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Special | Vereinigte Arabische Emirate | Wasserstoff

Vereinigte Arabische Emirate setzen zunehmend auf Wasserstoff

Die Regierung des Golfstaates sieht Wasserstoff als Zukunftslösung. Bis 2030 will sie das Land zu einem weltweit führenden Anbieter machen.

Von Heena Nazir | Dubai

  • Emirate veröffentlichen ambitionierte Wasserstoffstrategie

    Die VAE fokussieren sich in ihrer Wasserstoffstrategie auf saubere Energie und technologische Expertise. Sie wollen sich bis 2050 eine führende Rolle im Weltenergiemarkt sichern.

    Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben mit der Verabschiedung ihrer nationalen Wasserstoffstrategie am 7. Juli 2023 einen entscheidenden Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Energiezukunft unternommen. Das Land beabsichtigt, bis 2031 jährlich 1,4 Millionen Tonnen Wasserstoff zu produzieren. Davon sind 1 Million Tonnen für grünen und 0,4 Millionen Tonnen für blauen Wasserstoff kalkuliert. Bis zum Jahr 2050 sollen die Kapazitäten dann auf 15 Millionen Tonnen jährlich steigen. Jedoch gibt es keine konkreten Angaben, wie hoch dann der Anteil des grünen Wasserstoffs sein soll.

    Die Schwerpunkte der Strategie liegen in den Branchen Energieversorgung, Mobilität und Industrie. Dabei setzen die Emirate auch auf die Expertise deutscher Unternehmen, die in der Branche hohes Ansehen genießen. Besonders hervorzuheben ist die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut ISE, das maßgeblich an der Entwicklung der nationalen Wasserstoffstrategie der VAE beteiligt war.

    VAE liegen im regionalen Vergleich bislang zurück 

    Die VAE können bislang nur zwei kleine Demonstrationsprojekte zur Herstellung von Wasserstoff vorweisen. Alle größeren Vorhaben befinden sich im November 2023 noch in der Planungsphase. Die vergleichsweise langsame Entwicklung könnte die Emirate regional ins Hintertreffen geraten lassen.

    Die Strategien der drei Staaten des Golfkooperations (GCC) Saudi-Arabien, Oman und VAE unterscheiden sich deutlich voneinander: Die Regierung in Riad setzt mit dem 8,5 Milliarden US-Dollar (US$) teuren Green Hydrogen Project im Rahmen des Megaprojekts NEOM auf schnelles Wachstum. Oman verfolgt dagegen das Ziel, die Kapazitäten für die Wasserstoffproduktion schrittweise und kontinuierlich zu erhöhen.

    Nationale Ziele für Wasserstoffproduktion: VAE, Saudi Arabien, Oman (in Millionen Tonnen pro Jahr)

    Land

    2030 bis 2031

    2035 bis 2040

    2050

    Vereinigte Arabische Emirate 

    1,4 (2031)

    7,5 (2040)

    15

    Saudi-Arabien

    2,9 (2030)

    4 (2035)

    k.A.

    Oman

    1 (2030) 

    3,75 (2040)

    Quelle: Recherchen von GTAI, November 2023

    Masterplan für den Sprung nach vorne

    Die vorgelegte Strategie legt dabei den Grundstein für eine deutliche Beschleunigung und Ausweitung der Wasserstoffproduktion. Unterstaatssekretär Sharif Al-Olama betont in einem Reuters-Interview die Bedeutung eines klar definierten und robusten regulatorischen Rahmens für die weitere Entwicklung der Branche in den VAE. Dieser umfasst koordinierte Richtlinien zur Festlegung der Ziele und Verfahren, Anreize zur Förderung von Investitionen und Innovationen sowie Standards zur Sicherstellung von Qualität und Effizienz.

    Ein besonderer Schwerpunkt der vorgelegten Strategie liegt auf dem Bereich Forschung und Entwicklung. Die Regierung plant den Bau eines nationalen Fachzentrums zur Förderung von Innovationen für die Wasserstoffwirtschaft. Darüber hinaus sollen zentrale Produktions- und Vertriebszentren entstehen, sogenannte "Hydrogen Oases".

