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Branche kompakt | Australien | Bauwirtschaft

Australiens Bauwirtschaft kommt in Fahrt

Der Wohnungsbau in Australien steht derzeit unter Druck, doch es sind Maßnahmen zur Belebung in Sicht. Im Gegensatz dazu florieren der Wirtschafts- und Infrastrukturbau. 

Von Daniel Lenkeit | Sydney

Ausblick der Bauwirtschaft in Australien

Bewertung:

 

 

  • Bis 2029 sollen 1,2 Millionen neue Wohnungen entstehen.
  • Der Wirtschaftsbau kann an die gute Konjunktur der letzten Jahre anknüpfen.
  • Milliardenschwere Infrastrukturprogramme stimulieren den Tiefbau.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Februar 2025

  • Markttrends

    Der Wohnungsbau leidet aktuell und soll angekurbelt werden. Wirtschafts- und Infrastrukturbau erfreuen sich guter Konjunktur.

    Australiens Baubranche kann in den nächsten Jahren auf eine gute Auftragslage hoffen. Der Branchenverband Master Builders Australia erwartet, dass die erbrachten Bauleistungen im Land in drei Jahren - im Finanzjahr 2026/2027 - um 13 Prozent höher ausfallen als noch 2023/2024. Allein für das kommende Finanzjahr rechnet der Verband mit einem Wachstum von sieben Prozent. 

    Vor allem große Infrastrukturprojekte und der starke Wirtschaftsbau halten die Baukonjunktur, wie schon in den Jahren zuvor, lebendig. 

    Der Wohnungsbau verlor in den letzten Jahren an Schwung. Neubauvorhaben fielen laut Masters Builders Australia im Zeitraum 2023-24 auf ein 10-Jahres-Tief. Anhaltend hohe Zinsen und sinkende Reallöhne senkten den Appetit vieler Haushalte für Baukredite.  

    Der Verband erwartet aber, dass sich der Markt in den nächsten Jahren schrittweise erholt. Dafür sprechen vor allem zwei Argumente: Erstens, der Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum in Australien ist enorm. Der Staat will deutlich mehr Wohnungsbau fördern und verabschiedete dafür Mitte 2024 gemeinsam mit den Bundesstaaten den "National Housing Accord".

    Zweitens, die aktuell schwache Wirtschaftsentwicklung dürfte mittelfristig mit einer expansiveren Geldpolitik angekurbelt werden. Sinkende Zinsen beeinflussen die Konjunktur im privaten Immobiliensektor in der Regel positiv und können dem privaten Wohnungsbau in den nächsten Jahren Auftrieb geben. 

    Große Konjunkturprogramme sollen Wohnungsbau aus dem Tief helfen

    Im Juli 2024 trafen Bund und Länder in Australien eine wegweisende Vereinbarung, die darauf abzielt, den Wohnungsbau in den nächsten fünf Jahren deutlich anzukurbeln. Der "National Housing Accord" sieht vor, 1,2 Millionen neue Wohnungen innerhalb von fünf Jahren zu errichten.

    Die nationale Regierung stellt dafür 2,2 Milliarden US-Dollar (US$) bereit, die an die Bundesstaaten, Territorien und lokalen Behörden fließen, um den Wohnungsbau zu fördern.

    Ein anderes nennenswertes staatliches Programm ist der Ende 2023 aufgesetzte "Housing Australia Future Fund". Dieser 10-Milliarden-Dollar-Fonds soll die Nachfrage nach bezahlbaren Wohnungen bedienen und unter anderem 20.000 neue Sozialwohnungen schaffen.

    Ob die Ziele erreicht werden, ist fraglich. Wie Master Builders festhält, wurden in Australien nie zuvor so viele neue Wohnungen in fünf Jahren gebaut. 

    1,2 Millionen

    neue Wohnungen sollen bis 2029 entstehen.

