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Usbekistan ist auf ausländische Medizintechnik angewiesen
Ausbau- und Erneuerungsprojekte im Gesundheitswesen Usbekistans kurbeln die Nachfrage nach ausländischer Medizintechnik an. Auch neue Reformen sorgen für Importzuwächse.
11.03.2024
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Usbekistan arbeitet intensiv daran, eine leistungsfähige und flächendeckende Gesundheitsfürsorge für alle Einwohner zu schaffen. Bei der Weiterentwicklung des Gesundheitswesens spielen auch der Privatsektor und öffentlich-private Partnerschaften eine immer größere Rolle. Ausländische Medizintechnik ist und bleibt aufgrund der kaum entwickelten Inlandsproduktion wichtig für die medizinische Versorgung.
Neubau und Erweiterung zahlreicher medizinischer Einrichtungen geplant
Eine Fülle neuer Investitionsprojekte im Gesundheitssektor treibt Nachfrage nach Medizintechnik in Usbekistan an. Dazu gehören vor allem:
schrittweise Modernisierung von insgesamt 980 medizinischen Einrichtungen (bis 2030),
Auf- und Ausbau medizinischer Cluster in fünf Provinzen und der Hauptstadt Taschkent, darunter eines Clusters mit Fachzentren für Endokrinologie, Urologie, Kardiologie und Radiotherapie (Provinz Fergana) und eines Clusters für die perinatologische Versorgung von Schwangeren und Neugeborenen (Provinz Kaschkadarja),
Errichtung eines nationalen onkologischen Zentrums in Taschkent (mit finanzieller Hilfe des südkoreanischen Fonds für wirtschaftliche Entwicklungszusammenarbeit),
Aufbau eines Zentrums für Zellmedizin und Genomik in der Stadt Gulistan,
Errichtung von Zentren für Magnetresonanz- und Mehrschichtcomputertomographie (MRT und MSCT) auf dem Gelände oder nahe zentraler Polikliniken in großen Städten und Landkreiszentren auf der Basis von öffentlich-privaten Partnerschaften.
Knapp 1 Milliarde US-Dollar (US$) fließt in elf Investitionsprojekte, die gegenwärtig mit finanzieller Unterstützung ausländischer Förderbanken realisiert oder vorbereitet werden. Für diese Darlehen hat die Regierung Bürgschaften herausgelegt. Ein Teil der Gelder ist für die Beschaffung von Ausrüstungen für onkologische Kliniken und regionale Krankenhäuser sowie die Digitalisierung des Gesundheitswesens bestimmt.
Darüber hinaus entdecken immer mehr private Investoren aus dem Ausland die Geschäftsmöglichkeiten in der usbekischen Gesundheitswirtschaft. Die Anzahl der Krankenhäuser, Kliniken und medizinischen Zentren, an denen ausländische Akteure beteiligt sind, stieg in den letzten Jahren auf heute rund 170. Weitere ausländische Unternehmen prüfen, eigene Kliniken in Usbekistan zu eröffnen – darunter die türkische Medipol Health Group und der französische Investor und Vermögensverwalter Meridiam.
Jährlicher Absatz von Medizintechnik verdoppelt sich bis 2030
Branchenkenner erwarten für das Jahr 2030 einen Absatz von Medizintechnik in Höhe von mehr als 1 Milliarde US$. Dies entspricht in etwa einer Verdopplung des heutigen jährlichen Markvolumens. Schon seit 2017 herrscht Aufbruchstimmung in der Gesundheitswirtschaft. Seitdem legen die im Land gewährten medizinischen Dienstleistungen im Schnitt jährlich um real 15 Prozent zu.
Davon profitieren insbesondere ausländische Unternehmen, denn ohne ihre Technik, ihr Know-how und ihre Investitionen kann Usbekistan den Um- und Ausbau des Gesundheitswesens nicht bewältigen. Die Inlandsproduktion von Medizintechnik ist kaum entwickelt. Krankenhäusern und den Gesundheitsverwaltungen winkt daher eine Befreiung von Einfuhrzöllen und der Mehrwertsteuer, wenn sie Medizintechnik, Komplettierungs- und Ersatzteile sowie medizintechnische Materialien importieren.
| 2016 | 2021 | 2022 |
---|---|---|---|
Anzahl der Krankenhäuser | 1.106 | 1.281 | 1.328 |
Anzahl der Betten (in 1.000) | 132,0 | 165,5 | 166,8 |
Betten pro 10.000 Einwohner | 41,1 | 46,6 | 46,3 |
Anzahl der behandelten Patienten (in Mio.) | 5,6 | 5,9 | 6,2 |
Anzahl der Ambulatorien und Polikliniken | 6.542 | 6.676 | 7.010 |
Anzahl der Ärzte (in 1.000) | 84,1 | 95,6 | 100,5 |
Anzahl der Ärzte pro 10.000 Einwohner | 26,2 | 27,1 | 27,9 |
Strategie "Usbekistan - 2030" bringt Gesundheitswesen auf Vordermann
Die Regierung hat in ihrer Strategie für die sozioökonomische Entwicklung des Landes im Zeitraum bis 2030 ihre Ziele für die Gesundheitsfürsorge formuliert. Das im Herbst 2023 verabschiedete Dokument legt den Fokus auf den Ausbau der medizinischen Primärversorgung, eine Erweiterung von Programmen zur Frühdiagnostik und Prävention schwerer und chronischer Krankheiten sowie die Verbesserung der fachärztlichen Versorgung.
