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Branche kompakt | Finnland | Medizintechnik

Klamme Kassen beschäftigen Finnlands Gesundheitsmarkt

Finnlands Markt für Medizintechnik ist zum großen Teil gesättigt. Strukturelle Reorganisationen und finanzielle Probleme bremsen die Marktentwicklung.

Von Niklas Becker | Helsinki

Ausblick der Medizintechnik in Finnland

Bewertung:

  • Finnlands Nachfrage nach Medizintechnik wird vor allem durch Produkte aus dem Ausland abgedeckt.
  • Der finnische Markt für Medizintechnik ist weitestgehend gesättigt, in den vergangenen Jahren gab es wenige neue Markteintritte.
  • Die Gesundheitsregionen stehen vor großen finanziellen Herausforderungen. Positiv hervorzuheben sind die verbesserten Ausschreibungen der Regionen.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Februar 2025

  • Markttrends

    Finnland deckt seinen Bedarf an Medizintechnik vor allem aus dem Ausland. Finanzielle Probleme im Gesundheitswesen behindern die Beschaffung. 

    Finnlands Markt für Medizintechnik belief sich 2023 nach Schätzungen des Marktforschungsunternehmens Fitch Solutions auf ein Volumen von etwa 1,3 Milliarden Euro. Pro Kopf entspricht das einem Wert von 236 Euro. Der finnische Markt wird nach Ansicht der Experten in den Folgejahren schrittweise wachsen. Die aktuelle Sparpolitik der finnischen Regierung sowie die schwache Wirtschaftslage in Europa bremsen jedoch die Marktentwicklung. Zwischen 2023 und 2028 erwartet Fitch Solutions ein durchschnittliches jährliches Marktwachstum um 6,5 Prozent. Im Jahr 2028 wird sich das Volumen demnach auf 1,8 Milliarden Euro beziehungsweise 323 Euro pro Kopf belaufen.  

    Nachfrage wird über Importe gedeckt 

    Der finnische Markt für Medizintechnik wird vor allem durch Produkte aus dem Ausland abgedeckt. Der Wettbewerb ist sehr hart. In den vergangenen Jahren gab es wenige neue Markteintritte, viele der globalen Player sind bereits auf dem Markt vertreten. 2023 beliefen sich die Importe auf insgesamt 1,1 Milliarden Euro und lagen damit auf dem Vorjahresniveau. Wichtigster Lieferant waren, wie bereits 2022, die Niederlande. Rund ein Drittel der importierten Medizintechnik stammte von dort. Deutschland liegt im Lieferantenranking auf Platz 2. 

    14 Prozent

    Rückgang der aus Deutschland importieren Medizintechnik 2023.

    Im Jahr 2021 und in den Vorjahren stellten deutsche Medizintechnikhersteller noch die größte Gruppe dar. Grund für die Verschiebung in der Rangfolge sind merkliche Rückgänge der aus Deutschland importierten und deutliche Zuwächse der aus den Niederlanden importierten Medizintechnik. So lagen die Einfuhren aus Deutschland im Jahr 2023 mit 206 Millionen Euro etwa 14 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die niederländische Konkurrenz verzeichnete im gleichen Zeitraum einen Zuwachs um 18 Prozent auf 362 Millionen Euro. Gemessen am absoluten Wert fielen die deutschen Rückgänge bei Elektrodiagnose- sowie Röntgenapparaten besonders stark aus. Auf der Gegenseite stieg die finnische Nachfrage nach niederländischen Elektrodiagnoseapparaten sowie medizinischen und chirurgischen Instrumenten überdurchschnittlich an. 

    In den ersten drei Quartalen 2024 setzte sich die aus deutscher Sicht schlechte Entwicklung fort. So kamen die Niederlande in diesem Zeitraum auf einen Importanteil von 35 Prozent. Bei den deutschen Herstellern waren es weniger als 19 Prozent. Ein entscheidender Grund für die deutlichen Zuwächse der niederländischen Exporte nach Finnland dürfte das Unternehmen Mediq sein. Das niederländische Unternehmen hat in Finnland eine große Marktpräsenz. 