    Privater Wohnungsbau schwächelte zuletzt

    Das größte Segment der australischen Bauwirtschaft, der private Wohnungsbau, durchläuft ein Konjunkturtal. Im zurückliegenden Geschäftsjahr 2023/24 entstanden laut Masters Builders etwa 162.000 neue Wohnungen. Das ist der schlechteste Jahreswert seit über einem Jahrzehnt und das dritte rückläufige Jahr in Folge.

    Sowohl nachfrage- als auch angebotsseitig gibt es Probleme. Längere Fertigstellungszeiten senken Produktivität und Produktion. Wichtige Bauberufe sind zu dünn besetzt und der Wettbewerb um diese Arbeitskräfte verschärft die Sorgen der Unternehmen. Dazu liegen die Kosten im Baugewerbe heute um 40 Prozent höher als vor der Pandemie. Die Lage vieler Haushalte ist durch Inflation und höhere Zinsen weiter angespannt.

    Marktvolumen der Bauwirtschaft in AustralienIn Millionen US-Dollar; Veränderung auf Basis des Australischen Dollars in Prozent¹)

    Kennziffer

    2022/20232)

    2023/20242)

    Veränderung 2022/2023 zu 2023/2024

    Marktvolumen insgesamt, davon

    160.253

    168.446

    5,8

    Wohnungsbau

    60.586

    60.387

    0,3

      öffentlich

    914

    972

    7,1

      privat

    59.672

    59.415

    0,2

    Wirtschaftsbau

    18.998

    19.503

    3,3

    Infrastrukturbau

    80.669

    88.556

    10,5

      öffentlich

    11.881

    13,723

    16,2

      privat

    68.788

    74.833

    9,5

    Wert der erbrachten Ingenieur-, Architektur- und Consultingleistungen

    43.672

    43.313

    -0,2

    1 Umrechnung anhand des Wechselkurses im Jahresdurchschnitt laut Bundesbank 2023: 1 australischer Dollar ($A) = 0,66 US-Dollar (US$); 2024: 1$A = 0,66 US$; 2 Finanzjahr 2022/2023 und 2023/2024 (1. Juli bis 30. Juni).Quelle: Australian Bureau of Statistics (ABS); IBIS World 2024

    Wirtschaftsbau wird weiter expandieren

    Der Wirtschaftsbau ist laut Einschätzungen von Master Builders in einer Boomphase. Diese soll sich in den kommenden Jahren fortsetzen. Die erbrachten Bauleistungen werden in den nächsten fünf Jahren (bis 2029) um insgesamt 7,3 Prozent steigen, so Master Builders.

    Den Wirtschaftsbau gliedert der Verband Master Builders in drei Teilsektoren: Industriebau, Einzelhandel und Gewerbebau sowie Sozial-, Freizeit- und Kulturbau. 

    Vor allem die Prognosen für den Bau von Sozial-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen sind robust. In den Jahren bis 2028-29 soll das Bauvolumen in dem Segment um etwa 18 Prozent gegenüber dem Wert 2024 steigen. Maßgeblich dafür sei der hohe Anteil des öffentlichen Sektors in diesem Zeitraum.

    Im Gewerbebau bleibt die Nachfrage nach neuen Bürogebäuden voraussichtlich weiter schwach. Noch immer drücken errungene Regelungen zum mobilen Arbeiten die Nachfrage nach neuen Büroflächen. Das trifft vor allem auf den öffentlichen Sektor zu.

    Für den Industriebau sind die Vorzeichen schlechter. In den Jahren seit 2020 nahm der Bestand an Industriegebäuden stark zu. Vor allem konsumierten Verbraucher pandemiebedingt stärker online und die Nachfrage nach Logistik und Lagerhaltung stieg entsprechend. Diese Entwicklung wird sich voraussichtlich abschwächen.

    Wirtschaftsbau zuletzt mit guter Bilanz

    Im vergangenen Geschäftsjahr 2023/24 konnte der Wirtschaftsbau im Vergleich zum Vorjahr deutlich zulegen. Er wuchs das dritte Jahr in Folge und erreichte laut Verband ein Rekordniveau beim Wert der erbrachten Bauleistungen. Den größten Zuwachs in den Subsegmenten verzeichnete der Industriebau (Fabriken, Lagerhallen, Gebäudebau in der Landwirtschaft) mit knapp 9 Prozent.

