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US-Lebensmittelindustrie investiert kräftig

Der wachsende Inlandsverbrauch und die Arbeitskräfteknappheit führen zu einer Modernisierungswelle innerhalb der Branche. Sehr begehrt dabei: Maschinen aus Deutschland.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie in den USA bleibt absatz- und investitionsseitig auf Wachstumskurs. Denn Bevölkerung und Lebensmittelverbrauch legen stetig zu. Zugleich ist eine Erhöhung der Fertigungskapazitäten angesichts des Fachkräftemangels nur durch erhebliche Produktivitätssteigerungen möglich mittels Robotik und Automatisierungstechnik.

Besonders hoch ist der Modernisierungsdruck in der Fleischverarbeitung. Laut dem Fachmagazin Meat & Poultry wollen die Branchenunternehmen im Jahr 2024 gut 11 Prozent des Jahresumsatzes für Investitionen ausgeben. Ähnliche Trends zeigen sich in der Backwarenindustrie. Rund 56 Prozent der Firmen beabsichtigen 2024 eine Erhöhung ihrer Investitionsausgaben, so das Ergebnis einer Umfrage von Baking & Snack.

Investitionen in Automatisierungstechnik

Gemäß der Boston Consulting Group wendet die US-Fleischindustrie rund 5 Prozent ihres Umsatzes für Automatisierungstechnik auf. Das entspräche allein 2024 einer Summe von 14 Milliarden bis 15 Milliarden US-Dollar (US$). Die Unternehmensberatung geht für die kommenden Jahre von weiter wachsenden Investitionen aus.

Cargill, der drittgrößte Rindfleischproduzent des Landes, plant zwischen 2023 und 2026 nach eigenen Angaben entsprechende Aufwendungen in Höhe von 700 Millionen US$. Die Konkurrenz von Tyson hatte bereits 2021 ein langfristiges Automatisierungsprogramm im Umfang von 1,3 Milliarden US$ angekündigt. Ende 2023 nahm Tyson eine 300 Millionen US$ teure Geflügelverarbeitungsanlage in Betrieb.

Maschineneinfuhren weiter auf Wachstumskurs

Von diesen Investitionen können auch ausländische Anlagenbauer profitieren. Insgesamt legten die Einfuhren an Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen 2023 um gut 9 Prozent auf einen Rekordwert von 5,8 Milliarden US$ zu, berichtet die U.S. International Trade Commission. Im Vergleich zu 2018 war das ein Anstieg von 43 Prozent. Für das 1. Quartal 2024 ergab sich laut der Behörde ein Plus von gut 5 Prozent. Damit dürften die Branchenimporte Ende 2024 die 6-Milliarden-US$-Grenze überschreiten. 

Der in den USA in den letzten Jahren deutlich schärfere Protektionismus spielt für ausländische Anbieter von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen kaum eine Rolle. Relevant sind die Mindestquoten an lokalen Wertschöpfungsanteilen ("local content") vor allem bei öffentlichen und staatlich geförderten Projekten. In der Nahrungsmittelbranche agieren aber fast ausschließlich private Unternehmen, die kaum von den großen Konjunkturprogrammen wie dem Inflation Reduction Act (IRA) profitieren.

"made in Germany" auf Platz 1

Deutschland konnte 2023 seine Lieferungen von Branchenmaschinen in die USA um 27 Prozent auf 1,3 Milliarden US$ steigern. Italien erzielte eine gleich starke Wachstumsrate und landete knapp dahinter auf Rang 2 der Zollstatistik. Viele Hauptwettbewerber verbuchten ebenfalls satte Zuwachsraten. Lediglich China und Japan mussten sich mit Verlusten abfinden. 

Dieser Trend zeichnete sich auch in zahlreichen anderen Sparten des Maschinenbaus ab. Bei Japan dürften vor allem Wechselkursänderungen für den wertmäßigen Rückgang verantwortlich sein. Bei China kommen strukturelle Gründe hinzu: Nach den Störungen der internationalen Lieferketten im Zuge der Coronapandemie reduzieren US-Firmen ihre Abhängigkeit von chinesischen Zulieferungen.

Die deutschen Maschinenbauer verfügen teilweise über eigene Fertigungskapazitäten in den USA. Oftmals handelt es sich dabei um Werke, in denen relativ einfache Montageschritte stattfinden. Dadurch können die in Übersee montierten Anlagen das in den USA begehrte Siegel "made in America" erhalten – auch wenn die Kernkomponenten aus der Heimat stammen, wo auch Forschung und Entwicklung angesiedelt sind. 

Fleischverarbeitung wichtigste Abnehmersparte

Die meisten US-Lebensmittelhersteller haben sich in den wohlhabenden Zentren an der West- und Ostküste angesiedelt. Von den laut US-Landwirtschaftsministerium gut 40.000 Betrieben waren 2021 mehr als 6.000 in Kalifornien ansässig. New York und das angrenzende New Jersey rangierten zusammengerechnet mit knapp 3.000 Firmen auf Rang 2. Auf dem dritten Platz folgte Texas mit fast 3.000 Unternehmen.

Laut dem US-Landwirtschaftsministerium bildet die nahrungsmittelverarbeitende Industrie zusammen mit der Kraftfahrzeugbranche die größte Sparte des produzierenden Gewerbes. Sie erzielte 2021 einen Umsatz von 1 Billion US$ und beschäftigte 2,1 Millionen Menschen. Neuere offizielle Daten lagen im Frühjahr 2024 nicht vor. Die Fleischverarbeitung war innerhalb der Branche die mit Abstand wichtigste Sparte. 

Umsatz der US-Nahrungsmittelindustrie nach SpartenIn Milliarden US$
Sparte

2021 *)

Fleisch

267,0

Milchprodukte, Eier

130,3

Back- und Süßwaren

116,7

Getränke

114,9

Getreide, Ölsaat

105,6

Früchte, Gemüse, Nüsse

77,7

Tierfutter

65,9

Fisch und Meeresfrüchte

14,3

Andere

126,6

Insgesamt

1.019,0

* keine neueren Daten verfügbar.Quelle: US-Landwirtschaftsministerium 2023

Markt von Großkonzernen dominiert

Je nach Produktart gibt es einen unterschiedlichen Konzentrierungsgrad. So kontrollieren nach Angaben von Analysten vier Unternehmen rund 85 Prozent des Marktes für Rindfleisch Tyson, Cargill, National Beef und JBS. Bei Schweinefleisch kommen die WH Group, Hormel, JBY und Tyson auf eine Quote von 67 Prozent. 

Was auf dem Papier wie eine Beschränkung des Wettbewerbs aussieht, facht diesen eher noch an. So ist Fleisch in den USA ein relativ günstiges Produkt und die Unternehmensmargen fallen relativ gering aus. Im Jahr 2023 schrieben mehrere Fleischkonzerne Verluste. Die geplanten Investitionen in neue Maschinen sollen die Produktivität steigern, die Kosten drücken und die Firmen in die Gewinnzone zurückführen.

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