Branchen | Usbekistan | Verarbeitende Industrie
Ausländische Maschinen sind in Usbekistan gefragter denn je
Usbekistan ist ein kleiner, aber stetig wachsender Absatzmarkt für Maschinen. Im Land werden kaum Investitionsgüter hergestellt. Deutsche Lieferanten haben gute Absatzchancen.
26.06.2024
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Die zentralasiatische Republik Usbekistan entwickelt sich zu einem interessanten Markt für ausländische Maschinenbauerzeugnisse. Die Einfuhr von Kraft-, Arbeits- und Metallbearbeitungsmaschinen sowie Maschinen, Ausrüstungen und Geräten für verschiedene Zwecke haben sich 2023 im Vergleich zu 2021 auf 6,2 Milliarden US-Dollar (US$) verdoppelt.
Wertschöpfung in der Industrie soll sich verdoppeln
Die Aussichten, dass die jährlichen Importe von Maschinen auch weiterhin zweistellig wachsen, sind gut. Hierfür sprechen neue Initiativen für den Ausbau der verarbeitenden Industrie. Auf diese entfallen hohe 84 Prozent der gesamten Industrieproduktion Usbekistans. Das verarbeitende Gewerbe legte in den Jahren 2020 bis 2023 im Schnitt jährlich um real 7 Prozent zu. Der wertmäßige Ausstoß betrug 2023 rund 47,1 Milliarden US$.
2022 | 2023 | 2024 2) | Veränderung 2024/2023 3) | |
---|---|---|---|---|
Maschinen, insgesamt | 4.688 | 6.185 | 1.955 | 9,0 |
Kraftmaschinen und Kraftmaschinenausrüstungen | 555 | 939 | 321 | 29,7 |
Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke (v.a. Textil-, Bau-, Land-, Bergbaubau- und Nahrungsmittelmaschinen) | 2.354 | 2.844 | 857 | 5,1 |
Maschinen für verschiede Zwecke (v.a. Pumpen, Kühl-, Klima-, Hebe- und Fördertechnik) | 1.564 | 2.112 | 670 | 1,2 |
Metallbearbeitungsmaschinen | 215 | 290 | 107 | 59,5 |
In ihrem Masterplan für die sozioökonomische Entwicklung des Landes "Usbekistan 2030“ hat sich die usbekische Regierung zum Ziel gesetzt, leistungsfähige Wertschöpfungsketten in der Industrie zu schaffen. Unter anderem treibt sie dafür den Auf- und Ausbau von Branchenclustern voran.
Die jährliche Wertschöpfung in der Industrie soll im Jahr 2030 ein Volumen von 45 Milliarden US$ erreichen. Dies entspricht einer Verdoppelung gegenüber 2023 (22,4 Milliarden US$) und einer Versechsfachung gegenüber 2017 (7,3 Milliarden US$), dem Jahr, in dem die umfassenden Wirtschaftsreformen gestartet sind. Der Masterplan sieht auch vor, im Zeitraum 2023 bis 2030 2,5 Millionen gut bezahlte Arbeitsplätze in der Industrie zu schaffen, davon jeweils rund 200.000 in den Jahren 2024 und 2025.
Im verarbeitenden Gewerbe sind zahlreiche Investitionen geplant
Maschinen stehen für 70 Prozent aller importierten Investitionsgüter. Die zahlreichen Initiativen für das verarbeitende Gewerbe dürften dafür sorgen, dass dies auch so bleibt. Die wichtigsten Projekte der nächsten Jahre sind:
- Kapazitätsausbau für die Verarbeitung von Baumwollgarn zu Halb- und Fertigwaren und die Produktion von synthetischen und Mischfasern und deren Weiterverarbeitung (veranschlagte Investitionen 2024 bis 2030: etwa 4 Milliarden US$),
- Ausbau des Kupfer-Clusters in der Provinz Taschkent (Verdreifachung der jährlichen Produktion von Kupfer auf mehr als 400.000 Tonnen und Verdopplung des Verarbeitungsgrades auf 80 Prozent bis 2027/2028; jeweils gegenüber dem Niveau von 2022),
- Errichtung von Clustern für die Produktion von Polymer- und chemischen Erzeugnissen in vier Provinzen und in der Autonomen Republik Karakalpakstan (aktuelles Projektportfolio allein in der chemischen Industrie: 3 Milliarden US$),
- Aufbau einer Industriezone für die Eisenhüttenindustrie in der Provinz Dschissach (Produktion von Armaturen, Rohren, Kfz-Karosserien und Stahlkugeln; veranschlagter Investitionsbedarf: bis zu 500 Millionen US$),
- Errichtung eines Clusters für die Produktion von Basaltfasern und Erzeugnissen daraus (erwartetes Projektvolumen: mehr als 500 Millionen US$),
- Ausbau der jährlichen Montage von Elektro- und Hybridfahrzeugen der chinesischen Marke BYD auf 500.000 Einheiten, gegenüber den für 2024 geplanten bis zu 50.000 Wagen,
- Ausweitung der Produktion von Landtechnik auf 16.000 Einheiten, gegenüber 3.500 Einheiten im Jahr 2023.