    Der Gewerbebau, der Büro-, Einzelhandels- und Verkehrsgebäude umfasst, verzeichnete 2023/24 ebenfalls das dritte Jahr in Folge einen Anstieg - zuletzt um 6 Prozent.  

    Infrastrukturbau gut ausgelastet

    Auch der Infrastrukturbau durchläuft ein Konjunkturhoch. In den nächsten fünf Jahren erwartet Master Builders in dem Sektor Bauleistungen im Wert von etwa 410 Milliarden US-Dollar. Das wären knapp 25 Prozent mehr als in den letzten fünf Jahren. Verkehrsprojekte treiben den Aufschwung stark voran.

    Dazu zählt unter anderem der Bau des Western Sydney Airports und dessen geplante multimodale Verkehrsanbindung an das Stadtzentrum sowie die Weiterentwicklung des Inland-Rail-Netzwerks. In diese Infrastrukturprojekte fließen bedeutende Fördermittel. 

    Aber auch der Versorgungssektor wird kräftig expandieren. Das Tempo des Bevölkerungswachstums sowie die Integration neuer, nachhaltiger Energieerzeugung erhöhen den Bedarf an Versorgungsnetzen, etwa bei der Strominfrastruktur.

    Master Builders erwartet in den nächsten fünf Jahren das Bauvolumen in der Versorgungswirtschaft um ein Drittel höher als in den vergangenen fünf Jahren. 

    Ausgewählte Großprojekte der Bauwirtschaft in AustralienInvestitionssumme in Milliarden US-Dollar
    Projekt

    Investitionssumme1) 2)

    ProjektstandAnmerkungen
    Suburban Rail Loop Melbourne (U-Bahnring, 90 km) - SRL East

    22,8

    unterschiedlich je nach TeilprojektDas Projekt wird in vier Abschnitten umgesetzt (SRL East, North, Airport, West). Die erste Stufe des SRL East umfasst einen 26 Kilometer langen, untertunnelten U-Bahn-Korridor und 6 Bahnhöfe. Geplante Fertigstellung der Etappen SRL East und North bis 2035.
    Australian Asia Power Link

    19,8

    angekündigtProjektumfang wurde im Jahr 2024 verkleinert; Grok Ventures erwarb die Kontrolle über das Projekt.
    North East Link Highway Melbourne

    17,3

    unterschiedlich je nach TeilprojektFertigstellung bis 2028 geplant; Teilprojekte beinhalten Tunnelbau, Schnittstellenarbeiten und den Ausbau von Autobahnen und Umgehungsstraßen.
    Bruce Highway Upgrade

    11,2

    unterschiedlich je nach TeilprojektDie Bundesregierung kündigte im Januar 2025 eine zusätzliche Förderung für sicherheitstechnische Verbesserungen von rund 4,8 Milliarden US$ an.
    Gippsland Dawn Offshore Wind Project

    6,6

    in PlanungGeplanter Projektumfang: 140 Offshore-Windturbinen auf festen Fundamenten und vier Offshore-Umspannwerke. Der erzeugte Strom soll über Unterseekabel zu einer Anlandestelle an Land geleitet werden. Geplanter Baubeginn 2029 mit Fertigstellung bis 2032.
    Westport

    4,8

    angekündigtDie Regierung von Westaustralien plant den Bau eines neuen Containerhafens in Kwinana. Der Baustart soll 2028 erfolgen, geplante Fertigstellung bis 2039.
    Direct Sunshine Coast Rail Line - Stage One 

    3,6

    BeschaffungDas Projekt wird in drei Stufen durchgeführt und umfasst eine 37,8 km lange zweigleisige Bahnstrecke mit sechs neuen Bahnhöfen. Geplanter Baubeginn 2026; Fertigstellung bis 2032.
    1 US$-Werte umgerechnet anhand des durchschnittlichen Wechselkurses 2024: 1 $A=0,66 US$; 2 Schätzungen.Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Von Daniel Lenkeit | Sydney

  • Nachhaltiges Bauen und Energieeffizienz

    Deutsche Anbieter haben gute Absatzchancen. Neue Berichtspflichten erschweren australischen Bauunternehmen das Geschäft.

