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Branche kompakt | Vietnam | Medizintechnik

Vietnamesischer Medizintechnikmarkt kommt wieder kräftig in Gang

Der Medizintechnikabsatz steigt wieder stark an. Aber die Konkurrenz für deutsche Anbieter wird härter.

Von Peter Buerstedde | Hanoi

Ausblick der Medizintechnik in Vietnam

Bewertung:

 

  • Der Medizintechnikmarkt soll laut Analysten bis 2028 jährlich um knapp 10 Prozent wachsen.
  • Staat und Privatsektor investieren in neue Krankenhäuser.
  • Probleme bei Produktregistrierungen könnten 2025 ausgeräumt werden.
  • Aber für deutsche und westliche Anbieter wird das Marktumfeld schwieriger.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Dezember 2024

  • Markttrends

    Vietnams Medizintechnikmarkt hat zu kräftigem Wachstum zurückgefunden und soll bis 2028 um etwa 10 Prozent jährlich zulegen. Für westliche Anbieter werden die Bedingungen schwieriger. 

    Der vietnamesische Markt ist attraktiv für deutsche Anbieter. Er wird zu etwa 80 bis 90 Prozent von Importen beherrscht. Gleichzeitig verfügt das Land über eine wachsende Exportproduktion und der Marktanteil inländischer Produkte hat durch die Coronakrise einen Schub erhalten. Vietnam war 2023 nach Singapur, Malaysia und Thailand der viertgrößte Importeur und nach Singapur und Malaysia der drittgrößte Exporteur von Medizintechnik in Südostasien.

    80 bis 90 %

    des Absatzes entfällt auf Importe.

    Der Absatz von Medizintechnik hat 2024 wieder zu kräftigem Wachstum zurückgefunden, nachdem eine Reihe von Faktoren in den letzten Jahren eine Schwächephase hervorgerufen hatte. Zunächst hatte die Coronakrise den Markt gebremst. Als Ende 2021 ein Skandal um die Beschaffung von Test-Kits zu überhöhten Preisen ausbrach, wurde eine staatliche Antikorruptionskampagne verschärft. Dies führte dazu, dass der staatliche Sektor viele Ausschreibungen stoppte und auch Investitionsentscheidungen aufschob. Das hat die Markterholung 2022 und 2023 zunächst gebremst. 

    Im Jahr 2024 berichteten Anbieter von Medizintechnik, dass viele Tender wieder aufgenommen und Einkäufe zum Teil nachgeholt wurden. Dadurch entwickelte sich der Markt 2024 besonders stark. Einige Anbieter sprechen von zweistelligen Wachstumsraten. Das Wachstum dürfte mit dem Ausklingen der Nachholeffekte aber ab 2026 abflauen.

    Das Marktforschungsunternehmen Fitch Solutions erwartet bis 2028 ein durchschnittliches Wachstum von 9,9 Prozent pro Jahr. Statista geht von einer durchschnittlichen Wachstumsrate bis 2029 von 8,9 Prozent aus. Besonders starke Zuwächse erwartet das Unternehmen bei Geräten für die Diabetesbehandlung, Kardiologie und Zahnmedizin. 

    Alterung und Bevölkerungswachstum stützen Wachstum

    Mittelfristig steigt der Bedarf an Medizintechnik weiter an. Die Bevölkerung von knapp 100 Millionen Menschen wächst stetig, während sie zu altern beginnt. Chronische Krankheiten spielen eine wachsende Rolle. Das starke Wirtschaftswachstum (6 Prozent im Durschnitt der letzten zehn Jahre) hat die Kaufkraft angehoben und die Erwartungen an die Gesundheitsfürsorge steigen lassen. Gleichzeitig kommen jährlich etwa 300.000 Medizintouristen, viele davon Auslandsvietnamesen, zu Behandlungen ins Land.  

