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Branche kompakt | Chile | Abfallwirtschaft

Chiles Abfallzukunft – Müllnotstand oder Paradigmenwechsel?

Chiles Deponien laufen voll. Verbrennungsanlagen gibt es nicht. Abhilfe tut dringend Not. Ein Kreislaufwirtschaftsgesetz soll die sehr niedrigen Wiederverwertungsquoten steigern.

Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

Ausblick der Abfallwirtschaft in Chile

  • Chiles Deponien stoßen absehbar an ihre Grenzen. 

  • Neue Projekte, seien es Halden oder Verbrennungsanlagen, sind politisch weder kurz- noch mittelfristig kaum durchsetzbar. 

  • Privaten Investoren fehlt es an Rechtssicherheit. 

  • Große Chancen für Recyclingtechnologien eröffnet das Kreislaufwirtschaftsgesetz Ley REP mit derzeit in Kraft tretenden Umsetzungen.

Anmerkung: Einschätzung der Autorin für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: April 2024

  • Markttrends

    Chile braucht auf allen Ebenen Maschinen, Technologien und Fachkräfte zur Abfallbehandlung. Doch der Markt ist umkämpft und gegenwärtig vielfach noch im Anfangsstadium.   

    Ein wichtiger Meilenstein zur Durchsetzung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (Ley REP) für die chilenische Abfallwirtschaft ist das im September 2023 in Kraft getretene Dekret 12 für Behälter und Verpackungen. Danach müssen Hersteller und Inverkehrbringer eine gesetzeskonforme und nachhaltige Sammlung und Wiederverwertung gebrauchter Verpackungen nachweisen. Die Recyclingziele für Papier/Kartonagen, Glas, Getränkekartons, Metall und Kunststoff werden jährlich hochgefahren.  

    Kreislaufwirtschaft wird gesetzlich gefördert 

    Das Kreislaufwirtschaftsgesetz Ley REP hat nicht nur direkte Folgen für die chilenische Abfallwirtschaft, sondern auch auf vorgelagerte Prozesse wie eine umweltfreundlichere Verpackungsgestaltung, auf Zertifizierungen, Systeme zur Produktnachverfolgung bis hin zur Ausbildung von Fachpersonal. 

    Deutsches Know-how gefragt 

    Daher ist gerade jetzt ein guter Zeitpunkt, sich zu positionieren und Netzwerke aufzubauen, zeigt eine Zielmarktanalyse der AHK Chile. Besonders gefragt sind Verfahren zur Herstellung von Mehrwertprodukten aus Abfall – speziell auch aus Deutschland. Nicht grundlos reist unter der Ägide des chilenischen Recyclingverbandes ANIR regelmäßig eine chilenische Unternehmensdelegation zur IFAT nach Deutschland. 

    Gebraucht werden Maschinen und Anlagen beziehungsweise Technologien und Know-how bei der Abfallsortierung, -aufbereitung und -behandlung. Angefangen bei Deponietechnologie, einschließlich der sachgerechten Schließung von Deponien und der Sanierung von durch sie hervorgerufenen Umweltschäden, über Müllverbrennung bis hin zur weiten Palette der Wiederverwendungs- und Recyclingwirtschaft. Dies gilt speziell in allen Segmenten mit gesetzlich vorgeschriebenen steigenden Recyclingquoten wie Kunststoffen oder Batterien (sofern eine verbesserte Sammlung tatsächlich die ausreichende Materialversorgung sichert), aber etwa auch für die Behandlung organischer Abfälle, bei denen ein solches Gesetz erst in Vorbereitung ist. 

    Doch ist der Markt hoch kompetitiv. Wichtige Anbieter kommen aus China, Indien, Italien, aber auch aus Österreich wie Komtech. Der Preis ist entscheidend, so Antonia Biggs, ANIR-Geschäftsführerin, aber auch die personelle Unterstützung. Biggs weiß von einer chinesischen Firma, die ihr Personal gleich für mehrere Wochen zur Installation einer Anlage eingeflogen hat. Außerdem punktet ein starker After-Sales-Service zur Wartung und Reparatur.