    Nach Angaben der australischen Regierungsbehörde "Infrastructure Australia" sind Gebäude und Infrastruktur für ein Drittel der CO2-Emissionen des Landes verantwortlich. Dabei fallen zehn Prozent der gesamten Emissionen allein auf sogenanntes "embodied carbon", diejenigen CO2-Emissionen, die mit Materialien und Bauprozessen während des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes oder einer Infrastruktur verbunden sind. 

    Mittels nachhaltiger Bauweisen und höherer Energieeffizienz will Australiens Bauwirtschaft sowohl die Umweltbelastung reduzieren als auch Betriebskosten, etwa im Gebäudesektor, minimieren.

    Bauwirtschaft in Down Under bietet zahlreiche Chancen für deutsche Unternehmen

    Generell ist der australische Bausektor für deutsche Firmen ein guter Absatzmarkt. Das gilt umso mehr in den Bereichen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Hier sind innovative und hochwertige Lösungen gefragt, bei denen deutsche Hersteller Technologievorsprünge nutzen können.

    Hersteller hochwertiger Dämmmaterialien und energieeffizienter Verglasungen haben ebenso gute Absatzchancen wie Produzenten innovativer und nachhaltiger Materialien. Dazu gehören unter anderem nachhaltige Baustoffe und Recyclingmaterialien. Hersteller von kohlenstoffarmem Beton, umweltfreundlichem Stahl und Stahlbeschichtungen sowie Materialien mit niedrigem Gehalt an flüchtigen organischen Verbindungen (VOC-Gehalt) - etwa für Bodenbeläge - sollten den Markt im Auge behalten.

    Ebenso sind zunehmend Softwarelösungen gefragt. Technische Systeme zur digitalen Gebäudeplanung, Energie- und Beleuchtungsüberwachung und -steuerung bieten gute Chancen. Der Einsatz von Building Information Modeling (BIM), Sensorik und Internet of Things (IoT) können Gebäude in Echtzeit analysieren – ein Ansatz, der im Rahmen von australischen Umweltratingsystemen wie NABERS zunehmend gefragt ist.

    Energieeffizienz und nachhaltiges Bauen sind wichtige Themen in Australiens Bausektor

    Gerade im Gebäudebau werden energieeffiziente und grüne Baupraktiken immer wichtiger. Staatliche Initiativen und verschärfte Bauvorschriften, wie sie etwa im Rahmen von BASIX, Green Star Zertifikation und im National Construction Code umgesetzt werden, fördern den Einsatz moderner Dämmung, effizienter Heiz- und Kühlsysteme sowie erneuerbarer Energien. Das gilt sowohl für Neubauten als auch bei der Sanierung bestehender Gebäude.

    Insbesondere in New South Wales müssen bei Neubauprojekten im Wohnbereich über BASIX strenge Anforderungen an den Energie- und Wasserverbrauch eingehalten werden, um die Nachhaltigkeit der Wohnsiedlungen zu sichern.

    Auch im Gewerbebau steigt der Wert zertifizierter Gebäude, vor allem im Bereich Energieeffizienz. Durch Initiativen wie das NABERS Energy Rating System oder das Commercial Building Disclosure Program wird die Nachfrage nach moderner Gebäudetechnik, integrierter, erneuerbarer Energieversorgung und nachhaltigen Baumaterialien weiter zunehmen. Deutsche Anbieter dieser Technologien und Produkte finden hier einen wachsenden Markt.

