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Branchenanalyse | Ägypten | Bauwirtschaft

Ägypten muss stärker haushalten - auch in der Baubranche

Wegen der Inflation wollen Ägypter ihr Erspartes in Immobilien retten. Dagegen wird der Tiefbau unter Sparzwängen leiden.

Von Sherif Rohayem | Kairo

Ausblick der Bauwirtschaft in Ägypten

Bewertung:

  • Wohnbau muss weiter gesteigert werden aufgrund wachsender Bevölkerung.
  • Wegen der angespannten Haushaltslage werden vorerst kaum neue Projekte implementiert.
  • Entwicklung von Ras-Hekma an Ägyptens Mittelmeerküste mit Investitionen von 35 Milliarden US-Dollar wird starke Impulse für die gesamte Bauwirtschaft setzen.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Die Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: April 2024

  • Hochbau: Marktlage und Marktentwicklung

    Zwischen Luxusresidenzen und illegalen Siedlungen sucht die Mittelschicht Wohnraum. Der Bedarf an Flächen für Einzelhandel und Büros wird weiter wachsen.

    Die großen Kursstürze der ägyptischen Währung sowie der Mangel an Devisen setzten Bauunternehmen und Immobilienentwickler unter Druck. Die Kosten für Baumaterialien sind nach wie vor hoch und der Mangel an US-Dollar schränkt die Verfügbarkeit von Baumaterialien und -gerät aus dem Ausland stark ein. Beides drückt die Margen und verzögert die Fertigstellung von Projekten.

    Auf der anderen Seite veranlasst der krasse Wertverlust des ägyptischen Pfunds die ägyptische Bevölkerung mehr als je zuvor, ihr Geld in Wohneigentum zu retten. Dementsprechend verzeichnen Immobilienentwickler trotz und gerade in Krisenzeiten hohe Verkaufszahlen. 

    Wohnraumangebot geht an der Nachfrage vorbei

    Wohnungen werden in Ägypten aber nicht nur als Schutz gegen die Inflation gebaut. Ein wichtiger Treiber des Wohnbaus ist vielmehr das Wachstum der Bevölkerung, das sich auf etwa 2 Millionen Einwohner bei knapp 1 Million Eheschließungen im Jahr beläuft. Das entspricht einem Bedarf an etwa 600.000 Wohneinheiten im Jahr – vor allem für die Bezieher geringer und mittlerer Einkommen.

    Gleichwohl geht das Angebot an Wohnraum am Bedarf vorbei. Denn laut Zahlen des Statistikamtes CAPMAS aus dem Jahr 2017 erreichen nur 14 Prozent der Haushalte ein monatliches Einkommen von umgerechnet 2.050 Euro oder mehr. Für sie existiert ein Überangebot an Wohnungen, das sich vor allem an die Oberklasse richtet. Hingegen müssen 51 Prozent mit 125 bis 450 Euro monatlich wirtschaften. An diesen Beträgen aus dem Jahr 2017 müssen angesichts einer Inflation von gegenwärtig 35 Prozent noch erhebliche Abschläge vorgenommen werden.

    Ein Grund für das Auseinanderklaffen von Angebot und Nachfrage ist der Umstand, dass der Staat der mit Abstand größte Grundeigentümer im Land ist und kraft seines Quasi-Monopols Grundstücke zu hohen Preisen an Immobilienentwickler veräußert. Zur Steigerung der Margen fokussieren sich Immobilienentwickler auf das hochpreisige Segment. Dies führt zu einer Wohnungskrise, die sich durch das Entstehen von illegalen Wohnsiedlungen (ashwa’ijat) äußert - vor allem in Ballungsräumen wie Kairo. Die Hypothekenfinanzierung steckt in Ägypten noch in den Kinderschuhen. Viele Menschen im Land haben erst gar kein Bankkonto, weil die Banken allein für die Eröffnung hohe Einlagen fordern.

    Auch bei neuen Büros liegt der Fokus auf dem Hochpreissegment

    Bei den Büroflächen zeigt sich ein ähnliches Phänomen wie im Wohnbau. Hier entstehen vor allem in 6th of October City und Sheikh Zayed westlich von Kairo sowie in New Cairo östlich der Hauptstadt Büroräume im hochpreisigen Segment. Und auch hier liegt es zum Teil an den hohen Grundstückspreisen, die der Staat verlangt.

    Laut einem Bericht von Mordor Intelligence rangieren die Büromieten im Großraum Kairo zwischen 200 und 335 US$ pro Quadratmeter im Jahr. Diese für ägyptische Verhältnisse hohen Preise verursachen vor allem für kleinere Unternehmen Platznot. Unter Verstoß gegen Bauplanungsvorschriften weichen solche Betriebe oft in Wohnhäuser aus, hauptsächlich Ärzte und Architekten, zuweilen aber auch kleine Textilfabriken.

    Auch sind die Anforderungen für Wohnraumgenehmigungen geringer als die an gewerblich genutztem Raum. Hierfür verlangt das ägyptische Baugesetz unter anderem Parkplätze oder ab einer gewissen Gebäudehöhe eine Genehmigung der militärischen Luftabwehrbehörde. Die Preisexplosion der Büromieten wird am ehesten infolge des bereits jetzt absehbaren Überangebots gebremst werden.

    Gewerbeflächen: Kein Nachfragerückgang durch Digitalisierung 

    Die während der Coronapandemie veranlasste Verlagerung zur mobilen Arbeit haben die Arbeitgeber zu großen Teilen wieder rückgängig gemacht. Letzteres ist auf die ausgeprägte Präsenzkultur zurückzuführen. Ähnliches dürfte auch für Einzelhandelsflächen gelten. Zwar erlebt der E-Commerce einen Boom während der Coronakrise. Aber auch hier gilt, dass der digitale Handel dem stationären keine nennenswerten Marktanteile wegnehmen wird.

    Denn die zahlreichen Einkaufszentren, die in den neuen Stadtvierteln östlich und westlich am Stadtrand von Kairo entstehen, sind mehr als nur Einkaufsflächen. Weil es nur wenige öffentliche Parks und - wegen der starken Fokussierung auf Autos - kaum Straßencafés oder andere öffentliche Freizeiträume gibt, sind die Einkaufstempel vor allem soziale Begegnungsstätten und Orte der Freizeitgestaltung.

    Von Sherif Rohayem | Kairo

  • Hochbau: Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen

    Mit dem Abbau von Subventionen auf Strompreise rückt Energieeffizienz im Bau stärker in den Fokus. Know-how für innovative Stadtplanung bleibt gefragt.

    Deutsche Architektur- und Planungsbüros sowie Consultants sind im ägyptischen Markt bereits aktiv und erfolgreich. Auch im Rahmen der deutschen und europäischen Entwicklungszusammenarbeit widmen sich zahlreiche Berater einzelnen Segmenten und können in Bedarfsfällen als Ansprechpartner fungieren.

