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US-Zölle gegen China haben begrenzte Wirkung
Trump verhängt Strafzölle von 10 Prozent gegen China. Und China wehrt sich. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft bleiben vorerst überschaubar – auch für deutsche Firmen vor Ort.
05.02.2025
Von Corinne Abele | Shanghai
Bereits vor seiner Wiederwahl kündigte US-Präsident Trump Strafzölle auf Importe aus China an. Nun setzt er sie um: Seit 4. Februar 2025 werden alle US-Einfuhren aus China mit einem zusätzlichen Strafzoll von 10 Prozent belegt. Damit bleibt Trump deutlich unter den im Wahlkampf genannten 60 Prozent. Die Erhöhung um nur 10 Prozent interpretieren einige Analysten als Verhandlungsmasse, um einen Deal zu erreichen. Dazu passt auch die verhaltene Antwort Chinas mit Strafzöllen von 10 bis 15 Prozent auf ausgewählte Importwaren der USA ab 10. Februar 2025.
Deutsche Firmen vor allem indirekt betroffen
Für deutsche Unternehmen bleiben die direkten Auswirkungen der Zollerhöhungen zunächst überschaubar. Chinas Gegenzölle dürften nach Einschätzung von Maximilian Butek, Delegierter und Hauptvertreter der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Shanghai, vor allem den Import großmotoriger Verbrenner-Pkw deutscher Hersteller aus Werken in den USA nach China betreffen. Deutsche Unternehmen in China produzieren vor allem für den Binnenmarkt und vermehrt für den südostasiatischen Staatenbund ASEAN, nur ein kleiner Teil exportiert direkt in die USA.
Dennoch bereiten die Spannungen zwischen China und den USA deutschen Unternehmen zunehmend Sorgen. So gaben bereits im Business Confidence Survey 2024/25 der Deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in China - durchgeführt noch während der Amtszeit von Präsident Biden im September/Oktober 2024 - 31 Prozent der befragten Mitgliedsfirmen an, deutlich negativ von den US-China-Spannungen betroffen zu sein; weitere 47 Prozent sprachen von leicht negativen Einflüssen. Tatsächlich zieht sich der Handelskonflikt bereits seit der ersten Präsidentschaft Trumps über die Regierungszeit von Biden bis nun in die zweite Amtszeit Trumps. So hatte Biden erst 2024 hohe Zölle auf einige strategische Waren aus China angekündigt, die jüngeren Trump-Zölle kommen nun zusätzlich zu bereits bestehenden Zöllen.
Chinas Wirtschaft wird Zölle verkraften können
Sollten die USA in den Jahren 2025 bis 2027 keine weiteren Zollerhöhungen vornehmen, dürften die Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft nach Einschätzung der Economist Intelligence Unit (EIU) zunächst ebenfalls moderat bleiben. Zwar könnten sich die Einfuhren der USA aus China um rund 10 Prozent verringern. Die Verschiebung von Lieferketten, Konjunkturstimuli sowie eine leichte Währungsabwertung würden diese Entwicklung jedoch abmildern. Die EIU rechnet in diesem Szenario mit einem Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 4,8 Prozent im Jahr 2025 und 4,5 Prozent im Jahr 2026.
Für am wahrscheinlichsten hält die EIU jedoch ein Szenario mit durchschnittlichen zusätzlichen Strafzöllen der USA von 30 Prozent. In diesem Fall wären die Auswirkungen auf Chinas Wirtschaft etwas stärker. Das chinesische BIP-Wachstum würde laut EIU-Studie auf 4,6 Prozent im Jahr 2025 und auf 4,3 Prozent im Jahr 2026 sinken.
Hinzu kommt, dass die USA zwar nach wie vor ein wichtiger Absatzmarkt für China sind, ihre Bedeutung aber abnimmt. So liegen die USA bereits hinter den ASEAN-Staaten und etwa gleichauf mit der EU. Allerdings werden chinesische Exporte über Drittländer wie Mexiko oder Vietnam umgeleitet, die nach Weiterverarbeitung in die USA exportiert werden. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen - vorausgesetzt Trump bremst die Handelsumlenkung nicht durch Strafzölle, wie er sie für Kanada und Mexiko ebenfalls angedroht hatte. Dann dürfte der Druck für Chinas Exporteure in Richtung Europa steigen.
Analog dazu hat China auch für die USA als Lieferant an Bedeutung eingebüßt, obwohl bei einigen Produkten weiterhin kritische Abhängigkeiten bestehen. Dazu gehören Computer, Telekommunikationsausrüstung, Elektronik und Haushaltsgeräte, Textilien und Chemikalien, so eine Analyse von Allianz Research basierend auf Werten von 2022. Kritische Abhängigkeiten liegen dann vor, wenn ein Land mehr als 50 Prozent der globalen Exporte und mehr als 50 Prozent der Importe des jeweiligen Empfängerlandes stellt. In diesen Bereichen können die USA chinesische Importe nicht schnell ersetzen. Damit führen die US-Strafzölle zu einer spürbaren Verteuerung der Produkte für den Endkonsumenten in den USA, worauf Kritiker immer wieder hinweisen. Auch der Verhandlungsspielraum der USA ist nicht unendlich.
China reagiert mit Bedacht
Bislang hat China relativ moderat mit Gegenzöllen auf bestimmte US-Importe reagiert. Kohle und Flüssigerdgas unterliegen ab dem 10. Februar 2025 - kommt es zu keiner Einigung - einem Sonderzoll von 15 Prozent. Auf Rohöl, landwirtschaftliche Maschinen sowie Pick-ups und großmotorige Verbrenner-Pkw sind 10 Prozent zusätzlich zu zahlen. Tatsächlich entfielen 5,5 Prozent der chinesischen Importe 2023 aus den USA auf Rohöl sowie 1,3 Prozent auf verflüssigtes Erdgas. Damit stellten sie lediglich 2,7 Prozent des Gesamtölimports sowie 4,7 Prozent der Gasimporte Chinas. Dies dürfte kaum Auswirkungen auf die inländische Versorgung haben.
Gleichzeitig führte Chinas Regierung am 4. Februar 2025 neue Exportkontrollen für Wolfram und weitere strategische Metalle ein, die beispielsweise für die Smartphone-Produktion wichtig sind. Außerdem hat sie angekündigt, bei der Welthandelsorganisation (WTO) gegen die USA zu klagen, was aber eher symbolischen Charakter hat. Abzuwarten bleibt, ob das Land im weiteren Verlauf tiefer in die Werkzeugkiste möglicher Vergeltungsmaßnahmen greift.
Für deutsche Unternehmen in China am wichtigsten ist die Frage, ob es der chinesischen Regierung gelingt, trotz des Handelsstreits mit Immobilienkrise und Überkapazitäten im Land fertig zu werden, um nachhaltig die Binnenkonjunktur anzukurbeln. Mit Spannung wird daher der im März 2025 tagende Volkskongress erwartet. Einige Beobachter gehen von weiteren Reformen gerade auch für ausländische Unternehmen und die Privatwirtschaft aus; andere sind diesbezüglich pessimistisch.
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