Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branche kompakt | Algerien | Energiewirtschaft

Rohstoffreiches Algerien treibt Energiewende voran

Trotz großer Öl- und Gasvorkommen will Algerien den Anschluss bei den erneuerbaren Energien nicht verpassen. Für die EU soll das Land wichtiger Lieferant von Wasserstoff werden.

Von Verena Matschoß | Tunis

Ausblick der Energiewirtschaft in Algerien 

Bewertung:

 

  • Zwei große Ausschreibungsrunden aus dem Jahr 2023 treiben den Ausbau der Solarenergie voran.
  • Hohe Öl- und Gaspreise bremsen den Diversifizierungsdruck. 
  • Sehr ambitionierte Ausbauziele bei den Erneuerbaren erscheinen kaum erreichbar.

 

Anmerkung: Einschätzung der Autorin für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Mai 2024

  • Politische Ziele

    Bis 2035 sollen die Erneuerbaren in Algerien Kapazitäten von 15 Gigawatt erreichen. Dies scheint zwar schwer zu schaffen, aber zwei Großausschreibungen sind zumindest erfolgt.

    Fossile Energieträger stehen für über 90 Prozent der algerischen Exporteinnahmen und etwa die Hälfte der Staatseinnahmen. Das Land profitierte stark von den gestiegenen Energiepreisen infolge des Ukrainekriegs. Um ein wichtiger Rohstofflieferant zu bleiben, hat der staatliche Öl- und Gasriese Sonatrach ein Investitionsprogramm von 50 Milliarden US-Dollar für die kommenden vier Jahre aufgelegt. Zahlreiche Abkommen zwischen Sonatrach und internationalen Energiefirmen zu Erkundung und Förderung von Rohstoffvorkommen untermauern die Ambitionen.

    Gas bleibt auch der mit Abstand wichtigste Energieträger bei der Stromerzeugung. Rund 99 Prozent des Stroms wird durch den Einsatz von Gas produziert und rund 40 Prozent des gesamten Gasverbrauchs im Land entfällt auf die Gaskraftwerke. Der Ausbau der Erneuerbaren soll ermöglichen, die Gasexporte bei steigendem Stromverbrauch konstant zu halten. 

    Dabei hat sich Algerien ambitionierte Ziele gesetzt: Bis 2035 sollen Anlagen mit insgesamt 15 Gigawatt Kapazität aus regenerativen Energieträgern entstehen. Branchenexperten halten die Ziele für zu hoch gegriffen. Laut Commissariat aux Energies Renouvelables et à l'Efficacité Energétique CEREFE entfallen derzeit gerade rund 590 Megawatt an Kapazität auf erneuerbare Energieträger. Im Jahr 2023 fanden immerhin zwei Ausschreibungsrunden über insgesamt 3 Gigawatt in Solaranlagen statt. Die Kapazität durch konventionelle Gaskraftwerke liegt derzeit bei etwa 24 Gigawatt. 

     

    Von Verena Matschoß | Tunis

  • Markttrends

    Die Pläne für den Ausbau der Erneuerbaren in Algerien werden konkreter. Das Land soll eine zentrale Rolle bei der Versorgung der EU mit grünem Wasserstoff einnehmen.

    Im Jahr 2023 kam Bewegung in die algerischen Pläne zur Energiewende. Gleich zwei Ausschreibungen über insgesamt 3 Gigawatt Solarenergie wurden veröffentlicht. 

    Im Februar 2023 hat der staatliche Energieversorger Sonelgaz Solarprojekte für insgesamt 2 Gigawatt ausgeschrieben. Hierbei sollen 15 Fotovoltaikanlagen in zwölf Regionen eingerichtet werden. Die Einzelleistungen liegen zwischen 80 und 220 Megawatt. Im Juli 2023 folgte die zweite Ausschreibung über 1 Gigawatt an fünf Standorten. Mitte März 2024 fand die Unterzeichnungszeremonie für die Verträge zwischen Sonelgaz und den Ausschreibungsgewinnern statt.

    15 GW

    Leistung sollen bis 2035 aus Wind- und Solarkraftwerken stammen. 

