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Branche kompakt | Bulgarien | Energiewirtschaft

Kapazität des Stromnetzes bremst die Solarprojekte aus

Der Ausbau der Infrastruktur hindert Investoren daran, in Bulgarien neue Solar- oder Windparks zu bauen. Dies soll sich ändern. Dafür müssen die Investoren aber zahlen.

Von Dominik Vorhölter | Sofia

Ausblick der Energiewirtschaft in Bulgarien

 

  • Regierung verschiebt Liberalisierung des Energiemarktes um ein Jahr auf 2025.
  • Netzbetreiber müssen das Stromnetz ausbauen, um mehr erneuerbare Energien anzuschließen.
  • Investoren warten mit neuen Projekten.
  • Regierung vergibt Fördergelder für Batteriespeicher.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: April 2024

  • Politische Ziele

    Der Abschied von fossilen Energieträgern wird in Bulgarien lange dauern und Energie mittelfristig verteuern.

    Bulgarien wird langfristig auf einen Energiemix aus Solar-, Wasser-, Wind- und Atomkraft zurückgreifen. Dabei wird die Nuklearenergie während der Übergangszeit zu einer umweltfreundlicheren Wärme- und Stromerzeugung voraussichtlich den größten Anteil an der Energieerzeugung des Landes leisten. Im Nationalen Klima- und Energieplan Bulgariens von 2021 bis 2030 bestimmt die Regierung die Kernenergie zum Rückgrat der nationalen Energieversorgung.

    Zusätzlich will Bulgarien zunächst Kohle durch Erdgas und perspektivisch durch Biogas und andere umweltfreundliche Energiequellen ersetzen, heißt es im Klimaplan. Als neue Wärmequelle will das Land ebenso die Geothermie weiter ausbauen. Bulgarien verfügt über mehr als 1.600 heiße Quellen. Nur 30 Prozent davon nutzen die Städte und Gemeinden derzeit, um Schwimmbäder oder Gebäude zu heizen. 

    Bulgarien kommt nicht aus ohne fossile Energieträger Anteil in Prozent
     

    Verteilung Wärmeerzeugung

    Verteilung Stromerzeugung

    Kohle

    15,5

    43,4

    Erdöl

    0,3

    1

    Erdgas

    57,5

    4,1

    Nuklear

    1,7

    32,8

    Erneuerbare Energien 

    18,1

    18,7

    Wärme von chemischen Prozessen

    6,9

    -

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; Nationales Statistikbüro Bulgarien, April 2024.

    Das Paradox der subventionierten Kohle

    Strom und Wärme kommen heute überwiegend noch aus Kohlekraftwerken. Die EU-Emissionszertifikate verteuern dabei die Energieerzeugung. Teilweise subventioniert dies der Staat. Bulgarien setze damit falsche Prioritäten, meint Energieexperte Kaloyan Staykov vom Institut für Energiemanagement. Er hofft, dass der Marktpreis für Strom und Wärme den Betrieb der Kohlekraftwerke unattraktiv macht.

    Übergangsweise setzt die Regierung jedoch darauf, die Kohlekraftwerke für die Strom- und Wärmeerzeugung durch Gaskraftwerke zu ersetzen. Hier sieht Energieexperte Staykov aber noch keine Investitionsabsichten bei der privaten Wirtschaft. Es handele sich dabei um Verwaltungsentscheidungen. Der Betrieb der Kohlekraftwerke bis maximal im Jahr 2038 garantiere aus Sicht der Regierung die Energiesicherheit des Landes, sagt er. 

    Von Dominik Vorhölter | Sofia

  • Markttrends

    Die Modernisierung und der Netzausbau sind nötig, denn das bulgarische Stromnetz zählt aktuell zu den größten Hindernissen bei Bulgariens Energiewende.