    Die internationale Kooperation bildet einen weiteren Eckpfeiler der Strategie. Hier konzentrieren sich die Emirate auf die Vertiefung von Regierungspartnerschaften und arbeiten gezielt mit Schlüsselakteuren wie Japan, Südkorea und Europa zusammen. Die Partnerschaften mit Deutschland, wie die 2017 ins Leben gerufene Emirati-German Energy Partnership oder die Zusammenarbeit zwischen Siemens Energy und der Mubadala Investment Company seit 2021, verdeutlichen das Engagement der Emirate für die internationale Zusammenarbeit im Wasserstoffsektor.

    Die Einbindung grüner Finanzierungsquellen auf nationaler und internationaler Ebene steht ebenfalls im Mittelpunkt, um die Nachhaltigkeit des Wasserstoffsektors zu gewährleisten. Darüber hinaus ist die aktive Unterstützung und Förderung von Unternehmen geplant, die in der Wasserstoffversorgungskette tätig sind.

    Schlüsselelemente der nationale Wasserstoffstrategie der VAE

    Klare regulatorische Rahmenbedingungen

    Unterstützt durch Richtlinien, Anreize, Normen und Zertifizierungen

    Regierungspartnerschaften stärken

    Förderung der internationalen Zusammenarbeit

    Neue Partnerschaften

    Bessere Synergien zwischen Politik und Wirtschaft

    Infrastrukturentwicklung

    Ausbau der lokalen grünen und blauen Wasserstoffproduktion

    Finanzierungsquellen erschließen

    Kapitalakquise innerhalb der VAE und auf den internationalen Kapitalmärkten für Investitionen

    "Wasserstoff-Oasen"

    Errichtung von mindestens zwei Produktionszentren für die Wasserstoffproduktion bis 2031; bis 2050 sollen drei weitere folgen.

    Forschung und Entwicklung

    Forschung zur Verbesserung der Effizienz und Wirtschaftlichkeit von Wasserstoff

    Unterstützung für Unternehmen

    Finanzielle Anreize und Beratung beim Aufbau von Wasserstoffversorgungsketten

    Gesellschaftliches Vertrauen

    Förderung des gesellschaftlichen Vertrauens in Wasserstoff als wesentlichen Bestandteil des Energiemix

    Quelle: National Hydrogen Strategy, Recherchen von GTAI; November 2023

     

    Zusammen zum größeren Erfolg? 

    Trotz des vielversprechenden Ansatzes müssen die VAE Herausforderungen der Branche wie die technische Umsetzung und Finanzierungsvorbehalte bewältigen. Im Gegensatz zu Ländern wie den USA oder der EU gibt es in der GCC-Region keine Fördermaßnahmen für Unternehmen. Die unsichere Preiskalkulation in einem noch wenig entwickelten Markt verstärkt die Unsicherheit zusätzlich.

    Ein Beispiel aus Saudi-Arabien verdeutlicht die Schwierigkeiten der Branche. Amin Nasser, CEO des staatlichen Energieunternehmens Aramco, betonte im Mai 2023, dass die Produktion von blauem Wasserstoff Abnahmeverträge voraussetze. Trotz dieser Notwendigkeit zeigten private Unternehmen in Asien und Europa keine Bereitschaft, diese Verträge zu den geforderten Preisen abzuschließen. Staatliche Subventionen in den Abnehmerländern könnten helfen, sind aber in der Regel selten. 

    Eine stärkere Zusammenarbeit der GCC-Staaten könnte insgesamt eine Möglichkeit bieten, den Herausforderungen effektiver zu begegnen. Gemeinsame Standards, Zertifizierungssysteme und koordinierte Infrastrukturprojekte würden die regionale Wettbewerbsfähigkeit stärken. Kooperation könnte damit ein wichtiger Schlüssel sein, um den Wasserstoffsektor erfolgreich voranzubringen und die Region in eine weltweit führenden Position zu versetzen.

    Von Heena Nazir | Dubai

  • Ausbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft verläuft schleppend

    Die Vereinigten Arabischen Emirate steigern die Produktion von grünem Wasserstoff, liegen in der Region aber hinter Saudi-Arabien und Oman zurück.