    Staat will mehr investieren

    Gleichzeitig hat der Staat in den letzten Jahren eine Basiskrankenversicherung auf beinahe die gesamte Bevölkerung (Ende 2023: 93 Prozent) ausgeweitet. Sie ermöglicht den Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen in staatlichen Einrichtungen ohne oder mit geringen Zuzahlungen. Allerdings hat die staatliche Infrastruktur trotz starker Investitionen nicht mit dem erweiterten Zugang und dem steigenden Bedarf Schritt gehalten. In staatlichen Krankenhäusern müssen Patienten meist lange Wartezeiten in Kauf nehmen und oft doch informell zuzahlen. 

    Die Ausbaupläne der Regierung verheißen attraktive Absatzchancen. Der Masterplan für die Gesundheitsinfrastruktur für 2021 bis 2030 wurde pandemiebedingt erst im Februar 2024 verabschiedet. Die Bettenzahl soll von 32 pro 10.000 auf 42 pro 1.000 Einwohner angehoben werden. Dabei soll der Privatsektor eine wachsende Rolle spielen. Darüber hinaus geht es um eine stärkere Regionalisierung spezialisierter Krankenhäuser. 

    Sechs internationale Kliniken geplant

    Derzeit versuchen viele Patienten landesweit in wenigen Krankenhäusern in den Großstädten behandelt zu werden, da sie dort eine bessere Versorgung erwarten. Das führt zur Überlastung. 

    Daher will der Staat 21 Allgemeinkrankenhäuser auf Provinzniveau aufrüsten, damit die Patienten in der Region bleiben. Daneben sind Spezialkliniken für Onkologie, Kardiologie, Alters-, Kinder- und Geburtsmedizin geplant, um der steigenden Inzidenz chronischer Krankheiten zu begegnen. 

    Sechs Krankenhäuser sollen auf ein "internationales" Niveau gehoben werden. Das soll die schätzungsweise 40.000 Vietnamesen, die zu Behandlungen ins Ausland reisen, dazu bewegen sich im Inland behandeln zu lassen. Die Vorhaben sollen 2025 beginnen. 

    Ausgewählte Investitionsprojekte im Gesundheitssektor im VietnamInvestitionssumme in Millionen US-Dollar
    Akteur/ProjektInvestitionssummeProjektstandAnmerkungen
    Viet Duc Krankenhaus 2, Provinz Ha Nam188,6Nach Baustart 2014 stand Projekt lange still, Weiterbau geplantGröße 125.000 qm, Kapazität: 1.000 Betten
    Bach Mai Krankenhaus 2, Provinz Ha Nam188,6Nach Baustart 2014 stand Projekt lange still, Weiterbau geplantGröße 123.000m2, Kapazität: 1.000 Betten
    Allgemeinkrankenhaus, Trong Tung140,0In Planung, Bau soll im September 2025 beginnenKapazität: 1.200 Betten
    Allgemeinkrankenhaus für Zentralregion, Tan An, Buon Ma Thuot Stadt

    120,0

    In Planung, Bau könnte 2026 beginnenKapazität: 1.000 Betten
    Krebskrankenhaus, Can Tho Stadt67,0Bau 2022 unterbrochen, soll 2025 wieder aufgenommen werdenKapazität: 500 Betten
    Hoan My Privatkrankenhaus, Provinz Vinh Phuc41,9In PlanungGröße 20.006 qm, Kapazität 200-300 Betten, Investor Hoan My Medical JSC
    Kinderkrankenhaus 2, Quoc Oai Distrikt, Hanoi36,9Baustart Februar 2023, Fertigstellung 2024Größe 60.000 qm, Kapazität: 300 Betten
    Hanoi Herzkrankenhaus 2, Tay Ho Distrikt, Hanoi33,1Baustart 2025Kapazität 300 Betten
    Quelle: Recherchen von Gemany Trade & Invest

    Eine Reihe von Großprojekten konnten in den letzten Jahren aus verschiedenen Gründen nicht fertiggestellt werden. Dazu zählen zusätzliche Klinikstandorte außerhalb von Hanoi für zwei renommierte Krankenhäuser (Bạch Mai und Việt Đức) in der Innenstadt, die stark überlastet sind. Die Regierung versuchte Ende 2024 die Vorhaben, die seit 2021 brach liegen, wieder in Gang zu setzen. 

