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Wirtschaftsumfeld | Tunesien | Wirtschaftsstruktur

Handel mit Europa prägt die Wirtschaftsstruktur

Die tunesische Wirtschaft ist diversifiziert und weist eine starke verarbeitende Industrie auf. Die regionalen Unterschiede sind allerdings groß.

Tunesien ist stark in europäische Lieferketten einbezogen und bietet den vor Ort produzierenden Unternehmen einige wichtige Standortvorteile. Die wirtschaftliche Entwicklung Tunesiens hinkt allerdings im Vergleich zu anderen Ländern der Region hinterher. Aufgrund der Abhängigkeit von Energie- und Nahrungsmittelimporten und von Exporten in die EU ist das Land anfällig für externe Schocks. Gleichzeitig gehört Tunesien zu den wasserärmsten Ländern der Welt und ist stark vom Klimawandel betroffen. 

Grundsätzlich besteht ein großes Potenzial, die Standortstärken für arbeitsintensive Industrien und IT-Dienstleistungen noch besser zu nutzen. Zudem könnte Tunesien durch die Produktion von erneuerbaren Energien und grünem Wasserstoff mittelfristig vom Energieimporteur zum -exporteur werden. 

 

12 Mio.

Menschen lebten 2024 im Land.

Quelle: UN 2024

53 Mrd.

US-Dollar betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2024 laut Prognosen.

Quelle: IWF 2024

4.267

US-Dollar machte das BIP pro Kopf damit 2024 aus.

Quelle: IWF 2024

Rang 59

belegte das Land 2024 unter den deutschen Exportzielen.

Quelle: Destatis 2025

Rang 92

nimmt das Land im Corruption Perceptions Index 2024 ein (unter 180 Ländern).

Quelle: Transparency International 2025

15 %

betrug die Analphabetenquote im Jahr 2022.

Quelle: Weltbank 2024

Ausführliche Informationen zur Wirtschaft finden Sie in den Wirtschaftsdaten kompakt

Zahlreiche Faktoren sprechen für Tunesien

Die in Tunesien produzierenden deutschen Unternehmen nennen als klare Standortvorteile die Nähe zur EU, die im Vergleich zu Europa wettbewerbsfähigen Lohnkosten und die Verfügbarkeit von Arbeitskräften. Zudem existiert im Rahmen des Assoziierungsabkommens mit der EU freier Handel im Industriebereich.

27.11.2024 Special | Tunesien | Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz | Umsetzungshilfe Risikoanalyse
Tunesien LkSG - Umsetzungshilfe Risikoanalyse

Der Länderbericht Umsetzungshilfe Risikoanalyse Tunesien unterstützt bei der Ermittlung und Vermeidung menschenrechtlicher Risiken gemäß dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. 

Damit sich Tunesien im internationalen Wettbewerb besser durchsetzt, müsste der Verwaltungsapparat effizienter arbeiten. In der Mitgliederbefragung der AHK Tunesien im Jahr 2024 nannten die teilnehmenden Firmen als Störfaktoren für gutes Wirtschaften vor allem die Zusammenarbeit mit den Zollbehörden, der Verwaltung und der tunesischen Zentralbank. Sorgen machten sich die Unternehmen auch in Bezug auf die soziale und politische Stabilität im Land. 

SWOT-Analyse Tunesien

S

Stärken Strengths

  • Geografische Nähe zu Europa
  • Wettbewerbsfähige Exportindustrie
  • Viele Hochschulabsolventen, gerade in MINT-Berufen
  • Im Vergleich zu Europa niedrige Lohnkosten
W

Schwächen Weaknesses

  • Häufige Wechsel bei Spitzenpositionen in Ministerien und Staatsunternehmen
  • Ineffiziente und teilweise intransparente Verwaltungs- und Genehmigungsprozesse
  • Hohe Arbeitslosigkeit, einsetzender Brain Drain
  • Hohes Länderrisiko wegen Staatsverschuldung
O

Chancen Opportunities

  • Ausbau des Nearshorings in Industrie und Dienstleistungen
  • Gute Voraussetzung für erneuerbare Energien und Grünen Wasserstoff
  • Potenzielle Handelsdrehscheibe für Subsahara-Afrika und Libyen
T

Risiken Threats

  • Ausbleibende Wirtschaftsreformen, Protektionismus
  • Auswirkungen des Klimawandels verschärfen Anpassungsdruck
  • Verschlechterung der Beziehungen zu westlichen Geberländern

Tunesische Wirtschaft ist diversifiziert

Tunesiens Wirtschaft ist relativ stark diversifiziert und das Land bleibt ein interessanter Industriestandort. Die mechanische und elektronische Industrie, hier vor allem die Produktion von Kabelsätzen, ist der stärkste Bereich, gefolgt von der Nahrungsmittelindustrie und dem Bekleidungssektor. In der verarbeitenden Industrie ist Tunesien stark von der Nachfrage in Europa abhängig, da das nordafrikanische Land vor allem für den europäischen Bedarf produziert. 