    Die Entwicklung von grünem Wasserstoff steckt weltweit zwar noch in den Kinderschuhen, doch die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) wollen in dieser Branche frühzeitig eine führende Rolle übernehmen. Dafür haben sie die nötigen Voraussetzungen: Die arabische Sonne und erhebliche Windressourcen liefern reichlich erneuerbare Energie für grünen Wasserstoff. Während die VAE pro Quadratmeter und Jahr 2.150 Kilowattstunden an Sonnenenergie nutzen können, sind es in Deutschland nur 1.000 Kilowattstunden.

    Die Emirate investieren bereits stark in Solarprojekte, die erneuerbare Energie für die Produktion von grünem Wasserstoff liefern können. Im Mohammed-bin-Rashid-Al-Maktoum-Solarpark in Dubai soll die Kapazität von aktuell rund 2 Gigawatt bis 2030 auf 5 Gigawatt erweitert werden. Die Anlage soll auch die Energie zur Herstellung von grünem Wasserstoff bereitstellen.

    Konsortium plant 5-Milliarden-US$-Projekt 

    Das größte Projekt in der Herstellung von grünem Wasserstoff umfasst ein Investitionsvolumen von 5 Milliarden US-Dollar (US$). Ein Konsortium aus der emiratischen Masda und Fertiglobe sowie der französischen Engie baut eine Anlage zur Herstellung von grünem Ammoniak. Dieser gilt als idealer Speicher für grünen Wasserstoff. Ein wesentlicher Bestandteil des Projekts ist die Installation einer Fotovoltaikanlage zur Stromerzeugung. Der Strom speist Elektrolyseure, die wiederum Wasserstoff produzieren.

    Das Endprodukt, der grüne Ammoniak, wird dann vielseitig verwendet. Eine der geplanten Anwendungen ist der Einsatz als Bunkerkraftstoff in Schiffen. Gastanker sollen den grünen Ammoniak aus Abu Dhabi exportieren. Das Vorhaben befindet sich jedoch noch in einer frühen Planungsphase.

    Die deutsche Uniper SE und die emiratische Masdar gaben Ende 2022 bekannt, ein Solarkraftwerk mit einer Leistung von 1,3 Gigawatt und eine Produktionsanlage für grünen Wasserstoff bauen zu wollen. Das Projekt mit einem Budget von geschätzt 1 Milliarde US$ steckt ebenfalls noch in der Planungsphase. 

    Die Dubai Electricity and Water Authority (DEWA) und Siemens Energy veröffentlichten im Juli 2023 Pläne für ein Green Hydrogen Project im Mohammed-bin-Rashid-Al-Maktoum-Solar Park in Dubai. Die Ausschreibung für das 400-Millionen-US$-Projekt ist für Februar 2025 vorgesehen.

    Grüne Wasserstoffprojekte in den VAE

    Projektname

    Investitionsvolumen in (Mio. US$)

    Status *

    Masdar/Fertiglobe/Engie - Ruwais Green Hydrogen Plant

    5.000

    FEED

    Uniper/Masdar - Green Hydrogen Plant in UAE

    1.000

     Studie

    ALFATTAN LtechUVC - 200MW Green Hydrogen and Ammonia Facility

    400

     Studie

    DEWA - MBR Green Hydrogen Project

    400

     Studie

    AD Ports/TAQA - Green Ammonia Plant

    250

     Studie

    Masdar - Masdar City: Green Falcon SAF Demonstrator Plant

    250

    FEED

    * FEED (Front End Engineering Design) bezeichnet das Basic Engineering, das nach Abschluss des Conceptual Design oder der Machbarkeitsstudie durchgeführt wird.Quelle: MEED Projects, Recherchen von GTAI; November 2023

    Die VAE fördern die Forschung und Entwicklung von Wasserstofftechnologien, um die Produktion, Speicherung und Nutzung von grünem Wasserstoff effizienter umzusetzen. Ein Beispiel dafür ist die mit Fotovoltaik betriebene Elektrolyseuranlage in Masdar City. In Zusammenarbeit mit Siemens Energy, Etihad Airways, Lufthansa, der Marubeni Corporation und weiteren Partnern entsteht in Masdar City bis 2024 ein Demonstrationsprojekt. Ziel ist es, Fahrzeuge mit grünem Wasserstoff zu betreiben und eine Kerosin-Syntheseanlage für nachhaltigen Flugzeugtreibstoff zu entwickeln.