    "Wichtig ist, möglichst auch über Referenzprojekte zu zeigen, dass deutsche Technologie auf die spezifische Situation in Chile angepasst werden kann. Immer noch verkauft sich in Chile oft nur das, was sich schnell rechnet. Langfristige Lösungsansätze sind deutlich erklärungsintensiver",

    sagt Cornelia Sonnenberg, Leiterin der AHK Chile. 

    Nach Auskunft der Recyclingfirma Volta waren für sie beim Kauf einer italienischen Sortiermaschine drei Punkte maßgeblich: Effizienz der Anlage, Liefergeschwindigkeit und Preis. Volta, finanziert durch den lateinamerikanischen Investitionsfonds Southern Cross Group, ist im Begriff, seine Kapazitäten aufzustocken. In Ñuble wird dieses Jahr beispielsweise eine Biogas- und eine Kompostanlage errichtet. Mittelfristig steht eine Automatisierung des Sektors an, denn viele Prozesse werden nach wie vor manuell erledigt – und die Fluktuation des Personals, etwa in der Müllsortierung, ist angesichts der Geruchsentwicklung und der körperlichen Beanspruchung sehr hoch.

    Wie viel Müll fällt an

    2 bis 3 Prozent

    des Hausmülls werden recycelt.

    Das chilenische Abfallaufkommen schwankt seit 2015 in etwa unverändert zwischen 18 Millionen und 20 Millionen Tonnen; 2021 waren es laut Umweltministerium rund 19,6 Millionen Tonnen. Davon landen rund 80 Prozent auf einer Abfallhalde oder Deponie. Müllverbrennungsanlagen für Hausmüll beziehungsweise seine thermische Verwertung gibt es nicht. Die Verwertungsquote ungefährlicher Abfälle lag 2021 bei 20,9 Prozent. Deutlich höher ist die Quote bei industriellen Abfällen (je nach Material zwischen 30 bis 40 Prozent). Dagegen werden nur zwei bis drei Prozent der städtischen Haushaltsabfälle wiederverwendet. Hier besteht noch viel Luft nach oben.

    Dass die Abfälle bis heute auf Deponien entsorgt werden, hat finanzielle und technologische Gründe: Es ist die billigste und einfachste Variante. Bis heute spielen Kosten eine gewichtige Rolle. Der Annahmepreis der Halden liegt Branchenangaben zufolge umgerechnet zwischen 10 und 15 US-Dollar (US$) pro Tonne. Bei einer Müllverbrennungsanlage schlügen zwischen 80 und 90 US$ zu Buche. "Das ist ein großes Starthindernis", weiß Marc Thiele, leitender Projektmanager bei Waste to Energy Araucanía (WTE Araucanía). Der Druck, Alternativen zur Deponielagerung zu suchen, steigt jedoch. Denn die Aufnahmekapazitäten der Halden schrumpfen rapide und die Transportkosten fallen stärker ins Gewicht. Auch sich verschärfende Umweltauflagen verteuern die Deponielagerung und können sogar zur Schließung nicht mehr zeitgemäßer Anlagen führen. Das ist der Punkt, an dem sich Chile derzeit befindet.

    Zusammensetzung des chilenischen Müllaufkommens 2021

    Kategorie

    Aufkommen (in t)

    Anteil (in %)

    Ungefährliche industrielle Abfälle

    9.623.290

    49,0

    Siedlungsabfälle

    9.062.752

    46,1

    Gefahrenmüll

    645.731

    3,3

    Klärschlämme

    310.217

    1,6

    Gesamt

    19.641.990

    100

    Quelle: Octavo Reporte del Estado Medio Ambiente 2023 auf der Webseite des Sistema Nacional de Información Ambiental 2024

