bevorstehende Welle auslaufender Patente. Bis 2030 sind rund 200 Medikamente von dem sogenannten "Patent Cliff" betroffen, darunter viele umsatzstarke Blockbuster. Wegen der dadurch aufkommenden Konkurrenz durch Generika und Biosimilars drohen den betroffenen Herstellern Einbußen von mehr als 200 Milliarden US$ jährlich.

    Als Ausweg bleibt den Pharmaunternehmen deshalb nur, neue Medikamente zu entwickeln und dadurch frische Einnahmequellen zu erschließen. Laut der BDO-Umfrage "2024 Life Sciences CFO Outlook" wollen 77 Prozent der Unternehmen ihre Forschungsausgaben im Jahr 2024 erhöhen.

    Im Jahr 2023 steckten die amerikanischen Pharmahersteller bereits rund 18,4 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Im Jahr 2010 lag der Wert noch bei etwa 11 Prozent. Auch das Geschäft mit Mergers and Acquisitions wird in den kommenden Jahren zunehmen. Pharmariesen wie Merck oder Johnson & Johnson kaufen verstärkt Unternehmen zu, die aussichtsreiche Medikamente in der Entwicklung haben.

    Die Stärken in der Forschung tragen dazu bei, dass viele innovative Medikamente zuerst in den USA zugelassen werden. In Bezug auf die jährlichen Umsätze halten sich chemische Arzneimittel und Biopharmazeutika mittlerweile die Waage (2023: beide knapp 50 Prozent). Während über 90 Prozent der Rezepte für Generika ausgestellt werden, ging deren wertmäßiger Anteil (ausgehend von 18,5 Prozent 2019) in den vergangenen Jahren zurück. Dies hängt damit zusammen, dass neu zugelassene Medikamente immer teurer werden. 

    Ansturm auf Schlankmacher löst große Investitionen aus

    In der Pharmaproduktion werden neue Investitionen vor allem durch die große Nachfrage nach Medikamenten zur Gewichtsreduktion angeschoben. Zusammengerechnet stellen Eli Lilly und Novo Nordisk rund 13 Milliarden US$ für neue Anlagen in den USA bereit. Um sich zusätzliche Kapazitäten zu sichern, kaufen die Unternehmen zudem auch Auftragsfertiger auf. Eli Lilly übernimmt Nexus Pharmaceuticals in Wisconsin. Novo Nordisk gab Anfang 2024 den Erwerb des in New Jersey ansässigen Auftragsherstellers Catalent bekannt.

    Zudem kommt es zu zahlreichen Investitionen für Zuliefermaterialien wie Glas-und Polymerspritzen oder Peptiden, die für die Herstellung von GLP-1 Abnehmprodukten benötigt werden. Unter anderem investieren Schott Pharma aus Deutschland und Corden Pharma aus der Schweiz in den USA.

     

    Ausgewählte Investitionsprojekte der pharmazeutischen Industrie in den USAInvestitionssumme in Millionen US-Dollar
    Akteur/ProjektInvestitionssummeProjektstandAnmerkungen
    Eli Lilly

    9.000

    Geplante Fertigstellung bis 2028Bau einer Produktionsstätte für Medikamente zur Gewichtsreduktion auf Basis von GLP-1-Rezeptoragonisten in Lebanon, Indiana.
    Novo Nordisk

    4.100

    Geplante Fertigstellung bis 2029Bau einer Produktionsstätte für Medikamente zur Gewichtsreduktion auf Basis von GLP-1-Rezeptoragonisten in Clayton, North Carolina.
    Fujifilm Diosythn Biotechnologies

    1.200

    Geplante Fertigstellung bis 2028Bau einer Anlage zur Herstellung von Zellkulturen in Holly Springs, North Carolina.
    Corden Pharma

    450 (Schätzung)

    Geplante Fertigstellung bis 2028Schaffung zusätzlicher Peptidkapazitäten am Standort Boulder, Colorado. Soll die steigende Nachfrage nach GLP-1-Therapien bedienen.
    Schott Pharma

    371

    Geplante Fertigstellung bis 2027Bau einer Produktionsstätte für vorfüllbare Glas- und Polymerspritzen in Wilson, North Carolina. Die Anlage soll die Nachfrage nach mRNA, GLP-1 und anderen Therapien bedienen.
    AstraZeneca

    300

    Geplante Fertigstellung bis 2026Bau einer Anlage für Zelltherapien in Rockville, Maryland.
    Simtra Biopharma Solutions