    Siemens baut Elektrolyseur

    Im Mai 2021 nahm zum ersten Mal im Mittleren Osten ein solarstrombetriebenes PEM-Elektrolysesystem (Proton Exchange Membrane) den Betrieb auf. Die Anlage produziert stündlich 20,5 Kilogramm Wasserstoff. Der Nachfolger soll bereits 2 Tonnen pro Stunde herstellen. Der Wasserstoff soll für den Betrieb von Brennstoffzellenautos, als Industriegas oder für Kraftwerke gespeichert werden. 

    Investoren waren die staatlichen Energieversorgungsunternehmen Dubai Electricity & Water Authority (Dewa), die deutsche Siemens Energy und der Veranstalter der Weltausstellung Expo 2020 Dubai. Das Vorhaben von umgerechnet 14 Millionen US$ wurde als öffentlich-privates Projekt realisiert.

    Umgesetzt wurde das Projekt vom staatlichen Energieversorgungsunternehmen Dubai Electricity & Water Authority (Dewa), der deutschen Siemens Energy und dem Veranstalter der Weltausstellung Expo 2020 Dubai. Siemens Energy investierte circa 7 Millionen US$. Der Wasserstoff stammt aus dem Solarpark Mohammed bin Rashid Al Maktoum im Emirat Dubai. Die riesige Anlage produziert derzeit 800 Megawatt und wird weiter ausgebaut bis auf eine Leistung von 5 Gigawatt.

    Produktionskosten erfordern Umweg über blauen Wasserstoff

    Die Transformation einer Wirtschaft, die auf fossilen Brennstoffen basiert, hin zu grünem Wasserstoff ist ein langwieriger und kapitalintensiver und komplexer Prozess. Insbesondere müssen Speicherkapazitäten entwickelt und erweitert werden, um die natürlichen Schwankungen in der Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen zu kompensieren.

    Experten sehen vorerst größere Chancen, die Herstellung von blauem Wasserstoff auszudehnen, da dieser kostengünstiger zu realisieren ist. Die VAE könnten in einer Übergangsphase vermehrt auf blauen Wasserstoff setzen, um so die Basis für eine umfassende Umstellung auf grünen Wasserstoff zu schaffen.

    Von Heena Nazir | Dubai

  • Blauer Wasserstoff als Sprungbrett für grüne Lösungen?

    Die VAE nutzen ihre Energieinfrastruktur, um blauen Wasserstoff als Brücke zu nachhaltiger Energie und Exportchance zu etablieren.

    Blauer Wasserstoff gewinnt für die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) zunehmend an Bedeutung. Im März 2022 unterzeichnete Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bei einer Delegationsreise mit den emiratischen Partnern in Abu Dhabi eine Vereinbarung für eine erste Testlieferung von Wasserstoff. Die staatliche Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) lieferte dem Kupferproduzenten Aurubis in Hamburg blauen Ammoniak, der als effizienter Wasserstoffträger gilt.

    Der Markt für blauen Wasserstoff in den VAE wächst. Dieser aus Erdgas gewonnene Wasserstoff ist in der Herstellung kostengünstiger als die grüne Variante aus erneuerbaren Energien. Blauer Wasserstoff weist eine schlechtere Ökobilanz auf, da seine Gewinnung an die Nutzung fossiler Brennstoffe gebunden ist. Dennoch gilt er als effiziente und kostengünstigere Übergangslösung auf dem Weg zu nachhaltigeren Energiequellen.

    Lage und Infrastruktur bieten viele Vorteile

    Die Rolle als bedeutender Öl- und Erdgasproduzent vermittelt den VAE einen signifikanten Vorteil bei der Produktion von blauem Wasserstoff. Die Infrastruktur für die Förderung, Verarbeitung und den Transport von Erdgas gilt als hochentwickelt und führt zu erheblichen Kostenvorteilen gegenüber anderen Ländern.

    Zusätzlich profitieren die Emirate von ihrer günstigen geografischen Lage an der Handelsroute zwischen wichtigen europäischen und asiatischen Märkten. Dies schafft eine gute Basis, um sich als Exporteur von blauem Wasserstoff zu etablieren.

