Die Nahrungsmittelindustrie in den VAE ist geprägt durch eine Vielzahl von Akteuren, von multinationalen Konzernen bis hin zu lokalen Start-ups, die alle um Marktanteile kämpfen.
Die eigene Nahrungsmittelversorgung zu sichern, haben für die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) höchste Priorität. Die Selbstversorgungsrate des Golfstaates wird auf 10 bis 20 Prozent geschätzt.
Produktion ausgewählter Nahrungsmittel in den VAE 2022*)in ProzentSparte | Lokale Produktion |
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Fleisch und Fleischerzeugnisse | 19,6 |
Milch und Milcherzeugnisse | 35,5 |
Obst | 28 |
Gemüse | 24,4 |
Getreide | 0,8 |
Andere | 21,7 |
* letzte verfügbare ZahlenQuelle: Economist Intelligence Unit. Februar 2024
Mit einem Importanteil von über 80 Prozent der Lebensmittel steht das Land vor der Herausforderung, ihre lokale Produktion zu stärken, um die Abhängigkeit von internationalen Lieferanten zu verringern. Entsprechend wird viel investiert, beispielsweise im Rahmen der National Food Security Strategy 2051.
Kernpunkte der National Food Security Strategy 2051
Lokalisierung von Innovationen
Aufbau einer auf die VAE ausgerichteten Nahrungsmittelversorgungskette
Förderung der Agrartechnologie und Nachhaltigkeit
Schaffung von Arbeitsplätzen
Erhöhung des wirtschaftlichen Beitrags
Stärkung der Ernährungssicherheit
- Globale Führungsrolle
Investitionen werden gefördert
Die VAE setzen erhebliche Finanzmittel ein, um ihre Lebensmittelsicherheit zu verbessern und weniger von Importen abhängig zu sein. Ein Beispiel dafür ist die Investition des Abu Dhabi Investment Office von 100 Millionen US-Dollar (US$) in vier Agrartechnik-Firmen: AeroFarms, Madar Farms, RNZ und RDI. Diese Firmen verwenden die Investition, um Technologien für die Landwirtschaft in Wüstenregionen zu entwickeln, die den Zugang zu nachhaltigen Lebensmittelquellen eröffnen sollen.
Ende 2023 startete die Emirates Development Bank ein AgriTech-Darlehensprogramm mit 25 Millionen US$, um den Agrarsektor im Land zu stärken. Laut lokalen Medienberichten erhielten bereits zwei Start-ups aus den Emiraten finanzielle Unterstützung aus diesem Programm, deren Namen jedoch nicht genannt wurden. Das Programm steht lokalen und internationalen Unternehmen offen, die in Agrarsektor in den VAE investieren möchten.
Die Abu Dhabi Agriculture and Food Safety Authority hat Projekte im Wert von 142,6 Millionen US$ vorgestellt, die moderne Landwirtschaftsmethoden wie vertikale Anbauverfahren und fortschrittliche Bewässerungstechniken nutzen. Ein Beispiel für ein solches Vorhaben ist die Versorgung von über 1.600 Farmen in Abu Dhabi mit recyceltem Wasser, realisiert in Kooperation mit Partnern wie dem Department of Energy - Abu Dhabi und der Environment Agency. Das Vorhaben befindet sich im Anfangsstadium. Die Ausschreibung steht noch aus.
GigaFarm, ein Projekt der heimischen Firma ReFarm, zielt darauf ab, die Lebensmittelproduktion nachhaltiger zu gestalten, indem Abfälle in nützliche Agrarprodukte umgewandelt und so der Kohlenstoff-Fußabdruck verringert wird. Ziel ist es, jährlich bis zu drei Millionen Kilogramm Gemüse anzubauen und den Wasserverbrauch zu reduzieren. Der Bau ist noch für das laufende Jahr 2024 vorgesehen. Der Ausschreibungsprozess hat noch nicht begonnen.
Solche Initiativen bieten deutschen Firmen mit Fachwissen in nachhaltiger Landwirtschaft, Wasserwirtschaft und erneuerbaren Energien neue Geschäftsmöglichkeiten, betonen Branchenkenner in Gesprächen mit der GTAI.
Ausgewählte Projekte und Programme für den Ausbau der Nahrungsmittelindustrie in den VAEAgriTech Loans Program | Finanzierungsprogramm für Agrartechnologie zur Unterstützung der Lebensmittelsicherheit |
GigaFarm | Abfall-zu-Wert-Farm zur Produktion von Lebensmitteln und Recycling von Lebensmittelabfällen |
Food Tech Valley | Hub für zukünftige saubere, technologiebasierte Lebensmittel- und Agrarprodukte |
Switch Foods Plant-Based Meat Production | Bau einer Produktionsanlage für pflanzliche Fleischprodukte |
Quelle: Recherche GTAI, Pressemitteilungen, lokale Zeitungen, Februar 2024
VAE sind wichtige Handelsdrehscheibe
Die Statistikbehörde der VAE meldete für 2022 Lebensmitteleinfuhren im Wert von 19 Milliarden US$, ein Anstieg von etwa 19,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Nahrungsmittelexporte lagen bei circa 10,2 Milliarden US$, was einem Zuwachs von 10,9 Prozent im Vergleich zu 2021 entspricht. Bei den Ausfuhren dürfte es sich überwiegend um Reexporte oder in den VAE nur geringfügig weiterverarbeitete Produkte handeln.