    Im Wohnungsbau für mittlere Einkommensschichten herrscht ein intensiver Wettbewerb beim Design. Bauunternehmen versuchen sich durch ein ansprechendes Design vom Wettbewerb abzugrenzen. Landschaftsplanung spielt eine wichtige Rolle bei Wohn- und Ferienanlagen.

    Das Ministry of Housing setzt auf die gemeinsame Umsetzung von Projekten mit privaten Unternehmen. Dies geschieht über die dem Ministerium untergeordnete New Urban Communities Authority (NUCA). Beim Städtebau veräußert die NUCA die Grundstücke an Immobilienentwickler, die diese Grundstücke mit Wohn- und Gewerbeeinheiten bebauen und bereits während der Bauphase verkaufen.

    Subventionsabbau für Strom erfordert Energieeffizienz

    Bei den Subventionen für Strom, Kraftstoffe und Wasser stehen die Zeichen auf mehr Kostendeckung. Seit 2014 hat sich die Regierung dieses unpopulären Themas angenommen und fährt die Ausgaben zurück. Die Debatten um das Wohl der Umwelt erreichen zwar immer mehr Teile der Bevölkerung. Vor allem aber sorgen spürbar steigende Preise für eine intensivere Auseinandersetzung, beispielsweise mit dem Stromverbrauch von Anlagen und Geräten oder der Integration von Solarlösungen. 

    Das Thema Energieeffizienz dürfte daher in der Bauwirtschaft eine wachsende Rolle spielen. Dies gilt insbesondere für Neubauten der gehobenen bis Luxuskategorie, sei es in Wohnanlagen, bei Büro- und Geschäftsbauten oder im Tourismussektor. Auch der öffentliche Sektor öffnet sich mit seinem Baubestand und seiner Bautätigkeit verstärkt dem Thema. Die NUCA als wichtiger Motor des ägyptischen Städtebaus integriert zunehmend Solarenergielösungen in ihre Pläne und setzt auf mehr Nachhaltigkeit. Trotz dieser Fortschritte sind die als Green Code bezeichneten Regeln über Energieeffizienz im Gebäudebau noch nicht verpflichtend.

    Städtebau in der Wüste verlangt anspruchsvolle Lösungen

    Nachhaltige Architektur und Stadtentwicklung sowie die Planung von Städten gehören zu den interessanten Arbeitssegmenten in Ägypten. Es sind ganzheitliche Ansätze für Wüstenumgebungen mit neuen Gemeinden, alternativen Energieprojekten und ressourcenschonender Landwirtschaft zu entwickeln. Auch Ideen und Konzepte für Kairo sollten infolge der Planungen für eine neue Hauptstadt notwendig werden. Der Wüstenbau stellt besondere Anforderungen an Materialien und Nutzungsformen von Energie.

    Wenn es um fortgeschrittene Technik gerade für die neuen Planstädte geht, haben ausländische Anbieter gute Karten. Moderne Lösungen sollen zum Beispiel bei der Verkehrs- und Kommunikationstechnik und in der Energieversorgung genutzt werden. Großer Beliebtheit erfreuen sich deutsche Anbieter im Bereich der Überwachungstechnologie. Ansonsten gilt im ägyptischen Markt, der auch im Bauwesen ein Preismarkt ist, die folgende Formel: Gesucht wird keine gute Qualität, sondern Qualität, die gut genug ist. 

    Industrieparks und Tourismus weiterhin wichtig

    Da das Industrieministerium zunehmend auf Industriezonen setzt, sind die Planung, der Bau und der Betrieb von Industrieparks bedeutende Aktionsfelder geworden. In den kommenden Jahren sollen weitere Gebiete erschlossen werden, deshalb dürfte dieser Tätigkeitsbereich im Fokus bleiben.

    Chancen im Anlagenbau bieten sich für deutsche Unternehmen bei der Planung, aber auch bei der Ausführung - Dämmungstechnik und Gerüstbau sind Beispiele für Letzteres.

    Im Tourismus gewinnen Solarwärmeanlagen für das Heizen von Pools, für Wäschereien und sonstigen Wasserheizungsbedarf in Hotels an Bedeutung. Intelligente Beleuchtungssysteme verbreiten sich ebenfalls zunehmend. Effiziente Beleuchtungssysteme im öffentlichen Raum und in öffentlichen Gebäuden stellen ein weiteres Feld zur Verbesserung dar und werden zusehends wahrgenommen.

    Von Sherif Rohayem | Kairo

  • Hochbau: Projekte

    Die größten Investitionen fließen in den Tourismus. 

    Wegen des Bevölkerungswachstums wird seit Ende der 1970er Jahre zunehmend auch in der Wüste gebaut. Zunächst begann die New Urban Communities Authority (NUCA) im Umfeld von Kairo neue Planstädte zu entwickeln - wie zum Beispiel die 10th of Ramadan City oder 6th of October City. Später kamen neue Städte der zweiten Generation hinzu, wie Sheikh Zayed westlich und danach solche der dritten Generation wie New Cairo östlich von Kairo, hauptsächlich aber in Oberägypten.

    Urbanisierung setzt sich fort

    Gegenwärtig plant und baut die NUCA weitere 20 Städte der vierten Generation für insgesamt 30 Millionen Einwohner. Die beiden wichtigsten sind die neue Verwaltungshauptstadt und New El Alamain. Ebenso entstehen westlich des Suezkanals New Galala City oder New Mansoura am Mittelmeer. Insgesamt soll der Anteil der besiedelten Fläche von gegenwärtig rund 6 Prozent bis zum Jahr 2050 auf 14 Prozent steigen.

    Die Wohnungen in sämtlichen neuen Städten verkaufen sich zwar gut, jedoch ziehen nur wenige Käufer tatsächlich dort ein. In der Folge schaffen es die neuen Städte sämtlicher Generationen im Durchschnitt auf eine Belegungsquote von gerade einmal 30 Prozent. In diesem Zusammenhang ist häufig von Geisterstädten die Rede. Einige Beobachter gehen daher von einer entstehenden Immobilienblase aus. Dagegen sprechen aber der geringe Anteil an Hypothekenfinanzierung und die Tatsache, dass Immobilien in Krisenzeiten gefragte Geldanlagen darstellen.

    Neue Zentren und Entlastungsstädte geplant

    Anders könnte sich die neue Verwaltungshauptstadt entwickeln. 60 Kilometer östlich von Kairo entfernt ist sie als Alternative zur bisherigen Hauptstadt gedacht und soll das neue wirtschaftliche, politische und wissenschaftliche Zentrum Ägyptens werden. Die erste von drei Phasen, mit einem Investitionsvolumen von circa 45 Milliarden US-Dollar (US$), steht wohl kurz vor ihrem Abschluss. Nach mehreren Verzögerungen sollen die Ministerien noch in diesem Jahr umziehen.