    Eine der größten Herausforderungen bei der Produktion von blauem Wasserstoff ist die Speicherung des dabei entstehenden CO. Die VAE verfügen über erhebliche CO-Speicherkapazitäten, insbesondere in erschöpften Öl- und Gasfeldern. Die Möglichkeit, das produzierte CO für Enhanced Oil Recovery (EOR) zu nutzen, bietet zusätzliche Möglichkeiten bei der Produktion von blauem Wasserstoff. Ziel von EOR ist es, die Ausbeute bestehender Erdöllagerstätten zu erhöhen. Das Pumpen von Gas in die Lagerstätte führt zu einem höheren Druck und damit einer höheren Ausbeute.

    ADNOC und Fertiglobe wollen in Ruwais blauen Wasserstoff herstellen

    Die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) und Fertiglobe kündigten ein gemeinsames Projekt zur Herstellung von blauem Ammoniak in Ruwais an. Die Anlage wird eine Kapazität von bis zu 1 Million Tonnen pro Jahr erreichen. Das Projekt befindet sich im Planungsstadium. Die Fertigstellung ist für 2025 geplant. Der Standort in Ruwais bietet Zugang zum bedeutendsten Chemikalienhub des Landes und ermöglicht damit Synergieeffekte mit der bestehenden Infrastruktur.

    Die strategische Partnerschaft zwischen Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC), British Petroleum (BP) und der Abu Dhabi Future Energy Company (Masdar) konzentriert sich auf drei Schlüsselbereiche: 

    Erstens planen die Unternehmen ein Projekt zur Herstellung von blauem Wasserstoff in Abu Dhabi. Mit einem Budget von 1 Milliarde US$ umfasst es die Errichtung von Verarbeitungs-, Lager- und Verteilungseinheiten sowie die Installation von Wasserstoffkompressoren und den Bau zugehöriger Einrichtungen. Zweitens sollen dekarbonisierte Luftkorridore zwischen dem Vereinigten Königreich und den VAE etabliert werden. Drittens wollen die Partner nachhaltige Energielösungen für Städte und zur Dekarbonisierung der Öl- und Gasbetriebe in Abu Dhabi entwickeln. Hierzu gehört die Entwicklung von Carbon Capture Use and Storage (CCUS).

    Produktion setzt stabile Nachfrage voraus

    Die Notwendigkeit von Abnahmeverträgen (Offtake Agreements) für blauen Wasserstoff gilt als kritischer Faktor. Da die Herstellung von blauem Wasserstoff trotz der Kostenvorteile teuer ist, sind solche Verträge entscheidend, um Investitionen abzusichern und den Markt zu stabilisieren. In Saudi-Arabien zeigte sich beispielsweise, dass Projekte ohne die Bereitschaft der Abnehmer, Abnahmeverträge zu den entsprechenden Preisen schließen, ins Stocken geraten können.

    Die VAE dürften mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert werden. In welchem Umfang sie Gasreserven erfolgreich zur Herstellung von blauem Wasserstoff nutzen können, hängt von der Nachfrage ab. Ohne eine stabile Nachfrage in den Abnehmerländern wird es für die VAE schwierig, die notwendigen Projekte voranzutreiben.

    Für die VAE ist es wichtig, in die technologische Entwicklung und Produktionskapazitäten zu investieren. Aber auch diplomatische und kommerzielle Bemühungen um Abnehmer für den blauen Wasserstoff bleiben bedeutsam, um eine nachhaltige Position am Markt aufzubauen.

    Von Heena Nazir | Dubai

  • VAE investieren in Abscheidung und Speicherung von CO2

    Die Emirate investieren in CCUS- und CCS-Projekte, um die Dekarbonisierung  in der Industrie voranzutreiben.

    Der emiratische Staatskonzern Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) strebt bis 2045 Netto-Null-Emissionen an. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, will ADNOC 15 Milliarden US-Dollar (US$) in Dekarbonisierungsprojekte investieren. Zugleich will das Unternehmen seine Kapazität in der Ölförderung von 3,3 Millionen barrel per day im Jahr 2023 auf 5 Millionen barrel per day bis 2030 steigern.