    Lang diskutierte Reform wurde umgesetzt

    Finnland hat im Sommer 2021 die lang diskutierte Sozial- und Gesundheitsreform beschlossen. Über die sogenannte Sote-Reform wurde 15 Jahre debattiert. Hintergrund ist die stark dezentrale Organisation der finnischen Gesundheits- und Sozialdienste. Vor der Reform oblagen diese Aufgaben den 310 Gemeinden. Im Januar 2023 wurde die Organisation an 21 neu geschaffene Gesundheits- und Sozialregionen (hyvinvointialue) übertragen. Finnlands Hauptstadt Helsinki verwaltet ihre Sozial- und Rettungsdienste weiterhin selbst. 

    Ziel der Sote-Reform war es, die Gesundheits- und Sozialversorgung in Finnland landesweit auf ein einheitliches Niveau zu bringen. Schlagzeilen machte die Reform bisher jedoch vor allem durch die klammen Kassen der Gesundheitsregionen. Alle Regionen stehen vor finanziellen Herausforderungen und haben deshalb Einsparungen angekündigt. IM Jahr 2024 belief sich das Defizit der 21 Gesundheitsregionen (Helsinki ausgenommen) auf rund 1,5 Milliarden Euro; 2023 waren es 1,3 Milliarden Euro. 

    Um die finanziellen Ziele zu erreichen, ist zwangsläufig auch eine Kürzung der Dienstleistungen und eine Reduzierung der Zahl der Arztzentren erforderlich. Die Dienstleistungen werden zunehmend zentralisiert. Besonders in den bevölkerungsärmeren Gegenden in Nordfinnland ist das ein viel diskutiertes Thema. 

    Finanzielle Probleme plagen Gesundheitsregionen 

    Auf dem finnischen Markt aktive Medizintechnikhersteller berichten, dass der Fokus bei Ausschreibungen für Medizintechnik vor allem auf dem Preis liegt. Durch die angespannte finanzielle Lage der Gesundheitsregionen ist die Bedeutung des Preises bei Ausschreibungen seit der Umsetzung der Sote-Reform teilweise sogar gestiegen. 

    Neu ist seit der Umsetzung der Sote-Reform allerdings, dass das Volumen der Ausschreibungen größer ausfällt, da nun nur noch 22 Gesundheits- und Sozialregionen und nicht mehr 310 Gemeinden ausschreiben. Die Regionen leiden jedoch noch immer unter der Umstrukturierung. Sie mussten die verschiedenen Anbieter der Gemeinden zusammenfügen und hatten zugleich einen Mangel an Ausschreibungsexperten. 

    Marktteilnehmer berichten jedoch, dass sich die Qualität der Ausschreibungen verbessert. In der Vergangenheit sei ein Problem gewesen, dass zum Teil entsprechendes Know-how in den Gemeinden fehlte. Nun setzten die Regionen immer häufiger auf den Dialog mit Anbietern. "Das ist eine gute Entwicklung, denn so kann das eigene Angebot angepasst werden und man bietet nicht blind", berichtet ein Marktteilnehmer im Gespräch mit GTAI und ergänzt: "Es gibt jedoch immer noch Raum für Verbesserungen bei den Ausschreibungen." 

    Modernisierung und Ausbau der Gesundheitsinfrastruktur in FinnlandAuswahl; Investitionssummen in Millionen Euro

    Projekt

    Investitionssumme

    Geplante FertigstellungAnmerkung
    Helsinki, Krankenhaus Laakson sairaala

    1.003

    bis 2030Krankenpflegebezirk Helsinki und Uusimaa; 190.000 m² Geschossfläche
    Universitätskrankenhaus Oulu ("Future Hospital OYS 2030")

    900

    im Jahr 2028Krankenpflegebezirk Nord-Österbotten; 200.000 m² Geschossfläche (Neubauanteil) 
    Helsinki-Malmi, neues Krankenhaus

    380

    im Jahr 2032Stadt Helsinki, 80.000 m² Geschossfläche
    Hämeenlinna, Krankenhaus Ahveniston sairaala

    356

    im Jahr 2026Krankenpflegebezirk Kanta-Häme; 74.300 m² Geschossfläche
    Pori, Krankenhaus Satasairaala 