    Großes Potenzial im Recycling-Sektor

    Generell gibt es eine große Diskrepanz zwischen der zum Teil deutlich höheren zur Verwertung verfügbaren Abfallmenge und dem Teil, der tatsächlich recycelt wird. An fehlenden Recycling-Kapazitäten liegt es nicht. Diese sind oft nur zu einem Drittel oder der Hälfte ausgelastet. Gründe, erklärt Biggs von ANIR, sind vor allem logistische Defizite – etwa das Transportproblem, es lohnt sich oft nicht, die gesammelten Güter über Hunderte oder gar Tausende von Kilometern dorthin zu transportieren, wo die Recylingfirmen angesiedelt sind. Darüber hinaus, so Nesko Kuzmicic, Projektleiter von RIGK Chile, gibt es ein großes Defizit an modernen Sortier- und Waschanlagen. Da es keine Müllverbrennungsanlagen gibt und die Deponieverbringung so preiswert ist, fehlt es an finanziellen Investitionsanreizen. Dies gilt speziell für den sehr durchmischten Siedlungsmüll. Tatsächlich fehlt bisher vielfach ein Markt für recycelte Wertstoffe.

    Chiles Recyclingwirtschaft ist unausgelastet, baut aber trotzdem ausStand und Entwicklung der Branche im Jahr 2022
    Kategorie

    Verfügbares Müllaufkommen (in t)

    Installierte Kapazität (in t)

    Verwertete Müllmenge (in t)

    Wiederverwertungsquote (in %)

    Aluminium

                      53.268 

                       49.180 

             10.557 

    19,8

    Weißblech

                      58.213 

                    120.000 

             34.556 

    59,4

    Batterien

                      33.404 

                       50.677 

             25.180 

    75,4

    Glas

                    451.376 

                    278.650 

           148.752 

    33,0

    Reifen

                    178.647 

                       96.740 

             23.471 

    13,1

    PE

                    102.751 

                       66.735 

             49.689 

    48,4

    PET

                    118.205 

                       40.947 

             22.014 

    18,6

    PP

                      97.902 

                       48.788 

             18.836 

    19,2

    Schmier-/Altöl

                    134.692 

                     134.500 

             81.595 

    60,6

    Trinkkarton

                      25.800 

                       22.850 

                  647 

    2,5

    Karton

                    856.061 

                    470.529 

           409.080 

    47,8

    Quelle: Asociación de la Industría del Reciclaje (ANIR) 2023

     

    Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

  • Branchenstruktur

    Über Jahrzehnte änderte sich in der chilenischen Abfallbranche wenig. Jetzt bringt das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz Bewegung in die Branche.

    Zuständig für die Regelung der Abholung, des Transports und der Entsorgung der Siedlungsabfälle sind die Kommunen. Nach einer Weltbank-Studie von 2018 lag die Müllabfuhr-Rate schon damals bei 96 Prozent (97 Prozent in städtischen, 30 Prozent in ländlichen Räumen - keine aktuelleren Daten verfügbar).

    In der Praxis basiert die chilenische Entsorgungswirtschaft auf einer Kombination aus öffentlichem Sektor und Privatwirtschaft. Die öffentliche Hand übernimmt die Erhebung der "Müllgebühren" und schreibt Müllsammlung und -entsorgung öffentlich aus. Nur in Einzelfällen verbleibt die Müllsammlung in öffentlicher Hand. 

    Auf staatlicher Seite sind das Umwelt- und das Innenministerium Ansprechpartner und Hauptakteure bei Planung, Umsetzung und Finanzierung der übergeordneten Abfallpolitik. Beide Akteure finanzieren Maßnahmen im Bereich für Abfallmanagement und erheben Daten zur Abfallwirtschaft. Der nationale Fonds zur Regionalentwicklung und das Programm für Festabfälle unterstützen die Abfallentsorgung.