    Investoren bereiten im Vergleich zu vor zwei Jahren weniger Solarprojekte vor. Ein Grund dafür ist eine neue Verpflichtung für Betreiber von Solar- und Windparks. Denn seit Oktober 2023 verlangt der Gesetzgeber, dass Stromproduzenten aus erneuerbaren Energien eine Garantie von 25.000 Euro pro Megwatt installierter Leistung an den Übertragungsnetzbetreiber zahlen.

    Erzeuger zahlen Garantie für Netzanschluss  

    Das soll Geld ins System spülen, um den Reformstau beim Netzausbau zu lösen. "Die Garantie macht es für den Netzbetreiber einfacher, das Netz zielgerechter zu entwickeln", erklärt Orlin Kalev von Elektrawinds. Denn gerade die Netzkapazität hindert Investoren daran, die erneuerbaren Energien in Bulgarien weiterzuentwickeln.

    Investoren fehlt Vorhersehbarkeit am Markt

    1,5 Gigawatt

    installierte Leistung wird Bulgarien voraussichtlich 2024 anschließen, laut ESO.

    Mittelfristig verlangsamt sich das Wachstum von Solar- und Windenergie in Bulgarien. Dafür wächst die Unsicherheit unter den Investoren. In letzter Zeit seien die Anträge für Windparks oder Solarparks vergleichsweise weniger geworden, sagt Veselin Todorov von der Nichtregierungsorganisation Solar Academy. "Investoren kaufen lediglich Land und warten." Dies liege an den langwierigen bürokratischen Prozessen und an der begrenzten Netzkapazität.

    Dennoch gibt sich der Übertragungsnetzbetreiber ESO optimistisch. In diesem Jahr würden voraussichtlich 1,5 Gigawatt Solaranlagen angeschlossen werden, teilt das staatliche Unternehmen mit.

    Bürokratische Hürden halten Projektentwickler zusätzlich auf

    Für Solaranlagen benötigt Bulgariens Verwaltungsapparat mehr als ein Jahr, um für Investoren alle Genehmigungen und Dokumente für große Projekte auszustellen. Hier sei ein großes Problem, dass lokale Behörden den Rechtsrahmen jeweils unterschiedlich auslegen und die Mitarbeiter in den Amtsstuben oftmals wenig über Genehmigungen für Solarparks wissen, sagt Todorov. Besonders schwierig sei es etwa, Ackerland in Bauland umzuwandeln. Das sei umso schwieriger, je fruchtbarer der Boden ist. Es fehlen außerdem Regeln für Agrifotovoltaik, für den Ausbau der Solarenergie auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. 

    Für Windparks dauert es in der Regel länger, neben dem Landwirtschafts- und Umweltministerium auch die Luftfahrtbehörde über den Bau einer neuen Windturbine entscheidet. 

    Übertragungsnetzbetreiber investiert in Netzausbau

    Bulgariens Übertragungsnetzbetreiber, ESO EAD investiert bis 2030 rund 1,5 Milliarden Euro in den Ausbau der Hochspannungsleitungen, Digitalisierung der Netze und in neue Umspannwerke. In diesem Zusammenhang hat ESO im Oktober 2023 das Projekt Greenabler gestartet, mit dem Ziel, das bulgarische Stromnetz fit für den Ausbau von erneuerbaren Energien zu machen. 

    Ein größeres Stromnetz ist außerdem die Grundlage für den Ausbau erneuerbarer Energien in Bulgarien. Denn die Stromproduktion schwankt bei den erneuerbaren Energien stärker. So muss der Netzbetreiber die Energie regelmäßig ausgleichen, damit das Stromnetz nicht wegen zu hoher oder zu niedriger Spannung zusammenbricht. Dabei setzt ESO zunehmend auf Smart-Grid-Technologie im Übertragungsnetz und bei den Umspannwerken. Smart Grid steht für intelligente Stromnetze. Eine digitale Lösung reguliert dabei die Netzspannung optimaler. 