    Ein zentraler Aspekt dieser Bemühungen konzentriert sich auf Technologien wie Carbon Capture and Storage (CCS) und Carbon Capture Utilization and Storage (CCUS). CCS beinhaltet das Auffangen und dauerhafte Speichern von Kohlenstoffdioxid (CO₂) aus industriellen Prozessen, um dessen Ausstoß in die Atmosphäre zu verhindern. CCUS erweitert dieses Konzept, indem es das aufgefangene CO₂ nutzbar macht, beispielsweise in der Landwirtschaft oder in der Baustoffproduktion. ADNOC zielt darauf ab, durch diese Technologien jährlich über 4 Millionen Tonnen CO₂ zu behandeln. Das würde einen signifikanten Beitrag zur Emissionsreduzierung in der Öl- und Gasbranche leisten.

    CCS- und CCUS-Technologie aus Deutschland gefragt

    Deutsche Unternehmen könnten in diesem Bereich eine wichtige Rolle übernehmen. Experten sehen ein großes Potenzial für sie in der Entwicklung und Implementierung von CCS- und CCUS-Technologien. Die steigende Nachfrage nach Technologie, Beratung und Projektmanagement bietet deutschen Firmen Chancen, vom wachsenden Markt zu profitieren. Zudem könnten sie durch Forschung und Entwicklung neuer Methoden zur CO₂ -Nutzung die Rentabilität dieser Technologien erhöhen.

    ADNOC investiert Milliarden in CCUS-Technologien

    Das Vorzeigeprojekt ist das Al-Reyadah-Carbon-Capture-Projekt. Das anfallende Kohlendioxid wird verdichtet und entwässert und dann über eine 50 Kilometer lange Pipeline zu den Ölfeldern transportiert. Die Anlage kann jährlich bis zu 800.000 Tonnen CO₂ verarbeiten. 

    Das Habshan 5-Projekt, eines der größten CCS-Projekte in der Region Nordafrika/Nahost, fängt Kohlendioxid aus der Habshan-Gasverarbeitungsanlage auf. Anschließend wird das CO₂ in tiefe Untergrundreservoirs injiziert, um es dauerhaft zu speichern. Jährlich sollen so bis zu 4,2 Millionen Tonnen CO₂ abgeschieden werden. Für die Umsetzung dieses ehrgeizigen Vorhabens hat ADNOC das britische Unternehmen Petrofac mit einem Auftragsvolumen von 600 Millionen US-Dollar (US$) beauftragt. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2030 geplant.

    Zusätzlich vereinbarte ADNOC im Oktober 2023 eine Partnerschaft mit Occidental Petroleum. Ihr Ziel ist es, in den VAE und den USA sogenannte CCS-Hubs zu entwickeln. Dabei handelt es sich um Zentren für die CO₂ -Abscheidung und -speicherung. Das abgeschiedene CO₂ soll in Salzwasserreservoirs injiziert und dort sicher gelagert werden. Diese Anlagen sollen 2028 fertiggestellt werden.

    Unterwasserkabel sollen Offshore-Plattform mit grünem Strom versorgen

    ADNOC und Taqa aus Abu Dhabi errichten derzeit das erste Unterwassernetzwerk zur Energieübertragung in der Region Nordafrika/Nahost. Dieses soll die Emissionen der Offshore-Produktionsanlagen von ADNOC reduzieren und umfasst ein Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungssystem. Dazu gehören auch zwei Unterwasserverbindungen und Umwandlungsstationen mit einer Gesamtleistung von 3,2 Gigawatt. Der Bau begann Anfang 2022, der Betrieb soll 2025 aufgenommen werden. Die Kosten des Projekts belaufen sich auf 3,8 Milliarden US$.

    Das Vorhaben soll dazu beitragen, die CO₂-Emissionen zu verringern, indem es die Dieselgeneratoren und Gasturbinen, die derzeit auf den Offshore-Plattformen eingesetzt werden, durch nachhaltigere Energiequellen ersetzt. Die Energie wird vom Festland über Unterwasserkabel übertragen, jedoch ist bislang unklar, welche Energiequellen zum Einsatz kommen sollen. An dem Projekt beteiligt sind neben ADNOC und Taqa auch ein Konsortium aus Korea Electric Power (KEPCO), Kyushu Electric Power Company (Kyuden) und das französische Unternehmen EDF. 

