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Nachhaltiges Bauen und Energieeffizienz

Finnland will CO₂-neutral werden. Dafür muss auch im Bausektor viel passieren. Holzbau hat im Land eine lange Tradition und soll weiter gestärkt werden.

Von Niklas Becker | Helsinki

Nachhaltiges Bauen bekommt in Finnland zunehmend mehr Aufmerksamkeit. Energieeffiziente Baulösungen, die Verwendung erneuerbarer Materialien und der Einsatz umweltfreundlicher Technologien rückt immer mehr in den Mittelpunkt. In Finnland ist der Bausektor für etwa ein Drittel der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Um das gesetzlich verankerte Ziel der CO₂-Neutralität ab 2035 zu erreichen, sind also neue Technologien, Verfahren und nachhaltige Materialien gefragt.

Einen großen Nachholbedarf gibt es in Finnland generell beim Materialverbrauch. Laut Europäischer Kommission hat die nordische Volkswirtschaft insgesamt (nicht nur die Baubranche) den größten materiellen Fußabdruck aller 27 EU-Mitgliedsstaaten. Zudem ist die Ressourcenproduktivität in Finnland die viertniedrigste in der EU. 

Neues Baugesetz soll Nachhaltigkeit fördern

Finnlands Parlament hat im März 2023 noch unter der Vorgängerregierung ein neues Baugesetz beschlossen. Damit wurden umfassende Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels in die Baugesetzgebung aufgenommen. Das Gesetz soll zudem die Bauprozesse vereinfachen sowie die Kreislaufwirtschaft und die Digitalisierung fördern. Es tritt am 1. Januar 2025 in Kraft. "Das neue Baugesetz gibt Leitlinien für die Verringerung des Kohlenstoffausstoßes im Bauwesen vor, indem es die negativen und positiven Klimaauswirkungen während des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes berücksichtigt", verkündete die Vorgängerregierung im März 2023. Wie das neue Gesetz in die Praxis umgesetzt wird, müssen allerdings noch zu beschließende Verordnungen bestimmen. 

Um den Bereich der Kreislaufwirtschaft zu stärken, sollen Gebäude nach dem neuen Gesetz so konzipiert sein, dass sie anpassungsfähig sind und lange genutzt werden können. Bei Neubauten und Gebäudeabrissen muss Rechenschaft über die verwendeten oder freigesetzten Materialien, über das von der Baustelle zu entfernende Boden- und Gesteinsmaterial sowie über die Menge der gefährlichen Abfälle abgelegt werden.

Wohnungsbau in Holzbauweise hat Tradition

Holzbau hat in Finnland eine lange Tradition. Die Stärke des Landes liegt vor allem im Bereich Einfamilien- und Sommerhäuser. Der industrielle Holzbau ist hingegen noch jung. So wurde der erste Produzent von Brettsperrholz laut Finnischem Forstverband zum Beispiel erst 2014 gegründet. Das größte Wachstumspotenzial für den Holzbau liegt in Finnland bei Mehrfamilienhäusern und öffentlichen Gebäuden. Auch bei der energetischen Sanierung von Fassaden, dem Bau zusätzlicher Stockwerke und der Ausfachung von Gebäuden kann der Einsatz von Holzwerkstoffen nach Einschätzung des finnischen Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft weiter gesteigert werden.

Unterstützt wird die Entwicklung des Holzbaus in Finnland derzeit durch ein spezielles Förderprogramm (Puu­rakentamisen ohjelma). Das 2016 gestartete und Ende 2023 auslaufende Programm soll die Verwendung und den Mehrwert von Holz diversifizieren und steigern. Es soll dazu beitragen, dass in Finnland international wettbewerbsfähiges Know-how im Bereich Holzbau vorhanden ist. Auch die industrielle Fertigung von Holzkonstruktionen wird gefördert. 

Neue Regierung will Holzbau weiter fördern

Details über eine mögliche Fortführung des Förderprogramms unter der seit Juni 2023 amtierenden neuen Regierung sind derzeit nicht bekannt. In ihrem Regierungsprogramm kündigt sie allerdings an, die Holzbaubranche in Finnland weiter zu fördern und auch die Exportchancen der Branche verbessern zu wollen. Das soll unter anderem durch stärkere Anreize für den Holzbau gelingen. Zudem will sie die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in diesem Bereich bündeln sowie in die Ausbildung und Schulung investieren. 

Im Regierungsprogramm ist darüber hinaus zu lesen, dass der Energieverbrauch des Bausektors verringert und die Energieeffizienz von Gebäuden erhöht werden soll. Weitere Einzelheiten dazu sind derzeit nicht bekannt. Die neue Regierung will sich zudem für einen größtmöglichen nationalen Spielraum bei der Umsetzung der EU-Energieeffizienzrichtlinie für Gebäude einsetzen.

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