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Klimaschutz-Atlas

Verkehr: Nachholbedarf bei Ladeinfrastruktur

Während Elektrofahrzeuge bereits so beliebt sind, dass keine staatliche Kaufprämie mehr gezahlt wird, verschiebt sich der Fokus nun auf den Ausbau der Ladeinfrastruktur.

Von Marc Lehnfeld | London

Um die britischen Klimaziele erreichen zu können, ist eine Verkehrswende nötig. Deshalb strebt die Regierung ein Verkaufsverbot von Pkw mit traditionellen Verbrennungsmotoren ab 2030 an, gefolgt von Hybridfahrzeugen ab 2035. Geplant ist auch, dass ab dem Jahr 2040 nur noch emissionsfreie Fahrzeuge verkauft werden dürfen, das schließt auch Motorräder, Busse und Lkw ein. Gerade im Schwerlastverkehr ist das wegen der bestehenden technologischen Hürden jedoch noch nicht absehbar. Die Verkaufsverbote sind noch nicht gesetzlich verankert.

Neben dem Verkaufsverbot drängt der Staat die Automobilhersteller zusätzlich mit Zielvorgaben zum Verkauf emissionsfreier Fahrzeuge. Laut dem "Zero Emission Vehicle Mandate" (ZEV Mandat) sollen schon ab 2024 mindestens 22 Prozent der verkauften Pkw pro Hersteller emissionsfrei sein. Der vorgegebene Anteil wächst jährlich und erreicht 80 Prozent im Jahr 2030. Für die Ausgestaltung des ZEV Mandats hat die Regierung die Branchenunternehmen angehört, aber trotz des nahenden Beginns 2024 noch keine abschließende Position eingenommen. Möglich sind Strafen in Höhe von 15.000 Pfund Sterling pro mehrverkauftem Benziner- oder Diesel-Pkw. Das würde bei 2.000 Fahrzeugen eine Strafe von umgerechnet etwa 34,5 Millionen Euro ausmachen.

Mehr als eine Million vollelektrische Pkw auf britischen Straßen

Derweil vollzieht sich der elektromobile Wandel bereits von selbst, wie die Registrierungszahlen für Pkw zeigen. Etwa 2,7 Prozent der rund 41 Millionen Pkw auf britischen Straßen haben einen Elektroantrieb. Im ersten Halbjahr 2023 legten die Neuanmeldungen von Vollelektrofahrzeugen um ein Drittel auf rund 153.000 Pkw zu, während das Geschäft mit Dieselautos um 19 Prozent auf nur noch 37.500 Pkw einbrach. Die Kaufprämien wurden deshalb mittlerweile deutlich reduziert und für Pkw vollständig abgeschafft. So gibt es mit dem "Plug-In Grant" nur noch eine Kaufprämie für elektrische Motorräder, Roller, Transporter und Taxis. 

Gefördert wird hingegen weiterhin der Aufbau der Ladeinfrastruktur, vor allem über den Electric Vehicle Chargepoint Grant (EVCG). Darüber werden bis zu 75 Prozent der Kosten staatlich bezuschusst. Ziel der Regierung ist im Rahmen der UK Electric Vehicle Infrastructure Strategy die Zahl der öffentlichen Ladepunkte auf mindestens 300.000 im Jahr 2030 zu erhöhen. Laut Zapmap waren im Juni 2023 rund 44.400 Ladepunkte verfügbar und damit 36 Prozent mehr als im Juni 2022. Um den Ausbau öffentlicher Ladepunkte zu beschleunigen fordert der Automobilverband SMMT nun von der Regierung die Mehrwertsteuer für öffentliches Laden zu senken. Schließlich wären dort 20 Prozent Mehrwertsteuer fällig, während Verbraucher beim Laden zu Hause von einem reduzierten Satz von 5 Prozent profitierten.

Schnellladenetz wächst zu langsam

In ihrem letzten Statusbericht an das Parlament weist die Klimawandelkommission (CCC) allerdings darauf hin, dass sich die Ausbaugeschwindigkeit im kommenden Jahr verdoppeln müsse, um die Ziele zu erreichen. Beim Ausbau von Schnellladestationen erwartet der britische Pannendienst RAC eine Zielverfehlung zum Ende des Jahres. Nur ein Viertel der 119 Autobahntankstellen würde bis Ende 2023 das Ziel erfüllen, über mindestens sechs Schnellladepunkte zu verfügen. Im Schnitt gebe es nur 3,4 Schnelllademöglichkeiten. Der Ausbau von Schnellladern profitiert von staatlichen Fördermitteln in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro im Rapid Charging Fund (RCF). Rund 6.000 Schnellladepunkte sollen bis 2035 bereitstehen.

Mit der schnell wachsenden Zahl öffentlicher Ladepunkte ist ein breiter Markt entstanden. Marktführer im öffentlichen Ladenetz ist das zum Shell-Konzern gehörende Berliner Unternehmen ubitricity mit einem Anteil von 14,0 Prozent, gefolgt von Pod Point (10,6 Prozent) und bp pulse (7,6 Prozent). Bei Schnellladern führt Instavolt mit einem Marktanteil von 13,1 Prozent, dicht gefolgt von bp pulse (12,6 Prozent) und Tesla (12,2 Prozent). Die Wettbewerber haben sich im Frühjahr 2023 mit ChargeUK politisch ein eigenes Branchensprachrohr gebaut und zeigen das Potenzial des Marktes auf. Die Ladeanbieter wollen bis 2030 umgerechnet knapp 7 Milliarden Euro in den Ausbau des Netzes investieren.

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