    Upgrade des Stromnetzes schafft Grundlage für Energiewende

    Bulgariens Übertragungsnetzbetreiber ESO EAD wird bis 2030 die Kapazität des Übertragungsnetzes erhöhen. Es will 966 Kilometer Höchstpannungsleitungen upgraden. Die 220-Kilovolt-Leitung werden dabei auf eine Spannung von 400 Kilovolt gebracht. Die Leitungen befinden sich in den Regionen Pleven, Varna, Veliko Tarnovo, Sliven, Plovdiv, Ruse, Shumen, Gabrovo und Pazardzhik. Dadurch kann das Übertragungsnetz perspektivisch mehr Solar- und Windenergie aufnehmen. 

    ESO beteiligt sich zudem an dem länderübergreifenden Projekt CARMEN. Das steht für Carpthian Modernized Energy Network. Es handelt sich um ein gemeinsames Projekt zwischen dem rumänischen Netzbetreiber Transelectrica, dem Verteilungsunternehmen Delgaz Grid S.A. (gehört zum Energiekonzern E.ON), ESO sowie dem ungarischen Netzbetreibers MAVIR ZRt. Ziel ist, das länderübergreifende Verbundnetz mit Smart-Grid-Technologie auszustatten und somit den länderübergreifenden Stromfluss zu verbessern.

    Außerdem baut Bulgarien die Stromtrassen Richtung Rumänien, Griechenland und Serbien weiter aus. Neue länderübergreifende Höchstspannungsleitungen mit einer Kapazität von 400 Kilovolt sorgen für eine bessere Einbindung Bulgariens in das europäische Verbundsystem. Stromanbieter und -Produzenten werden es damit künftig einfacher haben, Strom im Ausland ein- und zu verkaufen.  

    Ausbau der Energieinfrastruktur und Solar-Projekte schreiten voranProjekte in der bulgarischen Energiewirtschaft

    Projektbezeichnung (Standort)

    Leistung (MW)

    Unternehmen 

    Status

    Investitionsvolumen
    (in Mio. €)

    Ausbau der Wasserstroff-Infrastruktur (Bulgarien-Griechenland)

    k.A.

    Bulgartransgaz

    Studienphase

    1.000

    Greenabler - Modernisierung der Höchstspannungsleitungen  (Hemus - Stara Planina)

    k.A.

    ESO EAD

    Projektdesign

    857

    CARMEN - Smart Grid (Ungarn-Rumänien-Bulgarien)

    k.A.

    ESO EAD (für Bulgarien)

    Projektdesign

    511,3

    2 Pumpspeicherkraftwerke (Dospat und Batak Staudämme)

    800-1.000

    NEK National Electricity Co Studienphase

    152

    Solarpark (Tsenovo)

    273

    Enery DevelopmentProjektdesign

    25

     Solarpark (Polyanovo)

    250

    UEG Clean EnergyProjektdesign

    37,5

    Solarpark (Silistra)

    229

    Rezolv energy Studienphase

    k.A.

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen, April 2024.

    Ausbau von Erdgaskraftwerken ist umstritten  

    Im Zuge des Kohleausstiegs will Bulgarien einen Teil der Kraftwerke umrüsten und auf Erdgas umstellen. Experten von Bankwatch sind der Meinung, dass sich dies angesichts hoher Investitionskosten nicht lohnen werde. Gaskraftwerke könnten den Strompreis auf im Zeitraum von heute bis 2050 auf 180 Euro und 200 Euro pro Megawattstunde erhöhen. Stattdessen werde Fotovoltaikstrom zwischen 30 Euro und 50 Euro und Strom aus Windkraft zwischen 50 Euro bis 70 Euro pro Megawattstunde kosten, prognostiziert die Internationale Energieagentur. 

    Zur Wärmeerzeugung können Bulgariens Haushalte Wärmepumpen einsetzen. Für das Fernwärmenetz kann Bulgarien zudem seine heißen Quellen anzapfen, denn das Land verfügt über geothermische Energie. 