     

    Sonatrach, der algerische Öl- und Gasriese, möchte bis 2030 rund 1,3 Gigawatt Kapazität in Solaranlagen schaffen, vor allem um seine Produktionsstätten mit Energie zu versorgen. Bereits im Jahr 2018 haben Sonatrach und die italienische Eni einen 10-Megawatt-Solarpark eröffnet.

    Der Ausbau der Erneuerbaren konzentriert sich in Algerien auf der einen Seite auf die Großprojekte über insgesamt 3.000 Megawatt und auf der anderen Seite auf kleinere Solaranlagen für öffentliche Gebäude. Experten sind überzeugt, dass es zwischen den beiden Extremen noch viel Potenzial gibt. 

    Es gibt noch viel Luft nach oben, was Projekte mit mittlerer Leistung angeht, die im ein- bis zweistelligen Megawatt-Bereich liegen. Dies würde auch Chancen für deutsche Unternehmen bringen, die mit ihrem Know-how in Algerien hoch angesehen sind. Bei den Großprojekten haben sich vor allem chinesische Firmen durchgesetzt.

    Dr. Madjid Chikh Leiter der Abteilung Erneuerbare Energien, Commissariat aux Energies Renouvelables et à l'Efficacité Energétique (CEREFE), Algier

    Boukhalfa Yaici, der Direktor des Green Energy Clusters Algeria, einem Zusammenschluss von Branchenunternehmen, sieht den Industriebereich als wichtigen Baustein in der Energiewende an. Seiner Meinung nach sollte vermehrt die Möglichkeit betrachtet werden, dass Unternehmen direkt mit Stromproduzenten Abnahmeverträge unterzeichnen können. "Über solche Corporate Power Purchase Agreements (CPPA) könnte die Attraktivität der erneuerbaren Energien in Algerien gesteigert werden", sagt Yaici. Bisher fehle hierfür noch der Rechtsrahmen.

    Derzeit konzentriert sich die Energiewende vor allem auf die Solarenergie. Laut Madjid Chikh vom CEREFE gibt es noch großes Potenzial in der Windenergie. So könnten neben Onshore-Anlagen auch schwimmende Windkraftanlagen an der algerischen Küste in Betracht gezogen werden. Eine Studie der International Finance Corporation bestätigt dies: Mit 7.700 Gigawatt verfüge Algerien über das größte Windkraftpotenzial auf dem afrikanischen Kontinent. Bisher wird dieses noch nicht genutzt, es gibt nur einen Windpark mit einer Leistung von 10,2 Megawatt in Adrar. 

    1,4 Milliarden Euro für Stromnetz

    Für die Einspeisung und den Transport des Erneuerbaren-Stroms muss auch die Netzinfrastruktur ausgebaut werden. Der Energieminister Mohamed Arkab hat im April 2024 ein sogenanntes Jahrhundertprojekt angekündigt. Hochspannungsleitungen auf einer Länge von 880 Kilometern und mit einer Spannung von 400 Kilovolt sollen das Stromnetz im Süden mit dem nationalen Stromnetz verbinden. 

    Das US-Unternehmen GE Vernova und Sonelgaz wollen die bestehenden Kapazitäten ihres Joint Ventures GE Algeria Turbines (GEAT) erweitern, um an Angeboten für Netzlösungen zu arbeiten. Ziel ist hierbei vor allem die bessere Integration von erneuerbaren Energien in das Stromnetz.

    Ein Zehntel des EU-Wasserstoffbedarfs aus Algerien?

    Zudem positioniert sich Algerien als wichtiger Player bei der Produktion von grünem Wasserstoff. Im März 2023 hat das Land seine Wasserstoffstrategie veröffentlicht. Es geht in der Strategie explizit um die Entwicklung von grünem und blauem Wasserstoff und vor allem um Exportpläne. Von 40 Terrawattstunden, die bis 2040 produziert werden sollen, sind nur 10 Terrawattstunden für die lokale Industrie vorgesehen.

    Im März 2023 hat Algerien seine Wasserstoffstrategie veröffentlicht. Bis 2040 sollen bis zu 40 Terawattstunden Wasserstoff hergestellt und exportiert werden. Algerien will in seine Wasserstoffstrategie 20 bis 25 Milliarden US-Dollar stecken.