    Bei den Hauptaufträgen dominieren große staatliche und private ägyptische Bauunternehmen das Bild - sowie die China State Construction Engineering Company und die China Fortune Land Development Company, die mit chinesischen Krediten das Geschäftsviertel und dessen Wolkenkratzer bauen.

    Im zweitgrößten ägyptischen Ballungsraum entsteht in der Nähe der Mittelmeerstadt Alexandria mit New El Alamein und Investitionen in Milliardenhöhe eine weitere Entlastungsstadt. Auch hier bauen chinesische Firmen die Hochhäuser im Geschäftsbezirk.

    Wirtschaftszone Suezkanal bleibt hinter den Erwartungen

    Das größte laufende Industrieprojekt ist die Suezcanal Economic Zone (SCZone). Diese erstreckt sich auf einer Fläche von 460 Quadratkilometern entlang des Suezkanals und besteht aus vier Industriezonen sowie sechs Häfen. In der SCZone soll durch den Ausbau der logistischen Infrastruktur (hier vor allem Häfen und Transport) das geografische Potenzial Ägyptens als Brücke zwischen Europa und Asien besser genutzt werden. Dadurch sollen sich hier exportstarke Branchen mit hoher Wertschöpfung ansiedeln.

    Bis auf eine chinesische Industriezone und eine geplante russische Industriezone bleibt die Resonanz auf die SCZone bisher noch hinter den Erwartungen zurück. Seit kurzem gibt es jedoch zahlreiche Ankündigungen für Projekte im Zusammenhang mit grünem Wasserstoff und grünem Amoniak, die in der SCZone angesiedelt werden sollen. Inwieweit die Huthi-Angriffe auf kommerzielle Schiffe im Roten Meer Investoren abschrecken, bleibt abzuwarten. Insgesamt lassen sich Unternehmen gegenwärtig vor allem in den alten Industriegebieten um Kairo, Alexandria und Beni Suef nieder.

    Industriebauprojekte für Petrochemie

    Das ägyptische Erdölministerium verfolgt mit seiner petrochemischen Strategie im Zeitraum 2020 bis 2035 ehrgeizige Pläne. Insgesamt stehen elf Projekte im Wert von 19 Milliarden US$ an. Hervorzuheben sind hier die beiden geplanten integrierten Raffinerie- und petrochemischen Komplexe bei New El-Alamein und Ain Sokhna in der SCZone im Gesamtwert von 16 Milliarden US$. Beide Projekte sollen auf Grundlage eines Engineering Procurement und Construction-Vertrages umgesetzt werden und stehen noch in der Anfangsphase, insbesondere ist die Finanzierung noch offen. 

    Im Bereich des Einzelhandels dominieren in Ägypten gegenwärtig noch traditionelle Lebensmittelgeschäfte und Gemischtwarenhändler den Markt, jedoch gewinnt der organisierte Einzelhandel stetig Marktanteile und baut entsprechend sein Filialnetz aus. Die Firma Global Retail Gate plant mit der italienischen Sopria Holding den Markteinstieg in Ägypten mit 30 Supermärkten. Auch ausländische Ketten wie Carrefour, Spinneys oder Bim verfolgen ehrgeizige Pläne im Wachstumsmarkt Ägypten. Als während der Coronakrise wichtige Lieferanten Exportverbote auf Weizen verhängten, hat das massive Investitionen der Regierung in den Ausbau der Lagerkapazitäten ausgelöst.

    Tourismusbranche investiert in neue Kapazitäten

    Ägyptens Tourismus hat den Krieg in Gaza erstaunlich gut verkraftet. Im Jahr 2023 besuchten 14,9 Millionen Touristen das Land am Nil. Laut Ahmed Issa, dem Minister für Tourismus, soll die Besucherzahl auf 30 Millionen erhöht werden. Um dieses Ziel zu erreichen, so der Minister, müssen im laufenden Jahr 25.000 neue Zimmer und im darauffolgenden Jahr 40.000 hinzukommen. Von den immer noch zahlreichen Großprojekten sticht Ras El Hikma besonders hervor. Der Vermögensfonds von Abu Dhabi will mit Investitionen von 24 Milliarden US$ die Halbinsel an Ägyptens westlicher Mittelmeerküste für den Luxustourismus zu erschließen.

    Ausgewählte Großprojekte im ägyptischen Wohnungs- und WirtschaftsbauInvestitionssumme in Milliarden US-Dollar

    Vorhaben

    Investitionssumme 

    Projektstand

    Projektträger und Details
    Ras El Hekma City 

    22,0

    StudienphaseThe General Authority for Investment and Free Zones (GAFI)
    Unterhaltungsbezirk im Großraum Kairo - Mischnutzungsprojekt

    20,0

    DesignphaseAdministrative Capital for Urban Development (ACUD)
    Produktion Grüner Kraftstoff 

    11,0

    StudienphaseGlobeleq
    Alamein Petrochemischer Komplex

    8,5

    Studienphase

    Egyptian Petrochemicals Holding (ECHEM)

    Ölraffinerie und Herstellung petrochemischer Produkte

    Petrochemischer Komplex in Suez 

    7,5

    Studienphase

    Ministry of Petroleum, Egypt  (MOP)

    Ölraffinerie und Herstellung petrochemischer Produkte

     

    New Mansoura Compound - Mischnutzungsprojekt

    3,8

    Designphase

    Al Maadi Group

    Wohneinheiten, Einzelhandelsflächen, Freizeiteinrichtungen

    Medizinstadt -  Mischnutzungsprojekt

    2,7

    StudienphaseTalaat Moustafa Group, Madinaty City Mixed-Use Development
    New Bani Mazar Minya - Wohnprojekt

    2,5

    Studienphase

    NUCA New Urban Communities Authority 

    Wohneinheiten und deren Erschließung

    Strategical Storage Phase 1 - Einrichtungen zur Lagerung von Nahrungsmittel

     

    2,2

    StudienphaseÄgyptisches Ministerium für Versorgung und inländischen Handel (Egypt Ministry of Supply and Internal Trade)
    Gold City im Großraum Kairo - Mischnutzungsprojekt

    1,2

    Designphase

    Ministry of Housing, Utilities and Urban Communities, Egypt 

    Einzelhandel- und Büroflächen

    Quelle: MEED Projects, März 2024

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Sherif Rohayem | Kairo

  • Tiefbau: Marktlage und Marktentwicklung

    Der Bedarf an Wasser-, Transport- und Energieinfrastruktur ist groß. Fraglich ist allerdings die Finanzierung. Nur kostendeckende Preise werden zu notwendigen Investitionen führen.

