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Usbekistan baut medizinische Grundversorgung massiv aus

Usbekistan verbessert mit neuen Programmen und Kliniken die Gesundheitsfürsorge der Bevölkerung. Ohne Technik und Know-how aus dem Ausland sind die Projekte nicht zu stemmen.

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Die usbekische Regierung möchte den Zugang aller Einwohner zu Gesundheitsleistungen deutlich verbessern. Mit neuen Programmen knüpft sie an die im Herbst 2023 auf den Weg gebrachten Initiativen für den Ausbau der Gesundheitswirtschaft an und ergänzt diese um viele weitere Vorhaben. Deutsche Unternehmen haben gute Chancen, sich bei der Umsetzung der vielfältigen und investitionsträchtigen Projekte einzubringen. 

Verbesserungen in zahlreichen medizinischen Bereichen angestrebt

Das Maßnahmenbündel soll die medizinische Primärversorgung und die sekundäre Krankheits­prävention schneller vorantreiben. Geplant sind auch Abteilungen für die medizinische Rehabilitation in Krankenhäusern, ein transparentes System für die Gesundheitsfürsorge von Menschen mit Behinderungen und eine Ausweitung des noch raren Netzes von Hospizen. 

Die Ausbauaktivitäten für die sekundäre Krankheits­prävention umfassen Gesundheitschecks, Screenings in ausgewählten Bevölkerungsgruppen und krankheitsspezifische Früherkennungsuntersuchungen bei einzelnen Menschen. Die Programme erstrecken sich vor allem auf die Früherkennung solcher Krankheitsbilder wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bösartige Neubildungen (Krebserkrankungen), Diabetes mellitus und chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen sowie das Neugeborenen-Screening.

Gesundheitswesen stehen zahlreiche Neuerungen bevor

Anfang 2024 wurde unter dem Dach des Gesundheitsministeriums das Projektzentrum für das Gesundheitswesen gegründet. Dieses soll unter anderem:

  • an der geplanten Einführung einer landesweiten obligatorischen staatlichen Krankenversicherung in den Jahren 2024 bis 2026 mitwirken, 
  • das Modell der öffentlich-privater Partnerschaften (PPP) in der medizinischen Versorgung ausbauen, 
  • den privaten Gesundheitssektor unterstützen sowie
  • die Digitalisierung der Branche vorantreiben.

Privatsektor erobert Marktanteile im Gesundheitswesen

Die Regierung hat angekündigt, in den Jahren 2024 bis 2030 etwa 200 Projekte mit privater Beteiligung auf den Weg zu bringen, so in der medizinischen Diagnostik, einschließlich der Magnetresonanz- und Mehrschichtcomputertomographie (MRT und MSCT), in der Strahlentherapie, bei Labordiensten, in der medizinischen Rehabilitation sowie beim Bau und Betrieb von Mehrprofilkrankenhäusern. 

Laut Angaben des Ministeriums für Gesundheitswesen sind private Dienstleister an den im Land erbrachten medizinischen Dienstleistungen heute mit 30 Prozent beteiligt. Für das Jahr 2030 strebt die Regierung eine Quote von 50 Prozent an. Privatakteure sollen in jenem Jahr mehr als 3.000 therapeutische und Laborleistungen sowie operative Eingriffe ausführen können, gegenüber aktuell etwa 2.500.  

Neue Projekte ausländischer Investoren in Sicht

Gegenwärtig gibt es in Usbekistan bereits 160 medizinische Zentren, Kliniken und Krankenhäuser, an denen ausländische Akteure beteiligt sind. Vieles spricht dafür, dass in naher Zukunft noch mehr in den Markt eintreten werden. In den letzten Monaten haben viele ausländische Unternehmen ihr Interesse an Projekten in der Gesundheitswirtschaft im Rahmen des PPP-Modells signalisiert und erste Vereinbarungen mit usbekischen Behörden und Partnern unterzeichnet. 

Hierzu zählen die Gesellschaften:

  • Power International Holding (Katar; 300-Betten-Krankenhaus),
  • Ronesans International und Sojitz Corporation (Türkei/Japan; Mehrprofilkrankenhaus/medizinisches Zentrum mit 800 Betten), 
  • Oncosem Onkolojik Sistemler (Türkei; Zentren für Hämodialyse und die Behandlung von Krebserkrankungen),
  • Aakash Health (Indien; Mehrprofilklinik),
  • North East Healthcare/Srishti Hospitals (Indien; medizinisches Zentrum) und 
  • bisher nicht namentlich bekanntgegebene südkoreanische Investoren (420-Betten-Krankenhaus in der Hauptstadt Taschkent).