    Neue Berichtspflichten stellen australische Bauunternehmen vor Herausforderungen

    Ab 2025 müssen sich Bauunternehmen in Australien auf strengere Berichtspflichten für Nachhaltigkeit einstellen. Das kann unter anderem betriebliche, finanzielle und strategische Anpassungen erforderlich machen.

    Die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist Teil eines neuen Gesetzes (Treasury Laws Amendment Bill), das klimabezogene finanzielle Risiken von Unternehmen und deren Nachhaltigkeitsleistung offenlegen soll. Die Anforderungen orientieren sich an internationalen Standards für Nachhaltigkeitsberichte (Leitlinien des International Sustainability Standards Board (ISSB)) und zielen darauf ab, die Unternehmenstransparenz, das Management von Klimarisiken und die Verantwortung in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) zu verbessern.

    Umsetzung der Berichtsauflagen erfolgt schrittweise

    Die Anforderungen gelten zuerst nur für Unternehmen mit mehr als 500 Angestellten, 500 Millionen Australischen Dollar ($A) Umsatz (etwa 317,7 Millionen US$) oder 1 Milliarde $A (etwa 635,4 Millionen US$) an Vermögenswerten, wobei die Einführung für kleinere Unternehmen schrittweise erfolgen wird. 

    Ab Juli 2026 fallen Unternehmen mit mehr als 250 Angestellten, mehr als 200 Millionen $A Umsatz (etwa 127,1 Millionen US$) oder 500 Millionen $A (etwa 317,7 Millionen US$) an Vermögenswerten in die Berichtspflicht. Ab Juli 2027 folgt dann die letzte Gruppe: Unternehmen mit mehr als 100 Angestellten, mehr als 50 Millionen $A Umsatz (etwa 31,7 Millionen US$) oder 25 Millionen $A (etwa 15,9 Millionen US$) an Vermögenswerten. Alle kleineren Unternehmen sind von den Nachhaltigkeitsberichten befreit. 

    Für viele australische Baufirmen werden damit die ESG-Anforderungen komplexer. Sie stehen ab Januar 2025 vor der Aufgabe, die neuen Pflichten in ihre bestehenden ESG-Rahmenwerke zu integrieren. Eine besondere Hürde stellen Berichtspflichten zu CO2-Emissionen in der Lieferkette dar. Gerade für die Baubranche mit ihren oft komplexen Lieferketten dürfte dies kein leichtes Unterfangen werden. Eine umfangreiche Datenerfassung bei Zulieferern und Subunternehmern wäre nötig. Diese ist wiederum abhängig von standardisierten Berichterstattungsverfahren der Partner.

    Obwohl die Einhaltung der neuen Vorschriften anfänglich mit zusätzlichen Kosten verbunden ist, werden Unternehmen, die frühzeitig auf die Anforderungen reagieren, von einer höheren Wettbewerbsfähigkeit profitieren.

    Deutsche Unternehmen, die Beratungs- und Dienstleistungsangebote im Bereich Nachhaltigkeitsberichterstattung und ESG-Compliance anbieten, dürften in Australien zukünftig noch mehr gefragt sein.

     

     

    Von Daniel Lenkeit | Sydney

  • Branchenstruktur

    Fragmentierter Wohnungsbau bietet in Australien vielen kleinen Unternehmen Marktzugang. Im Tiefbau hingegen dominieren Konzerne das Geschäft.

    Die Baubranche hat eine herausragende Bedeutung für Australiens Wirtschaft. Sie ist ein wichtiger Konjunkturmotor, der nicht nur direkt Arbeitsplätze schafft, sondern auch nachgelagerte Gewerbe wie Baumaterialien, Maschinenbau, Transport und Logistik stimuliert.

    Insgesamt trägt die Bauwirtschaft jährlich zwischen 8 und 9 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt Australiens bei. Dazu ist etwa jeder zehnte Arbeitnehmer in der Branche beschäftigt.

