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Deutsche Wettbewerbsposition | China

Deutsche Unternehmen haben es in China zunehmend schwer

Für deutsche Firmen ist die Volksrepublik ein bedeutender Standort und Handelspartner. Politische Spannungen offenbaren jedoch mögliche Kosten einer zu starken China-Abhängigkeit.

Von Katharina Viklenko | Bonn

Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und China haben sich in den letzten Jahren intensiviert. Deutschland ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner für die Volksrepublik in Europa. Umgekehrt war das Reich der Mitte 2021 nun schon zum sechsten Mal in Folge wichtigster deutscher Handelspartner. Das bilaterale Handelsvolumen erreichte 2021 einen neuen Höchstwert von rund 245 Milliarden Euro. Mit 1,4 Milliarden Verbrauchern zählt China zu den größten Konsumgütermärkten der Welt.

Rund 7 Prozent der deutschen Auslandsinvestitionen wurden 2019 in der Volksrepublik getätigt, der Bestand summierte sich auf fast 90 Milliarden Euro. Dabei dominiert das verarbeitende Gewerbe mit dem Maschinenbau sowie der Chemie- und Automobilbranche. Aktuelle Studien warnen jedoch vor der starken Fokussierung auf China, denn dadurch könne deutsches Know-how abfließen. Die chinesische Regierung verfolgt zudem das Ziel, die Technologieabhängigkeit von ausländischen Anbietern zu verringern. Deutsche Firmen könnten daher von chinesischen Anbietern ersetzt werden.

Trotz eines immer schwierigeren Wirtschaftsumfelds ist China als weltweit zweitstärkste Volkswirtschaft ein wichtiger Unternehmensstandort. Gemäß Geschäftsklimaumfragen betrachten deutsche Firmen die zunehmenden politischen Spannungen jedoch mit Sorge. Die Coronapandemie hat außerdem die Abhängigkeit von Lieferketten offenbart und den Ruf nach einer Diversifizierung des Länderrisikos laut werden lassen. Viele Unternehmen erwägen, ihre China-Strategie auf den Prüfstand zu stellen. Mittelfristig verschärft sich zudem der Wettbewerb mit chinesischen Anbietern. Dennoch bleibt China als Markt für deutsche Unternehmen schon allein wegen seiner wirtschaftlichen Größe attraktiv.

China auf einen Blick

Die Volksrepublik importierte 2020 laut UN Comtrade Waren im Wert von 2.056 Milliarden US-Dollar (US$), davon stammten 5,1 Prozent aus Deutschland. Destatis zufolge lag das Land auf Rang 2 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte.

China exportierte 2020 Waren im Wert von 2.591 Milliarden US$. Davon gingen 3,4 Prozent nach Deutschland – Rang 1 der wichtigsten deutschen Bezugsmärkte.

Laut Angaben der Deutschen Auslandshandelskammer (AHK) China waren 2020 rund 5.200 deutsche Unternehmen im Reich der Mitte ansässig. Die meisten Firmen sind in den Küstengebieten angesiedelt und konzentrieren sich vor allem auf die wichtigsten Wirtschaftscluster des Jangtse-Deltas im Osten, des Bohai-Wirtschaftsraums im Norden und auf das Perlflussdelta im Süden. Damit stellen deutsche Unternehmen etwa 1,1 Millionen Arbeitsplätze im Land.

Asiatische Wettbewerber dürften von Handelsabkommen profitieren

Die Exporte aus Deutschland in die Volksrepublik haben in den letzten 20 Jahren kontinuierlich zugelegt. Der Anteil der deutschen Lieferungen an den chinesischen Gesamtimporten ist aber relativ konstant geblieben. Produkte "made in Germany" genießen im Reich der Mitte einen guten Ruf und stehen für Qualität sowie Verlässlichkeit. So lag Deutschland 2020 auf Rang sechs der wichtigsten Importländer für China.

Eine noch größere Rolle spielen bei den chinesischen Einfuhren die Nachbarländer in der Region, etwa die asiatischen Volkswirtschaften Taiwan, Japan und Südkorea. Auch die Staaten des Verbands Südostasiatischer Nationen (ASEAN) haben nach 2010 durch das ASEAN China Free Trade Agreement anteilsmäßig an Bedeutung gewonnen.