    250

    Geplante Fertigstellung bis 2028Erweiterung einer Anlange für sterile Abfüll- und Fertigprodukte in Bloomington, Indiana.
    National Resilience

    225

    Geplante Fertigstellung bis 2025Erweiterung der Anlagen für Fläschchen, Karpulen und vorgefüllte Spritzen (PFS) in Cincinnati, Ohio und Durham, North Carolina.
    Quelle: Recherchen Germany Trade & Invest

    Auch auf dem Wachstumsgebiet der Gen- und Zelltherapien sind deutsche Unternehmen aktiv. Der Pharmariese Bayer eröffnete im Oktober 2023 eine Zelltherapie-Produktionsanlage in Berkley, nordöstlich von San Francisco. Mit der Investition von 250 Millionen US$ wird Material für klinische Studien zur Behandlung von Parkinson hergestellt. Die Merck KGaA aus Darmstadt plant für 600 Millionen US$ die Übernahme von Mirus Bio aus Wisconsin, um die Kompetenzen bei der Herstellung von viralen Vektoren für Zell- und Gentherapien zu stärken.

    Vielfältige Clusterlandschaft bietet Chancen

    Die USA verfügen über die größten und etabliertesten Biopharma-Cluster der Welt. Zu den bedeutendsten Standorten zählen Boston in Massachusetts und die San Francisco Bay Area in Kalifornien. Der Großraum Boston ist mit mehr als 1.600 Unternehmen sowie universitären Aushängeschildern wie Cambridge, Harvard und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) das größte Life-Science-Cluster in den USA. 

    In South San Francisco wiederum befindet sich die Geburtswiege der Biotechnologie, unter anderem mit dem Pionier der ersten Stunde Genentech. Bedeutende Cluster für Life Science finden sich auch in San Diego, New York/New Jersey, Washington, D.C/Baltimore, Raleigh/Durham und Philadelphia.

    Zurzeit vollzieht sich in den Life-Science-Zentren der USA ein nie dagewesener Bauboom für neue Laborflächen. Mit 1,2 Millionen Quadratmetern hat sich die fertiggestellte Laborfläche 2023 gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Weitere 2,5 Millionen Quadratmeter befinden sich im Bau und kommen 2024 und 2025 auf den Markt. Der daraus resultierende Leerstand von rund 15 Prozent dürfte nach Einschätzung von Branchenkennern durch den erwarteten Aufschwung der Branche schnell vom Markt absorbiert werden.

     

    Wichtige Branchenunternehmen in den USAUmsatz in Milliarden US-Dollar

    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz 2023

    Johnson & JohnsonPharma, Medizintechnik

    85,1

    MerkPharma

    60,1

    PfizerPharma, Biotechnologie

    58,5

    AbbVieBiopharma

    54,3

    Bristol Myers SquibbPharma

    45,0

    Eli LillyPharma

    34,1

    AmgenBiopharma

    28,2

    Gilead SciencesBiopharma

    26,9

    ViatrisPharma

    15,4

    Quelle: Fierce Pharma 2024

    Importe steigen weiter an

    Über ein Drittel der in den USA konsumierten Medikamente wird importiert. Organische Vorprodukte, Wirkstoffe und Antibiotika werden meist aus China geliefert. Bei den Arzneimitteln war Deutschland im Jahr 2023 wertmäßig das zweitwichtigste Lieferland, nach Irland und vor der Schweiz. Indien steht bei den Generika an erster Stelle.

    Ausgehend von knapp 168 Milliarden US$ im Jahr 2023 dürften die Importe nach Prognosen von Fitch Solutions bis 2028 um durchschnittlich rund 5,7 Prozent pro Jahr wachsen.

    Importe pharmazeutischer Produkte in die USA und Anteil aus DeutschlandIn Millionen US-Dollar
    Warengruppe (SITC-Position)

    2019

    2020

    2021

    2022

    2023

    Glykoside; Drüsen und andere Organe und ihre Auszüge; Antiseren, Vakzine und ähnliche Erzeugnisse (541.6)

    43.508

    53.176

    58.898

    65.350

    82.481

       davon aus Deutschland

    8.617

    12.281

    12.791

    8.655

    11.748

    Arzneiwaren, Hormone oder andere Erzeugnisse der Untergruppe 541.5, jedoch keine Antibiotika enthaltend (542.2)

    12.147

    12.635

    13.909

    13.917

    13.472

       davon aus Deutschland

    1.672

    1.392

    1.347

    1.149

    1.325

    Arzneiwaren, Alkaloide oder ihre Derivate, jedoch weder Hormone noch andere Produkte der Untergruppe 541.5 oder Antibiotika enthaltend (542.3)

