Branchen | Brasilien | Kosmetika
Höhere Preise für Kosmetika und Körperpflege
Die brasilianische Industrie gibt endlich den Anstieg der Produktionskosten weiter. E-Commerce, Innovation und Nachhaltigkeit liegen im Trend.
13.07.2022
Von Gloria Rose | São Paulo
Laut dem Marktforschungsinstitut Euromonitor verfügt Brasilien über den viertgrößten Markt weltweit. Nur die Verbrauchermärkte in den USA, China und Japan übertreffen den Konsum im Land. Unter den fünf Topländern verzeichneten die Märkte in Japan und Brasilien im vergangenen Jahr jedoch eine leicht rückläufige Entwicklung.
Verbraucherpreise ziehen an
Anders als der Markt für Nahrungsmittel und Pharmazeutika schrumpfte der brasilianische Markt für Kosmetik und Körperpflege im Jahr 2021 und machte damit das Wachstum aus dem Vorjahr wett. Laut Branchenverband Abihpec erwirtschafteten die Hersteller berechnet in brasilianischen Reais 5,6 Prozent weniger Umsatz.
Auf eine vorübergehende Inflation hoffend, gaben die Fabrikanten Kostensteigerungen nicht direkt an die Konsumenten weiter, hielten den Verkaufspreis niedrig und gewährten Rabatte. Somit legte die Absatzmenge im Jahr 2021 um 3,4 Prozent zu und die Industrie nahm niedrige Gewinnmargen in Kauf.
Seit November 2021 passen immer mehr Fabrikanten die Preise an. Kaskadenartig verstärken relativ hohe Umsatzsteuertarife die Preissteigerungen. Schließlich erhöhten fast alle Bundesstaaten in den vergangenen Jahren die Tarife auf Kosmetika. Im 1. Quartal 2022 lag der Branchenumsatz 6,5 Prozent über dem Vorjahreszeitraum.
Aufwärtstrend für Hygieneprodukte und Kosmetika
Unter den Produktkategorien setzt sich das Wachstum für Seifen und andere Produkte zur persönlichen Hygiene fort. Shampoo und Haarpflege legten im 1. Quartal 2022 um 10 Prozent zu. Aber auch Kosmetika werden wieder deutlich stärker nachgefragt, seit Präsenzveranstaltungen wieder zur Norm werden. Im Trend liegen multifunktionale Kosmetikprodukte, die beispielsweise einen integrierten Sonnenschutz oder besondere Pflegemerkmale bieten. Auch der Besuch von Kosmetiksalons etablierte sich schnell wieder. Bereits 2021 stieg die Beschäftigung in dem Segment auf eine neue Rekordmarke an.
Marken mit einem guten Internetauftritt profitierten durch die rasche Entwicklung des Onlinehandels. Die Umstellung von Logistik und Vertrieb konnten große Konzerne schneller meistern. Zudem sind einige Marktführer im Marketing sehr innovativ. Zu den E-Commerce-Pionieren gehören die brasilianischen Konzerne Natura und Boticário sowie L'Oréal. Durch das Aufkommen von Onlinevertrieb und Versandlogistik bieten sich auch für deutsche Hersteller neue Möglichkeiten, die Verbraucher in Brasilien zu erreichen. Cosnova nutzte die Gelegenheit: Im März 2022 brachte der deutsche Hersteller vegane und tierversuchsfreie Kosmetika der Marke Catrice auf den brasilianischen Markt. Der Vertrieb erfolgt ausschließlich über das Internet.
|
Herausforderungen durch den volatilen Wechselkurs
Für Importprodukte bedeutete die drastische Abwertung des brasilianischen Real in der Coronakrise eine erhebliche Verteuerung. L'Oréal beispielsweise setzte auf die Strategie, die Käufer von Importwaren für die eigenen, lokal produzierten Produkte zu gewinnen. Dieser Trend hin zu nationalen Produkten lässt sich besonders stark beim Marktsegment Parfüm beobachten, da hier brasilianische Fabrikanten in Innovation investieren und qualitativ hochwertige Alternativen anbieten. Doch auch die heimischen Hersteller wurden durch unvorhergesehene Kostensteigerungen hart getroffen, da diese nicht vollständig weitergegeben wurden und somit die Margen beeinträchtigen.
In den Jahren 2020 und 2021 erzielte Brasilien erstmals seit einem Jahrzehnt wieder Überschüsse in der Außenhandelsbilanz für Kosmetik- und Hygieneprodukte. Das Exportvolumen der brasilianischen Hersteller an die 173 Abnehmerländer lag im vergangenen Jahr um 32 Prozent über dem Vorkrisenniveau. Die wichtigsten Exportmärkte der brasilianischen Kosmetikindustrie liegen in Lateinamerika. In diesem Jahr relativiert sich allmählich die Wechselkursentwicklung.
Unternehmen (Herkunftsland) | Marktanteil 2019 | Marketanteil 2021 | Umsatz 2020*) | Veränderung 2020/19 |
---|---|---|---|---|
Natura (BRA) | 11,9 | 16,1 | 7.169 | 12 |
Unilever (NL/UK) | 11,5 | 11,2 | - | - |
Grupo Boticário (BRA) | 11,8 | 10,9 | 1.128 | 6,6 |
Hersteller investieren in Innovation und Nachhaltigkeit
Für deutsche Zulieferer von Vorprodukten, Verpackungen und Maschinen bleibt Brasilien ein interessanter Wachstumsmarkt. Iberchem, Santa Clara Manufatura e Cosméticos, PHS do Brasil und die Gruppe Boticário kündigten kürzlich neue Investitionen an. Große Projekte zeichnen sich Mitte 2022 jedoch nicht ab.
Aufgrund der ethnischen Vielfalt der Bevölkerung und der einzigartigen Biodiversität ist Brasilien ein bedeutender Standort für die Forschung. Im Jahr 2021 brachten die Hersteller 7.368 neue Produkte auf den brasilianischen Markt - nur in den USA waren es mehr. Marktführer Natura sowie die Gruppe Boticário zählen zu den innovativsten Unternehmen Brasiliens. Das Umfeld für Forschung und Entwicklung wird durch die Kooperation zwischen Abihpec und der Gesellschaft für Forschung und industrielle Innovation EMBRAPII gestärkt.
Nachhaltigkeit rückt in den Vordergrund. Boticário investiert derzeit über 35 Millionen US-Dollar in die Erweiterung der nachhaltigen Produktion in São José dos Pinhais (Paraná). Die Start-ups Simple Organic der Gruppe Hypera Pharma sowie Care Natural Beauty verdreifachten ihren Umsatz 2021. Weitere aussichtsreiche Jungunternehmen sind B.O.B., Terral Natural, Quintal Dermocosméticos und Bioart Biocosmetics. Auch nachhaltige Verpackungen werden immer wichtiger.
Bezeichnung | Anmerkungen |
---|---|
Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft | |
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen | |
Verband der brasilianischen Kosmetikindustrie | |
Fachzeitschrift und Portal | |
Fachmesse in São Paulo, 07. bis 09.06.2022 | |
Internetportal der Branche | |
Portal |