    Ausländische Klinikgruppen erschließen den Markt 

    Derzeit entfallen 94 Prozent der Bettenkapazitäten auf den öffentlichen Sektor. Der Privatsektor soll nach dem Masterplan für die Gesundheitsinfrastruktur künftig eine größere Rolle einnehmen. Er soll 2025 bereits 10 Prozent der Betten stellen. Der Anteil soll 2030 auf 15 Prozent und 2050 auf 25 Prozent ansteigen.

    In den letzten Jahren haben sich in Vietnam große private Klinikbetreiber etabliert, die weiter kräftig investieren, darunter FV Hospital, Hoàn Mỹ Medical, Vinmec, Tâm Anh und Xuyên Á. Das starke Wachstum hat internationale Betreiber auf den Plan gerufen und in den vergangenen Jahren gab es erste Übernahmen von Klinikgruppen in Vietnam. So hat die Thomson Medical Group aus Singapur 2023 für 381 Millionen US$ den größten privaten Betreiber FV Hospital übernommen. Raffles Medical, ebenfalls aus Singapur, hält seit 2023 die Mehrheit am American International Hospital in Ho-Chi-Minh-Stadt. 

    Marktbedingungen werden schwieriger

    Auch wenn der Markt wächst, hat sich das Marktumfeld verändert und dies zum Teil zum Nachteil deutscher und westlicher Anbieter (siehe Rahmenbedingungen). Die Erneuerung von Marktzulassungen für alle Produkte hat Anbietern in den vergangenen Jahren das Leben schwer gemacht. Eine Anpassung der Beschaffungsregeln im öffentlichen Sektor trifft vor allem Anbieter aus der Europäischen Union und anderen Industrieländern, deren Produkte zuvor bevorzugt wurden.

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Digital Health

    Der Staat ist bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens nicht so schnell voran gekommen wie geplant. Es gibt aber viele Fortschritte, flankiert von privaten Initiativen.

    Die vietnamesische Regierung hat sich die umfassende Digitalisierung des Gesundheitssektors zum Ziel gesetzt. Die Voraussetzungen aus Patientensicht sind gut: Im Oktober 2024 waren 82 Prozent der Haushalte an Glasfaserkabel angebunden und knapp 90 Prozent der Bevölkerung nutzte Smartphones. Gleichzeitig sind Datenschutzbedenken gering. Auf Seiten der Kliniken ist die Infrastruktur noch im Aufbau. 

    Die Digitalisierungsstrategie 4888 vom Oktober 2019 gibt den Fahrplan vor. Sie definiert in der Gesundheitsvorsorge eine Reihe von Digitalisierungszielen. So müssen alle Einrichtungen Softwaresysteme einsetzen, sukzessive elektronische Patientenakten und elektronische Zahlungsmöglichkeiten einführen und jährlich ihren Digitalisierungsfortschritt melden. Das Gesundheitsministerium vergibt ID-Nummern an Patienten, damit sie softwareseitig erfasst werden können. Öffentliche Krankenhäuser sollen Informationskioske einrichten, wo Patienten ihre Informationen einsehen und Termine machen können. Gleichzeitig werden KI-Anwendungen ausgerollt, um etwa bei der Diagnose zu helfen. 

    Nach Informationen des Gesundheitsministeriums mit Stand Mitte Dezember 2024 nutzten alle Gesundheitseinrichtungen landesweit Krankenhaus-Management-Software (hospital information systems) und 99,5 Prozent der öffentlichen Krankenhäuser hatten ihre Systeme für die Abrechnung von Behandlungskosten mit der Sozialversicherung verbunden. Ganze 46,5 Prozent hatten eine Online-Terminvergabe eingerichtet und 71 Prozent akzeptieren elektronische Zahlungen. Alle Krankenhäuser, mit wenigen Ausnahmen in ländlichen Gegenden, nutzen elektronische Rezepte. Etwa 32 Millionen Menschen verfügen über eine Gesundheits-ID-Nummer.