Sonderprogramm für die Gesundheit von Mutter und Kind gestartet 

Ein spezielles dreijähriges Programm (2024 bis 2026) hat Mutter und Kind im Blick: Die Regierung will die Beratung und gesundheitliche Versorgung von Schwangeren, Müttern, Neugeborenen und Kleinkindern sowie die Reproduktionsmedizin verbessern. Die Initiative hat einen Etat von rund 200 Millionen US-Dollar (US$). Die Asiatische Entwicklungsbank unterstützt das Vorhaben finanziell mit 100 Millionen US$.

Ein wesentlicher Teil der Gelder fließt in ein neu strukturiertes, Republikanisches Medizinzentrum, das auf die Gesundheit von Mutter und Kind spezialisiert ist. Gemeinsam mit seinen 14 regionalen Filialen soll es damit jährlich Medizintechnik für gut 40 Millionen US$ beschaffen. Auf der Beschaffungsliste stehen unter anderem Ultraschallscanner, Ausrüstungen für die Mukoviszidose-Diagnostik, Fetalmonitore, Gefrierkammern, digitale Mikroskope und Sterilisationsgeräte.

Die übrigen Gelder sind für Screening-Programme, die medizintechnische Ausstattung der neu formierten 46 perinatalen Zentren auf Landkreisebene sowie die Weiterbildung medizinischer Fachkräfte bestimmt. Die Anzahl der Betten in den Geburtskliniken soll im Projektzeitraum um 4.321 Einheiten, und damit um ein Drittel gegenüber dem heutigen Niveau, aufgestockt werden. 

Entwicklung der Geburten in Usbekistan im Vergleich zu Deutschland
 

2020

2021

2020

2023

Usbekistan 

 

 

 

 

Geburten (in 1.000) 

841,4

905,2

932,2

962,0

Geburten pro Frau 

2,90

3,17

3,31

3,45

Geburten je 1.000 Einwohner 

24,6

25,9

26,2

26,4

Deutschland

 

 

 

 

Geburten (in 1.000)

773,1

795,5

738,8

693,0

Geburten pro Frau

1,53

1,60

1,46

1,36 *)

Geburten je 1.000 Einwohner

9,3

9,6

8,8

8,3

Agentur für Statistik Usbekistans 2024, Bundesamt für Statistik 2024, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung 2024Quelle: * Januar bis November.

Demografische Entwicklung verspricht langfristigen Bedarf

Die Initiative für die Mutter-Kind-Gesundheit ist in Usbekistan dringender denn je, denn die Bevölkerung wächst rasant. Im Jahr 2023 nahm sie um 775.000 Einwohner auf 36,8 Millionen zu. Die Anzahl der Geburten stieg auf fast 1 Million und lag damit um etwa 400.000 höher als noch 2010. Auch in den kommenden Jahren ist nicht zu erwarten, dass die hohe Geburtenrate abflachen wird.

Für die Gesundheitsversorgung in der bevölkerungsreichen Provinz Kaschkadarja (3,6 Millionen Einwohner) hat Usbekistan für die Jahre 2024 bis 2026 ein besonderes Ausbauprogramm aufgelegt. Die Regierung plant 2.564 Einheiten Medizintechnik zu kaufen, darunter Röntgengeräte, Elektrokardiographen und Infusionspumpen. Außerdem sollen ein neues Regionalkrankenhaus inklusive Poliklinik (Landkreis Qarshi), zwei Geburtskliniken (200 und 60 Betten) und mehrere medizinische Rehabilitationszentren eröffnet werden.

Medizinische Versorgung bleibt weiter ausbaufähig

Usbekistan kann bei der Umsetzung seiner Gesundheitsreform auf Erfolge verweisen, doch von einer flächendeckenden neuen Stufe der medizinischen Versorgung ist das Land noch weit entfernt. Marktkenner nennen als Schwachstellen vor allem wenig effiziente öffentliche Gesundheitsausgaben sowie die große Fragmentierung des Krankenhausnetzes. Zudem sind die privat zu tragenden Kosten bei der Finanzierung des Gesundheitswesen (out-of-pocket costs) mit mehr als 60 Prozent immer noch sehr hoch.

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