Der Dienstleistungssektor profitiert am meisten vom Strukturwandel. Handel, Hotel und Gaststättengewerbe sind hier wichtige Bereiche mit einem Anteil von insgesamt 17 Prozent an der Bruttowertschöpfung. Nach einem starken Rückgang der Besucherzahlen während der Coronapandemie kamen im Jahr 2024 über 10 Millionen Touristen nach Tunesien. Damit wurde das Vor-Corona-Niveau sogar übertroffen. Das Angebot von IT-Dienstleistungen spielt in Tunesien eine immer größere Rolle und ausländische Unternehmen verlagern ganze Geschäftsprozesse nach Tunesien. So wird das Land zu einem immer wichtigeren Nearshoring-Standort. 

In der Landwirtschaft machen sich die Folgen des Klimawandels bemerkbar. Da nur ein kleiner Teil der bewirtschafteten Fläche künstlich bewässert wird, bricht in regenarmen Jahren die Ernte ein. Dies hatte beispielsweise 2023 starke Auswirkungen auf das gesamtwirtschaftliche Wachstum. Der Faktor Wasser bleibt für die Landwirtschaft in den kommenden Jahren die zentrale Herausforderung.

Die ehemals starke Phosphatindustrie hat an Bedeutung verloren. Bis 2010 war Tunesien nach eigenen Angaben fünftgrößter Phosphatproduzent und zweitgrößter Hersteller von Phosphatderivaten. Aufgrund sozialer Proteste im Bergbaubecken, die sich auf die Produktion und den Transport ausgewirkt haben, sind die Produktionszahlen stark zurückgegangen. Der Öl- und Gassektor spielt im Vergleich zu anderen Ländern der Region in Tunesien nur eine untergeordnete Rolle. 

Gleichzeitig entfällt ein großer Teil der Wirtschaft in Tunesien auf den informellen Sektor. Schätzungen zufolge beläuft er sich auf ein Drittel des Bruttoinlandsproduktes. 

 

Bedeutung der Wirtschaftszweige in TunesienAnteile in Prozent

Sektoren

Anteil an Bruttowertschöpfung 2023

Anteil an den formell Beschäftigten 2022

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

9,8

2,1

Bergbau (inklusive Öl- und Gasförderung)

4,2

k.A.

Verarbeitendes Gewerbe

15,8

49,6 2)

Energieversorgung

0,6

k.A.

Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen 

0,7

k.A.

Baugewerbe

3,5

3,9

Dienstleistungen 1)

65,4

43,6

1 umfasst auch staatliche Dienstleistungen wie Verwaltung und Bildung; 2 Industrie gesamt.Quelle: Nationales Statistikinstitut (INS) 2024

Industrie und Tourismus konzentrieren sich an der Küste 

Zwar gibt es keine aktuellen Zahlen, aber an der regionalen Struktur der Wirtschaft wird sich nur wenig geändert haben. Das Nationale Statistikinstitut gibt an, dass 2016 fast drei Viertel der Wirtschaftsleistung im Großraum Tunis, in der Region Zentrum-Ost und im Nordosten generiert wurden. An den Küstenregionen konzentriert sich der Tourismus, der seit Jahrzehnten vom klassischen Strand- beziehungsweise vom Massentourismus geprägt ist. Seit einiger Zeit gibt es Ansätze das Landesinnere besser touristisch zu erschließen, auch für den lokalen Tourismus.

Im Norden und an der Küste liegen aber auch die wichtigsten Industriezentren des Landes. Außerhalb des Großraums Tunis ist die Region zwischen Sousse und Sfax das industrielle Herz Tunesiens. Hier konzentrieren sich die exportorientierten Unternehmen. Monastir ist ein Zentrum für die Textilindustrie, abgesehen davon ist Sfax die zweitgrößte Stadt des Landes und neben Tunis das wichtigste Wirtschaftszentrum. In den westlichen Landesteilen und im Landesinneren dominiert die Landwirtschaft die Wirtschaftsstruktur.

Die Regierung fördert Investitionen im weniger entwickelten Landesinneren. Dazu wurden zwei regionale Entwicklungszonen definiert, für die es unterschiedlich hohe Vergünstigungen oder Investitionszuschüsse gibt.

Eckdaten der wichtigsten Regionen in Tunesien, 2016

Region

Anteil am BIP (in %)

BIP pro Kopf (in Euro) *)

Bevölkerung (in Mio.)

Großraum Tunis

35,9

4.967

2,7

Zentrum-Ost

23,8

3.353

2,7

Nordosten

13,5

3.222

1,6

Südosten

7,8

2.866

1,0

Zentrum-West

7,3

1.886

1,5

Nordwest

7,2

2.321

1,2

Südwest

4,5

2.744

0,6

Landesweit

100,0

3.349

11,3

* Umrechnung nach dem Jahresdurchschnittskurs 2016: 1 Euro = 2,374 tD.Quelle: Nationales Statistikinstitut (INS) 2021

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