    Gasinfrastruktur schafft Grundlage für Wasserstoffwirtschaft

    Der Ausbau der Gasinfrastruktur soll Bulgarien langfristig ermöglichen, eine Wasserstoffindustrie aufzubauen. Derzeit investiert Bulgartransgaz und baut eine neue Pipeline Richtung Griechenland und Rumänien. Alle Pipelines, die sich derzeit im Bau befinden, werden wasserstofffähig sein. Ziel ist, langfristig Wasserstoff als Speicher und als Brennstoff einzusetzen. 

    Bulgarien etabliert sich außerdem als Gas-Hub in Südosteuropa und wird so zu einem wesentlichen Transitland für die Versorgung von Serbien, Nordmazedonien, Ungarn und der Republik Moldau mit Gas und künftig mit Wasserstoff. 

    Von Dominik Vorhölter | Sofia

  • Branchenstruktur

    In Bulgarien bieten lokale Unternehmen die Installation und Projektierung von Fotovoltaik- und Windkraftanlagen an. Die Komponenten liefern ausländische Zulieferer.

    Der Markt für die Erzeugung von erneuerbaren Energien aus Solar- und Windkraft ist überwiegend in der Hand von privaten Unternehmen. Diese installieren hauptsächlich Solarpaneele auf den Dächern ihrer Gebäude. Anbieter von Montagedienstleistungen für Solaranlagen beobachten die größte Nachfrage aus der Industrie. Zudem dürfte mittelfristig die Nachfrage nach Solarpaneelen von privaten Hausbesitzern zunehmen. 

    Markt für Solarenergie: Staat fördert private Fotovoltaikanlagen

    Für Betreiber von kleinen Solaranlagen unter einer Leistung von 30 Kilovolt zahlt der Staat eine Einspeisevergütung von 101 Euro pro Megawatt eingespeisten Strom. Dies soll private Haushalte dazu bewegen, Solarpaneele auf ihrem Dach zu installieren. Diese Vergütung für den eingespeisten Strom können die Betreiber von kleinen Solaranlagen bei ihrem Stromanbieter auf die Energierechnung anrechnen lassen. 

    Solarenergie hat größeres Potenzial als Windkraft

    In Bulgarien hat Solarenergie und Wasserkraft den größten Anteil an den erneuerbaren Energien. Windkraft entwickelt sich weniger dynamisch. Dies liegt vor allem an Umweltauflagen. In der Dobrudscha-Region am Schwarzen Meer in Nordostbulgarien befinden sich zwar die windreichsten Zonen. Diese liegen aber auf der Via Pontica, der Wanderroute für Zugvögel und für Fledermäuse. Entsprechend ist es schwierig, dort eine Genehmigung für eine Windanlage zu bekommen.

    Das größte Potenzial für Windenergie liegt im Schwarzen Meer. Die Weltbank schätzt das technische Potenzial von Bulgarien für Offshore-Windenergie auf 26 Gigawatt, wenn das Land schwimmende Windkraftplattformen in seiner Küstenregion installiert. Das Parlament startete im Februar 2024 einen Gesetzentwurf, um Offhore-Wind in Bulgarien auszubauen. Er scheiterte bisher an Protesten von Fischereien. 

    Baureife Projekte sind unter Investoren gefragt 

    Schätzungsweise gibt es außerdem rund 100 Unternehmen, die Dienstleistungen wie etwa Projekt-Designstudien und Marktanalysen erstellen, Genehmigungen einholen und die Montage und Installation ausführen. Die meisten Investoren in erneuerbare Energien kaufen sich ein in so genannte baureife Projekte. In Expertenkreisen sind diese Projekte auch als ready-to-built-Projekte bekannt. Dabei haben Projektentwickler bereits die Vorarbeit übernommen und Baugenehmigungen eingeholt. Für den Markteinstieg empfiehlt die AHK Bulgarien deutschen Unternehmen, mit erfahrenen Partnern zusammenzuarbeiten. 