    Einführung elektronischer Patientenakten kommt nur langsam voran

    Wo allerdings noch ein größerer Abstand zu den Zielvorgaben der Strategie besteht, ist bei den elektronischen Patientenakten. Insgesamt hatten bis Mitte Dezember 2024 nur 112 Einrichtungen diese eingeführt, davon nur 29 sogenannte "Grade 1 Hospitals". Das sind Groß- oder Spezialkliniken, die dem Zentralstaat direkt unterstehen. Die Strategie hatte hier ein Ziel von 135 Grade-1-Krankenhäusern bis Ende 2023 vorgegeben. Mit einem der größten Krankenhäuser des Landes, Bạch Mai, hat im November 2024 eine erste zentrale Spezialklinik elektronische Patientenakten eingeführt.  

    Nach Presseberichten sind einige Softwaresysteme aber nicht nachhaltig umgesetzt worden und fallen dann wieder aus, da es den Kliniken an Know-how, IT-Kräften und Mitteln fehlt. Vor allem die Finanzierung gilt als großes Hindernis in vielen Kliniken. So gibt es kein zusätzliches Budget für Digitalisierungsprojekte, sondern die Investitionen müssen aus dem IT-Budget bestritten werden. Gleiches gilt für die Instandhaltung und Pflege der Systeme. Kliniken beklagen auch, dass es von der Sozialversicherung keine Vergütung für die elektronische Erfassung gibt, während etwa die eingesparten Kosten für Bildausdrucke einfach abgezogen werden. 

    Kliniken nutzen noch viele verschiedene Softwarepakete. Das Nationale Zentrum für Gesundheitsinformationen propagiert inzwischen Open-Source-Software für das Krankenhausmanagement, um Lizenzgebühren zu sparen. Das lokal angepasste Angebot an Softwarelösungen hat sich aber stark entwickelt. Immer stärker werden Softwarepakete der staatlichen Telekommunikationsfirmen VNPT (VHIS) und Viettel (Viettel-HIS) sowie eHospital der privaten Softwarefirma FPT eingesetzt.

    Staatliche Gesundheitsdatenbank soll 2027 starten

    Die Umsetzung geht weiter. Bis Ende 2028 sollen alle Gesundheitseinrichtungen elektronische Gesundheitsakten nutzen. Laut Strategie gibt es nur bei sehr triftigen Begründungen einen Aufschub bis Anfang 2030. Werden die elektronischen Daten derzeit noch auf dem Niveau der Krankenhäuser gespeichert, sollen sie künftig zentral zusammengeführt werden. 

    Die Regierung hat im November 2024 die verschiedenen Datenquellen definiert, die in eine staatliche Gesundheitsdatenbank einfließen sollen. Sie soll Anfang 2027 einsatzbereit sein. Dabei geht es um alle sektorrelevanten Daten: Krankheitsinzidenz, Todesfälle und -ursachen, administrative Daten der Kliniken, Kosten, etc. Manche Informationen sollen auch privaten Firmen zur Verfügung gestellt werden können, für die Entwicklung etwa von KI-Lösungen.

    Telemedizin entwickelt sich gut

    Die Telemedizin hat auch in Vietnam durch die Coronakrise einen Schub erhalten. Das Ministerium für Information und Kommunikation und das Gesundheitsministerium hatten in Kooperation mit dem größten Telekommunikationsanbieter des Landes, Viettel, im Dezember 2020 eine Telemedizinplattform (Bác Sĩ Cho Mọi Nhà) geschaffen. Diese bindet landesübergreifend lokale Krankenhäuser in entlegenen Regionen (2024 etwa 1.400) für Diagnose und Training an die städtischen Spezialkliniken und deren Expertise an. Im November 2024 wurde eine Ausweitung vereinbart. Das Gesundheitsministerium hat 2023 mit VTelehealth eine weitere Plattform lanciert, die nach offiziellen Angaben von 1.700 Ärzten genutzt wird.