    Dabei sind folgende Schritte vorgesehen:

    1. Demonstrationsphase (2023 bis 2030): Umsetzung von Pilotprojekten
    2. Anwendungsphase (2030 bis 2040): Expansion und Schaffung von Märkten
    3. Marktphase (2040 bis 2050): Industrialisierung und Exportaktivität

    Perspektivisch könnte Algerien so Europa mit 10 Prozent des Bedarfs an Wasserstoff versorgen. Aufgrund seiner Anbindung an das europäische Gasnetz hat das Land einen Vorteil gegenüber regionalen Konkurrenten, die in die aufstrebende Branche einsteigen wollen. Denn die Transportkosten wären durch eine direkte Lieferung über Pipeline um einiges günstiger als die Exporte in Form von Derivaten wie Ammoniak oder Methanol. Allerdings müssten für den Wasserstofftransport Teile der Pipeline umgebaut und mit neuen Kompressorstationen ausgerüstet werden.

    Der südliche Wasserstoff-Korridor (SoutH2 Corridor) soll 3.300 Kilometer umfassen und ab 2030 Nordafrika mit Italien, Österreich und Deutschland verbinden. Ende November 2023 wurde das Vorhaben in die Liste der Projekte von gemeinsamem Interesse (Projects of Common Interest, PCI) der EU aufgenommen. PCIs sind wichtige grenzüberschreitende Infrastrukturprojekte, die die Energiesysteme der EU-Länder miteinander verbinden. Sie werden alle zwei Jahre von der Europäischen Kommission identifiziert. 

    50-Megawatt-Wasserstoffprojekt mit deutscher Beteiligung

    Die algerische Regierung arbeitet beim Ausbau der Erneuerbaren und der Wasserstoffwirtschaft auch mit Deutschland zusammen. Die Deutsch-Algerische Energiepartnerschaft wurde 2015 mit Unterzeichnung einer gemeinsamen Absichtserklärung geschlossen. Sie ist die zentrale Plattform für den institutionalisierten energiepolitischen Dialog zwischen Deutschland und Algerien. Beim Besuch des deutschen Wirtschaftsministers Robert Habeck in Algier im Februar 2024 wurde zudem eine bilaterale Wasserstoff-Taskforce gegründet. 

    Die Bundesrepublik Deutschland möchte Algerien bei der Installation mehrerer Wasserstoffpilotanlagen unterstützen. So hat die KfW Entwicklungsbank eine finanzielle Unterstützung über 20 Millionen Euro und damit 10 Prozent der Investitionskosten für ein 50-Megawatt-Wasserstoffprojekt zugesagt. Möglicher Standort der Pilotanlage könnte Arzew in der Region Oran sein, in der ein Petrochemie-Komplex von Sonatrach steht. In dem Joint Venture Fertial produziert die algerische Gruppe Asmidal, ein Tochterunternehmen von Sonatrach, gemeinsam mit der spanischen Villar Gruppe Ammoniak.

    Für Deutschland ist Algerien ein wichtiger Partner in der Energiewende – und umgekehrt. Seit der Begründung der deutsch-algerischen Energiepartnerschaft nehmen wir eine privilegierte Stellung ein. Das Potenzial für die Produktion von Grünem Wasserstoff ist enorm. Es gilt jetzt, dieses Potenzial in konkrete Projekte umzuleiten. Dabei unterstützen wir mit Know-how und einem Zuschuss durch die KfW zum ersten Referenzprojekt.  

    Jürgen Kukuk International Hydrogen Ramp-Up Programme (H2Upp) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), GIZ Algier

    Ein grundsätzliches Problem bleibt derzeit in Algerien - wie in vielen anderen Ländern der Welt - ungelöst. Solange es noch keinen potenziellen Käufer für den produzierten Wasserstoff gibt, wird auch die algerische Regierung zurückhaltend sein, das finanzielle Risiko auf sich zu nehmen. 

    Von Verena Matschoß | Tunis

  • Branchenstruktur

    Die lokale Solarbranche wächst. Chinesische Unternehmen spielen aber weiterhin eine zentrale Rolle.