    1.674

    1.569

    1.284

    1.302

    1.409

       davon aus Deutschland

    1.179

    1.084

    704

    681

    685

    Arzneiwaren, a. n. g. (542.9)

    61.401

    63.036

    65.968

    73.930

    71.057

       davon aus Deutschland

    5.101

    4.804

    6.597

    6.686

    4.608

    Quelle: U.S. International Trade Commission Data Web (USITC) 2024

    Von Heiko Stumpf | San Francisco

  • Rahmenbedingungen

    Das Zulassungsverfahren bevorzugt innovative Medikamente. Die Preisgestaltung ist frei und gleichzeitig komplex. 

    Die USA sind das einzige große Industrieland, in dem die Bereitstellung von medizinischen Dienstleistungen und Versicherungen nicht durch eine zentrale nationale Strategie vereinheitlicht ist. Eine gesetzliche Krankenversicherung wie in Deutschland gibt es nicht. Der Bevölkerungsanteil mit Krankenversicherungsschutz ist mit 92 Prozent dennoch hoch. 

    Die meisten Menschen sind über Gruppenversicherungen, die von ihren Arbeitgebern unterstützt werden, krankenversichert. Rund 86 Millionen Personen mit geringem Einkommen kommen über das staatliche Medicaid-Programm in den Genuss einer Krankenversicherung. Die fast 65 Millionen Menschen im Rentenalter sind über das staatliche Krankenversicherungsprogramm Medicare versichert. Eine erhebliche Anzahl von rund 25 Millionen Menschen muss aktuell ohne Krankenversicherung leben.

    Importeure benötigen US-Agent

    Ausländische Arzneimittelhersteller müssen in den USA registriert sein, um Produkte in das Land zu importieren. Dazu muss der Food and Drug Administration (FDA) ein Ansprechpartner in den USA benannt werden. Bei diesem sogenannten US-Agent kann es sich um eine reale Person, um Partnerunternehmen oder Unternehmensverbände handeln. Wichtig ist der ständige Sitz beziehungsweise Aufenthalt des Vertreters in den USA.

    In den USA gilt ein Mindeststandard für die Herstellung, Bearbeitung, Verpackung und Lagerung von Arzneimitteln. Entsprechende Produkte dürfen nur importiert werden, wenn die Regularien der Current Good Manufacturing Practice eingehalten werden. 

    Zulassung durch die FDA nötig

    Um ein Arzneimittel in den USA vertreiben zu können, muss dieses durch die FDA zugelassen sein. Der Zulassungsprozess beginnt in den USA früher und ist in der Regel kürzer als in Europa. Bereits nach Durchführung von klinischen Studien werden Unterlagen zur vorläufigen Arzneimittelbewertung (Investigational New Drug Application, IND) verlangt. 

    Zulassungsanträge unterteilen sich in New Drug Application (NDA) für Arzneimittel, Abbreviated New Drug Application (ANDA) für Generika und Biologics License Application (BLA) für Biologika. Daneben müssen, ähnlich wie in Europa, Informationen über Patente, Herstellung, Arzneimittelsicherheit und Wirksamkeit eingereicht werden. 

    Des Weiteren werden Studien, eine Risikoabwägung bei Arzneimittelmissbrauch sowie die Arzneimittelinformationen inklusive Nutzungshinweisen benötigt. Über die Zulassung entscheidet die FDA nach Anhörung von Expertenkomitees, die aus Vertretern der Wissenschaft und Industrie sowie der Verbraucher und Patientenschaft bestehen.

    Innovative Arzneimittel können in den USA von beschleunigten Zulassungsverfahren profitieren. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten wie das Fast Track-Verfahren, die Breakthrough Therapy oder das Accelerated Approval. Es ist erforderlich, dass die Arzneimittel das Potenzial haben, schwere oder lebensbedrohliche Erkrankungen zu behandeln.

    Für Medikamente gilt die freie Marktpreisbildung

    Im Unterschied zu Deutschland gibt es in den USA keine Preisbindung und Festpreise für rezeptpflichtige Medikamente. Arzneimittelhersteller sind in der Preisgestaltung weitgehend frei. Einzige Ausnahme sind verbindliche Preisverhandlungen für bestimmte Medikamente (außerhalb des Patentexklusivitätsrechts), die durch den Inflation Reduction Act (IRA) für das staatliche Medicare-Programm eingeführt werden.