    Dies kann in Form von Vertriebspartnerschaften oder gemeinsamen technischen Entwicklungen erfolgen. Auch die Auftragsfertigung oder Teilaufträge für bulgarische Generalunternehmen können Perspektiven bieten. Eine weitere Möglichkeit, um einen Fuß auf den bulgarischen Markt zu bekommen ist die Gründung eines Joint Ventures mit einem lokalen Partner. 

    Joint Ventures eigenen sich besonders bei Windprojekten

    Dies ist besonders für Investitionen in Windkraft interessant. Denn die Partner in einem Joint Venture können so flexibler reagieren, wenn es etwa bei Genehmigungen zu Verzögerungen kommt. "In Bulgarien lohnt es sich mehr, Windparks als Greenfield-Projekte zu planen", sagt Orlin Kalev von Elektrawinds, ein bulgarischer Entwickler für Windparks. 

    Solaranlagen: Komponenten kommen aus China, Deutschland und Griechenland

    Beim Aufbau von Solarparks oder der Installation von Solarpaneelen importieren bulgarische Unternehmen die meisten Bauteile aus dem Ausland. Überwiegend kommen dabei elektronische Komponenten wie Wechselrichter und Solarmodule hauptsächlich aus China, Deutschland und aus Griechenland. 

    Im Jahr 2023 importierte Bulgarien Halbleiter für Fotovoltaikanlagen im Wert von 655,7 Millionen US-Dollar; davon waren ein Drittel der Importe aus China. Jeweils etwa ein Fünftel der Importe kam 2023 aus Deutschland und Griechenland.

     Bulgarische Firmen liefern Installations- und Bau-Dienstleistungen 

    Auf dem bulgarischen Markt vertreten sind Anbieter von Unterbau-Konstruktionen aus Metall und Anbieter von Elektroinstallationen. Ebenso beziehen die Projektierer von Solaranlagen das Glas bevorzugt vom heimischen Markt. Der Glasproduzent Trakya Glass Bulgaria EAD reagiert auf die steigende Nachfrage und investiert 30 Millionen Euro, um die eigene Produktion am Standort Targovishte zu erweitern. Medienberichten zufolge will Trakya Glass Bulgaria die neue Produktionslinie für Flachglas ab 2025 in Betrieb nehmen. 

    Markt für Windkraftturbinen ist komplett in ausländischer Hand

    Der Markt für Windkraftturbinen und deren Wartung sei komplett in der Hand von ausländischen Firmen, berichtet Orlin Kalev von Elektrawinds. In Bulgarien präsent sind Vestas, Siemens Gamesa und Enercon. Beim Ausbau eines Windparks führen bulgarische Unternehmen in der Regel Straßenbauarbeiten und Elektroinstallationen aus.

     

    Wichtige Branchenunternehmen in Bulgarien Umsatz in Milliarden Euro

    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz 2022

    Kozluduy Nuclear Power Plant Energieerzeugung

    3,1

    Axpo BulgariaEnergie-Dienstleister

    3

    Bulgarian Energy HoldingWasserkraftwerksbetreiber und Energiedienstleister

    2,7

    BulgargazErdgasversorger

    2,5

    Maritsa East Complex, KohlekraftwerkEnergieerzeugung

    2

    Umgerechnet aus der Landeswährung: * Bulgarischer Lew = 1,9558 Euro, fester Wechselkurs seit 2005Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen, April 2024.

     

    Bulgarische Energiewirtschaft: Die größten Unternehmen sind die schmutzigsten

    Die größten Unternehmen der bulgarischen Energiewirtschaft sind in staatlicher Hand. Es handelt sich dabei um die Betreiber des Kernkraftwerks Kozludoy und der Kraftwerke in der Region Maritsa, wo sich der Braunkohle-Tagebau befindet. Sie gehören überwiegend der Bulgarian Energy Holding. Ebenso staatliche Unternehmen sind die Gasnetzbetreiber und der bulgarische Gasversorger. Die genannten Unternehmen zählen zu den umsatzstärksten Unternehmen der bulgarischen Energiewirtschaft. Ebenso betreibt die Bulgarian Energy Holding Wasserkraftwerke.