    Der Infrastructure Outlook der G20-Initiative schätzt bis zum Jahr 2040 die Kosten für Ägyptens notwendige Infrastruktur auf rund 675 Milliarden US-Dollar (US$). Diesen Betrag wird die ägyptische Regierung nicht allein aufbringen können. Den Prognosen des Infrastructure Outlook zufolge stehen dem Staat hierfür nur 445 Milliarden US$ zur Verfügung. Diese Finanzierungslücke ist angesichts des Kriegs in der Ukraine und steigender Weizen- und Energiepreise nochmals gewachsen. Schließen soll sie nach den Vorstellungen der ägyptischen Politik die Privatwirtschaft - und zwar in Form von öffentlich-privaten Partnerschaften.

    Allerdings steht die Regierung hier vor schwierigen Zielkonflikten. Damit sich für ein Privatunternehmen etwa der Betrieb einer Wasseraufbereitungsanlage oder einer Bahnstrecke lohnt, müssen die gegenwärtig noch subventionierten Nutzungsgebühren und Tarife stark angehoben werden. Andernfalls wäre der Betrieb wirtschaftlich nicht profitabel.

    Betrieb öffentlicher Dienste nicht kostendeckend

    Nach mehreren tiefgreifenden Subventionskürzungen und weiteren Austeritätsmaßnahmen sowie einer hohen Inflation stellen zusätzliche Preiserhöhungen öffentlicher Dienstleistungen die Entscheider vor schwierige Abwägungen. Eine kostendeckende Querfinanzierung durch Steuern scheitert am geringen Aufkommen. Denn einerseits bietet das Steuerrecht zahlreiche Ausnahmen für einen wichtigen Teil der Unternehmenslandschaft, sodass wertvolle Einnahmequellen liegen gelassen werden. Auf der anderen Seite stellen kleine und mittlere Unternehmen den Großteil der Privatwirtschaft, agieren aber häufig inoffiziell und entgehen dadurch der Besteuerung.

    Dennoch arbeitet die Regierung weiter an einer Finanzierung der Daseinsvorsorge, die sich stärker an Nutzergebühren orientiert. So wurden im vergangenen Jahr etwa die Fahrkartenpreise für die Kairo Metro um 66 Prozent angehoben. Ähnliches lässt sich im Wassersektor beobachten. Jedoch geht es hier um viel grundlegendere Fragen - etwa darum, den Verbrauch überhaupt zu berechnen. Sehr technisch ist in diesem Zusammenhang von sogenannten kommerziellen Wasserverlusten die Rede - wenn also der Wasserverbrauch gar nicht oder nur unzureichend abgerechnet wird.

    Güter sollen auf die Schiene

    Der Bahnsektor ist dem Volumen nach der größte Investitionsschwerpunkt der Regierung. Wegen der Emissionseinsparungen werden mit Geberunterstützung zahlreiche Projekte umgesetzt. Einen Schwerpunkt bildet der Personennahverkehr in den Ballungszentren Kairo und Alexandria. Ebenso gilt es, den Zugang zur neuen Verwaltungshauptstadt mit entsprechenden Bahnverbindungen zu gewährleisten.

    Im Fernverkehr baut Siemens Mobility eine 600 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke, durch die erstmals eine Ost-West-Verbindung entstehen wird. Dies ist wichtig, weil mit der neuen Verwaltungshauptstadt und der Wirtschaftszone am Suezkanal insgesamt eine Verlagerung nach Osten stattfindet. Außerdem kommt die neue Achse aus strategischen Gründen zum richtigen Zeitpunkt. Denn unter dem Eindruck der Coronakrise hat eine Diversifizierung des Gütertransportes Richtung Ostasien stattgefunden, die den Schienenverkehr stärker berücksichtigt. Dieser Trend wird auch durch die anhaltenden Angriffe der Huthi-Rebellen auf kommerzielle Schiffe im Roten Meer unterstützt. 2022 erhielt Siemens abermals den Zuschlag zum Bau einer Bahnstrecke - diesmal über 1.100 Kilometer.

    Der Gütertransport in Ägypten verläuft hauptsächlich über die Straße. Auch hier soll eine Verlagerung auf die Schiene stattfinden. In dem Zusammenhang stehen auch die zahlreichen Trockenhäfen, die sich in der Planung und in der Umsetzung befinden. Diese sollen die Seehäfen entlasten und mit dem Schienennetz verbunden werden. Ein neues Zollgesetz flankiert diese Bemühungen.

    Wiederverwertung gegen Wasserstress

    Schon heute leidet Ägypten mit einem Wasserangebot von 570 Kubikmeter pro Person und Jahr unter Wasserknappheit. Mit der Auffüllung des äthiopischen Renaissance Dam, dem Bevölkerungswachstum und dem Klimawandel wird sich dieser Mangel weiter verschärfen. Zusätzlicher Druck geht von der fortschreitenden Urbarmachung der westlichen Wüste sowie der Industrialisierung des Gebiets um den Suezkanal aus.

    Der längste Hebel für Wassereinsparungen liegt in der Landwirtschaft. Deren Anteil am Gesamtverbrauch beträgt 80 Prozent. Neben der Einführung effizienterer Bewässerungsmethoden setzen ägyptische Planer auf die Wiederverwertung landwirtschaftlichen Drainagewassers und effiziente Bewässerungsmethoden.

    Dazu sollen mit dem Bau von Wasserentsalzungsanlagen an den ägyptischen Küsten neue Quellen erschlossen werden. Zu den Nachteilen von Wasserentsalzung zählt der sehr energieintensive Prozess. Aber auch hier gibt es Lösungen, die auf Solarenergie setzen.

    Schließlich soll die Abdeckung der Haushalte in strukturschwachen Regionen mit grundlegender Infrastruktur wie Kanalisations- und Stromanschlüssen erhöht werden. Hier startete Anfang 2019 eine Initiative zur Entwicklung von 4.200 Dörfern. Bis Januar 2021 konnten bereits 1.500 Dörfer entwickelt werden.

    Stromnetz stößt an Kapazitätsgrenzen

    Ägypten hat ein veraltetes Stromnetz und investiert in dessen Erneuerung. Mit Unterstützung von Gebern treibt Ägypten den Ausbau erneuerbarer Energie voran. Es gibt Pläne, einen Teil dieses grünen Stroms über eine ägyptisch-griechische Unterseeleitung in die Europäische Union (EU) zu liefern. Dieses als GREGY bezeichnete Projekt erhält ebenfalls EU-Subventionen.

    Von Sherif Rohayem | Kairo

  • Tiefbau: Marktchancen für deutsche Unternehmen

    In Ägypten bietet der technisch anspruchsvolle Tiefbau Geschäftschancen für deutsche Anbieter.