    Wirtschaftlichkeit und Technologiereife fordern Investoren heraus

    Die Entwicklung von CCUS- sowie CCS-Technologien birgt trotz ihres großen Potenzials zur Reduzierung der CO₂-Emissionen eine Reihe von Herausforderungen. Die Technologien befinden sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium mit Unsicherheiten hinsichtlich ihrer langfristigen Effizienz und Zuverlässigkeit. Ein kritischer Punkt ist die Wirtschaftlichkeit. Die hohen Kosten für Implementierung und Betrieb stellen eine Herausforderung dar, besonders in einem Markt, der von Preisschwankungen von Gas geprägt ist.

    Zusätzlich bestehen Bedenken ob die CO₂-Speichersicherheit langfristig sicher sind, insbesondere im Hinblick auf mögliche Leckagen und die Integrität der Speicherstätten. Diese technischen und ökologischen Risiken erfordern eine sorgfältige Überwachung und Management. Die VAE müssen sich daher an wechselnde internationale Standards und Best Practices anpassen. Eine enge Zusammenarbeit mit internationalen Partnern und Experten ist entscheidend, um Best Practices zu adaptieren und Risiken zu minimieren.

    Von Heena Nazir | Dubai

  • Erste Projekte zur Dekarbonisierung angelaufen

    Die VAE benötigen für viele Industriezweige grauen Wasserstoff. Einige Branchen sollen auf nachhaltigere Lösungen umsteigen. Neben Ammoniak rückt auch E-Methan in den Fokus.

    In den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) hat die Produktion von grauem Wasserstoff eine lange Tradition, insbesondere bei der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC). Der graue Wasserstoff dient zur Herstellung von Kraftstoffen und wird in der Petrochemie, der Metallverarbeitung und der Flachglasindustrie eingesetzt. 

    Experten schätzen die Produktionskapazität derzeit auf rund 300.000 Tonnen pro Jahr. Hauptsächlich nutzt ADNOC den Wasserstoff für seine Downstreamprozesse in der Petrochemie. Laut Analyseinstitut S&P Global plant das Unternehmen eine Ausweitung auf über 500.000 Tonnen pro Jahr. Der Wasserstoff wird über das Steam Methane Reforming (SMR) aus Methan gewonnen, ein Prozess, bei dem große Mengen an Kohlendioxid entstehen. 

    Metallindustrie benötigt Wasserstoff

    Die Metallindustrie der Emirate ist in den letzten zehn Jahren stark gewachsen. Als drittgrößte Branche des verarbeitenden Gewerbes, nach dem Raffinerie- und dem Petrochemiesektor, hat die Eisen- und Stahlindustrie ihre Produktion deutlich gesteigert. Laut der World Steel Association wuchs der Rohstahlausstoß von 0,5 Millionen Tonnen im Jahr 2008 auf 3 Millionen Tonnen im Jahr 2021. Damit hat auch der CO₂-Ausstoß deutlich zugenommen. 

    Die Abu Dhabi National Energy Company (TAQA) und Emirates Steel unterzeichneten eine Vereinbarung zur Entwicklung des ersten Projekts für grünen Stahl in der MENA-Region (Middle East/North Africa). Die Partnerschaft konzentriert sich darauf, Stahl mithilfe von grünem Wasserstoff herzustellen und damit einen nachhaltigeren Produktionsprozess zu fördern.

    Ein weiteres Projekt ist die Zusammenarbeit zwischen Al Fattan Energy und der südkoreanischen LTechUVC. Gemeinsam bauen sie eine Anlage für grünen Wasserstoff und Ammoniak in Kezad, Abu Dhabi. Die Investition im Wert von 400 Millionen US-Dollar (US$) soll jährlich die Produktion von 5 Millionen Tonnen Direct Reduced Iron (DRI) ermöglichen. DRI ist ein wichtiges Ausgangsmaterial für die Stahlerzeugung und findet sowohl in Elektrolichtbogenöfen als auch in Hochofenanlagen und Basis-Sauerstofföfen Verwendung. Wesentliche Bestandteile des Projekts sind der Aufbau einer Produktionsstätte für grünen Wasserstoff und Ammoniak, Lagerbereiche, eine Verarbeitungseinheit sowie Stromgeneratoren und weitere zugehörige Einrichtungen. Zur Realisierung dieses Vorhabens gründeten Al Fattan Energy und LTechUVC das Gemeinschaftsunternehmen ALFATTAN LtechUVC Green Energy.