Im Jahr 2022 waren die bedeutendsten Lebensmittellieferanten für die Emirate Indien mit Importen im Wert von 2,3 Milliarden US$, gefolgt von Brasilien mit 1,9 Milliarden US$ und den USA mit 1,3 Milliarden US$.
Hinsichtlich der Exporte waren die Hauptabnehmerländer Saudi-Arabien mit einem Exportvolumen von 1,7 Milliarden US$, Oman (0,9 Milliarden US$), Iran (0,8 Milliarden US$) und Kuwait (0,7 Milliarden US$).
Laut Destatis erlebten die deutschen Lebensmittelexporte in die VAE von 2021 bis 2022 einen Anstieg von etwa 43,7 Prozent, wodurch sich der Wert auf 227 Millionen Euro erhöhte. Die wichtigste Exportkategorie bildeten Kaffee, Tee, Kakao und Gewürze mit einem Wert von 54 Millionen Euro. Danach folgten Molkereiprodukte und Eier mit 47 Millionen Euro, Getreide und Getreideerzeugnisse mit 22 Millionen Euro. Unter den EU-Ländern belegte Deutschland damit den fünften Platz; an der Spitze standen die Niederlande mit Exporten im Wert von über 610 Millionen Euro in die VAE.
Diverse Unternehmen sind aktiv
In dem Wüstenstaat sind sowohl global agierende Lebensmittelkonzerne als auch regionale Marktführer vertreten. Zu den bedeutenden internationalen Unternehmen (gemessen am Umsatz) zählen Nestlé, Unilever und PepsiCo, die ein breites Spektrum an Produkten anbieten. Lokale Schwergewichte wie Al Ain Farms, Agthia Group und Emirates Food Industries spielen ebenfalls eine wichtige Rolle und konzentrieren sich auf die Bedürfnisse der lokalen Verbraucher mit einem Angebot, das von Molkereiprodukten bis hin zu Getränken und Snacks reicht.
Ausgewählte Branchenunternehmen in den VAEUnternehmen | Informationen |
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Nestlé Professional Food | Nestlé betreibt diverse Geschäftsfelder und produziert neben Nahrungsmitteln wie Maggi-Bouillon und Suppen beispielsweise auch Nescafé Kaffeemischungen. |
Indian Farmers Fertiliser Cooperative Limited IFFCO | Seit ihrer Gründung 1975 entwickelte sich die IFFCO mit Hauptsitz in den VAE zu einer internationalen Gruppe, die ein breites Spektrum an Lebensmittelprodukten für den Massenmarkt produziert und vertreibt. |
Al Ghurair Foods | Mit Gründungsjahr 1975 und Sitz in Dubai, fertigt dieses Unternehmen eine vielfältige Produktpalette, zu der Backwaren, Milchprodukte, Säfte und Snacks gehören. |
Mars GCC | Mars GCC zeichnet sich durch die Herstellung diverser Nahrungsmittel aus, darunter Snacks, Süßwaren und Tierfutter. |
Al Islami Foods | Dieses Unternehmen bietet eine umfangreiche Auswahl an Halal-zertifizierten Lebensmitteln, einschließlich Fertiggerichten und Snacks. |
Al Rawabi Dairy Company | Sie ist der führende Produzent von Molkerei- und Saftprodukten in der Golfregion. |
Delta Food Industries | Das Unternehmen ist für die Herstellung hochwertiger Lebensmittel bekannt, dazu zählen Snacks und Molkereierzeugnisse. |
Al Ain Dairy | Spezialisiert auf die Produktion einer Vielzahl von Molkereiprodukten. |
Quelle: Recherche GTAI, Februar 2024
Konkurruenz ist hart
In der dynamischen Nahrungsmittelindustrie der VAE herrscht ein intensiver Wettbewerb, der sowohl von etablierten internationalen und regionalen Unternehmen als auch von einer wachsenden Anzahl innovativer Start-ups und Kleinunternehmen mit spezialisierten Produkten geprägt ist. Trotz der Herausforderungen – wie der starken Konkurrenz, regulatorischen Barrieren und der Anforderung, Produkte an lokale Vorlieben anzupassen – bietet dieser Markt deutsche Unternehmen erhebliche Chancen.
Daisy Schmidt, Direktorin des Kompetenzzentrums für Ernährung und Landwirtschaft, das durch die Deutsche Industrie- und Handelskammer und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft initiiert wurde, betont die Potenziale für qualitäts- und innovationsbewusste deutsche Firmen. Ihrer Meinung nach können diese durch ihre Kompetenzen in Qualität, Technologie und Nachhaltigkeit maßgeblich zum Markt beitragen, sofern sie sich effektiv an die lokalen Gegebenheiten anpassen.
Für den Erfolg in diesem vielschichtigen Umfeld ist es entscheidend, ein fundiertes Verständnis des Marktes zu entwickeln, starke lokale Partnerschaften zu etablieren und gezielt in die Markenbildung und den Vertrieb zu investieren.
Von Heena Nazir
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Dubai