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Branchenbericht Vietnam Rohstoffsicherung

Vietnams Bergbau soll Schub erhalten

Vietnam will den Bergbau ausbauen und dafür die Geschäftsbedingungen verbessern. Investitionen könnten vor allem in die Förderung von Kohle, Bauxit und seltenen Erden fließen.

Von Peter Buerstedde | Hanoi

Vietnam will die Förderung von wichtigen Mineralien in den kommenden Jahren deutlich erhöhen. Die staatliche Planung für 2021 bis 2030 und 2050, die aufgrund der Coronakrise verspätet im Juli 2023 verabschiedet worden war, sieht vor allem bei Bauxit, seltenen Erden, Nickel und Kupfer eine kräftige Steigerung der Förderung vor. 

Die Voraussetzungen für eine Ausweitung des Bergbaus sind gut. Vietnam verfügt über bedeutende Vorkommen verschiedener Mineralien, auch wenn diese noch nicht umfassend mit modernen Methoden erkundet worden sind. Bei seltenen Erden, Bauxit, Wolfram, Bismut und Flussspat gelten die Lagerstätten auch im weltweiten Maßstab als bedeutend. Noch ist der vietnamesische Bergbau mit Ausnahme der Baustoffe im internationalen Vergleich sehr überschaubar. Dies gilt für die Fördermengen und für die kleine Anzahl wichtiger Akteure, die den formellen Bergbau beherrschen.

Zehnjahresplan für Bergbau setzt ehrgeizige ZieleFörderung in 1.000 Tonnen pro Jahr
Rohstoff1

Bestehende Kapazitäten 20232

Förderung 2021 bis 2030

Förderung 2030 bis 2050

Bauxit

8.864

114.500

118.000

Kupfer

120

7.976

9.226

Nickel

1.240

7.800

13.800

Wolfram

3.525

5.115

7.390

Titan

2.579

2.839

3.720

Seltene Erden

690

2.020

2.112

Flussspat

301

756

756

Mangan

192

352

210

1 Erze; 2 Bereits lizenzierte Fördermengen laut Regierungsplan, nicht tatsächliche Förderung, zum Teil unvollständig; Geordnet nach Spalte "Förderung 2021 bis 2030"Quelle: Plan für Erforschung, Erschließung und Aufbereitung von Mineralien 2021 bis 2030 und 2050, Juli 2023

Investitionen in Kohle, Bauxit und seltene Erden

Investitionen werden in den kommenden Jahren vor allem in den Abbau von Kohle, Bauxit und seltenen Erden fließen. Für Kohle, die 2023 für 46 Prozent der Stromerzeugung verantwortlich war, gibt es einen eigenen Zehnjahresplan. Die Förderung soll bis 2030 rund 45 bis 50 Millionen Tonnen pro Jahr erreichen und damit etwa auf dem derzeitigen Niveau (Plan 2024: 48,2 Millionen Tonnen) verharren. Bis 2045 soll sie leicht auf 38 bis 40 Millionen Tonnen pro Jahr zurückgehen. Die Kohleverstromung soll um das Jahr 2035 ihren Höchstpunkt erreichen. Danach plant die Regierung bis 2050 die Umstellung der Kohlekraftwerke auf Erdgas und dann auf aus Wasserstoff gewonnenem Ammoniak. Kohle soll aber weiter für den Export und die Industrie gefördert werden.

Die Hoffnungen des größten Bergbauunternehmens Vietnams, Vinacomin, ruhen auf neuen Fundstätten in der Provinz Thai Binh. Hier sollen unter dem Delta des Roten Flusses nach ersten Schätzungen mindestens 210 Milliarden Tonnen Kohle schlummern. Die Erschließung gilt als sehr schwierig mit instabilen Böden in einer dichtbesiedelten Region. Vinacomin führt derzeit erste Erschließungsversuche durch. 

Vietnam gewinnt hochwertige Steinkohle vornehmlich im Nordosten des Landes, die dann mit importierter Kohle versetzt werden muss, damit sie von heimischen Kraftwerken verfeuert werden kann. Hier geht die Förderung immer weiter in die Tiefe, die Kosten steigen und die wirtschaftlichen Vorkommen gehen langsam zur Neige. 