    Landesweit ist das Abfallmanagement sehr unterschiedlich organisiert. Allein in der Metropolregion Santiago mit ihren 52 autonomen Kommunen existieren mehrere Abfallsammelsysteme parallel. In den meisten werden alle Abfälle zusammen abgeholt, während in einigen der Abfall bereits getrennt gesammelt wird. Eine ganze Reihe hat Abfallsammelstellen eingerichtet, zu denen die Anwohner ihren Abfall selbst bringen und nach verschiedenen Kategorien getrennt entsorgen. Die Abholung des Hausmülls und sein Transport zur Deponie besorgen, außer in der Kommune "Santiago", private Müllabfuhren. Im Stadtgebiet Santiago operieren nach einer AHK-Recherche Starco Demarco (gehört zu KDM, einer Holding aus der spanischen, auch mit chinesischem Kapital finanzierten, Urbaser-Gruppe und der US-amerikanischen The Danner Company), Veolia (Frankreich), Dimension, Crecer, Transfich, Servitrans, VicMar, Delfín Leonardo Norambuena Yáñez, Genco, CTS, Proactiva, CVC Comao Ingenerías, Vic-Ben und R&R Aseo Industriales.

    Die landesweit größten Player sind Starco Demarco und Dimensión. Der Fuhrpark von Starco Demarco umfasst laut Firmenwebseite derzeit rund 700 Einheiten. Die Firma sammelt im Jahr bei über 4 Millionen Kunden mehr als 1,4 Millionen Tonnen Abfall ein. Die chilenische Dimensión sammelt und transportiert nach eigenen Angaben mit einer Flotte von rund 500 Lkw mehr als 1,1 Millionen Tonnen für mehr als 3 Millionen Einwohner. 

    Starres System mit langen Laufzeiten 

    Grundsätzlich erfolgt die Beauftragung nach einer öffentlichen Ausschreibung. Die Verträge haben meist eine sehr lange Laufzeit, was Veränderungen und Weiterentwicklungen des Abfallsystems erschwert.

    Die Halden selbst werden von einer Reihe privater Unternehmen beziehungsweise Konsortien betrieben und erhalten für jede angelieferte Tonne Müll einen festgelegten Tarif.

    Nur jeder Fünfte zahlt Müllgebühren - viele Kommunen chronisch unterfinanziert

    Müllgebühren werden über die "Contribución", eine Vermögensteuer auf Immobilien, an die Kommunen abgeführt. Fällig wird diese aber erst ab einem bestimmten fiskalischen Wert der Immobilie. In der Praxis sind rund 80 Prozent der Bevölkerung von der Contribución befreit. Für viele Gemeinden und Regionen ist die Müllentsorgung daher nicht kostendeckend und unterfinanziert. Der finanzielle Handlungsspielraum ist besonders in einkommensschwachen Regionen begrenzt. 

    Neue Rücknahmesysteme von Herstellern und Importeuren

    Das Gros der Recyclingindustrie befindet sich im Großraum Metropolitana/Santiago. Eine Auflistung getrennt nach verschiedenen Segmenten wie Glas, Metall, Elektroschrott etc. hat das Umweltministerium erstellt.

    Das Recycling-Aufkommen speist sich großteils über selbst gesammelte industrielle Abfälle von den Unternehmen. Hinzu kommen Recyclingmaterialien aus Siedlungsabfällen. Diese werden in Ansätzen bereits getrennt abgeholt sowie an Sammelpunkten abgegeben. Die Sammelpunkte sind teilweise kommunal, teilweise privat betrieben. Eine der wichtigsten Firmen auf diesem Gebiet ist TriCiclos. Einen nicht unerheblichen Beitrag leisten darüber hinaus die etwa 60.000 informellen Müllsammler ("recicladores"). 

    Ganz neuen Schwung in die Branche brachte die seit September 2023 geltende Vorgabe für Behälter und Verpackungen, nach der die Hersteller und Inverkehrbringer eine gesetzeskonforme und nachhaltige Sammlung und Wiederverwertung gebrauchter Verpackungen nachweisen müssen. In der Folge etablierte sich eine Reihe verschiedener Rücknahmesysteme; weitere befinden sich in Gründung. Da diese Plattformen gesetzlich verpflichtet sind, Verpackungen wiederzuverwerten und außerdem über ein Budget verfügen, das sich über finanzielle Beiträge ihrer Mitglieder speist, kommen sie durchaus als Kunden für die entsprechenden Recyclingtechnologien in Frage - auch für deutsche Firmen.