    Viele private Anbieter haben ebenfalls Plattformen für Telemedizin und die Online-Terminvergabe entwickelt, wie YouMed, Bookingcare, Medpro, Hello Bác Sĩ und Suns Med. Das Start-up JioHealth kooperiert mit zahlreichen Versicherungen und Krankenhäusern und bietet ebenfalls telemedizinische Dienste an. Private Anbieter wie die pädiatrische Nhi Dong 315-Kette oder das Privatkliniknetzwerk Medlatec kombinieren telemedizinische Leistungen mit Vor-Ort-Behandlung, die noch von Privatpatienten vorgezogen wird.

    Privatkliniken setzen auf künstliche Intelligenz

    Der Einsatz von KI-Lösungen beschränkt sich bisher weitgehend auf den Privatsektor. Einsatzbereiche sind die Diagnoseunterstützung (Bildgebung, Symptome), die Automatisierung des Krankenhausbetriebs und Dokumentenerkennung (Rezepte, Tests, Rechnungen) sowie virtuelle Gesundheitsassistenten für Patienten. Privatkliniken nutzen Lösungen ausländischer Anbieter. Aber auch der lokale Entwickler VinBrain (Teil der VinGroup) hat mit DrAid eine umfassende KI-Plattform geschaffen. Er wurde im Dezember 2024 von der US-Firma Nvidia gekauft.

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Branchenstruktur

    Die Krankenhauskapazitäten in Vietnam sind überwiegend staatlich. Aber der Privatsektor spielt eine wachsende Rolle. Der überwiegende Teil der Medizintechnik wird importiert.

    Mit rund 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen die gesamten Gesundheitsausgaben etwa im Durchschnitt der Region Asien-Pazifik und etwas unter dem globalen Schnitt von 6 Prozent. Der Staat hat die öffentlichen Ausgaben für Gesundheit in den letzten Jahren bis auf die Coronakrisenjahre stetig erhöht. Trotzdem sind die privaten Zuzahlungen sehr hoch. 

    Etwa 51 Prozent der Ausgaben werden privat bezahlt und 49 Prozent kommen aus öffentlichen Quellen. Die Sozialversicherung trägt etwa ein Drittel der gesamten Gesundheitsausgaben. Die privaten Zuzahlungen der Haushalte betragen etwa 45 Prozent aller Ausgaben. Privatversicherungen und Wohltätigkeitsorganisationen tragen den Rest auf privater Seite. 

     

    Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Vietnam

    Indikator

    Wert

    Einwohnerzahl (2023 in Mio.)

    100,3

    Bevölkerungswachstum (2023 in % p.a.)

    0,9

    Altersstruktur der Bevölkerung (2023)

     

      Anteil der unter 14-Jährigen (in %)

    21,1

      Anteil der über 65-Jährigen (in %)

    8,1

    Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2023 in Jahren)

    74,5

    Durchschnittseinkommen für Beschäftigte pro Jahr (2023 in US$)

    3.582

    Gesundheitsausgaben pro Kopf (2022 in US$)

    185

    Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2022 in %)

    4,6

    Ärzte/100.000 Einwohner (2022)

    100

    Zahnarztpraxen/100.000 Einwohner (2023) 

    2

    Krankenhausbetten/100.000 Einwohner (2022), davon

    317

      privat

    22

      öffentlich

    295

    Quelle: GSO 2024; Weltbank 2024

    Staatlicher Sektor ist mit Abstand der wichtigste Abnehmer

    Die Krankenhausinfrastruktur ist überwiegend staatlich mit etwa 85 Prozent der Einrichtungen und sogar 94 Prozent der Betten, da private Einrichtungen vielfach kleiner sind. Staatliche Krankenhäuser sind deutlich schlechter ausgerüstet mit teilweise stark veralteter Technik. Auf staatlicher Seite gibt es vier Ebenen mit zentralen Krankenhäusern, die direkt dem Gesundheits-, Verteidigungs- oder auch anderen Ministerien unterstehen. Einrichtungen auf Provinz-, Distrikt- und Kommunalebene unterstehen den Provinzregierungen. 