Hingegen haben japanische Lieferanten von Produkten nach China bei der langfristigen Betrachtung kräftig Anteile eingebüßt. Betrug der Anteil Japans an den Einfuhren der Volksrepublik 2000 noch mehr als 18 Prozent, sank dieser auf nur noch rund 8,5 Prozent im Jahr 2020. Das seit 2022 geltende regionale Freihandelsabkommen Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) könnte Deutschland zudem den Wettbewerb auf dem chinesischen Markt erschweren. Die Zollsenkungen Chinas bei Industriewaren sind insbesondere gegen­über Japan substanziell.

China treibt Unabhängigkeit von ausländischen Lieferungen voran

Für deutsche Exporteure ist der chinesische Markt vor allem in den Bereichen Kfz, Maschinenbau, Elektrotechnik sowie Chemie von zentraler Bedeutung. Bei Kraftfahrzeugen hat sich Deutschland schon vor langer Zeit vor Japan als wichtigster Lieferant für China durchgesetzt. Doch einheimische chinesische Anbieter behaupten sich zunehmend in diesem Segment, besonders bei Autos mit Elektroantrieb.

Ebenso im Maschinenbau und weiteren Sektoren verfolgt die chinesische Regierung mit Konzepten wie "Made in China 2025" oder "Dual Circulation" die langfristige Strategie, durch die Entwicklung eigener Technologien möglichst unabhängig von Importen zu werden. Dies verschärft den Lokalisierungstrend. Unternehmen, die über das reine Exportgeschäft den chinesischen Markt bedienen, geraten ins Hintertreffen. Aber auch deutsche Anbieter vor Ort beklagen immer häufiger, gegenüber der chinesischen Konkurrenz benachteiligt zu werden.

Hauptlieferanten wichtiger Produkte (Anteil in Prozent) 1)

Rang 2020

Produkt

2000

2010

2020

Kfz2

1

Deutschland

27,9

33,8

30,6

2

Japan

35,5

31,3

22,4

3

USA

5,0

8,5

14,7

Maschinen3

1

Japan

27,7

29,3

25,6

2

Deutschland

12,6

18,6

16,5

3

USA

10,9

10,5

12,0

Chemie4

1

Japan

17,6

15,6

13,3

2

Südkorea

17,0

14,7

12,8

3

USA

11,4

11,2

11,0

4

Deutschland

3,9

5,3

8,3

1) Anteile der größten Liefernationen bei den für Deutschland bedeutendsten Exportprodukten nach China; 2) SITC-Position 78; 3) SITC-Positionen 71 bis 74; 4) SITC-Position 5Quelle: UN Comtrade

Hongkong als Tor zum Beschaffungsmarkt

China ist für deutsche Einkäufer vor allem ein bedeutender Beschaffungsmarkt für elektronische und elektrotechnische Produkte sowie für Bekleidung und Textilien. Fast 60 Prozent der deutschen Einfuhren aus China entfielen 2020 auf diese Warengruppen. Auch viele im Reich der Mitte tätige deutsche Unternehmen beschaffen lokal vor Ort. Dies wird durch Handelsstatistiken nicht abgedeckt. Für manche Beschaffungsgüter, etwa Elektronik, Schuhe oder Textilien, konkurriert China mittlerweile stärker mit anderen Ländern der Region wie Vietnam.

Als Tor zum Beschaffungsmarkt China gilt die Sonderverwaltungsregion (SVR) Hongkong. Viele deutsche Handelshäuser sowie Einkaufbüros zahlreicher Einzelhandelsketten sind vor Ort vertreten. Darüber hinaus ist die SVR auch eine Logistikdrehscheibe für die Versorgungs- und Beschaffungskette zwischen Asien und Europa. Manche Firmen wickeln sogar ihr gesamtes Asiengeschäft über das Hongkonger Büro ab. Allerdings verliert die Metropole an Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere gegenüber Singapur. Nach zweijähriger coronabedingter Abschottung kehren immer mehr Fachkräfte und Unternehmen Hongkong den Rücken.

Eine kritische Abhängigkeit deutscher Abnehmer besteht zum Beispiel bei seltenen Erden, deren Abbau teuer und umweltschädlich ist. Laut Experten kontrollieren chinesische Firmen mehr als 70 Prozent der weltweiten Produktion und über 90 Prozent der Verarbeitung von seltenen Erden. Gemäß einem Bericht der Europäischen Kommission vom September 2020 bezieht die Europäische Union 98 Prozent ihres Bedarfs aus dem Reich der Mitte. Die Stoffe verbessern etwa die Leistung von Katalysatoren und Smartphones. Außerdem werden sie als starke Magnete in Elektroautos und Windkraftanlagen verwendet. Auch viele weitere kritische Rohstoffe wie Magnesium, Wolfram und Titan stammen aus China.

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