    Im Bereich der Solarenergie gibt es in Algerien einige private Komponentenhersteller, ebenso wie Beratungsbüros. Als Betreiber der Anlagen fungiert der staatliche Riese Sonelgaz beziehungsweise im Industriebereich Sonatrach. In den vergangenen Jahren hat sich die Wertschöpfungskette für Solarenergie in Algerien stetig weiterentwickelt. 

    Solarindustrie hat sich im Green Energy Cluster zusammengeschlossen

    Die wichtigsten nationalen Akteure haben sich im Green Energy Cluster Algeria zusammengeschlossen. Sie decken die ganze Bandbreite der Branche ab, von der Produktion von Paneelen über die Projektentwicklung, Installation bis hin zu Versicherungen und Forschungseinrichtungen, und bieten sich als lokale Partner an. Derzeit sind über 40 Akteure Teil des Clusters, davon sind 80 Prozent Unternehmen. Auch Niederlassungen ausländischer Firmen, wie Schneider Electric aus Frankreich, Huawei aus China oder Ozgun aus der Türkei haben sich dem Cluster angeschlossen. 

    Mit Anforderungen an die lokale Wertschöpfungsquote bei Solarprojekten will die algerische Regierung die Solarindustrie im Land fördern und ausländische Unternehmen zu einer Produktion vor Ort bewegen. Bei den beiden großen Solarausschreibungen aus dem Jahr 2023 gingen 690 Megawatt und damit rund 24 Prozent der vergebenen Leistung an Firmen aus dem Green Energy Cluster Algeria.

    Wichtige Forschungseinrichtung auf dem Gebiet der Erneuerbaren in Algerien ist das Centre de Développement des Energies Renouvelables. Das CDER ist eine öffentliche Einrichtung, die wissenschaftliche und technologische Forschungs- und Entwicklungsprogramme im Bereich der Erneuerbaren durchführt.

     

    Wichtige Branchenunternehmen in Algerien

    Unternehmen

    Sparte

    Zergoun Green EnergyProduktion von Solarmodulen
    Terra Sola AlgérieProjektentwickler (Schweiz) 
    SPS - Systèmes Panneaux SandwichsHersteller von Sandwichpaneelen
    Aures SolaireProduktion von Solarmodulen
    MilltechProduktion von Solarmodulen
    Amimer EnergieProjektentwickler, EPC-Auftragnehmer im Bereich der Solarenergie
    Condor ElectronicsElektronikanbieter
    ENIEElektronikunternehmen
    GISB ElectricHersteller von Kupfer-, Aluminium- und Almelech-Walzdraht
    Quelle: Green Energy Cluster Algeria 2024

    Bisher gibt es zwei Fabriken in Algerien, die zertifizierte Solarmodule herstellen. Die Gesellschaft Zergoun Green Energy produziert in Ouargla, im Nordosten der Sahara, mit einer Jahreskapazität von 200 Megawatt Solarmodule. In der Region Mila hat die Fabrik von Milltech eine Kapazität von 100 Megawatt pro Jahr. Beide Unternehmen wollen ihre Produktionskapazitäten erweitern und größere Module herstellen. 

    Vorprodukte müssen allerdings derzeit komplett importiert werden - zum Großteil aus Asien. Boukhalfa Yaici, der Direktor des Green Energy Cluster Algeria, ruft dazu auf, dass die algerische Produktion weiter diversifiziert wird und noch mehr Wertschöpfung im Land generiert werden kann. So könnten laut Yaici in Algerien auch Solarglas oder Aluminiumrahmen für Solarmodule produziert werden. 

    Chinesische Unternehmen gewinnen große Aufträge

    Chinesische Unternehmen spielen beim Ausbau der Solarenergie in Algerien eine zentrale Rolle. Denn bei den beiden Ausschreibungen über insgesamt 3 Gigawatt gingen 60 Prozent der Leistung an chinesische Generalauftragnehmer. Das spricht dafür, dass Zulieferprodukte und Dienstleistungen auch bevorzugt aus China, dem mit Abstand führendem Hersteller von Solarmodulen, bezogen werden.