    Auf privater Seite gibt es immer mehr hochmoderne Kliniken aber auch einfachere Einrichtungen. Nach Informationen des Beratungsunternehmens Viettonkin entfallen nur etwa 6 Prozent der stationären Gesundheitsdienste auf den Privatsektor. Allerdings sind die meisten Zahnarztpraxen und diagnostischen Labore privat. Damit entfallen 32 Prozent der ambulanten Dienste auf den Privatsektor.

    Patienten müssen für bessere Leistungen zuzahlen

    Die Sozialversicherung deckt Ende 2024 rund 94 Prozent der Bevölkerung ab und übernimmt in weiten Bereichen Kosten für die Abdeckung des grundlegenden Behandlungsbedarfs. Benötigen Patienten zusätzliche medizintechnische Hilfsmittel oder wünschen eine über die Grundversorgung hinausgehende Behandlung, müssen sie teils hohe Zuzahlungen leisten oder sogar den vollständigen Betrag zahlen. 

    Gerade im Bereich Orthopädie übernimmt der Sozialversicherungsträger lediglich Sockelbeträge, die - so Branchenunternehmen - bei weitem nicht ausreichen, die tatsächlichen Produktkosten abzudecken. Wenn es der Geldbeutel zulässt, sind Patienten bereit, für hochwertige Produkte und Behandlungen höhere Eigenanteile zu übernehmen und sind an Zuzahlungen gewöhnt. Für Notfälle gehen Patienten in staatliche Kliniken. Wer es sich leisten kann, nutzt für planbare Behandlungen private Einrichtungen. 

    Chinesische Anbieter dürften weiter an Anteilen gewinnen

    Der Medizintechnikmarkt wird zu etwa 80 bis 90 Prozent durch Importe abgedeckt. Deutschland ist weiter stark positioniert, aber hat in den vergangenen Jahren Importanteile abgeben müssen. In den in der Tabelle aufgeführten Produktgruppen insgesamt hielten deutsche Einfuhren 2017 rund 15 Prozent, 2022 waren es 11 Prozent. Damit ist Deutschland als Lieferland von der zweiten auf die dritte Stelle hinter China und den USA aber vor Südkorea und Japan zurückgefallen. 

    Stark eingebüßt haben auch die USA und Japan, während Südkorea leicht zulegen konnte. China ist vom vierten Platz (11 Prozent) auf den ersten Platz vorgerückt (25 Prozent). Die Anteile dürften sich weiter zu Gunsten Chinas verschieben. Chinesische Anbieter können seit 2023 leichter an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen (siehe Rahmenbedingungen).

    Deutsche Anbieter mit einigen starken PositionenImporte ausgewählter Medizinprodukte nach Vietnam und Anteil aus Deutschland (in Milliarden US-Dollar, Anteil in Prozent)
    SITC Import (2022)

    Anteil Import aus Deutschland

    741.83 Sterilisierapparate

    12,1

    2,7

    774.1Elektrodiagnoseapparate und -geräte

    88,5

    11,9

    774.2Röntgenapparate etc.

    109,2

    16,5

    872.1Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g.

    36,4

    5,7

    872.21Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc.

    122,5

    5,8

    872.25Ophthalmologische Instrumente

    26,0

    28,3

    872.29Andere Instrumente, Apparate und Geräte

    193,7

    14,6

    872.3Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc.

    198,9

    1,0

    872.4Medizinmöbel etc.

    20,4

    4,6

    899.6Orthopädietechnik, Prothesen etc.

    371,4

    12,6

    Quelle: UN Comtrade 2024

    Der Anteil inländischer Produktion am Marktabsatz ist nach Einschätzung von Branchenvertretern in den letzten Jahren angestiegen. Dazu trägt etwa bei, dass bei öffentlichen Ausschreibungen Produkte mit lokaler Produktion vorgezogen werden. Die Coronakrise hat der lokalen Produktion Schub gegeben. In den letzten Jahren expandiert die lokale Industrie weiter vor allem durch ausländische Investitionen. 