    Viele kleine Unternehmen im Wohnungsbau

    Über 400.000 Unternehmen sind im Baugewerbe insgesamt registriert. Hoch- und Tiefbau sind sehr unterschiedlich strukturiert. Viele kleine Unternehmen dominieren den Hochbau, während der Tief- und Infrastrukturbau von großen Baukonzernen besetzt ist. Dies spiegelt vor allem die verschiedenen Anforderungen und Investitionsvolumina der Segmente wider. 

    Im Wohnungsbau ist der australische Markt stark fragmentiert, mit vielen kleinen und mittleren Unternehmen. Sie dominieren den Wohnungsmarkt, da sie regional agieren und überwiegend Einfamilienhäuser und kleinere Mehrfamilienhäuser bauen. 

    Zu den wichtigsten Playern gehören Metricon Homes, ABN Group und MJH Group (NXT Building Group), die jährlich jeweils mehrere Tausend Wohneinheiten fertigstellen.

    Eine wichtige Rolle spielen die Tradespeople ("Tradies"). So werden in Australien die zahlreichen selbstständigen Handwerker bezeichnet, die als Subunternehmer auf den Baustellen arbeiten.

    Wenige Baukonzerne dominieren Australiens Tiefbau

    Der Markt für Tiefbau und Infrastrukturbau ist weniger fragmentiert. Hier dominieren einige große Baukonzerne wie etwa CPB Contractors, Downer, Multiplex, Lendlease, CIMIC Group oder John Holland den Markt. Sie verfügen über die notwendigen Ressourcen und Kapazitäten, um komplexe Großprojekte wie Straßen-, Brücken- und Schienenbau zu stemmen.

    Ein wichtiger Akteur im Tiefbau ist die CIMIC Group. Das 1949 gegründete Unternehmen gehört mittlerweile mehrheitlich zur deutschen Hochtief. Im australischen Markt agiert der Konzern vor allem über die Sparte CPB Contractors sowie den auf die Versorgungswirtschaft spezialisierten Unternehmensteil UGL. 

    Die bekannte australische Branchengröße John Holland gehört zur in Hongkong ansässigen China Communications Construction Company (CCCI). Das Unternehmen ist an vielen großen Infrastrukturprojekten wie Westconnex in Sydney oder Metro Tunnel in Melbourne beteiligt. 

    Ausländische Bauunternehmen zeigen Präsenz im Infrastrukturausbau

    Weitere wichtige Marktteilnehmer sind die Downer Group, Clough und McConnel Down. Die Investitionswelle beim Infrastrukturausbau lockt verstärkt ausländische Baukonzerne nach Australien. Zu den Unternehmen, die in den vergangenen Jahren Großaufträge gewinnen konnten, zählen Acciona und Ferrovial (Spanien), Webuild (zuvor Salini Impreglio) (Italien), Bouygues (Frankreich), Laing O'Rourke (UK), Gamuda (Malaysia) sowie Bechtel (USA).

    Bei der Produktion von Baustoffen verfügt Australien über eine Reihe von diversifizierten Großunternehmen wie Cement Australia, CSR Limited, Adelaide Brighton Cement (Adbri) oder Boral Limited. Die HeidelbergerCement AG ist in Australien über die Tochtergesellschaft Heidelberg Materials (früher Hanson) tätig. Das Unternehmen betreibt ein Netzwerk mit 210 Betonwerken, 71 Steinbrüchen, vier Asphaltwerken, fünf Recyclinganlagen und einer Deponie im ganzen Land. Heidelberg Materials hält zudem eine 50-Prozent-Beteiligung an Cement Australia, einem der größten Zementhersteller des Landes.

