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Branchen | USA | Maschinenbau

Deutsche Werkzeugmaschinen sind in den USA stark gefragt

Die US-Industrie investiert in den Strukturwandel und braucht dafür neue Werkzeugmaschinen und Produktionsanlagen. Diese Entwicklung wird weit über 2022 hinausreichen.

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Werkzeugmaschinen, CNC-Bearbeitungszentren und erst recht komplette Produktionslinien sind 2022 nur mit langen Wartezeiten bei den Herstellern und Händlern erhältlich: Die Auftragsbücher der Maschinenbauer sind voll. Der Mangel an Zulieferteilen, insbesondere an Computerchips für Maschinensteuerungen, verlängert die Auslieferungszeiten zusätzlich.

Dieses Bild hat sich auf der International Manufacturing Technology Show (IMTS), der größten amerikanischen Automatisierungs- und Maschinenbaumesse, verfestigt. Die Messe fand nach einer coronabedingten Zwangspause das erste Mal seit 2018 in Präsenzform im September 2022 in Chicago statt.

Automatisierung und Industrieroboter für den Strukturwandel

Die auf der IMTS ausgestellten Investitionsgüter deckten ein breites Spektrum ab. Doch kristallisierten sich Automatisierung und Industrieroboter eindeutig als die beiden Schwerpunktthemen heraus. Der Grund ist der Strukturwandel, den die verarbeitende Industrie durchläuft.

Beispielhaft dafür steht die amerikanische Automobilindustrie: Sie arbeitet unter Hochdruck an einer erweiterten Serienfertigung von Elektrofahrzeugen und den dafür notwendigen Zulieferteilen. Dazu benötigt sie hochpräzise Maschinen und angepasste Fertigungslinien zur Verarbeitung von Metallen und Kunststoffen. Zum Lackieren und zur Endmontage von Fahrzeugen bestellen die Automobilfirmen zusätzlich Industrieroboter in hohen Stückzahlen.

Längere Wartezeiten für Präzisionsmaschinen

Allerdings können die Hersteller von Präzisionsmaschinen und automatisierten Fertigungsanlagen Neuaufträge kurzfristig nicht ausführen. Volle Auftragsbücher und fehlende Halbleiter hindern sie daran. Darum nutzten sie die IMTS weniger zur Akquise und mehr zur Kundenpflege. Dies war zum Beispiel an den Messeständen der German Machine Tools of America und der Liebherr Gear and Automation Technologies, Inc. zu vernehmen.

"Maschinen von der Stange" verfügbar

Nur wenige Hersteller verfügen über freie Produktionskapazitäten. Dazu gehören Produzenten von Standardwerkbänken. Gerade sie nutzten die Messe zur Akquise. Ihre Kunden sind unter anderem die etwa 30.000 Kleinbetriebe zur Metall-, Kunststoff-, Stein-, Kristall- und Holzbearbeitung, die in den USA Machine Shops genannt werden. Auch diese kleineren Firmen setzen seit der Pandemie zunehmend auf Automatisierungslösungen. Deutlich wurde dies auch daran, dass Hersteller von Standardmaschinen ihre Ausstellungsstände mit kollaborativen Robotern (Cobotern) und Roboten vervollständigten, teils aus eigener Fertigung, teils hinzugekauft.

Maschinenbaumesse in Chicago mit breiter deutscher Beteiligung

Dass das Interesse an der IMTS ungebrochen hoch ausfiel, zeigte die Zahl von 1.800 Ausstellern und 86.000 Fachbesuchern. Die deutsche Beteiligung bestand aus 66 Ausstellern, wie der Messeveranstalter auf Anfrage mitteilte. Darunter befanden sich Maschinenhersteller und -händler ebenso wie Ingenieur- und Planungsbüros, Anbieter von Maschinenwerkzeugen, von mechanischen und elektronischen Komponenten, Softwarefirmen mit Programmen zur Entwicklung und Steuerung von Maschinen sowie zur Personalausbildung speziell im Maschinenbau. Vertreten waren auch Fachverbände und Wirtschaftsfördereinrichtungen deutscher Bundesländer.