    Deutschen Unternehmen bieten sich interessante Chancen in relativ neuen Feldern wie den erneuerbaren Energien oder Bereichen, wo Hochtechnologie sowie Know-how gefragt sind. Die dynamische Entwicklung der Solar- und Windenergie eröffnet etwa Marktchancen für deutsche Planungsunternehmen und Ausrüstungslieferanten. Fotovoltaikanlagen entstehen in verschiedenen Größenordnungen. Beispielsweise errichtet das deutsche Unternehmen ib vogt im Solarpark Benban drei Anlagen mit einer Kapazitätsspitze von insgesamt 166,5 Megawatt auf der Basis von Engineering, Procurement and Construction (EPC). Gleichzeitig ist es auch für den Betrieb und die Instandsetzung der Anlagen verantwortlich.

    Beratungsleistungen als Betätigungsfeld

    Machbarkeitsstudien für Projekte sind ein weiterer Sektor mit Nachfrage. Dies wird verstärkt auch für die Durchführung von Umweltverträglichkeitsuntersuchungen und das Verfassen entsprechender Studien gelten. Wenn internationale Geldgeber bei Projekten einbezogen werden, gehören diese Themen zusehends zu den erforderlichen Bestandteilen. Großprojekte eröffnen zumeist Chancen in einer Vielzahl von Subsektoren. So war beim Bau der Tunnel für den Suezkanal ein deutsches Architekturbüro mit der Bauaufsicht betraut.

    Deutsche Anbieter sind bei Bahntechnik ausdrücklich erwünscht

    Die massiven Investitionen in die Bahninfrastruktur bieten Chancen für deutsche Anbieter, sich auch hier zu positionieren. Neue Strecken, die Sanierung alter Bahntrassen und die Erneuerung von Signaltechnik sind Beispiele für laufende Aktivitäten. Dabei wünschen sich offizielle ägyptische Stellen, dass sich auf Ausschreibungen im Bahnsektor vor allem deutsche Unternehmen bewerben.

    Gute Chancen in den Bereichen Wasser und Abfall

    Der Bereich Wasser, in dem Deutschland traditionell gut aufgestellt ist, wird auch künftig vielfältige Chancen eröffnen – von der Planung und Realisierung von Klär- und Wasserwerken bis zur Verbesserung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in der Deltaregion und in Oberägypten. Weiteren Bedarf hat Ägypten an Untersuchungen zur Nutzung von Unterwasservorkommen und für die Planung neuer Bewässerungsnetze sowie im Bereich der landwirtschaftlichen Bewässerung mit Ertragsoptimierung und bei Themen der Wassereffizienz.

    Die lokale Produktion besteht aus einfacheren Maschinen und Anlagen. Deutsche Erzeugnisse genießen einen guten Ruf. Die AHK Ägypten sieht beste Chancen für Exporteure von technisch hochwertigen Turbinen, Armaturen, Pumpen und Steuerungen, aber auch Gutachter- und Beratungsleistungen sind demnach gefragt. Starke Konkurrenz im Wassersektor kommt vor allem aus Spanien und Italien.

    Die Kompetenzen Deutschlands bei Strategien, Technik und der Finanzierung von Abfallsystemen genießen eine außergewöhnlich hohe Wertschätzung in Ägypten. Das wurde im Januar 2019 beim Deutschlandbesuch einer Delegation der ägyptischen Ministerien für Umwelt, Regionalentwicklung und Militärproduktion deutlich. Die Gruppe besuchte Unternehmen in Berlin und den Abfallwirtschaftsverband EKOCity in Köln. Dabei ging es dem ägyptischen State Information Service zufolge um die Gewinnung von Strom und Wärme aus Müll sowie die moderne Deponierung von Reststoffen.

    Chinesische Anbieter bringen Finanzierung mit

    Eine neue Tendenz ist das massiv steigende chinesische Interesse an der Umsetzung von Infrastrukturprojekten in Ägypten. Daraus erwächst deutschen und anderen etablierten Anbietern neue Konkurrenz. Chinesische Anbieter bringen zudem oft Finanzierungslösungen für Projekte mit. Dieses Argument überzeugt insbesondere in Ländern wie Ägypten mit knappen Investitionsbudgets. Im Fokus des chinesischen Interesses steht der Infrastrukturbereich mit den Schwerpunkten Energie und Verkehrswege. Der ägyptischen Seite kommt entgegen, dass sich eine Verhandlungsalternative zu europäischen und US-amerikanischen Anbietern auftut.

    Von Sherif Rohayem | Kairo

  • Tiefbau: Projekte

    Internationale Organisationen unterstützen Ägyptens Umweltprojekte. Die Regierung prüft Pläne zur Erweiterung des Suezkanals.

    Die Regierung hat den Schienennah- und Fernverkehr weit oben auf ihre Prioritätenliste gesetzt. Auf tragische Weise verdeutlichen die zahlreichen Zugunfälle in Ägypten immer wieder den Investitionsbedarf an sämtlichen Stellen des circa 5.000 Kilometer langen Schienennetzes.

    Daher sollen auch weiterhin mehrere Milliarden US$ in die Modernisierung und den Ausbau der Bahn fließen. Unter anderem will das Ministerium neue Lokomotiven und Waggons zukaufen, vorhandenes Rollmaterial modernisieren sowie Signalsysteme, Haltestellen und Bahnübergänge warten und erneuern.

    Siemens baut 2.000 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitsstrecke

    Von sämtlichen Projekten sticht die neu geplante elektrische Hochgeschwindigkeitsstrecke über 2.000 Kilometer hervor. Für den Bau des ersten Teilabschnitts von 460 Kilometern hat Siemens Mobility 2021 den Zuschlag erhalten. Mit der Verbindung von New El-Alamain an der Mittelmeerküste und Ain Sokhna am Golf von Suez soll damit erstmalig eine Ost-West-Strecke entstehen. Auch für den zweiten Teilabschnitt zwischen Kairo – Luxor – Asuan und Ain Sokhna – Hurghada – Luxor hat Siemens im Sommer 2022 den Zuschlag erhalten. Insgesamt beläuft sich das Projektvolumen auf 8 Milliarden US$ und ist damit der größte Auftrag in der Firmengeschichte der Mobility-Sparte.

    Bei dem Ausbau der Bahn unterstützen Geberorganisationen Ägypten mit Krediten und Zuschüssen. Für die Modernisierung einer 763 Kilometer langen Bahnstrecke erhielt die Regierung im März 2021 einen Kredit der Weltbank in Höhe von 440 Millionen US$.

    Unterstützung für den öffentlichen Nahverkehr kommt zudem von der Europäischen Union (EU). Diese hat über die Europäische Investitionsbank (EIB) im Juli 2020 der ägyptischen Regierung einen Kredit über 1,1 Milliarden US$ zugesagt. Damit sollen die Tram in Alexandria saniert sowie die Abu Qir-Bahn auf Elektroantrieb umgebaut werden. In Kairo soll mit Investitionen von über 10 Milliarden US$ das bestehende U-Bahnnetz um die Linien 5 und 6 ergänzt werden. Die vorhandenen Linien werden laufend gewartet und modernisiert.

    Für die regionale Integration sind zwei Zugstrecken geplant, die Ägypten jeweils mit Libyen und Sudan verbinden sollen.