    Inlandsproduktion geht überwiegend in den Export

    Laut Gesundheitsministerium verfügt das Land über rund 50 vollständig vietnamesisch investierte Produktions- und Forschungseinrichtungen, die Medizintechnikprodukte vor Ort fertigen und verkaufen. Ein Großteil dieser Unternehmen steht im Eigentum des Gesundheitsministeriums und engagiert sich neben der Produktion auch im Import und Vertrieb.

    Rein vietnamesische Unternehmen wie Minh Tâm (Mitalab), Bông Bạch Tuyết (Vietnam Medical Cotton), Thời Thanh Bình (Peace Age), Vina Mask und Vinamed fokussieren sich auf die Produktion von Klein- und Verbrauchsmaterialien wie Einwegspritzen, Kanülen und Handschuhen oder Krankenhausmöbeln. Vereinzelt dringen aber auch vietnamesische Unternehmen in technologisch anspruchsvollere medizintechnische Bereiche vor. So stellt beispielsweise USM Healthcare Apparaturen für minimalinvasive Eingriffe am Herzen her. Vikomed produziert Röntgengeräte und Medep Kontaktlinsen.

    Ausländische Firmen weiten Produktion in Vietnam aus

    Ausländische, vor allem japanische Unternehmen, verlagern die Produktion nach Vietnam und stellen Grund- und Verbrauchsmaterialien, aber auch zunehmend technisch anspruchsvolle Produkte für den Weltmarkt her. Bedeutend ist die Produktion von Hörgeräten, Spritzen und Kathetern. Wichtigstes deutsches Medizintechnikunternehmen im Land ist B.Braun, das in Hanoi Infusionsbedarf produziert. 

    Die Regierung strebt eine Aufwertung des vietnamesischen Medizintechniksektors an, unter anderem um die Abhängigkeit von Importen abzumildern. Die Strategie zur Entwicklung der Medizintechnikindustrie bis 2025 mit einer Vision bis 2030 vom Februar 2021, sieht neben einer Steigerung der Produktionskapazität in eher einfacheren medizintechnischen Geräten wie Sterilisationsapparaten, auch die Entwicklung technisch anspruchsvoller Technologie wie bildgebender Verfahren vor.

     

    Wichtige Branchenunternehmen in Vietnam

    Unternehmen

    Produkte
    Asahi Intecc (Japan)Medizinische Ausrüstungen
    B.Braun (Deutschland)Infusionsüberleitungssysteme und -lösungen
    Becton Dickinson (USA)Medizinische Ausrüstungen
    Medtronic (USA)Kardiologie
    Minh Tâm (Mitalab, Vietnam)Infusionsschläuche, Kanülen, Katheter
    GE Healthcare (USA)Elektrodiagnostische Geräte
    Siemens Healthineers (Deutschland)Elektrodiagnostische Geräte
    Vina Medical (Vinamed, Vietnam)Krankenhausbetten
    Vietnam-Korea Medical Corporation (Vikomed, Vietnam)Röntgen- und Lasergeräte
    USM Healthcare (Vietnam)Medizinische Ausrüstungen für minimalinvasive Verfahren
    Umsätze oder Marktanteile nicht ermittelbar.Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Rahmenbedingungen

    Deutsche Firmen profitieren vom ausgezeichneten Ruf ihrer Produkte. Einige Änderungen machen den Anbietern aber das Leben schwerer.

    Vor der Coronakrise galten die Geschäftsbedingungen im vietnamesischen Markt unter Medizintechnikanbietern als schwierig aber gangbar. In den letzten Jahren haben viele Veränderungen an den Rahmenbedingungen die Anbieter verunsichert und ihre Geschäftstätigkeit belastet. Die Regierung hat notwendige regulatorische Veränderungen wiederholt nachgebessert und diese fielen zusammen mit Beschaffungsskandalen und einem damit einhergehenden Personalaustausch im Gesundheitsministerium, was Zulassungen und Investitionsentscheidungen verzögert hat. 