Vinacomin will noch 2024 mit dem Bau eines neuen Aluminiumwerkes für 7,2 Milliarden US-Dollar (US$) beginnen. Dafür plant das Unternehmen neue Bauxitminen zu erschließen. 

Auch bei seltenen Erden will Vinacomin mitmischen. Vietnam verfügt nach Schätzungen der US-Behörde U.S. Geological Survey nach China weltweit über die zweitgrößten Reserven an seltenen Erden. Lavreco, ein Tochterunternehmen von Vinacomin, besitzt die Rechte für die aussichtsreichsten Fundstätten. 

Blackstone aus Australien will eine Nickelmine ausbauen und modernisieren, um Vorstoffe für Batterien herzustellen.

Wenige große Unternehmen dominieren den Sektor

Das größte Bergbauunternehmen des Landes, Vinacomin, fördert neben Kohle auch Bauxit, Kupfer und Titan. Der Kohlebergbau ist in der Hand der Staatsunternehmen Vinacomin und Dong Bac, das dem Verteidigungsministerium untersteht. Wichtige private Bergbauunternehmen sind Masan High-Tech Materials (MHT) und Blackstone (Australien). MHT gehört zu Masan, einem der größten Lebensmittel- und Einzelhandelskonglomerate in Vietnam. Die Firma fördert Bismut, Flussspat, Kupfer und vor allem Wolfram, wo sie über die größten Vorkommen außerhalb Chinas verfügt. 

Gesetzesänderungen könnten Investitionen erleichtern

Die Geschäftsbedingungen im vietnamesischen Bergbau gelten als schwierig. Nach den Worten eines Unternehmensvertreters auf der Bergbaumesse Mining Vietnam ist der Sektor in Vietnam „bekannt als etwas wild“. Illegaler Bergbau sei stark verbreitet und Umwelt- und Arbeitsschutzvorschriften würden nicht eingehalten. Altlasten gelten als wachsendes Problem. 

Staatsunternehmen sitzen etwa bei seltenen Erden auf den besten Vorkommen. Ausländische Bergbauunternehmen beklagen hohe Abgaben und langsame Genehmigungen. Sie müssen die geförderten Rohstoffe zudem im Lande aufbereiten. Das lohnt sich nicht unbedingt. Japanische Investoren hatten dem Vernehmen nach 2023 ein Seltene-Erden-Projekt aufgegeben, weil die Aufbereitung im Land nicht wirtschaftlich war.

In den Bergbausektor ist im Jahr 2023 Bewegung gekommen. Die Regierung hat verkündet, dass sie eine Reihe von Fehlentwicklungen angehen und die Geschäftsbedingungen verbessern will. Das Bergbaugesetz aus dem Jahr 2010 wird überarbeitet und könnte noch 2024 verabschiedet werden. Es soll die Genehmigungspraxis vereinfachen und die Berechnungsgrundlage für Abgaben sowie die Regeln für den Umgang mit Altlasten bei Lizenzende besser definieren. Das könnte die Investitionsbedingungen nach Ansicht von Unternehmern verbessern, auch wenn die Abgabenlast nicht sinkt, die Verpflichtung zur lokalen Aufbereitung bestehen bleibt und weiter Staatsunternehmen wie Vinacomin den Sektor beherrschen. Mitte 2023 berichtete die staatlich kontrollierte Presse über Aktionen, darunter zahlreiche Festnahmen, gegen den illegalen Abbau und Weiterverkauf seltener Erden nach China. 

Staatsunternehmen wollen keine chinesischen Maschinen

Günstig für deutsche Maschinenanbieter in Vietnam ist nach Aussagen von Unternehmern, dass Staatsfirmen im Kohlesektor keine chinesischen Maschinen kaufen wollen. Eine Reihe deutscher Maschinenbauer werden lokal von den vietnamesischen Firmen Au Viet und Vinza vertreten. Becker Warkop, eine polnische Tochterfirma von Mining Systems aus Deutschland, liefert Lokomotiven für den Untertagebau. Die Schienen oder Hängevorrichtungen sowie die Wagons baut der lokale Partner Au Viet. "Die lokale Wertschöpfung ist ein gutes Verkaufsargument", so Artur Bryndza, Deputy Director International Marketing & Sales von Becker Warkop.

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