    Hafenprojekte sollen regionale Integration steigern

    Ägypten baut laufend seine Häfen aus - davon gibt es 15 an der Mittelmeerküste und weitere 23 am Roten Meer. Zusammen erreichen sie eine Umschlagskapazität von 170 Millionen Tonnen im Jahr. Die Regierung plant bis zum Jahr 2030, diese Kapazitäten auf 370 Millionen Tonnen jährlich zu steigern. Anfang März 2024 berichtet Reuters von einer Machbarkeitsstudie der Suezkanal-Behörde zur Erweiterung des Suezkanals. Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer scheinen diese Pläne einstweilen kontraintuitiv. 

    Im vergangenen Jahr erhielt der chinesische Hafenbetreiber Hutchison den Auftrag im Wert von 730 Millionen US$, den Hafen von Abu Qir um einen neuen Containerterminal auszubauen. Für die notwendigen Ausbaggerungen hat die belgische DEME Group den Zuschlag erhalten. Im Bau befindet sich auch ein neuer Mehrzweckterminal für den Hafen von Alexandria. Die Suezcanal Authority hat im August 2022 mit der Reederei Maersk einen Vertrag über 500 Millionen US$ zum Bau eines neuen Anlegeplatzes im Containerhafen East Port Said am Suezkanal geschlossen.

    Schließlich plant Ägypten, insgesamt acht Trockenhäfen zu bauen. Den ersten hat ein Konsortium, an dem DB Schenker beteiligt ist, in 6th of October City bereits gebaut. Das 176 Millionen US$ teure Logistikzentrum wird auf Basis einer 30-jährigen öffentlich-privaten Partnerschaft betrieben. Dorthin werden Waren, die am Hafen von Ain Sokhna ankommen, weitergeleitet, dort inspiziert und abgefertigt sowie eventuell nach Alexandria zum Re-Export transportiert. Die Zugstrecke von 6th of October City nach Alexandria ist jedoch stark frequentiert und Züge fahren gerade mal 60 Kilometer pro Stunde. Es dauert bis zu 13 Stunden, bis Waren vom Trockenhafen in Alexandria ankommen. Daher soll eine weitere Strecke für den Güterverkehr gebaut werden. Im Oktober 2022 bewilligte die Weltbank dieses Projekt mit einer Finanzierung von 400 Millionen US$ zu unterstützen.

    Ägyptens ungenutztes Potenzial bei erneuerbaren Energien

    Von existenzieller Natur ist der Ausbau des ägyptischen Wassersektors. Hier beabsichtigt die Regierung bis zum Jahr 2037 Investitionen in Höhe von 50 Milliarden US$. Dabei erfreut sich auch der ägyptische Wassersektor finanzieller Hilfen von internationalen Geberorganisationen.

    Ägypten, das seine Wasserversorgung hauptsächlich durch den Nil bestreitet, will weitere Quellen anzapfen. So plant die Regierung den Bau von 47 neuen Entsalzungsanlagen mit Investitionen von umgerechnet 2,8 Milliarden US$. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Recyeln von aufbereitetem Abwasser - Großprojekte in diesem Bereich werden vor allem bei der Wiederverwertung von landwirtschaftlichem Abwasser umgesetzt. 

    Zahlreiche neue Projekte im Abfallsektor stehen angesichts des neuen Rechtsrahmens ebenfalls in der Pipeline.

    Den Anteil an erneuerbaren Energien am Strommix plant die ägyptische Regierung bis zum Jahr 2035 auf 60 Prozent zu steigern. Von den gegenwärtig installierten Gesamtkapazitäten von rund 58,4 Gigawatt (bei einer Spitzenlast von 34,65 Gigawatt, Stand: Juli 2023) fallen gegenwärtig rund 1,4 Gigawatt auf Windenergie, 1,8 Gigawatt auf Solarenergie und 2,8 Gigawatt auf Hydroenergie (hauptsächlich durch den Assuan-Staudamm). Kurzfristig werden noch weitere Wind- und Solarkapazitäten hinzukommen, jeweils 2,4 Gigawatt und ca. 1,2 Gigawatt. Aufgrund dieser Entwicklung stehen nun auch Projekte zur Erzeugung von grünem Wasserstoff an. Insbesondere während der Klimakonferenz, die im Jahr 2022 im ägyptischen Scharm El Scheich stattfand, wurden Absichtserklärungen für grünen Wasserstoff mit einem Volumen von circa 80 Milliarden US$ unterzeichnet.

    Ausgewählte Großprojekte im ägyptischen Tief-/InfrastrukturbauInvestitionssumme in Milliarden US-Dollar

    Vorhaben

    Investitionssumme 

    Projektstand

    Projektträger und Details

    10 GW Windfarm in Sohag

    10,0

    StudienphaseEgyptian Electricity Transmission Company 
    10 GW Solarkraftwerk in Kairo

    10,0

    StudienphaseNew and Renewable Energy Authority, Egyptian Electricity Holding Company 

    Cairo Metro neue Linie 6

    5,0

    Studienphase

    National Authority for Tunnels (NAT)

    24 Haltestellen, Schienen, Signalsystem etc.

    West Port Said Port - Abu Qir Port Bahnstrecke

    4,7

    StudienphaseNational Authority for Tunnels (NAT) 
    King Salman Causeway (Verbindung von Ägypten und Saudi-Arabien über die Straße von Tiran)

    4,0

    Studienphase

    Saudi-Arabia Ministry of Transport und Egypt Ministry of Transport

    Brücke, Damm, Schienenstrecke

    Saudisch - Ägyptischer Stromverbund: 500kV Station 

    2,1

    StudienphaseSaudi Electricity Company, Ministry of Electricity and Energy, Egypt 
    47 Meerwasserentsalzungsanlagen

    1,8

    Hauptvertrag

    NUCA, Egypt Holding Company for Water & Waste Water

    Engineering, Procurement, Construction-Vertrag

    1.5 GW Suez Offshore - Windpark 

    1,5

    StudienphaseEgyptian Natural Gas Holding Company 
    Marsah Matruh-Bengazi Bahnstrecke

    1,0

    Studienphase

    Libya Ministry of Transport, Egypt Ministry of Transport

    ägyptisch (westliche Mittelmeerküste) - libysche Bahnverbindung 

    Quelle: MEED Projects, März 2024

     Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Sherif Rohayem | Kairo

  • Wettbewerbssituation und Geschäftspraxis

    Einige lokale Bauunternehmen prägen den Markt – verstärkt auch chinesische. Deutsche Unternehmen kommen vor allem im Anlagenbau und bei hohem technischen Anspruch zum Zuge.