    "Der chilenische Markt bietet viele Chancen. Aber bevor sich ein deutsches Unternehmen nach Chile aufmacht, gilt es, eine richtige Marktrecherche zu machen, um die Nischen zu finden, in denen man Geld verdienen kann. Hilfreich ist es auch immer, andere Unternehmen, die schon vor Ort sind, nach deren Erfahrungen zu fragen."

    Nesko Kuzmicic, Projektleiter von RIGK Chile; die deutsche Beratungsfirma RIGK für Kreislaufwirtschaft hat die Rücknahmeplattform ProRep in Chile mitaufgebaut.

    Wo es noch Handlungsbedarf gibt:

    Das Ley REP bildet einen wichtigen Baustein in der chilenischen Abfallwirtschaft. Trotzdem bleiben wichtige Fragen offen:

    1. Logistik: Die Recycling-Unternehmen konzentrieren sich auf die Hauptstadtregion. Es lohnt sich aus Kostengründen oft nicht – und wäre aus Umweltsicht überdies kontraproduktiv – die gesammelten Wertstoffe über tausende von Kilometern per Lkw durchs Land reisen zu lassen. Die im Gesetz vorgegebenen Recyclingquoten berücksichtigen diese geografischen Probleme nicht.
    2. Fehlende Recyclingmöglichkeiten: Während für manche Produkte wie Glas die Recyclingkapazitäten bei Weitem noch nicht ausgelastet sind, stehen für andere Produkte, etwa bestimmte Kunststoffverpackungen, in Chile überhaupt keine Recyclingmöglichkeiten zur Verfügung (oder sie sind zu weit weg, dass sich der Transport nicht lohnt). Im Endeffekt landen die mit hohem Energie- und Kostenaufwand gesammelten Wertstoffe doch auf einer Halde.   
    3. Fehlende Absatzmöglichkeiten für recycelte Rohstoffe: Einerseits schreibt das Ley REP Quoten vor, zum Beispiel Verpackungen zu sammeln und diese wiederzuverwerten. Andererseits verbieten andere Normen grundsätzlich die Nutzung von recyceltem Kunststoff, etwa für Lebensmittelverpackungen. Ähnliches gilt für Kompost aus Lebensmittelabfällen. Er darf allenfalls als Bodensubstrat in den Handel kommen. Die Gesetzgebung ist hier nicht kongruent. Generell ist der Markt für Recycling-Material (mit Ausnahmen) noch sehr unterentwickelt. 

    Darüber hinaus ändert auch eine hohe Recyclingquote nichts daran, dass Chile weiterhin seine Deponie- und auch Verbrennungskapazitäten aufstocken muss, wenn das Land nicht absehbar in den Müllnotstand steuern will

    Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

  • Rahmenbedingungen

    Chile ist weltweit eine der offensten Volkswirtschaften und aus wirtschaftspolitischer Sicht sehr liberal. In- und ausländische Firmen werden bei Ausschreibungen gleichbehandelt.

    Chile ist international eingebunden in ein Netzwerk von Handels- und Wirtschaftsabkommen. Diese erleichtern ausländischen Firmen den Zugang zum chilenischen Markt und ebnen umgekehrt Firmen vor Ort den Weg ins Ausland. Letzteres macht Chile als Einstiegstor in die Region interessant. Gerade dank des stabilen regulatorischen Umfelds behauptet sich Chile trotz seines kleinen Binnenmarktes bei Investoren. Dabei steht es im Wettbewerb mit den Schwergewichten Brasilien, der größten Volkswirtschaft der Region und Mexiko, das mit seiner engen Anbindung an die USA punktet. Doch gerade deshalb ist Chile ein Land, wo sich Wettbewerber aus der ganzen Welt treffen. 