    Kernkraftwerke und Kohlekraftwerke sind nach wie vor die größten Stromproduzenten in Bulgarien, sagt Veselin Todorov von der Nichtregierungsorganisation Solar Academy. Zudem ist die Netzinfrastruktur wenig flexibel, das heißt noch stark auf zentrale Kraftwerke ausgerichtet. Viele Stromleitungen sind mehr als 40 Jahre alt.
     

  • Marktorganisation und Rahmenbedingungen

    Bulgariens Strommarkt ist teilweise noch geregelt. Die EU investiert in Energieinfrastruktur und es gibt Fördermittel für Energiespeicher. 

    Gleichzeitig muss Bulgariens seinen Strommarkt enger in den europäischen Strommarkt anbinden. Hierzu wird Bulgarien im Juli 2025 einen weiteren Schritt machen und den Strommarkt liberalisieren. Europäische Stromanbieter werden so einen besseren Zugang zu bulgarischen Stromproduzenten und zu Verbrauchern erhalten. 

    Künftiger freier Markt bietet Chancen 

    Dies bedeutet auch, dass ausländische Produzenten und Anbieter von Solar- oder Windenergie die bulgarischen Märkte für Privatkunden- und für Geschäftskunden erobern können. Kunden bekommen dadurch mehr Auswahl. Bisher ist der Strommarkt teilweise regelt, das heißt die meisten Stromerzeuger schließen Abnahmeverträge mit Stromanbietern.

    Die Preise reguliert die Aufsichtsbehörde für Energie und Wasser. Am liberalisierten Strommarkt wird es künftig keine geregelten Preise mehr geben. Dies ist eine gute Nachricht für Investoren, denn sie können Projekte besser planen, weil sie sich am Marktpreis orientieren können. 

    Bulgarien hat generell gute Voraussetzungen dafür, viel Strom aus Solaranlagen zu gewinnen. Die Sonneneinstrahlung kann pro Jahr zwischen 1,4 und 1,6 Megawatt Strom pro Quadratmeter erzeugen. In Deutschland schafft sie bis zu 1 Megawatt pro Quadratmeter, wie aus dem Global Solar Atlas der Weltbank hervorgeht.

    Bulgarien setzt langfristig auf erneuerbare Energien

    Der Gesetzgeber hat sich aber Ziel gesetzt, den Anteil der erneuerbaren Energie am Bruttoenergieverbrauch ab 2030 auf mindestens 27 Prozent des Gesamtverbrauchs zu steigern. Dazu zählen der Verbrauch von Strom, Wärme und Energie für Transportmittel. Aktuell liegt der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttoenergieverbrauch bei 21 Prozent. Um das gesteckte Ziel zu erreichen, plant Bulgarien bis 2030 mindestens weitere 4 Gigawatt Kapazitäten aus erneuerbaren Energien zu installieren. Dies geht aus dem Entwurf des nationalen Klima- und Energieplans hervor, den die Regierung derzeit überarbeitet. 

    Energieministerium fördert Anschaffung von Stromspeicher

    Das Energieministerium fördert außerdem die Nutzung von Stromspeichern. Noch bis Juni 2024 vergibt das Energieministerium Fördermittel an Unternehmen, die eine Solaranlage installieren und dabei Ausrüstung zur Speicherung von Strom anschaffen. Damit stimuliert das Ministerium den Ausbau der erneuerbaren Energien und der Speicherkapazitäten im Land.

    Dafür stehen insgesamt 427,5 Millionen Bulgarische Lew, umgerechnet rund 218,6 Millionen Euro, bereit. Das Ministerium wird die Gelder als Zuschüsse verteilen, die maximal die Hälfte der Gesamtkosten oder höchstens 380.080 Euro pro Megawatt abdecken.

    Derartige Projekte werden künftig zunehmen, denn Bulgarien benötigt mehr Speicherkapazitäten, um den Anteil erneuerbarer Energien im Stromnetz zu erhöhen. Mit Speicherkapazitäten könnte der Überschuss des erzeugten Stroms zwischengespeichert und dann an energieärmeren Tagen abgerufen werden.