    Ausschreibungsgewinner Programm 2000 MWpKapazität in Megawatt, Angebot in Millionen Euro *)
    Standort/Regierungsbezirk (Wilaya)Unternehmen/ Land

    Kapazität 

    Angebot 

    Laghrous (Biskra)Powerchina Int. Sinohydro (China)

    200

    123,5

    Batmet (Msila)CWE-HXCC-YREC (China)

    220

    122,3

    Douar El Maa (El Oued)CWE-HXCC-YREC (China)

    200

    112,0

    Gueltet Sidi Saad (Laghouat)CWE-HXCC-YREC (China)

    200

    110,6

    Tendla (M'Ghaier)CSCEC (China)

    200

    107,3

    TouggourtCosider- Fimer

    150

    98,6

    Khenguet Sidi Nadji (Biskra)Powerchina Zhongnan Engineering (China)

    150

    87,2

    Kenedsa (Béchar)COSIDER-FIMER

    120

    80,7

    Guerera (Ghardaia)Groupment Ozgun /Zergoun (Türkei/Algerien)

    80

    63,1

    Taleb Larbi (El Oued)EURL Hamdi (Algerien)

    80

    54,8

    El Euche (Bordj Bou Arréridj)EURL Hamdi (Algerien)

    80

    54,7

    Ouled Fadel (Batna)Shanxi Installation Group (China)

    220

    53,1

    Ouled Djellal (Ouled Djellal)CWE-HXCC-YREC (China)

    80 

    49,8

    Abadla (Béchar)CWE-HXCC-YREC (China)

    80

    48,9

    * Umrechnung in Euro laut Durchschnittwechselkurs der Banque d Algerie für 2023 1 Euro = 146,851 DAQuelle: pv magazine France; Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

    Allein das Konsortium aus drei chinesischen Firmen CWE-HXCC-YRED wurde für die Umsetzung von fünf Solaranlagen ausgewählt, mit Leistungen zwischen 80 und 220 Megawatt.

    Die anderen Aufträge gingen an algerische Unternehmen, die entweder alleine oder in Partnerschaft mit europäischen Unternehmen an den Ausschreibungen teilgenommen haben. 

    Ausschreibungsgewinner Programm Solar 1000Kapazität in Megawatt, Angebot in Millionen Euro *)
    Standort/Regierungsbezirk (Wilaya) Unternehmen/ Land

    Kapazität 

    Angebot 

    Foulia (El Oued)CSCEC (China)

    300

    192,9

    Hassi Delaa (Laghouat)Groupement Ozgun et Bouzida (Algerien/Türkei)

    300

    167,2

    Tamacine (Tougourt)Cosider-FIMER (Algerien/Italien)

    250

    140,0

    Beni Ounif (Bechar)

    Ain Beida (Ouergla)

    Amimer Energy (Algerien)

    Beni Ounif 50, Ain Beida 100

    99,0

    * Umrechnung in Euro laut Durchschnittwechselkurs der Banque d Algerie für 2023 1 Euro = 146,851 DAQuelle: pv magazine France; Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

    Von Verena Matschoß | Tunis

  • Marktorganisation und Rahmenbedingungen

    Die großen Solarausschreibungen wurden als EPC-Modell ausgeschrieben. Lokale Zulieferungen sind verpflichtend.

    Algerien hat sich wie viele andere Länder ambitionierte Ziele beim Ausbau der erneuerbaren Energien gesetzt. Bis 2035 sollen 15 Gigawatt Leistung aus regenerativen Energieträgern stammen. Aufgrund der hohen Sonneneinstrahlung - 80 Prozent des Landes sind von der Sahara bedeckt - und der gesunkenen Kosten für Solarmodule liegt der Schwerpunkt dabei eindeutig auf der Solarenergie. Es sind aber außerdem Projekte in der Windkraft, der Biomasse, der Geothermie und Kraft-Wärme-Kopplung geplant. 

    Experten schätzen das wirkliche Tempo als langsamer ein. So geht die Economist Intelligence Unit davon aus, dass bis 2033 lediglich 5,5 Gigawatt an Solarkapazitäten im Stromnetz installiert sein werden. 