US-Importe ausgewählter Werkzeugmaschinen aus Deutschland (in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent)

2020

2021

Jan. - Aug. 2021

Jan. - Aug. 2022

Veränderung Jan. - Aug. 2022/21

Bearbeitungszentren für Metalle

289,1

284,2

176,5

144,0

-18,4

Werkzeugmaschinen zur Bearbeitung von Holz und Kunststoffen

168,9

213,7

136,2

135,2

-0,7

Pressen

123,3

144,1

99,6

78,1

-21,6

Drehmaschinen

87,5

82,0

53,6

72,5

35,2

Schleifmaschinen

76,0

74,1

51,5

61,4

19,2

Bohr- und Gewindeschneidemaschinen

67,2

35,1

23,4

29,3

25,0

Hobel- und Sägemaschinen

59,1

88,5

50,4

37,1

-26,4

Biege- und Stanzmaschinen

40,6

44,3

30,0

32,1

6,9

Werkzeugmaschinen zur Bearbeitung von Glas und Steinen

18,7

27,6

18,3

20,5

11,4

Quelle: International Trade Commission, Washington, D.C., 2022

Deutscher Maschinenbau lässt sich in den USA nieder

Als ein Trend schält sich 2022 die steigende Investitionsneigung des deutschen Maschinenbaus in den USA heraus. Über eigene Fertigungskapazitäten vor Ort verfügen bislang circa 100 deutsche Maschinenhersteller. Die übergroße Zahl deutscher Branchenfirmen beliefert den amerikanischen Markt somit immer noch aus Deutschland oder aus Drittländern heraus. Doch ändert sich das Verhältnis gegenwärtig.

Folgende Gründe spielen dabei eine Rolle:

  1. Unbestritten weist der US-Markt für Maschinenbauerzeugnisse ein hohes Volumen auf; für deutsche Exporteure ist er nicht umsonst der größte Auslandsmarkt.
  2. Doch haben deutsche Hersteller verbesserte Absatzchancen, wenn sich die Produktion nah am Kunden befindet. Dies erhöht das Vertrauen des Anwenders, erst recht, wenn er die Fertigungsstätte besichtigen kann.
  3. Aber auch geringere Transportkosten, wegfallende Zollabfertigungen, die schnellere Adaptierung an Kundenbedürfnisse sowie an örtliche Normen und Standards zählen zu den Vorteilen einer Maschinenproduktion vor Ort. Positive Effekte auf das Geschäft gehen auch von der engeren Verzahnung mit der Vertriebsorganisation sowie einer größeren Finanzierungsbereitschaft für Liefergeschäfte seitens amerikanischer Banken und Leasinggesellschaften aus.
  4. Bei ihren in den vergangenen Monaten verabschiedeten großen Fiskalpaketen, dem Infrastructure Investment and Jobs Act und dem Inflation Reduction Act, hat die US-Regierung den Forderungskatalog in Bezug auf die nationale Wertschöpfung bei Bestellungen von Kapitalgütern sogar noch erweitert. Deutsche Maschinenbauer mit einer Fertigung vor Ort haben in diesen speziellen Fällen bessere Geschäftschancen als Anbieter, die aus Deutschland heraus liefern.

Mehr als 40 deutsche Industriefirmen haben in jüngster Zeit Investitionen in eigene Produktions- und Vertriebsniederlassungen in den USA in Angriff genommen. Dazu gehören unter anderem folgende Unternehmen:

  • Pfeiffer Vacuum

  • Memmert

  • Perma

  • Vermes Microdispensing

  • Minimax Viking

  • Flottweg

  • VSM Abrasives

  • Max Schlatterer

  • Optima

  • Busch

  • Kion Group

  • Indus Holding

  • Thyssen Krupp

  • Kelvion Holding

  • Cellbox Solution

  • Variotech

  • Beumer

  • Kumovis

  • Evosys Laser

  • Sick

  • Kuhne Group

  • MA Micro Automation

  • Kaeser Kompressoren

  • InfraTec

  • Greif-Velox

  • transfluid Maschinenbau

  • Burghardt+Schmidt

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