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Aserbaidschan stärkt Transportwege: multimodale Projekte geplant
Das Land modernisiert seine Transportinfrastruktur. Die Vorhaben umfassen den Schienen-, See- und Luftweg sowie den Ausbau und die Modernisierung von Grenzübergängen.
07.02.2025
Von Uwe Strohbach | Baku
Das Südkaukasusland Aserbaidschan investiert in den Ausbau seiner Transportwege. Durch die Modernisierung von Gleisen und Grenzübergängen, die Einführung moderner Technologien sowie den Bau eines neuen Frachtflughafens soll deren Effizienz gesteigert und der internationale Handel gefördert werden. Das Land verfolgt damit zwei Ziele: Es will seine Lage als Transportbrücke zwischen Europa und Asien nutzen und vom Transit profitieren. Zudem sollen Transport und Logistik die Wirtschaft diversifizieren und die Abhängigkeit von Öl und Gas verringern.
Zoll- und Grenzübergänge im Fokus
Ein Bottleneck beim Ausbau der Logistikinfrastruktur sind die Übergänge an den Landesgrenzen. Daher verabschiedete die aserbaidschanische Regierung einen Regierungsplan zur Förderung von Transitfrachten. Dieser sieht bis 2026/2027 vor, die Zoll- und Grenzübergänge zu modernisieren und die Infrastruktur zu verbessern. Dazu gehören der Ausbau von Kontrollpunkten und die Einführung moderner Technologien zur effizienteren Abwicklung des Grenzverkehrs.
Die vorgesehenen Projekte umfassen:
- Modernisierung und Ausbau von Zoll- und Grenzübergängen für den Lkw-Verkehr zu Georgien (Qırmızı Körpü, Mazimgara), Russland (Samur, Schirvanli) und Iran (Astara, Bilasuvar),
- Errichtung neuer Grenzübergänge zu Georgien und den Iran,
- Sanierung oder Wiederinbetriebnahme bestehender Verladeterminals an oder nahe den Staatsgrenzen,
- Verbesserung der Infrastruktur an den Bahnhöfen Böyük Kasik (Grenze zu Georgien) und Astara (Grenze zu Iran),
- Aufbau von Prüfstellen für Lebensmittelsicherheitskontrollen nahe der Zoll- und Grenzabfertigungsstellen,
- Errichtung von Stationen für die Desinfektion und Rattenbekämpfung für Container und Schiffe und
- Einrichtung staatlicher Dienste in privaten Logistikzentren (Zollabwicklung, Pflanzen- und Veterinärgesundheitsdienst).
Massiver Transitgüteranstieg bis 2030 im Schienenverkehr erwartet
Die Eisenbahn spielt eine zentrale Rolle beim Ausbau der Verkehrswege in Aserbaidschan. Mit dem Entwicklungsplan der Aserbaidschanischen Eisenbahn (2024 bis 2030) werden 36 Initiativen umgesetzt, um die Effizienz, Sicherheit und Kapazität des Gütertransports zu steigern. Auch ökologische und Digitalisierungsprojekte sind enthalten.
Im Jahr 2030 will die Aserbaidschanische Bahn insgesamt bis zu 30 Millionen Tonnen Güter befördern, gegenüber 18,5 Millionen Tonnen im Jahr 2024. Sollte der geplante Ausbau des Nord-Süd-Korridors (Yalama/Grenze zu Russland – Astara/Grenze zum Iran) umgesetzt werden, könnte die Menge der beförderten Güter ab 2030 auf mehr als 40 Millionen Tonnen steigen.
Bei der Ausweitung des Gütertransports hat die Bahn vor allem Transitfrachten im Visier. Die jährlichen Transite sollen sich bis 2030 gegenüber dem heutigen Niveau verdoppeln, bei Fertigstellung der zweiten Projektphase des Nord-Süd-Korridors vervierfachen. Im Jahr 2024 vereinbarten Russland und Aserbaidschan, die erste Ausbauetappe schnell umzusetzen. Bis 2028 sollen über den aserbaidschanischen Zweig des Korridors bis zu 5 Millionen Tonnen Güter transportiert werden.
Streckennetz der Aserbaidschanischen Bahn
Das öffentlich betriebene Streckennetz der Aserbaidschanischen Bahn umfasst derzeit 2.180 Kilometer, davon 1.151 Kilometer elektrifizierte Trassen (Stand 2023, Staatliches Statistikkomitee).