    Erneuerbare sollen mehr Gasexporte ermöglichen

    Die staatliche Regulierungskommission (Commission de Regulation de l'Electricité et du Gaz) legt per Verordnung die Strompreise fest. Dabei variieren die Kosten je nach Verbrauch, es gibt insgesamt vier Kategorien. 

    Der algerische Staat subventioniert die Strompreise - die Produktionskosten liegen über den Preisen. Auch deshalb ist es für Algerien attraktiver, das produzierte Gas im Export zu verkaufen, als es für die Produktion von Strom für den Inlandsverbrauch zu nutzen. Erneuerbare Energien sollen den steigenden Strombedarf im Land decken. 

    Die Preise für Haushalte pro Kilowattstunde lagen im September 2023 dem Internetportal Global Petrol Prices zufolge bei umgerechnet 3,37 Eurocent. Zum Vergleich: Weltweit zahlten Verbraucher im Durchschnitt 14 Eurocent pro Kilowattstunde.

    Sonelgaz ist staatlicher Monopolist bei der Energieversorgung

    Die staatliche Energieversorgung wird von Sonelgaz und seinen Tochtergesellschaften dominiert, die ein Monopol bei der Strom- und Gasversorgung haben. Für den Ausbau der erneuerbaren Energien ist vor allem das Energieministerium zuständig. Das erst 2020 gegründete Ministerium für die Energiewende und Erneuerbare Energien wurde im September 2022 im Rahmen einer Kabinettsumbildung aufgelöst. In den Zuständigkeitsbereich des Ministeriums für Umwelt und erneuerbare Energien (MEER) fallen die kleinen Erneuerbaren-Energien-Projekte. 

    Das CEREFE (Commissariat aux Energies Renouvelables et à l'Efficacité Energetique) ist eine staatliche Institution im Zuständigkeitsbereich des Premierministers. Sie wurde 2019 gegründet und ist dafür zuständig, die staatlichen Programme im Bereich der erneuerbaren Energien zu evaluieren und leistet bei der Umsetzung von Projekten technische Beratung.

    Die neue staatliche Stelle SHAEMS (Société Algérienne des Energies Renouvelable) entstand 2021 als Tochterunternehmen von Sonelgaz und Sonatrach und sollte mit der Umsetzung der Programme zum Ausbau der Erneuerbaren betraut sein. Allerdings spielt SHAEMS derzeit keine Rolle mehr und wurde von Sonelgaz übernommen. Die beiden großen Ausschreibungen im Bereich der Solarenergie laufen nun ausschließlich über Sonelgaz. 

    Die Ausschreibungen im Energiebereich werden im Ausschreibungsblatt des Energiesektors BAOSEM veröffentlicht. BAOSEM ist eine Tochtergesellschaft der Konzerne Sonatrach und Sonelgaz und wurde am 17. November 2002 gegründet.

    Local Content spielt wichtige Rolle

    Bewerber auf die großen Solarausschreibungen müssen sich verpflichten, einen bestimmten Anteil der eingesetzten Produkte und Dienstleistungen von algerischen Herstellern zu beziehen. Laut Boukhalfa Yaici vom Green Energy Cluster Algeria liegen bei den beiden großen Ausschreibungen die Anforderungen an den Local Content bei mindestens 35 Prozent.  

    Ausschreibungen laufen als EPC-Modell

    Ursprünglich wurde das Projekt Solar 1000 im Dezember 2021 für unabhängige Stromerzeuger (IPP) ausgeschrieben. Dies hätte bedeutet, dass der Bauträger gleichzeitig auch als Betreiber fungiert hätte. Nach mehreren Verzögerungen wurde schließlich zu einem reinen Bauvertrag nach dem EPC-Modell (Engineering, Procurement, Construction) gewechselt. Dies bedeutet, dass nach einer gewissen Übergangsfrist der staatliche Stromversorger Sonelgaz die Anlagen betreibt. 

    Madjid Chikh erklärt die Umsetzung als EPC-Modell mit der fehlenden Erfahrung bei IPP-Projekten. Die Finanzierbarkeit und damit die Bankfähigkeit der Stromabnahmeverträge wäre zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben. Das CEREFE setze sich aber dafür ein, dass solche Modelle des privaten Betriebs mehr bedacht werden. 