    Wettbewerbssituation

    Die Bauwirtschaft in Ägypten ist von tausenden, meist kleinen Unternehmen geprägt. Laut der Oxford Business Group sind lediglich 280 Anbieter in die Kategorien Level 1 bis 3 eingestuft. Damit haben nur diese die Möglichkeit, Projekte mit einem Wert von mehr als 40 Millionen ägyptischen Pfund (EGP, etwa 830.000 US-Dollar) umzusetzen. Die Spitzengruppe (Level 1) umfasst sogar lediglich 20 Anbieter.

    Starke Präsenz von Großunternehmen

    Die großen bekannten Bauunternehmen und Immobilienentwickler sind stark präsent und führen teilweise auch Aufträge im Ausland aus. In Ägypten konkurrieren sie im Hochbau vor allem mit einigen Anbietern aus der Golfregion sowie aus China. Im Fall von Tiefbauvorhaben nimmt die Konkurrenz durch ausländische Unternehmen tendenziell zu.

    Unter den Bietern bei Infrastrukturausschreibungen finden sich viele internationale Namen. Gemeinsame Angebote von ägyptischen und internationalen Unternehmen kommen ebenfalls häufig vor. Dies gilt zum Beispiel bei Metroprojekten, wenn hohe technische Anforderungen erfüllt werden müssen.

    Ausländische Spezialisten ergänzen Angebote der Bauriesen

    Ausländische Spezialfirmen kommen meistens wegen ihres Know-hows zum Zuge, sofern dies in einem Projekt gefragt ist. Somit übernehmen sie eher ergänzende als konkurrierende Aktivitäten. Das breite Spektrum und der wachsende Markt lohnen einen näheren Blick auf nahezu alle Baubereiche. Internationale und bilaterale Finanzierungen sowie PPP sollten weiterhin für Bewegung sorgen.

    Deutsche und andere ausländische Firmen sind im Markt aktiv, wenn auch nicht sehr viele. Im Anlagenbau (etwa Düngemittel, Petrochemie, Stahl) ist die Bedeutung größer. Im Regelfall sind Generalunternehmen Firmen aus Ägypten, teilweise aus der Golfregion.

    Deutsche Unternehmen in technisch anspruchsvollen Projekten

    Als Subunternehmer für anspruchsvolle Spezialsegmente (zum Beispiel Brücken, Tunnel, Staudämme) kommen ausländische Firmen zum Zuge. Ein Beispiel dafür war die Errichtung der zweiten Fahrrinne des Sueskanals, bei der deutsche Tunnelbohrtechnik von Herrenknecht zum Einsatz kam. Gleiches gilt für den Bau von sechs Tunneln unter dem Sueskanal. Auch der Metroausbau in Kairo bietet Anknüpfungspunkte für das Unternehmen.

    Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in ÄgyptenIn Milliarden US-Dollar, Veränderung in %

    Indikator

    2021/20221)

    2022/20231)

    Veränderung

    BIP real zu Faktorkosten2)

    453,3

    310,3

    -0,3

    Baugewerbe

     

     

     

      Beitrag zum BIP

    32,6

    24,0

    -0,3

        öffentlich

    2,8

    2,3

    -0,2

        privat

    29,8

    22,0

    -0,3

      Baugewerbe: Anteil am BIP (%)

    7,2

    7,7

    6,7

      Immobiliensektor

     

     

     

        Beitrag zum BIP

    46,7

    34,0

    -0,3

        öffentlich

    0,27

    0,2

    -0,3

        privat

    46,4

    34,0

    -0,3

      Immobiliensektor: Anteil am BIP (%)

    10,3

    11,0

    0,1

    1 Abweichungen sind rundungsbedingt; 2 exklusive Steuern.Quelle: Central Bank of Egypt 2023; Ministry of Finance 2024

    Geschäftspraxis 

    Der Marktzugang für ausländische Unternehmen ist leichter, wenn Projekte durch internationale Geberorganisationen gefördert sind.

    Ägyptens wenige große Baufirmen verfügen über genügend nationale und internationale Erfahrung, auch in der Realisierung von Großprojekten. Die Einbindung internationaler Firmen schafft zusätzlich die Chance auf Bildung multinationaler Konsortien mit Zugang zu privatem Auslandskapital wie auch zu Entwicklungsbanken und Hilfsorganisationen.

    Internationale bilaterale Finanzierung über Entwicklungsdarlehen oder Zuschüsse bildet durchaus eine nicht zu unterschätzende Erleichterung. Sie kann ein Türöffner sein für Firmen, die aus dem Geberland stammen, sei es als Baubeteiligte oder als Lieferanten von Maschinen und Ausrüstungen. Zu beobachten ist diese Form der Zusammenarbeit beispielsweise bei Bauabschnitten für die Metro in Kairo oder bei verwandten Aufträgen.

    Local Content-Regeln beachten

    Ausländische Unternehmen dürfen regulär nur 10 Prozent ausländische Arbeitskräfte einsetzen, der Rest müssen Beschäftigte aus Ägypten sein. In Ausnahmefällen ist maximal ein Anteil von 20 Prozent möglich. Dies ist jedoch mit Blick auf die Branche und die Lohnkosten eher von theoretischer Bedeutung, da regelmäßig nur Management, Aufsicht, Technik und Maschinen aus dem Ausland kommen. Wenn es doch mal knapp wird mit dem ausländischen Anteil an Beschäftigten, wird der in der Regel lokale Projektpartner mit in die Berechnung der Angestellten einbezogen. Spätestens dann wird die 10-Prozent-Grenze unterschritten sein.

    Bei Aufträgen von sogenannten Governmental Entities, die sehr große Auftraggeber sind, gilt ein Local Content von 40 Prozent. Über diese Pflicht sehen Auftraggeber hinweg - allerdings ist das Branchenexperten zufolge keine Großzügigkeit, vielmehr dient die Nachsicht zum Aufbau von Verhandlungsmasse.

    Bisweilen kann es zur Verhängung von Schutzzöllen kommen (etwa für Stahl). Für ausländische Interessenten relevante Ausschreibungen werden nach international üblichen Mustern durchgeführt. Tender für Projekte, die durch internationale Geldgeber finanziert werden, sind daher eine gute Gelegenheit, sich innerhalb eines international bekannten Rahmens in einem neuen Markt zu engagieren. Im privaten Sektor gibt es häufig langjährig bestehende Beziehungen, so zwischen Immobilienentwickler und Hauptauftragnehmern oder Consultants. Auch eingespielte Lieferketten und eine bestimmte Auswahl an Subunternehmen bestimmen häufig den Markt.

    Keine zentrale Anlaufstelle für Ausschreibungen

    Zentrale Informationen oder Internetplattformen für Ausschreibungen existieren bislang nicht. Ministerien, Gouvernorate, öffentliche Dienststellen und Unternehmen schreiben für ausländische Interessenten oft kurzfristig aus. Entsprechende Ankündigungen erfolgen meist in ägyptischen Zeitungen auf Arabisch, insbesondere im Bereich der Untervergaben.

