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Investitionsschub für Usbekistans Textilindustrie
Bis 2030 will Usbekistan mehr als 4 Milliarden US-Dollar in seine Textil- und Bekleidungsindustrie investieren. Etwa die Hälfte davon entfällt auf Technologieimporte.
27.02.2024
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Die usbekische Regierung treibt den Ausbau von Wertschöpfungsketten in der Branche voran. So sollen die Textil- und Bekleidungsexporte hinsichtlich Produktpalette und Volumen massiv ausgeweitet werden.
Mittelfristig 4 Milliarden US-Dollar für 340 Projekte anvisiert
Bis 2030 sind für diese Initiative mindestens 4 Milliarden US-Dollar (US$) für 340 Vorhaben vorgesehen. Im Schnitt entfällt die Hälfte davon auf den Import von Maschinen und Ausrüstung. Damit bleibt die Textil- und Bekleidungsindustrie einer der wichtigsten Investitions- und Zuliefersektoren für ausländische Unternehmen.
Zwei Drittel der Investitionen erwartet die usbekische Regierung über Kreditlinien und ein Drittel über Eigenmittel der Investoren. Deutsche Banken, darunter die Commerzbank, die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die KfW IPEX Bank, dürften auch künftig finanziell begleiten.
Die Regierung verfolgt mit dieser Strategie vier Hauptziele:
die vollständige Verarbeitung des im Inland hergestellten Baumwollgarns durch lokale Unternehmen (im Jahr 2022 lag der Anteil bei 45 Prozent),
die Produktion von jährlich 400.000 Tonnen synthetischen und Mischfasern für hochwertige Stoffe,
bis 2030 die Verdreifachung des jährlichen Ausstoßes von Stoffen auf bis zu 3,6 Milliarden Quadratmeter und von Maschenwaren auf 670.000 Tonnen und
bis 2030 mindestens die Verdreifachung der wertmäßigen Jahresproduktion von Fertigerzeugnissen auf bis zu 20 Milliarden US$; allein durch die Inbetriebnahme neuer Kapazitäten im Jahr 2024 steigt die zusätzliche jährliche Wertschöpfung um etwa 700 Millionen US$.
Die Investitionsoffensive begegnet damit zwei aktuellen Herausforderungen: der beschleunigten Diversifizierung der Wirtschaft und der sich abschwächenden Nachfrage nach Zwischenprodukten wie Baumwollgarn und -stoffen auf den traditionellen Hauptabsatzmärkten Russland und Türkei.
| 2020 | 2021 | 2022 | 2023 |
---|---|---|---|---|
Ausstoß der Textilindustrie (in Mio. US$) | 3.647 | 4.929 | 5.690 | 6.049 |
Reale Veränderung gegenüber Vorjahr (in %) | 17,4 | 19,5 | 9,9 | 6,4 |
Anteil am verarbeitenden Gewerbe (in %) | 12,0 | 13,8 | 13,6 | 12,9 |
Ausstoß der Bekleidungsindustrie (in Mio. US$) | 1.033 | 1.273 | 1.563 | 1.912 |
Reale Veränderung gegenüber Vorjahr (in %) | 7,2 | 18,7 | 5,8 | 9,9 |
Anteil am verarbeitenden Gewerbe (in %) | 3,4 | 3,6 | 3,7 | 4,1 |
Usbekistan setzt verstärkt auf ausgebaute Wertschöpfungsketten in den Teilbranchen. Hierzu zählen hochwertige Bekleidung einschließlich Markenwaren, Funktionstextilien und konfektionierte Textilwaren (Haus- und Heimtextilien).
Projektpalette ist breit gefächert
Das Investitionspaket ist Bestandteil der Regierungsstrategie vom Herbst 2023 "Usbekistan 2030". Es fußt auf zentralen und regionalen Brancheninitiativen.
So sieht die geplante Transformation der Provinz Buchara in ein Zentrum der Textil- und Bekleidungsindustrie im Zeitraum 2023 bis 2025/2026 mehrere Hundert Millionen US$ für dortige Baumwoll- und Textilcluster vor. In den Provinzen Andischan, Namangan und Kaschkadarja entstehen seit 2023 auf einer Gesamtfläche von 191 Hektar zahlreiche Gewerbegebiete, sogenannte kleine Industriezonen. Sie sind auf die Textil-, Bekleidungs- und Lederindustrie ausgerichtet.