    Nach Berechnungen der Economist Intelligence Unit liegen die Kosten durch die Vergabe als EPC-Projekt nun bei 2 Milliarden US-Dollar. Somit hängt eine Umsetzung von der Haushaltslage ab. Denn die Finanzierung der Projekte wird der algerische Staat alleine stemmen.

    Die Ausschreibungen stehen allen Unternehmen offen - national wie international. Die 51/49-Regel, nach der ausländische Unternehmen immer einen lokalen Partner mit Mehrheitsanteilen an Projekten benötigt hatten, wurde bereits vor einigen Jahren für sogenannte nicht strategische Bereiche abgeschafft. Bei den Ausschreibungen erhält grundsätzlich das Unternehmen mit dem niedrigsten Angebot den Zuschlag. Von der Ausschreibung über 2.000 Megawatt zu der Ausschreibung über 1.000 Megawatt konnte ein Rückgang der Tarifkosten erreicht werden. Von durchschnittlich 7,3822 Dinar (rund 5,5 Eurocent) pro Kilowattstunde für das 2-Gigawatt-Projekt auf 6,0885 Dinar (rund 4,5 Eurocent) pro Kilowattstunde für Solar 1000. Damit liegen die Kosten aber noch deutlich über den Großprojekten der Golfstaaten. 

    Nach Vorstellungen vom CEREFE müsste der Rechtsrahmen angepasst werden, um neben der Nutzung von Erneuerbaren für den Eigenbedarf auch die Einspeisung in das Stromnetz zu ermöglichen. Dies ist derzeit noch nicht möglich. So wurden über ein Programm zur Ausstattung von Schulen mit PV-Anlagen bisher auf den Dächern von 1.200 Schulen Solaranlagen montiert - produziert wird aber nur für den Eigenbedarf. Ohne Speichermöglichkeit geht der an Wochenenden und in den Ferien produzierte Strom verloren. Madjid Chikh bleibt aber optimistisch, denn es werde derzeit an einem Rechtrahmen gearbeitet, um die produzierte Energie von Haushalten, Industrie und dem Dienstleistungssektor auch ins Netz einzuspeisen.

    AHK Algerien ist erste Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Für deutsche Unternehmen bleibt Algerien ein herausfordernder Markt. Firmen, die einen Markteintritt im Land planen, sollten Kontakt zur deutsch-algerischen Industrie- und Handelskammer aufnehmen. Im Rahmen der Exportinitiative Energie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz finden immer wieder Informationsveranstaltungen oder Geschäftsreisen für deutsche Unternehmen mit einem Interesse am algerischen Markt statt. 

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Verena Matschoß | Tunis

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade and InvestWirtschaftsdaten Algerien

    Exportinitiative Energie

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    Factsheets der Exportinitiative Energie

    Factsheet mit allgemeinen Energieinformationen zu Algerien

    Zielmarktanalysen der AHK AlgerienAnalyse zum Thema Erneuerbare Energien

    AHK Algerien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Deutsch-Algerische EnergiepartnerschaftZentrale Dialogplattform für den energiepolitischen Austausch

    Ministère de l'Energie et des Mines

    Energie- und Bergbauministerium

    Ministère de l'Environment

    Ministerium für Umwelt und Erneuerbare Energien
    SonelgazKonzern der Energieindustrie, zuständig für Erzeugung, Versorgung und Vermarktung von Strom und Kauf, Transport und Verteilung von Erdgas
    SonatrachNationales Öl- und Gasunternehmen
    Commissariat aux Energies Renouvelables et à l'Efficacité Energétique CEREFEÖffentliche Einrichtung im Aufgabenbereich des Premierministers
    Centre de Developpement des Energies Renouvelables CDERWissenschaftszentrum für Erneuerbare Energien
    Green Energy ClusterBranchenvereinigung

    SEER Algérie

    Messe für Erneuerbare Energien, Algier, nächster Termin: Februar 2025
    ERA Messe für Erneuerbare Energie, Oran, nächster Termin: 25. bis 27. November 2024

     

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.