    Darüber hinaus gilt Chile als demokratisches, sicheres und politisch unbedenkliches Land. In Lateinamerika belegt es regelmäßig Rang 2 im Transparency Corruption Index, nach Uruguay. Für Unternehmen heißt das: In Sachen Compliance ist zwar auch in Chile Aufmerksamkeit gefragt, aber die Standards sind hochgesetzt. 

    In Chile werden selbst klassische öffentliche Versorgungsaufgaben wie die Strom- und Wasserversorgung in der Regel an Privatunternehmen als Konzessionen vergeben. Dies gilt auch für den Abfallsektor. In diesem Sinne schreibt zum Beispiel das Ley REP in seinen Prinzipen zum Abfallmanagement und zur -entsorgung den freien Wettbewerb fest: Dies schließt etwa die grundsätzliche Verpflichtung zu einer öffentlichen Ausschreibung ein. 

    Fördermöglichkeiten für Unternehmen gibt es nur sehr beschränkt, zum Beispiel für in- und ausländische Start-ups. Gewisse Steuererleichterungen sind in den Freihandelszonen von Punta Arenas und Iquique möglich. Da beide Städte jedoch relativ weit von den bisherigen industriellen Zentren des Landes entfernt liegen, spielen sie bei Investitionsentscheidungen nur eine sehr nachgeordnete Rolle. 

    Tipps für den Markteinstieg

    • Eine ausreichende Marktstudie betreiben, um die Nische zu finden, in der Geld zu verdienen ist.
    • Kunden sind sehr preissensibel, legen aber auch Wert auf Effizienz und Liefergeschwindigkeit.
    • Ausschreibungen sind für alle offen, doch konkrete Beziehungspflege vor Ort ist unabdingbar.
    • Lokale Referenzprojekte sind sehr hilfreich.
    • Am besten verkauft sich, was sich schnell rechnet.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & InvestAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Chile

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    German RETech Partnership e.V.

    Netzwerk deutscher Unternehmen und Institutionen der Entsorgungs- und Recyclingbranche zur Exportförderung

    Ministerio del Medio Ambiente

    Das Umweltministerium formuliert Gesetze und Vorgaben zum Abfallmanagement, erarbeitet Pläne, bietet Kommunen technische Unterstützung.

    Subsecretaría de Desarrollo Regional y Administrativo - SUBDERE im Ministerio del Interior y Seguridad PúblicaAbteilung "Regionale Entwicklung und Verwaltung"  im Innenministerium; überregionales Abfallmanagement und Unterstützung der Kommunen
    Fundación ChileArbeitet an der Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung, berät die Regierung bei der Formulierung von Standards und unterbreitet Vorschläge für Vorgaben/Gesetze auf dem Gebiet Kreislaufwirtschaft.

    La Asociación Nacional de la Industria del Reciclaje (ANIR)

    Verband der chilenischen Recyclingfirmen
    Asociación de Empresas y Profesionales para el Medio Ambiente (AEPAUnternehmensverband zur Förderung der Kreislaufwirtschaft
    Asociación de Consumidores Sustenables (ADC CircularVerbraucherverband für nachhaltigen Konsum
    Asociación Gremial de Industriales del Plástico (ASIPLAVerband privater Kunststoffproduzenten

    Nationales Umweltinformationssystem (SINIA)

    Gibt einen Überblick über die einzuhaltenden Umweltbestimmungen.

    Nationales System für die Deklaration nicht gefährlicher Abfälle (SINADER)

    Gilt für ungefährlichen Festmüll, Siedlungsabfälle und Klärschlämme; deklarationspflichtig sind alle Betriebe, die jährlich mehr als zwölf Tonnen Abfall erzeugen und/oder annehmen, für die keine besonderen Vorschriften gelten.
    SIDREP 2.0Nationales System für die Deklaration elektronischer und gefährlicher Haushaltsabfälle 

     

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