    Große Tender werden auch in der Zeitung Al Ahram auf Arabisch und Englisch veröffentlicht. Die American Chamber of Commerce in Egypt bietet einen Tender Alert Service (TAS) für 17 Branchen/Sektoren an. Er speist sich unter anderem aus Auswertungen der Inlandspresse. Schließlich bietet auch der Egyptian Commercial Service des ägyptischen Außenministeriums Informationen zu Ausschreibungen.

    Von Sherif Rohayem | Kairo

  • Zulieferprodukte: Zement und Beton

    Die ägyptische Zementindustrie kämpft mit Überkapazitäten. Die Konsolidierung der Branche ist in vollem Gang.

    Ägypten kann sich mit den meisten elementaren Baustoffsegmenten selbst versorgen. Inländische und ausländische Unternehmen versorgen den Markt mit relativ günstigen und größtenteils einheimischen Rohstoffen. Vor allem anspruchsvollere, in der Regel technische Lösungen (Know-how, Ausrüstungen) werden aus dem Ausland bezogen. Schwerpunkte der lokalen Baustoffindustrie sind Stahl, Zement, Keramik und Glas.

    Ägypten produziert Zement über lokalen Bedarf

    Der Zementbedarf in Ägypten entfällt zu etwa 65 bis 70 Prozent auf den Wohnungsbau und zu 15 Prozent auf Infrastrukturprojekte. Die insgesamt 19 Unternehmen verfügen im Durchschnitt über eine jährliche Produktionskapazität von 85 Millionen Tonnen. Weil die lokale Nachfrage geringer ist als das Angebot, kämpfen die Hersteller mit jährlich steigenden Überkapazitäten und daraus folgenden niedrigen Preisen. So wurden im Fiskaljahr 2018/2019 von 45,7 Millionen Tonnen produziertem Zement lediglich 44,7 Millionen Tonnen abgenommen.

    Stellt man die Kapazitäten in Höhe von circa 85 Millionen Tonnen im Jahr dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von momentan bis zu 50 Millionen Tonnen gegenüber, besteht eine relativ große Differenz zwischen Nachfrage und Angebotskapazität.

    Konsolidierung schon vor Corona

    Bereits vor der Coronakrise haben Zementhersteller rote Zahlen geschrieben, teilweise Insolvenz angemeldet oder ihre Produktion gestoppt. So wurde Ende 2018 der Hersteller National Cement liquidiert, El Nahda Cement hat im Juli 2019 Teile seiner Produktion eingestellt, ebenso im Juni 2019 die ägyptische Tochter von HeidelbergCement Tourah Cement.

    Die Überkapazitäten sind nochmal gestiegen, als das ägyptische Verteidigungsministerium 2018 die Zementfabrik El Arish bei Beni Suef in Oberägypten in Betrieb gesetzt hat. So kamen zu den seinerzeit vorhanden Kapazitäten von 72 Millionen Tonnen Zement im Jahr weitere 13 Millionen Tonnen hinzu. Wegen der steuerrechtlichen und grundstücksrechtlichen Vorteile sowie der Verfügbarkeit zahlreicher billiger Arbeitskräfte hat El Arish Cement erhebliche Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Zementherstellern, die bis auf ein Unternehmen privat sind.

    Ägyptischer Zement ist international nicht wettbewerbsfähig

    Mitte 2021 hat die ägyptische Wettbewerbsbehörde auf Antrag der Zementhersteller eine elfprozentige Reduzierung der Zementproduktion für die Dauer von einem Jahr verhängt. Diese Quotierung wurde begrüßt, weil auch ein Export der Überschüsse an der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit gegenüber türkischen oder iranischen Produzenten scheitert. Im Sommer 2022 hat die ägyptische Wettbewerbsbehörde beschlossen, die Produktionsgrenze um ein Jahr zu verlängern.

    Zunächst haben die Subventionskürzungen für Strom und Energie zu einem deutlichen Anstieg der Produktionskosten geführt. Dazu konnte die Abwertung der ägyptischen Währung Ende 2016 und auch die späteren ab dem Jahr 2022 die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Zementexporte nicht steigern. Diese potenziellen Wechselkursvorteile werden durch die Abhängigkeit ägyptischer Zementhersteller von importierten Vorprodukten und Kapitalgütern wett gemacht. Schließlich befinden sich die meisten Zementproduktionen an strategisch ungünstigen Standorten - und zwar dort, wo ein kostspieliger Weitertransport zu den Exporthäfen erforderlich ist.

    Zementproduktion leidet unter steigenden Energiepreisen

    Kurz nach dem Ausbruch der Coronakrise hat die Regierung die Erdgaspreise für Schwerindustrien (einschließlich Zement) von 6 US-Dollar (US$) pro mmBtu (million British thermal unit) auf 4,5 US$ pro mmBtu gesenkt, im selben Atemzug auch die Strompreise. Jedoch rechnet die Investmentbank Pharos in einer Mitteilung von Mitte März 2020 vor, dass beide Maßnahmen die Zementhersteller nicht profitabel machen werden. In der Daily News Egypt schreibt der Geschäftsführer von Lafarge Egypt, dass hierfür ein Erdgaspreis von 1,7 US$ pro mmBtu notwendig wäre. Eine Forderung, die angesichts steigender Erdgaspreise illusorisch ist.

    Umso schmerzhafter ist es für die Industrie, dass die Regierung im Oktober 2022 den Erdgaspreis für Zementproduzenten um 109 Prozent auf 12 US$ pro mmBtu erhöht hat. Außerdem setzen viele Zementhersteller Kohle ein. Diese Produzenten sind nun mit gestiegenen Preisen für Kohle konfrontiert, die im Gegensatz zu Erdgas importiert werden muss.

    Stand: April 2024

    Von Sherif Rohayem | Kairo

  • Kontaktadressen

    BezeichnungAnmerkung
    Ministry of Housing, Utilities & Urban DevelopmentMinisterium für Wohn- und Städtebau
    Housing & Building National Research CenterWissenschaftliches Institut für Bauwesen (Oberbehörde im Verantwortungsbereich des Ministeriums für Wohn- und Städtebau)
    New Urban Communities Authority NUCADurchführungsbehörde für Wohn- und Städtebau (Oberbehörde im Verantwortungsbereich des Ministeriums für Wohn- und Städtebau)
    Egyptian Federation for Construction & Building ContractorsBranchenverband für Bauunternehmen
    Egyptian Engineers SyndicateIngenieur- und Architektenkammer
    Buildings Materials Industries ChamberDachorganisation der Kammern für Hersteller von Baumaterialien
    Egypt ProjectsProjektmesse für Ägypten und Afrika
    The Big 5Baumesse für Ägypten
    WinDoorExMesse für Fenster, Türen und Häuserfassaden für Ägypten
    Egypt Expo & Convention AuthorityRegulierungsbehörde für ägyptische Messen
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