    150

    im Jahr 2029 (Neubau), 2032 (Sanierung)Krankenpflegebezirk Satakunta; 39.039 m² Geschossfläche (Neubau und Sanierung)
    Kotka, Zentralkrankenhaus Kymenlaakson keskussairaala

    mehr als 100

    im Jahr 2029Kommunalverband Kymenlaakso; 40.000 m² Geschossfläche
    Helsinki-Kamppi, Gesundheitszentrum

    84

    im Jahr 2027Stadt Helsinki; 8 Etagen oberirdisch, 16.400 m² Geschossfläche
    Turku, Krankenhaus- und Ärztezentrum

    k.A.

    im Jahr 2027Privater Gesundheitsdienstleister Terveystalo; 14.000 m² Geschossfläche
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Private Gesundheitsdienstleister mischen auch mit

    Nicht zu vernachlässigen sind in Finnland private Gesundheitsdienstleister. Sie übernehmen die berufsspezifische Gesundheitsversorgung am Arbeitsplatz, zu der die finnischen Unternehmen gesetzlich verpflichtet sind. 

    Finnische Erwerbstätige haben dadurch meist einen besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung als beispielsweise Rentner oder Arbeitsuchende. Aufgrund der langen Wartezeiten im öffentlichen Gesundheitswesen steigt die Nachfrage nach privaten Gesundheitsdienstleistungen. Laut finnischer Behörde für Gesundheit und Wohlbefinden (Terveyden ja hyvinvoinnin laitos; THL) erbringen private Gesundheitsdienstleister mehr als die Hälfte der primären Gesundheitsdienste (ohne Zahnmedizin). 

    Private Gesundheits- und Pflegedienstleister in FinnlandUmsatz in Millionen Euro
    Name

    Umsatz 2023

    Mehiläinen

    1.850

    Terveystalo

    1.286

    Pihlajalinna

    720

     

    Cor Group Oulu

    468

     

    Attendo

     

    441

    Esperi Care

    398

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

     

    Von Niklas Becker | Helsinki

  • Digital Health

    Innerhalb der EU gehört Finnland zu den digitalen Pionieren. Das wird auch beim Gesundheitssystem des Landes deutlich.  

    Finnland gilt - auch im Gesundheitswesen - als einer der europäischen Vorreiter im Bereich Digitalisierung. E-Rezept und E-Überweisungen sind bereits seit Langem Standard. Auch die digitale Patientenakte hat Finnland bereits vor mehreren Jahren eingeführt. Über das Portal My Kanta haben die Bürger nicht nur Einblick in ihre Krankenakte, sondern können unter anderem auch Rezeptverlängerungen beantragen. Im System können zudem eine Patientenverfügung sowie Angaben zur Organspende hinterlegt werden.

    Umfassende digitale Patientenakte

    Laut Finnlands staatlicher Handels- und Investitionsförderagentur Business Finland verfügt das nordische Land über die weltweit einzige elektronische Gesundheitsakte, die medizinische und soziale Daten zusammenführt. Virtuelle Arztbesuche per Telefon oder Video sind in Finnland ebenfalls üblich. Finnlands Medizintechnikbranche zählt eine Reihe von Unternehmen, die sich auf digitale Dienstleistungen spezialisiert haben. Ein Grund hierfür ist Finnlands aktive Start-up-Szene. Oft entstammen die jungen Firmen den finnischen Universitäten. Eine große Rolle spielt auch der einstige finnische Mobilfunkriese Nokia. Viele der ehemaligen Mitarbeiter sind nun in Finnlands Medizintechnikbranche tätig. 

    Aufstrebende und etablierte Akteure im Gesundheitswesen

    Eines der bekanntesten Start-up-Beispiele der finnische Medizintechnikbranche ist Oura. Der von dem Unternehmen entwickelte Sensor-Fingerring sammelt unter anderem Schlafdaten und wurde bereits mehr als 2,5 Millionen Mal verkauft. Das ehemalige Start-up hat im Dezember 2024 seine Serie-D-Finanzierung erfolgreich abgeschlossen und 200 Millionen US-Dollar (US$) (etwa 194 Millionen Euro) eingesammelt. Die Unternehmensbewertung lag bei 5,2 Milliarden US$ (etwa 5 Milliarden Euro). 

