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Der Weinmarkt in den USA verändert sich

Größenangaben zum US-Weinmarkt reichen von 45 Milliarden bis 75 Milliarden US-Dollar, auch Prognosen variieren stark. Wachstumsträchtig sind Schaumweine und Weincocktails.

Von Heiko Steinacher | San Francisco

Dr. Loosen hat in den letzten Monaten mehrere alkoholreduzierte Rieslinge auf den US-Markt gebracht. Das Mosel-Weingut reagiert damit auf den anhaltenden Trend zu gesunder Ernährung und einem nachhaltigen Lebensstil: Laut einer Gallup-Umfrage tranken 2021 nur noch 60 Prozent der Erwachsenen in den USA Alkohol, gegenüber 65 Prozent im Jahr 2019.

Weine mit wenig oder keinem Alkohol werden immer beliebter

Laut den Marktforschenden von IQNielsen stieg der Umsatz mit alkoholfreien Weinen in den USA von Oktober 2021 bis September 2022 um rund 22 Prozent auf über 52 Millionen US-Dollar (US$). Für die nächsten fünf Jahre erwartet das Marktforschungsunternehmen in diesem Segment ein durchschnittliches Wachstum von 7 Prozent.

Noch sind alkoholfreie Weine eine kleine Marktnische. Obwohl immer weniger Menschen in den USA angeben, Alkohol zu trinken, hat der US-Weinkonsum 2021 laut Wisevoter um fast 10 Prozent zugelegt. Die Plattform für politische Bildung kommt zu dem Ergebnis, dass Durchschnittsamerikaner im letzten Jahr rund 12 Liter Wein konsumiert haben. Damit gehören die USA zu den Ländern mit dem weltweit höchsten Weinkonsum.

Die USA zählen zu den wichtigsten Exportmärkten deutscher Weinbauern

So verwundert es nicht, dass die USA neben Norwegen und den Niederlanden zu den wichtigsten Exportdestinationen für deutsche Weine gehören. International ausgerichtete deutsche Winzer waren daher erleichtert, als die USA und die EU im Juni 2021 gegenseitige Sonderzölle auf mehrere Produkte, darunter Wein, für fünf Jahre ausgesetzt haben. Diese unter Ex-US-Präsident Donald Trump eingeführten Zusatzzölle hatten vor allem Spitzenweine in den USA verteuert und deutsche Winzer laut dem Deutschen Weininstitut rund 12 Millionen Euro gekostet. Gerade hochwertige Weine, auch aus dem Ausland, sind in den Vereinigten Staaten sehr beliebt.

Angaben über die Größe des US-Weinmarkts 2021 variieren stark, sie reichen von etwa 45 Milliarden US$ bis circa 75 Milliarden US$. Das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Grand View Research beziffert den Markt auf knapp 64 Milliarden US$ und erwartet, dass er bis 2030 pro Jahr real im Schnitt um knapp 7 Prozent wachsen wird.

So optimistisch sind indes nicht alle: Das Beratungsunternehmen GlobalData zum Beispiel rechnet in den nächsten fünf Jahren nur mit einem realen Plus von gut 2 Prozent per annum. Denn der Weinmarkt steht vor großen Herausforderungen. So trinkt zum Beispiel in den USA nur etwa ein Viertel der 20- bis 29-Jährigen, die Alkohol zu sich nehmen, Wein. Wesentlich mehr greifen zu Bier oder Spirituosen.

Während der Coronapandemie haben sich vor allem Jüngere von Wein ab- und stattdessen Alcopops und hochprozentigen Alkoholika zugewendet. Das größte Marktpotenzial bei weinartigen Getränken wird derzeit bei Schaumwein und weinbasierten Cocktails gesehen. Das Schaumweinsegment soll in den USA laut Grand View Research bis 2030 im jährlichen Mittel real um fast 8 Prozent zulegen.

Dass der Weinumsatz 2021 um scheinbar beachtliche 15 Prozent zulegte, lag vor allem daran, dass sich die Vertriebskanäle nach herben Einbrüchen im ersten Coronajahr 2020 wieder stärker vom Einzelhandel hin zu Gaststätten und Bars verschoben haben. Der Preisaufschlag für Wein in Gaststätten beträgt in der Regel etwa 100 bis 300 Prozent des Einzelhandelspreises.

Beliebteste Rebsorte Sauvignon Blanc verzeichnete 2021 auch den größten Nachfragezuwachs

Die größten Nachfragezuwächse gab es Untersuchungen des gemeinnützigen Wine Market Council zufolge 2021 bei Sauvignon Blanc, Schaumweinen, Cabernet Sauvignon, Merlot und Rotweincuvées.

Als beliebteste Weinsorte macht Wisevoter in den USA Sauvignon Blanc aus. Dahinter folgen Cabernet-Sauvignon- und Spätburgunder-Rotweine. In 25 US-Bundesstaaten präferieren US-Konsumenten Weiß-, in 21 Staaten Rot- und in vier Staaten Roséweine. Ganz grob lässt sich sagen: Während Weintrinkende in den meisten östlichen US-Bundesstaaten weiße Rebsorten vorziehen, sind es in den westlichen eher rote. In den bevölkerungsstärksten - Kalifornien, Texas, Florida und New York - steht Sauvignon Blanc an Nummer eins, mit Ausnahme von Texas (Cabernet Sauvignon).

Laut dem Wine Market Council sind 59 Prozent der Weinkonsumierenden in den USA Frauen. Der Anteil männlicher Weintrinker hat in den letzten Jahren abgenommen und lag 2021 nur noch bei 41 Prozent.

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