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Branche kompakt | Vietnam | Energiewirtschaft

Politische Ziele

Vietnam versucht in der Energiepolitik einen schwierigen Spagat - Versorgungssicherheit bei stark steigendem Bedarf, Klimaneutralität bis 2050 und viel lokale Wertschöpfung.

Von Peter Buerstedde | Hanoi

Die vietnamesische Regierung hat sich in der Energiewirtschaft drei übergreifende Ziele gesetzt. An erster Stelle steht die Energiesicherheit, die durch Stromausfälle 2023 in der energiepolitischen Debatte an Prominenz gewonnen hat. Die Ausfälle betrafen auch die Exportindustrien, von denen die Wirtschaftsentwicklung des Landes weiter stark abhängt, und könnten sich wiederholen. Der Stromverbrauch soll nach staatlicher Planung bis 2030 um etwa 10,6 Prozent pro Jahr zulegen, stieg aber 2023 und im bisherigen Jahresverlauf 2024 durch Hitzewellen bereits sehr viel stärker an.

Vietnam muss 2030 doppelt so viel Strom bereitstellenStromerzeugung in Terawattstunden und maximale Leistung in Megawatt
 

2023

2025

2030*

2050*

Stromerzeugung und Importe

280,6

378,3

567,0

1.224 - 1.254,6

Bereitgestellte Leistung

46.348

59.318

90.512

185.187 - 208.555

* Prognose.Quelle: Power development plan (PDP) 8 2023

 

Zweites Ziel ist die Klimaneutralität bis 2050, die Vietnam bei der Weltklimakonferenz in Glasgow Ende 2021 zugesagt hatte. Den Weg dahin für den Energiesektor hat die Regierung 2023 im Energieplan PDP 8 (Power Development Plan) vorgegeben: Die Kapazitäten steigen bis 2030 gegenüber 2023 um 90 Prozent. Fossile Energien bauen ihre Anteile zunächst leicht aus. Erdgas legt gegenüber Kohle zu. Kernenergie soll weiter keine Rolle spielen. Bei erneuerbaren Energien sollen sich die Kapazitäten an Windkraft und Biomasse etwa vervierfachen. Solar- und Wasserkraft wachsen weniger stark. 

Bis 2050 ist dann ein Umstieg fossiler Kraftwerke auf Wasserstoff (Ammoniak) und Abfälle vorgesehen, während Solarkraft und vor allem die Offshore-Windkraft kräftig zulegen sollen. Der Investitionsbedarf für neue Erzeugungskapazitäten beläuft sich laut Energieplan bis 2030 auf 120 Milliarden US-Dollar (US$). Rund 15 Milliarden US$ sollen in den Netzausbau fließen.

Die Zeit drängt durch den stark steigenden Bedarf. Aber politische und regulatorische Hürden drohen, Projekte zu verzögern. Nach der Planung 2023 arbeitet die Regierung 2024 an den Umsetzungsvorschriften. Mit direkten Abnahmeverträgen hat die Regierung im Juli 2024 eine wichtige neue Möglichkeit für private Investitionen geschaffen, die zu einem Boom bei Aufdach-Solaranlagen führen dürfte. Andere wichtige Weichenstellungen stehen aber noch aus. Daher erscheint das Erreichen der Ausbauziele 2030 für erneuerbare Energien inzwischen als unwahrscheinlich.

Das dritte Ziel der Energiepolitik ist es, eine möglichst hohe Wertschöpfung beim Um- und Ausbau des Energiesektors im Inland zu erzielen. Vietnam ist bereits ein wichtiger Standort für die Fertigung von Solarpanelen sowie in geringerem Maße für Türme für Windturbinen und Umspannplattformen für Offshore-Wind. Entsprechende Local-content-Vorgaben könnten den Ausbau aber verlangsamen.

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