Im Zieljahr 2030 sollen beispielsweise alle an Herz-Kreislauf-, Diabetes-, Atemwegs- und Krebserkrankungen leidende Menschen regelmäßig und umfassend ärztlich versorgt werden. Früherkennungsprogramme für Autoimmun-, kardiovaskuläre und chronisch respiratorische Insuffizienz-Erkrankungen sollen vorzeitige Todesfälle von Menschen im Alter von 30 bis 69 Jahren um bis zu 30 Prozent gegenüber dem heutigen Niveau reduzieren.
Die jährlichen öffentlichen Ausgaben für das Gesundheitswesen sollen bis 2030 auf 5 Milliarden US$ steigen, gegenüber geplanten 2,7 Milliarden US$ für 2024. Der Beitrag des Gesundheitswesens am Bruttoinlandprodukt dürfte die 5-Prozent-Marke erreichen (2022/2023: etwas mehr als 3 Prozent).
Kennziffer | 2017 | 2023 | 2030 1) |
---|---|---|---|
Durchschnittliche Lebenserwartung (in Jahren; jeweils zum 1.1) | 73,0 | 74,3 | 78,0 |
Ausgaben des Staatshaushalts für die Gesundheitsfürsorge (in Mio. US$) | 907 | 2.418 | 4.950 |
Anzahl der Betriebe und Organisationen in den Bereichen Gesundheitswesen und soziale Dienste (31.12.) | 5.840 | 10.998 | 15.000 |
Anzahl der privaten medizinischen Einrichtungen (vorwiegend ambulante Einrichtungen) | 3.200 | 8.600 | 13.150 |
Anteil des Privatsektors an der Gesundheitsversorgung im Land (in %) | 8 | 30 | 50 |
Müttersterblichkeit (je 100.000 Lebendgeborene) | 21,0 | 14,4 2) | 13,0 |
Säuglingssterblichkeit (je 1.000 Lebendgeborene) | 11,5 | 9,2 2) | 8,1 |
Kindersterblichkeit (je 1.000 Lebensgeborene) | 15,4 | 12,3 2) | 10,6 |
Reformen für eine Krankenpflichtversicherung und mehr Privatkliniken
Usbekistan unterstützt mit Reformen die Verbesserungen der landesweiten Gesundheitsversorgung. In den Jahren 2024 bis 2026 soll eine flächendeckende Krankenpflichtversicherung für alle Bürger eingeführt werden. Das Projekt startet 2024 in der Hauptstadt Taschkent und in der Autonomen Republik Karakalpakstan. Im Folgejahr wird die Versicherung auf die Provinzen Nawoi, Kaschkadarja, Samarkand, Surchandarja und Fergana ausgeweitet. Ab 2026 folgen die übrigen Provinzen des Landes.
Das neue Reformprogramm zielt auch auf eine Stärkung des Privatsektors in der medizinischen Fürsorge ab. Allein 2024 dürften etwa 400 neue private medizinische Einrichtungen ihre Tätigkeit aufnehmen. Das Spektrum privater medizinischer Dienste soll sich mittelfristig auf mehr als 3.000 verschiedene therapeutische Behandlungen und Laborleistungen sowie operative Eingriffe erhöhen, nach 2.250 im Jahr 2023 und nur 700 im Jahr 2017. Zudem gibt die Regierung privaten Anbietern grünes Licht für das Angebot von mobilen medizinischen sowie telemedizinischen Dienstleistungen.
Privatakteure profitieren davon, dass sie
von der Gewinnsteuer beziehungsweise der Steuer auf erwirtschaftete Umsätze befreit werden,
leichter Lizenzen erteilt bekommen,
unbürokratisch ausländische Fachkräfte für kurzfristige praktische Einsätze und die Weiterbildung in den Kliniken gewinnen können.
Bezeichnung | Anmerkungen |
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Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft | |
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen | |
Exportinitiative der Bundesregierung für die Unterstützung deutscher Unternehmen der Gesundheitswirtschaft bei der Erschließung neuer Exportmärkte | |
Oberste Behörde für die Gesundheitswirtschaft, Veröffentlichung von Ausschreibungen | |
Agentur für PPP-Projekte Usbekistans, starker Fokus auf Projekte im Gesundheitswesen | |
spezialisierter Dienstleister des Gesundheitsministeriums für den Einkauf (Import) von Medizintechnik inklusive Lieferung und Service, Veröffentlichung von Ausschreibungen | |
Branchenverband (Assoziation der Produzenten und Lieferanten von Medizintechnik) | |
jährliche Leitmesse für das Gesundheitswesen und die pharmazeutische Industrie (nächster Termin: 16. bis 18. April 2024) | |
Internationale Fachmesse für das Gesundheitswesen (nächster Jahrgang: 18. bis 20. September 2024) | |
Kontaktdaten von rund 800 vorwiegend privaten Kliniken und medizinischen Zentren, darunter etwa 400 in der Hauptstadt Taschkent |