    Wichtige Branchenunternehmen in Australien (Auswahl)Umsatz in Millionen US-Dollar

    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz 2024*)

    CIMIC Group LimitedIngenieurdienstleistungen, Bauwesen und natürliche Ressourcen

    5.133,1

    Downer EDI LimitedTransport, Bergbau, Energie und Industrietechnik, Versorgungsunternehmen, Kommunikation und Anlagen

    3.322,1

    John Holland Group Pty LtdIngenieur-, Bau- und Wartungsdienstleistungen für gewerbliche und institutionelle Gebäude, Transport und Wasser 

    2.153,3

    MultiplexHochbau (Wohnungs- und Hausbau)

    1.970,3

    LendLease GroupProjektmanagement, Bau, Immobilien und Infrastrukturdienstleistungen und Investitionen in Immobilien

    1.968,9

    * Umrechnung anhand des Wechselkurses im Jahresdurchschnitt laut Bundesbank 2024: 1 australischer Dollar ($A) = 0,66 US-Dollar (US$).Quelle: IBIS World 2025

    Von Daniel Lenkeit | Sydney

  • Rahmenbedingungen

    Bei öffentlichen Ausschreibungen müssen ausländische Unternehmen auf local content Vorschriften achten. 

    Das Ausschreibungsverfahren in Australien ist recht komplex, vor allem wegen zum Teil unterschiedlicher Anforderungen und Vorgaben einzelner Bundesstaaten. Die Datenbank AusTender gibt eine Übersicht über Ausschreibungen und Beschaffungen der australischen Regierung. Daneben gibt es von jedem Bundesstaat eigene Datenbanken für Ausschreibungsverfahren.

    Komplexe Ausschreibungsregeln, gutes Zahlungsverhalten

    Öffentliche Ausschreibungen enthalten häufig Vorschriften für einen verbindlichen Inlandsanteil. Auch eine Sonderbehandlung von lokal ansässigen kleinen und mittleren Unternehmen ist üblich. Im Bundesstaat Victoria gilt beispielsweise die Local Jobs First Policy, in New South Wales (NSW) gibt es das "NSW Government Procurement Policy Framework", das lokale Beschaffung fördert. 

    Auch Queensland und Western Australia haben ähnliche Bestimmungen. In Queensland zielt die "Queensland Charter for Local Content", in Western Australia die "Western Australian Industry Participation Strategy" (WAIPS) darauf ab, die Beteiligung lokaler Unternehmen an staatlich finanzierten Projekten zu maximieren. Deutsche Unternehmen, die in Australien tätig werden möchten, sollten die spezifischen Richtlinien des jeweiligen Bundesstaats sorgfältig prüfen, um sicherzustellen, dass sie die lokalen Vorschriften einhalten.

    Das Zahlungsverhalten in der australischen Bauwirtschaft ist insgesamt zuverlässig. Von staatlicher Seite veröffentlicht der Payment Times Reporting Regulator regelmäßig Datensätze, welche die Zahlungsmoral von großen Bauunternehmen abbildet.

    Herausforderung bei Fachkräften

    Die Entwicklung des Fachkräfteangebots gewinnt in Australien an Bedeutung. Unternehmen und Verbände bemerken anhaltende Schwierigkeiten, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Der Ausbau der Qualifikation von Mitarbeitern wird unter anderem durch staatliche und branchenspezifische Initiativen unterstützt. 

    Diese Initiativen reichen von finanziellen Anreizen und gezielten Einstellungsprogrammen bis hin zu von der Industrie finanzierten Ausbildungsprogrammen. Es ist eine koordinierte Anstrengung von Regierung und Bauindustrie, um nicht nur die vorhandenen Arbeitskräfte weiterzubilden, sondern auch neue Talente für den Bau- und Gebäudesektor zu gewinnen.

     

    GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Daniel Lenkeit | Sydney

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    AHK Australien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Department of Industry, Science and Resources - Building and ConstructionMinisterium für Industrie, Wissenschaft und Ressourcen

    Master Builders Australia

    Verband der Bauwirtschaft
    Housing Industry Associacion (HIA)Verband der Wohnungswirtschaft
    Australian Construction Industry Forum (ACIF)Forum für Führungskräfte der Bauindustrie in Australien
    Build AustraliaFachzeitschrift

    Inside Construction

    Fachzeitschrift
    Sydney Build Expo 2025Fachmesse vom 07. bis 08.05.2025

    eTendering

    Regierungsplattform für Tender New South Wales
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