Das breite Projektportfolio der ins Auge gefassten Investitionen umfasst synthetische Fasern, Garn, Mischstoffe, Frotteehandtücher, Tischwäsche, Möbelstoffe und andere Heimtextilien, Maschenware sowie Fertigbekleidung und Accessoires. Darin enthalten sind auch die Digitalisierung von Branchenplayern und die Ausstattung von Laboren für die Qualitätskontrolle. Das Gros der Vorhaben entfällt auf die seit 2017 errichteten und sich ausweitenden 142 Baumwoll-Textil-Cluster.
Exportpotenzial von 10 Milliarden US$ bis 2030 angepeilt
Höher veredelte Produkte sollen das Ausfuhrsortiment ausweiten und bei mehr Abnehmerländern Interesse finden – so das Kalkül der usbekischen Regierung. Die Strategie "Usbekistan 2030" zielt auf ein reales Ausfuhrpotenzial im Jahr 2030 von 10 Milliarden US$. Textilien und Bekleidung bleiben somit die Hauptexportgüter der usbekischen verarbeitenden Industrie.
Dabei werden für die Ausfuhr stärker Markenprodukte angepeilt. Im Jahr 2023 exportierten usbekische Unternehmen für 1,2 Milliarden US$ Erzeugnisse unter 27 ausländischen Labels. Ende 2023 beauftragte die usbekische Regierung die nationale Handels- und Industriekammer mit der verstärkten Akquise von Aufträgen für usbekische Unternehmen über ausländische Markenhersteller und -händler. Im Fokus stehen dabei vor allem die Produktgruppen Heimtextilien, Unterwäsche, Freizeit- und Arbeitsbekleidung.
Bis 2027 sollen jährlich Textilien und Bekleidung im Wert von 1,2 Milliarden US$ in die EU-Länder gelangen, gegenüber etwas mehr als 200 Millionen US$ im Jahr 2022.
Textilbranche setzt auf internationale Standards
Für die Ausweitung ihrer Exporte ringen die Branchenplayer verstärkt um den Erwerb internationaler Standards und Zertifikate.
Ende 2023 waren mehr als 150 Unternehmen im Besitz von Zertifikaten
für das Qualitätsmanagement ISO 14001,
des Lieferantenaudits für die Einhaltung der Arbeitsbedingungen in der Lieferkette BSCI,
des Lieferantenaudits für Geschäftsethik in der Lieferkette SEDEX und
des Produktlabels Oeko-TEX®.
Zudem haben Ende 2022/Anfang 2023 die ersten elf usbekischen Unternehmen die international anerkannte Zertifizierung WRAP für faire Arbeitsbedingungen, Umweltschutz und Einhaltung von Zollvorschriften und Sicherheitsstandards in der Bekleidungs-, Textil- und Nähwarenindustrie erfolgreich durchlaufen.
| 2020 | 2021 | 2022 | 2023 |
---|---|---|---|---|
Exporte, insgesamt | 2.148 | 2.927 | 3.169 | 3.055 |
Baumwollgarn | 941 | 1.613 | 1.452 | 1.253 |
Fertige Textilerzeugnisse | 763 | 1.090 | 1.179 | 1.252 |
Maschenware | 145 | 243 | 308 | 307 |
Stoffe | 97 | 132 | 175 | 177 |
Strumpfwaren | 30 | 38 | 56 | 61 |
Staatliche Förderung
Kofinanzierung von Projekten und Umlaufmitteln
Gewährung nicht rückzahlbarer Zuschüsse für den Technologiekauf
Finanzhilfen bei Einführung internationaler Standards und Zertifikate
Zoll- und Steuervergünstigungen, die für Unternehmen mit ausländischen Investitionen gelten, auch für einheimische, die mindestens 30 Prozent unter einem Markennamen fertigen
Kontaktadressen
Bezeichnung | Anmerkung |
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Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft | |
Delegation der deutschen Wirtschaft für Zentralasien, Büro in Usbekistan | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen |
Branchenverband mit rund 2.000 Mitgliedern (diese stehen für das Gros des Branchenausstoßes), nimmt auch Aufgaben einer Behörde wahr, Ansprechpartner für ausländische Investoren, Zulieferer und Einkäufer | |
Interessenvertretung usbekischer Unternehmen, Vermittlung von Geschäftspartnern, ab 2024 auch zuständig für die Ansiedelung in Gewerbegebieten und Exportförderung | |
Verwaltungen der Provinzen | Ansprechpartner für regionale Branchenprojekte |
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