    Ob die Kosten für ein Medikament erstattungsfähig sind, wird von den privaten Krankenversicherungen beziehungsweise im Falle von Medicare und Medicaid vom Bund und den Bundesstaaten festgelegt. Basis sind unterschiedliche Positivlisten (Formularies).

    Arzneimittelhersteller setzen Listenpreise fest und verhandeln mit den jeweiligen Kostenträgern wie den privaten Krankenversicherungen individuell über Rabatte. Dabei ist es üblich, dass Arzneimittel zu unterschiedlichen Preisen an die verschiedenen Nachfrager verkauft werden. Die jeweils ausgehandelten Liefer- und Rabattkonditionen müssen dabei nicht veröffentlicht werden. Der Wettbewerb zwischen Arzneimittelproduzenten führt dazu, dass erhebliche Rabatte auf den Herstellerabgabepreis eingeräumt werden müssen.

    Großer Einfluss der Mittelsmänner 

    In der Regel verhandeln die privaten Krankenversicherungen jedoch nicht selbst mit den Arzneimittelherstellern, sondern bedienen sich sogenannter Pharmacy Benefit Managers (PBMs). Die PBMs legen zudem mit Positiv- und Ausschlusslisten fest, für welche Medikamente die Kosten erstattet werden.

    Die PBM haben eine große Marktmacht inne. Mit CVS Caremark, OptumRx und Express Scriptdie sind die drei größten PBMs für etwa 80 Prozent der abgewickelten Rezepte für verschreibungspflichtige Medikamente verantwortlich. Die führenden PBM sind dabei nicht wirklich unabhängig, sondern gehören zu großen Gesundheitsunternehmen und Versicherungen, welche wiederum eigene Apothekenketten oder Versanddienste betreiben.

    Kritische Stimmen weisen darauf hin, dass diese Verflechtungen zulasten der Markttransparenz und unabhängiger Apotheken gehen. Mengenmäßig (in Bezug auf Defined Daily Doses, DDD) wurden 2023 rund 83 Prozent der verschreibungspflichtigen Medikamente über private Händler wie Apotheken, Drogerien oder dem Onlineversand abgesetzt. Die verbleibenden 17 Prozent entfallen auf Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäuser.

    Tipps für den Markteinstieg

    • Beratungsangebote nutzen: Die FDA bietet während des gesamten Zulassungsverfahrens Beratungsleistungen an. Für KMU wurde mit der Small Business and Industry Assistance (SBIA) eine eigene Anlaufstelle geschaffen.
    • Öffentliche Förderung wahrnehmen: In den USA wird Forschung und Entwicklung durch steuerliche Vorteile gefördert. Das R&D Tax Credit-Programm bietet eine Steuergutschrift für die Entwicklung von pharmazeutischen Produkten an.
    • Risikokapitalgeber adressieren: Der Life-Science-Sektor konnte 2023 in den USA mehr als 30 Milliarden US$ an Wagniskapital einsammeln. Experten begründen dies mit einer größeren Risikobereitschaft der US-Investoren. Höhere Bewertungen von Start-ups im Vergleich zu Europa machen die USA für Unternehmen auf Kapitalsuche besonders attraktiv.

       

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Heiko Stumpf | San Francisco

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK USA

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Exportinitiative GesundheitswirtschaftDie Exportinitiative bündelt Unterstützungsangebote für die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft

    U.S. Department of Health and Human Services

    Gesundheitsministerium der Vereinigten Staaten

    Food & Drug Administration (FDA)

    Staatliche Regulierungs- und Zulassungsbehörde
    Centers for Medicare and Medicaid Services (CMS)Bundesbehörde für das staatliche Medicare-Programm; zusammen mit den Bundesstaaten auch für Medicaid verantwortlich
    National Institutes of Health (NIH)Einrichtung für biomedizinische Forschung und Forschungsförderung
    Pharmaceutical Research and Manufacturers of America (PhRMA)Branchenverband der pharmazeutischen Industrie

    Biotechnology Industry Organization (BIO)

    Branchenverband für Biotechnologie
    Association for Accessible Medicines (AMA)Branchenverband für Generika und Biosimilars
    The Personalized Medicine Coalition (PMC)Branchenverband für Präzisionsmedizin
    BIO International ConventionFachmesse vom 3. bis 6.6.2025 in Boston
    CPHI North AmericaFachkonferenz vom 20. bis 22.5.2025 in Philadelphia
    DIA Global Annual Meeting 2025Fachkonferenz vom 15. bis 19.6.2025 in Washington, D.C

     

    Von Heiko Stumpf | San Francisco

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