Die VAE fokussieren sich in ihrer Wasserstoffstrategie auf saubere Energie und technologische Expertise. Sie wollen sich bis 2050 eine führende Rolle im Weltenergiemarkt sichern.
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben mit der Verabschiedung ihrer nationalen Wasserstoffstrategie am 7. Juli 2023 einen entscheidenden Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Energiezukunft unternommen. Das Land beabsichtigt, bis 2031 jährlich 1,4 Millionen Tonnen Wasserstoff zu produzieren. Davon sind 1 Million Tonnen für grünen und 0,4 Millionen Tonnen für blauen Wasserstoff kalkuliert. Bis zum Jahr 2050 sollen die Kapazitäten dann auf 15 Millionen Tonnen jährlich steigen. Jedoch gibt es keine konkreten Angaben, wie hoch dann der Anteil des grünen Wasserstoffs sein soll.
Die Schwerpunkte der Strategie liegen in den Branchen Energieversorgung, Mobilität und Industrie. Dabei setzen die Emirate auch auf die Expertise deutscher Unternehmen, die in der Branche hohes Ansehen genießen. Besonders hervorzuheben ist die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut ISE, das maßgeblich an der Entwicklung der nationalen Wasserstoffstrategie der VAE beteiligt war.
VAE liegen im regionalen Vergleich bislang zurück
Die VAE können bislang nur zwei kleine Demonstrationsprojekte zur Herstellung von Wasserstoff vorweisen. Alle größeren Vorhaben befinden sich im November 2023 noch in der Planungsphase. Die vergleichsweise langsame Entwicklung könnte die Emirate regional ins Hintertreffen geraten lassen.
Die Strategien der drei Staaten des Golfkooperations (GCC) Saudi-Arabien, Oman und VAE unterscheiden sich deutlich voneinander: Die Regierung in Riad setzt mit dem 8,5 Milliarden US-Dollar (US$) teuren Green Hydrogen Project im Rahmen des Megaprojekts NEOM auf schnelles Wachstum. Oman verfolgt dagegen das Ziel, die Kapazitäten für die Wasserstoffproduktion schrittweise und kontinuierlich zu erhöhen.
Nationale Ziele für Wasserstoffproduktion: VAE, Saudi Arabien, Oman (in Millionen Tonnen pro Jahr) Land | 2030 bis 2031 | 2035 bis 2040 | 2050 |
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Vereinigte Arabische Emirate | 1,4 (2031) | 7,5 (2040) | 15 |
Saudi-Arabien | 2,9 (2030) | 4 (2035) | k.A. |
Oman | 1 (2030) | 3,75 (2040) | 8 |
Quelle: Recherchen von GTAI, November 2023
Masterplan für den Sprung nach vorne
Die vorgelegte Strategie legt dabei den Grundstein für eine deutliche Beschleunigung und Ausweitung der Wasserstoffproduktion. Unterstaatssekretär Sharif Al-Olama betont in einem Reuters-Interview die Bedeutung eines klar definierten und robusten regulatorischen Rahmens für die weitere Entwicklung der Branche in den VAE. Dieser umfasst koordinierte Richtlinien zur Festlegung der Ziele und Verfahren, Anreize zur Förderung von Investitionen und Innovationen sowie Standards zur Sicherstellung von Qualität und Effizienz.
Ein besonderer Schwerpunkt der vorgelegten Strategie liegt auf dem Bereich Forschung und Entwicklung. Die Regierung plant den Bau eines nationalen Fachzentrums zur Förderung von Innovationen für die Wasserstoffwirtschaft. Darüber hinaus sollen zentrale Produktions- und Vertriebszentren entstehen, sogenannte "Hydrogen Oases".
Die internationale Kooperation bildet einen weiteren Eckpfeiler der Strategie. Hier konzentrieren sich die Emirate auf die Vertiefung von Regierungspartnerschaften und arbeiten gezielt mit Schlüsselakteuren wie Japan, Südkorea und Europa zusammen. Die Partnerschaften mit Deutschland, wie die 2017 ins Leben gerufene Emirati-German Energy Partnership oder die Zusammenarbeit zwischen Siemens Energy und der Mubadala Investment Company seit 2021, verdeutlichen das Engagement der Emirate für die internationale Zusammenarbeit im Wasserstoffsektor.
Die Einbindung grüner Finanzierungsquellen auf nationaler und internationaler Ebene steht ebenfalls im Mittelpunkt, um die Nachhaltigkeit des Wasserstoffsektors zu gewährleisten. Darüber hinaus ist die aktive Unterstützung und Förderung von Unternehmen geplant, die in der Wasserstoffversorgungskette tätig sind.
Schlüsselelemente der nationale Wasserstoffstrategie der VAEKlare regulatorische Rahmenbedingungen | Unterstützt durch Richtlinien, Anreize, Normen und Zertifizierungen |
Regierungspartnerschaften stärken | Förderung der internationalen Zusammenarbeit |
Neue Partnerschaften | Bessere Synergien zwischen Politik und Wirtschaft |
Infrastrukturentwicklung | Ausbau der lokalen grünen und blauen Wasserstoffproduktion |
Finanzierungsquellen erschließen | Kapitalakquise innerhalb der VAE und auf den internationalen Kapitalmärkten für Investitionen |
"Wasserstoff-Oasen" | Errichtung von mindestens zwei Produktionszentren für die Wasserstoffproduktion bis 2031; bis 2050 sollen drei weitere folgen. |
Forschung und Entwicklung | Forschung zur Verbesserung der Effizienz und Wirtschaftlichkeit von Wasserstoff |
Unterstützung für Unternehmen | Finanzielle Anreize und Beratung beim Aufbau von Wasserstoffversorgungsketten |
Gesellschaftliches Vertrauen | Förderung des gesellschaftlichen Vertrauens in Wasserstoff als wesentlichen Bestandteil des Energiemix |
Quelle: National Hydrogen Strategy, Recherchen von GTAI; November 2023
Zusammen zum größeren Erfolg?
Trotz des vielversprechenden Ansatzes müssen die VAE Herausforderungen der Branche wie die technische Umsetzung und Finanzierungsvorbehalte bewältigen. Im Gegensatz zu Ländern wie den USA oder der EU gibt es in der GCC-Region keine Fördermaßnahmen für Unternehmen. Die unsichere Preiskalkulation in einem noch wenig entwickelten Markt verstärkt die Unsicherheit zusätzlich.
Ein Beispiel aus Saudi-Arabien verdeutlicht die Schwierigkeiten der Branche. Amin Nasser, CEO des staatlichen Energieunternehmens Aramco, betonte im Mai 2023, dass die Produktion von blauem Wasserstoff Abnahmeverträge voraussetze. Trotz dieser Notwendigkeit zeigten private Unternehmen in Asien und Europa keine Bereitschaft, diese Verträge zu den geforderten Preisen abzuschließen. Staatliche Subventionen in den Abnehmerländern könnten helfen, sind aber in der Regel selten.
Eine stärkere Zusammenarbeit der GCC-Staaten könnte insgesamt eine Möglichkeit bieten, den Herausforderungen effektiver zu begegnen. Gemeinsame Standards, Zertifizierungssysteme und koordinierte Infrastrukturprojekte würden die regionale Wettbewerbsfähigkeit stärken. Kooperation könnte damit ein wichtiger Schlüssel sein, um den Wasserstoffsektor erfolgreich voranzubringen und die Region in eine weltweit führenden Position zu versetzen.
Von Heena Nazir
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