    Mittel für Ausbau des Stromnetzes fließen aus dem Modernisierungsfonds

    Über den Modernisierungsfonds der EU erhält Bulgarien bis 2027 Zugriff auf 197 Millionen Euro. Dieser sammelt das Geld aus dem Handel mit den EU-Emissionszertifikaten und verteilt es in diejenigen sieben Mitgliedstaaten, die besonders viel Hilfe benötigen die grüne Transformation zu erfüllen. Bulgarien erhält aus dem Fonds das Geld, um seine Stromnetze zu modernisieren und so den Ausbau der erneuerbaren Energien anzukurbeln.

    Bulgarien hält fest am Atomkraftwerk

    Bei der Energiewende setzt Bulgarien auch auf Kernkraft und modernisiert das Atomkraftwerk (AKW) Kozludoy. Die Anlage befindet sich in der gleichnamigen Stadt an der Donau, im Nordwesten des Landes. Die Reaktoren laufen mit russischer Technologie, die Bulgarien mit US-amerikanischer Ausrüstung ersetzen will.

    Der Betreiber des AKW, Kozloduy NPP, in den Reaktoren das Kraftwerk AP1000 des Unternehmens Westinghouse einsetzen. Im Februar 2024 veröffentlichte Kozloduy NPP außerdem eine Ausschreibung für den Bau eines zusätzlichen Reaktors mit einer Leistung von jeweils 2.200 Megawatt. Das staatliche Unternehmen sucht dafür einen Dienstleister für Engineering-Procurement-Contruction (EPC). 

    Bulgarien verknüpft Gasnetze enger mit Nachbarstaaten

    Die EU fördert im Rahmen der Connecting Europe Facility (CEF) den Ausbau der Energieinfrastruktur in Bulgarien und dessen Konnektivität zu den Nachbarländern. Insgesamt stehen dafür für die gesamte Region Südosteuropa für Energieprojekte 2,9 Milliarden Euro bereit. Davon bekommt der bulgarische Gasnetzbetreiber Bulgartransgaz rund 145 Millionen Euro für den Ausbau des Vertikalen Gaskorridors der CEF-Faszilität.

    Bulgarien baut Wasserstoff-Pipeline-Netz aus

    Dabei handelt es sich um eine 540 Kilometer lange Pipeline, die Bulgatransgaz zusammen mit dem griechischen Gasnetzbetreiber DESFA baut. Die Pipeline soll künftig Wasserstoff führen. Damit gehört das Projekt zur EU-Initiative Hydrogen Backbone. Die Strecke der Pipeline wird von den Orten an der griechisch-bulgarischen Grenze, Sidirokastro (Griechenland) und Kulata (Bulgarien) bis zur bulgarisch-rumänischen Grenze, zu den Orten Kardam (Bulgarien) und Negru Voda (Rumänien) führen.

    Aus dem gleichen Fördertopf erhält Bulgarien außerdem 80 Millionen Euro für den Ausbau des Gasspeichers in Chiren. Dort läuft ein Pilotprojekt zur Erzeugung von von grünem Wasserstoff. Dabei will Bulgartransgaz das optimale Mischungsverhältnis von Erdgas und Wasserstoff im Gasspeicher erproben. 

    In der EU gelten einheitliche Regelungen

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e.V.).

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Dominik Vorhölter | Sofia

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    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade and InvestInformationen zum Markt

    Exportinitiative Energie

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    Factsheets der Exportinitiative Energie

    Factsheets mit allgemeinen Energieinformationen zum Land (teilweise mit Technologie- oder Anwendungsfokus)

    AHK Bulgarien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministerium für Energie

    Gesetzgeber 

    Energie und Wasser-Aufsicht

    Aufsichtsbehörde für Energie und Wasser, Marktaufsicht

    Solarplaza Summit Sofia

    Fachmesse

     

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