    Erneuerung von Zulassungen könnte 2025 abgeschlossen werden

    Schwierigkeiten bereitete vor allem die Erneuerung von Marktzulassungen. 2021 lanciert, sollte sie zunächst bis Ende 2022 über die Bühne gehen. Vietnam will viele Produkte aus dem Markt nehmen, die in der Vergangenheit nahezu ohne Voraussetzungen registriert worden waren. Diese Bereinigung wird von deutschen Anbietern begrüßt. Durch Skandale wie die Test-Kit-Affaire wurde allerdings viel Personal im unterbesetzten Gesundheitsministerium ausgetauscht. 

    Das hat die Neuzulassung vieler Produkte stark verlangsamt und die Dossiers türmten sich beim Ministerium. Im März 2023 hat das Ministerium bestehende Zulassungen bis Jahresende 2024 verlängert. Im November 2024 hat das Ministerium öffentlich bekundet, dass es keinen weiteren Aufschub geben werde. Am Neujahrstag 2025 kam dann doch eine Verlängerung bis Jahresmitte.

    Einige Anbieter berichten, dass sie die meisten Zulassungen erhalten haben. Für einige Produkte haben sie aber vor Jahresende 2024 im Land Lagerbestände zumindest für einige Monate aufgebaut. Die Hoffnung ist, dass der Zulassungsrückstau im ersten Halbjahr 2025 vollständig abgebaut werden kann. 

    Wettbewerb bei öffentlichen Beschaffungen wird schärfer

    Speziell deutsche und westliche Anbieter sind von neuen Regeln für öffentliche Beschaffungen betroffen. Zuvor konnten zum Teil nur Produkte mit Zulassungen in EU-Mitgliedsstaaten und anderen Industrieländern an Ausschreibungen teilnehmen. Das Dekret, das diese Vorzugsbehandlung regelte, hat das Gesundheitsministerium im April 2023 kurzerhand für ungültig erklärt. 

    Jetzt müssen Produkte zwar technische Kriterien erfüllen, um bei öffentlichen Tendern angeboten zu werden. Dann gilt im Bieterwettbewerb aber nur noch der Preis. Westliche Anbieter haben durch das neue Verfahren Tender verloren, wogegen chinesische Anbieter ihre Marktposition ausbauen konnten. 

    Das Gesundheitsministerium plant zudem landesweite öffentliche Ausschreibungen für bestimmte Produkte, um Preise zu drücken. Dies dürfte auch die Geschäfte belasten, da Anbieter, die im Bieterwettbewerb für öffentliche Krankenhäuser unterliegen, dann für einen Zeitraum gegebenenfalls keine Geschäfte haben werden.

    Produktzulassungen erfolgen über das Portal der Infrastructure and Medical Device Administration (IMDA). Für den Import von Produkten können Firmen selber eine Niederlassung gründen und eine Importlizenz beantragen, oder einen lokalen Importeur oder Vertriebspartner damit beauftragen.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung. 

    Tipps für den Markteinstieg
    • Erwartungen an schnelle Verkaufserfolge herunterschrauben
    • Lokaler Vertriebspartner unabdingbar, schon um Compliance-Themen zu begegnen
    • Markteinführung von Produkten über bekannte Kliniken oder bekannte Ärzte
    • Deutsche Herkunft klarer Vorteil, wenn Preis stimmt
    • Ausschreibungen früh vorbereiten

     

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Vietnam

    Deutsche Auslandshandelskammer

    Exportinitiative GesundheitswirtschaftDie Exportinitiative bündelt Unterstützungsangebote für die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft

    Ministry of Health

    Ministerium für Gesundheitswesen

    Vietnam Medical Equipments Association

    Branchenverband

    Ho Chi Minh Medical Equipment Association

    Branchenverband im Ho-Chi-Minh Stadt
    Fachmesse Vietnam Medi-pharm ExpoJährlich in Hanoi und Ho-Chi-Minh Stadt; von 31. Juli bis 02. August 2025 in Ho-Chi-Minh Stadt und von 04. bis 06. Dezember 2025 in Hanoi

    Fachmesse Vietnam Medi-pharm

    Jährlich in Hanoi; von 8. bis 11. Mai 2025

    Fachmesse Pharmedi Vietnam

    Jährlich in Ho-Chi-Minh Stadt; von 24. bis 27. September 2025

     

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

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