    ADNOC und TES aus Belgien setzen auf synthetisches Methan

    Die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) und Tree Energy Solutions (TES) aus Belgien haben eine Partnerschaft vereinbart, um gemeinsam synthetisches Methan (E-Methan) zu produzieren und zu exportieren. E-Methan wird aus grünem Wasserstoff und Kohlendioxid hergestellt und bietet eine Alternative zu herkömmlichem Erdgas.

    Obwohl sich ADNOC und Masdar, die Tochtergesellschaft für erneuerbare Energien von ADNOC, hauptsächlich auf die Umwandlung von Wasserstoff in Ammoniak konzentrieren, rückt auch E-Methan in den Fokus. Dieses kann in bestehenden Erdgasinfrastrukturen transportiert werden und gewinnt daher zunehmend an Relevanz. Masdar und das japanische Staatsunternehmen Inpex unterzeichneten im Juli 2023 eine Absichtserklärung, um die Möglichkeiten für die Produktion und den Export von E-Methan nach Japan zu evaluieren.

    Die Zusammenarbeit mit TES umfasst die Entwicklung von Produktionsanlagen in den VAE sowie die Erschließung internationaler Partnerschaften, vor allem in den USA. Eine Schlüsselkomponente dieses Vorhabens ist die Gewinnung von Kohlendioxid entweder direkt aus der Atmosphäre oder aus industriellen Emissionen. Dadurch soll E-Methan als umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichem Erdgas weiterentwickelt und gefördert werden.

    Wasserstofftankstellen im Test

    ADNOC gab im Juli 2023 bekannt, mit dem Bau der ersten Hochgeschwindigkeits-Wasserstofftankstelle im Nahen Osten zu beginnen. Die Station in Masdar City wird mit Hilfe eines Solarstrom-Elektrolyseurs grünen Wasserstoff erzeugen.

    Auch die Partnerschaft von ADNOC, Toyota und Al Futtaim Motors fördert grüne Infrastrukturen und Fahrzeugtechnologien. Die Unternehmen stellen eine Flotte wasserstoffbetriebener Fahrzeuge bereit, um die Effizienz von Hochgeschwindigkeits-Wasserstofftankstellen in Mobilitätsprojekten zu testen. Zusätzlich wird in Dubai Golf City eine zweite Station mit konventionellem Wasserstoff-Tanksystem errichtet.

    Von Heena Nazir | Dubai

  • Kontaktadressen

    BezeichnungAnmerkungen
    Germany Trade & InvestAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft, auch Hinweise zu Ausschreibungen
    AHK Vereinigte Arabische EmirateAnlaufstelle für deutsche Unternehmen
    Exportinitiative EnergieInformationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen
    Ministry of Energy and InfrastructureFederführendes Ministerium der VAE
    Ministry of EconomyFederführendes Ministerium der VAE
    Dubai Electricity & Water Authority (DEWA)Zuständig für die Strom- und Wasserversorgung in Dubai
    Abu Dhabi Water & Electricity Authority (ADPower)Zuständig für die Strom- und Wasserversorgung in Abu Dhabi
    Abu Dhabi Hydrogen Alliance Ein Bündnis aus Mubadala Investment Company (Mubadala), The Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC), und der Investmentgesellschaft ADQ
    WETEX- Water, Energy Technology and Environment Exhibition and Dubai Solar ShowRegionale Fachmesse in Dubai (jährlich; mit einem Gemeinschaftsstand der Bundesregierung)
    ADIPEC- Abu Dhabi International Petroleum Exhibition & ConferenceFachmesse (jährlich; in Abu Dhabi)
    WFES - World Future Energy Summit and ExhibitionFührende Messe für Energie und Klimaschutz in Abu Dhabi (jährlich)
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