Vorhaben | Projektwert | Projektzeitraum |
---|---|---|
Letzte Modernisierungsphase der Trasse Sumgait – Yalama 1) | 160 (ADB 2) -Kredit: 132) | 2024-2025 / Anfang 2026 |
Modernisierung der Strom- und Signalanlagen auf den Trassen Yalama – Baladjari und Alat – Osmanli 1) | k.A. | 2025-2026 |
Modernisierung des Abschnitts Alat – Osmanli (60 km), der Trasse Alat – Osmanli – Astara (166 km) 1) | k.A. | 2024-2026 |
Projekte im Rahmen einer aserbaidschanisch-russischen Regierungsvereinbarung 1) | 571 | 2025-2027 |
Bau der Trasse Gasimli – Osmanli (55-60 km) | 280 | 2025-2027 |
Sanierung von Abschnitten der Trasse Osmanli – Gasimli | 70 | 2025-2027 |
Errichtung der Güterbahnhöfe Astara (1. Etappe) und Yalama-2 | 100 | 2025-2027 |
Beschaffung von 14 Lokomotiven inklusive 2 Rangierloks und Errichtung eines Servicezentrums für Loks | 101 | 2025-2027 |
Digitale Transformation der Eisenbahn | 55 (ABD-Kredit: 47) | 2025-2028 |
Kooperation mit Masdar bei der Dekarbonisierung der Eisenbahn (1. Phase: rollendes Material und Frachtlogistik) | k.A. | Projektfrühstadium |
Jährliche Umschlagkapazität im Seehafen Baku steigt um 70 Prozent
Dank der strategischen Lage am Kaspischen Meer hat Aserbaidschan einen entscheidenden Vorteil beim Ausbau seiner Transportwege. Der Zugang zum Meer ermöglicht die Entwicklung von Häfen und die Integration verschiedener Transportmodi. Das Land rechnet für das Jahr 2026 mit Einnahmen in Höhe von 270 Millionen US-Dollar aus dem Transitgeschäft – drei Mal so viel wie 2022. Das Aufkommen an Transitfracht im Seetransport aller aserbaidschanischen Häfen und Terminals verdoppelte sich nahezu auf 8 Millionen Tonnen zwischen 2021 und 2023.
Arbeiten zur Hafenerweiterung stehen kurz vor dem Start
Der Ausbau des 2018 eröffneten Internationalen Seehafens Baku, des größten Hafens im Land, soll Aserbaidschan für Logistikunternehmen attraktiver machen. Der Startschuss für die neue Entwicklungsphase steht bevor. Das niederländische Unternehmen Royal HaskoningDHV plant die Projekte. Eine Ende 2024 bewilligte Finanzspritze fließt in ein Büro für das Projektmanagement und eine Kapitalerhöhung der Hafengesellschaft.
Umschlagkapazität soll 25 Millionen Tonnen pro Jahr erreichen
Der Ausbau zielt darauf ab, den Umschlag des Hafens von jährlich 15 Millionen auf 25 Millionen Tonnen zu erhöhen. Schwerpunkte sind ein neues Containerterminal und ein neuer Containerbahnhof. Der Containerumschlag des Hafens soll so von 100.000 auf rund 500.000 Twenty-foot Equivalent Units (TEU) steigen. Zusätzlich entstehen neue Terminals für Düngemittel und Getreide aus Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan in Kooperation mit der türkischen Albayrak Group. Geplant ist zudem, den Navigationszugang zu den neuen Liegeplätzen zu verbessern.
Außerdem soll das Fahrwasser vertieft werden, um auch größere Schiffe aufnehmen zu können. Laut Khudayar Hasanli, Leiter der strategischen Planung und Entwicklung des Hafenbetreibers Baku International Sea Trade Port JSC, möchte der Hafen den jährlichen Frachtumschlag innerhalb von drei bis vier Jahren verdoppeln.
2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | |
---|---|---|---|---|---|
Frachtumschlag insgesamt (in Mio. t) *) | 4,9 | 5,6 | 6,3 | 7,4 | 7,6 |
Containerumschlag (in 1.000 TEU) | 40,3 | 45,0 | 52,3 | 43,9 | 76,8 |
Umschlag großer Transportmittel (in Einheiten, Transport von Waren im TIR-Verfahren) | 43.218 | 39.431 | 51.535 | 54.266 | k.A. |
Umschlag von Waggons im Fährterminal (in Einheiten) | 37.447 | 30.426 | 38.692 | 37.300 | k.A. |
Umschlag/Transport von Öl und Ölprodukten im Terminal Dubendi (in Mio. t) | 0,5 | 1,1 | 1,2 | 2,1 | k.A. |
Alat wird neuer internationaler Knotenpunkt für die Luftfahrt
Im Jahr 2024 startete Aserbaidschan die Planungen für ein großes internationales Luftdrehkreuz. Der grün-zertifizierte Frachtflughafen soll 18 Flugzeugpositionen und eine 4.000 Meter lange Start- und Landebahn bieten. Der Frachtterminal soll sich über 30.000 Quadratmeter erstrecken. Er ist auf jährlich bis zu 500.000 Tonnen Güterumschlag ausgelegt, mit einer möglichen Erweiterung auf 1,5 Millionen Tonnen.
Das Projekt entsteht neben dem Seehafen Baku in der Freien Wirtschaftszone Alat (AFEZ) und umfasst auch einen Terminal für Business-Flüge. Der Logistikkomplex soll im Herbst 2026 den Probebetrieb aufnehmen. Betreiber ist die Silk Way Alat Free Economic Zone (SW AFEZCO), Teil der privaten aserbaidschanischen Silk Way Group.
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