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USA | Wirtschaftsumfeld | Energiepolitik

US-Regierung fördert massiv Wasserstoffvorhaben

Seit der Verabschiedung des Inflation Reduction Act im August 2022 wird die Wasserstofferzeugung mit umfangreichen Steuergutschriften gefördert.

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Das Gesetzespaket Inflation Reduction Act (IRA) wird von US-Umweltverbänden sowie Teilen der Industrie und Gewerkschaften für seine umweltfreundliche Ausrichtung gefeiert. Gemeinsam mit dem im November 2021 verabschiedeten Infrastructure Investment and Jobs Acts (IIJA) setzt es Anreize für den Umbau der US-Wirtschaft hin zu klimaschonenderer Produktion. 

In Europa wird diese Zielrichtung zwar ebenfalls unterstützt. Doch ist die Freude in Brüssel und in den anderen europäischen Hauptstädten nicht ungetrübt, wird doch die Sogwirkung kritisch gesehen, die der IRA auf in- und ausländische Investoren ausübt. Erste Projekte in den Bereichen Umwelt- und Speichertechnik werden in Europa bereits zugunsten von analogen Vorhaben in den USA zeitlich zurückgestellt.

USA kann Europa in wenigen Jahren mit Wasserstoff beliefern

Europa ist künftig auf Importe von Wasserstoff zur umweltschonenden Energieversorgung angewiesen. Die USA können dabei helfen, wenn sie die Erzeugerkapazitäten in diesem Bereich rasch und signifikant ausbauen. Der IRA wird dazu beitragen, sieht er doch umfangreiche Steuergutschriften für Unternehmen vor, die in die Erzeugung von Wasserstoff investieren.

Das Fördervolumen des IRA für klimaschonende Technologien umfasst einen Gesamtbetrag von 369 Milliarden US-Dollar (US$). Neben Wasserstoff werden Vorhaben in den Bereichen Wind, Solar, Speicher sowie Abscheidung von Kohlenstoff bezuschusst, aber auch die Atomkraft. Die öffentliche Förderung wird im Laufe von zehn Jahren zusätzlich private Investitionen im Umfang von 3,5 Billionen US$ auslösen. Zu dieser Schlussfolgerung gelangte ein Gutachten der Princeton University, das im Rahmen des sogenannten Repeat-Project angefertigt wurde.

IRA fördert Senkung der Kohlendioxidemission

Das Repeat-Project hatte die Klimaauswirkungen des IRA modelliert. Demnach wird sich die Förderung auf drei Schlüsselbereiche besonders stark auswirken: die Senkung der Energiekosten, die Minderung der Öl- und Gaspreise und die Reduktion der Kohlendioxidemission. So führt der IRA zur Einsparung von 330 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) bis zum Jahr 2030.

Weiter heißt es in dem Repeat-Gutachten: "Im Rahmen des Gesetzes werden die Investitionen in die Wasserstoffproduktion (einschließlich Elektrolyse und Methanreformierung mit Kohlenstoffabscheidung) bis 2030 auf schätzungsweise 3 Milliarden US$ jährlich ansteigen, was einer Verdreifachung gegenüber dem derzeitigen Niveau entspricht. Bis 2035 würden sich die Investitionen auf über 50 Mrd. US$ akkumulieren".

Einer der größten Nutznießer des IRA wird grüner Wasserstoff sein, den man in den USA in der Regel nicht als grün sondern als sauber (clean hydrogen) bezeichnet. Die nicht subventionierten Produktionskosten für grünen Wasserstoff liegen in den USA aktuell bei 2,60 bis 3,75 US$ pro Kilogramm (US$/kg). Die Kosten werden laut Repeat-Project bis 2025 auf 1,91 bis 2,82 US$/kg und bis 2030 auf 1,44 bis 2,25 US$/kg sinken, und zwar an den günstigsten Standorten für erneuerbare Energien und ohne Berücksichtigung der Transportkosten.

Grüner Wasserstoff wird wettbewerbsfähig

Modellrechnungen der Investmentbank Morgan Stanley zufolge könnten die subventionierten Kosten für grünen Wasserstoff mit Hilfe der im IRA vorgesehenen Steuergutschriften auf unter 1 US$/kg fallen. Gegenüber grauem und blauem Wasserstoff würde grüner Wasserstoff damit wettbewerbsfähig und seine Einführung in schwer zu dekarbonisierenden Industriesektoren, etwa in der Stahlindustrie, von den Kosten her möglich. 

Von den Steuergutschriften profitieren unmittelbar Investoren in die Elektrolyse. Dazu gehören auch große Energiekonzerne, die von fossilen Energieträgern teilweise auf die Produktion von grünem Wasserstoff umschwenken.

Laut IRA wird eine vierstufige Steuergutschrift für zehn Jahre (Production Tax Credit; PTC) bei Investitionen in die Elektrolyse und bei der Erzeugung von Wasserstoff gewährt. Die Abstufung bei der Steuergutschrift richtet sich nach der Menge des anfallenden CO2. Wasserstoff gilt für den Gesetzgeber erst dann als "qualifiziert sauber", wenn bei der Erzeugung von 1 Kilogramm Wasserstoff weniger als 0,45 Kilogramm CO2 emittiert wird.

Der Production Tax Credit und seine vier Anreizstufen

Anfallendes CO2 in Kilogramm *)

Steuergutschrift in %

2,5 bis 4,0

20

1,5  bis 2,5

25

0,45 bis 1,5

33,4

0 bis 0,45

100

* bei der Erzeugung eines Kilogramms WasserstoffQuelle: Inflation Reduction Act; Internal Revenue Service; Tax Code (alle 2022)

Industrie reagiert mit ersten Großprojekten

Einen ersten Aufschlag bei den geförderten Wasserstoffprojekten macht unter anderem ein Konsortium aus Air Products und AES. Die Unternehmen wollen gemeinsam am Standort Wilbarger County (Texas) eine Großanlage zur Erzeugung von täglich 200 Tonnen sauberen Wasserstoffs im Investitionswert von 4 Milliarden US$ errichten. Das Projekt schließt den Bau von Wind- und Solarfeldern mit einer Gesamtkapazität von 1,4 Gigawatt ein, die grünen Strom für die Elektrolyse liefern.

Seifi Ghasemi, Präsident und Chief Executive Officer von Air Products, teilte im Dezember 2022 mit, dass das Vorhaben intern seit Jahren diskutiert werde. „Doch erst mit IRA rechnet sich das Projekt.“ Dazu tragen unter anderem zwei verschiedene Steuergutschriften bei, zum einen für die Investition in die Erzeugung sauberen Wasserstoffs und zum anderen für die Investition in die Wind- und Solarfelder.

Weitere GTAI-Informationen zum Thema Wasserstoff in den USA:


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