2021 | 2022 | 2023 | |
---|---|---|---|
Hüttenindustrie (Bunt- und Eisenmetallurgie) | 9,1 | 9,7 | 10,7 |
Textil- und Bekleidungsindustrie (inklusive Baumwollentkernung) | 6,2 | 7,3 | 8,0 |
Lebensmittel- und Getränkeindustrie (ohne Tabakindustrie) | 5,5 | 6,7 | 7,1 |
Fahrzeugbau | 3,0 | 4,7 | 6,6 |
Chemische Industrie | 2,6 | 3,0 | 3,0 |
Baustoffindustrie | 2,0 | 2,0 | 2,4 |
Elektrotechnische Industrie (inklusive elektrische Haushaltsgeräte) | 1,1 | 1,3 | 1,6 |
Ölverarbeitung | 1,1 | 1,5 | 2,1 |
Produktion fertiger Metallerzeugnisse | 1,0 | 1,1 | 1,2 |
Kunststoff- und Gummiindustrie | 0,8 | 0,8 | 0,9 |
Gewerbegebiete und Cluster bündeln neue Industrieprojekte
Auch in vielen anderen Branchen bieten sich ausländischen Lieferanten von Maschinen und Ausrüstungen Absatzchancen. So sollen beispielsweise im Jahr 2030 mindestens 3,2 Millionen Tonnen Obst und Gemüse, 450.000 Tonnen Fleisch und 3 Millionen Tonnen Milch im Land weiterverarbeitet werden. Die heutigen Verarbeitungsquoten betragen nur einen Bruchteil dieser Zielmarken. Die Regierung hat im Frühjahr 2024 neue Förderprogramme für diese Branchen angekündigt.
In der Baustoffproduktion soll sich der jährliche Ausstoß bis 2030 gegenüber 2023 verdoppeln. In der Lederindustrie ist geplant, die jährliche Wertschöpfung in jenem Zeitraum zu verfünffachen.
Ein großer Teil der Projekte im verarbeitenden Gewerbe entfällt auf vom Staat geförderte Gewerbegebiete und Branchencluster. Zum Januar 2024 gab es in Usbekistan 24 Wirtschaftsfreizonen, 532 kleine Parks für die Industrieansiedelung und 210 Gewerbegebiete für Jungunternehmer. Deren wertmäßiger Ausstoß betrug 2023 rund 4,3 Milliarden US$ und der Export knapp 1 Milliarde US$. In den Gewerbegebieten sollen 2024 mehr als 800 neue Projekte starten. Der Projektwert beträgt 1,1 Milliarden US$.
Deutsche Lieferposition ist stark ausbaufähig
Deutsche Maschinen genießen in Usbekistan seit jeher ein hohes Ansehen. Die Maschinenlieferungen insgesamt betrugen in den Jahren 2022 und 2023 im Schnitt etwas mehr als 300 Millionen US$. Das Lieferpotenzial ist allerdings ungleich größer. Die Investitionen in Maschinen und Ausrüstungen sowie Bau- und Montagearbeiten in der verarbeitenden Industrie Usbekistans dürften 2024 die 10-Milliarden-US-Dollar-Marke überschreiten, nach 8,4 Milliarden US$ im Vorjahr.
Deutsche Unternehmen liefern aktuell vor allem Textil-, Bau- und Baustoffmaschinen (darunter für die Produktion von Gasbeton) sowie Ausrüstungen für die Ernährungs- und Verpackungswirtschaft.
Hauptlieferanten von Maschinen und Ausrüstungen auf dem usbekischen Markt sind traditionell China, die Türkei und Russland. Investoren aus China und Russland verfolgen in letzter Zeit sehr ambitionierte Projekte für den Aufbau eigener Industrieparks in Usbekistan.