    Ein weiterer Beleg für den fortschrittlichen finnischen digitalen Gesundheitssektor ist auch das Unternehmen Varian Medical Systems. Das Unternehmen entwickelt Geräte für die Strahlentherapie und ist Teil der deutschen Siemens Healthineers. Am Standort Helsinki beschäftigt das Gesundheitstechnologieunternehmen mehr als 300 Mitarbeiter. 

    Cluster als Treiber der digitalen Gesundheitsinnovationen

    Ein bedeutendes Healthtech-Ökosystem des finnischen Medizintechniksektors jenseits der Hauptstadtregion ist die Stadt Oulu. An dem ehemaligen Nokia-Entwicklungsstandort hat sich das Cluster Ouluhealth gebildet. 

    Das Digital Health Village versteht sich als Dienstleistungsplattform für das finnische Gesundheitswesen, um den E-Health-Bereich im Land weiter zu unterstützen. Es bringt Patienten, Fachkräfte des Gesundheitswesens, IT-Spezialisten und Patientenorganisationen zusammen.

    Von Niklas Becker | Helsinki

  • Lokale Branchenstruktur

    Finnlands Medizintechnikunternehmen setzen ihre Produkte zum Großteil im Ausland ab. Ihr wichtigster Absatzmarkt liegt außerhalb der EU.

    Nach Angaben des finnischen Statistikamts umfasste die heimische Medizintechnikbranche 2023 rund 460 Unternehmen mit fast 4.200 Beschäftigten. Finnische Unternehmen gelten als sehr innovativ. Teilweise fehlen jedoch Kapital und bei mittelständischen Unternehmen Erfahrung im Auslandsgeschäft. Daraus ergeben sich Kooperationsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen. Besonders, weil Deutschland ein attraktiver Absatzmarkt für finnische Hersteller ist.

    Fokussierung auf den Export

    Aufgrund des kleinen Binnenmarktes und der hohen Technologiekompetenz sind die Firmen des Sektors sehr exportorientiert. Für die großen finnischen Branchenunternehmen spielt der heimische Absatzmarkt aufgrund der überschaubaren Größe keine wichtige Rolle. Anders ist es bei den kleinen und mittelständischen Betrieben. Für sie dient der heimische Markt als Referenzmarkt.

    Wichtigster Absatzmarkt für den Sektor sind die USA. Im Jahr 2023 setzten die finnischen Unternehmen der Branche mehr als 1,7 Milliarden Euro im Ausland um. Etwa 37 Prozent entfielen auf die Vereinigten Staaten. Deutschland ist mit einem Exportanteil von 10,8 Prozent der zweitwichtigste Auslandsmarkt für die finnischen Hersteller, noch vor China (4,2 Prozent) und dem Vereinigten Königreich (3,8 Prozent).

    Ein Unternehmen sticht heraus 

    Die mit Abstand größte Firma der finnischen Medizintechnikbranche ist die Planmeca-Gruppe. Zu ihrem Produktportfolio gehören unter anderem Technologien für die Zahnmedizin (beispielsweise Röntgengeräte und Behandlungseinheiten), Bildgebungstechnologien für die Mammografie und Orthopädie sowie Softwarelösungen. 

    Führende Branchenunternehmen in Finnland Umsatz 2023 in Millionen Euro; Veränderung in Prozent

    Unternehmen

    Umsatz

    Veränderung (2023/2022)

    Planmeca

    1.203 1)

    -3,0

    Wallac 2)

    217

    -15,2

    Mölnlycke Health Care

    207

    13,3

    Oura Health 3)

    199

    97,7

    GE Healthcare Finland

    188

    1,7

    Thermo Fisher Scientific

    166

    -15,0

    Santen 3)

    150

    9,2

    Siemens Healthcare (Siemens Healthineers) 4)

    109

    21,6

    1 Geschäftsjahr 2/2023-1/2024; 2 Unternehmen der PerkinElmer, Inc.; 3 Geschäftsjahr 4/2023-3/2024; 4 Geschäftsjahr 10/2022-9/2023 4) Geschäftsjahr 4/2023-3/2024Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

     

    Als eines der größten ausländischen Unternehmen auf dem finnischen Markt gilt GE Healthcare. Das US-amerikanische Unternehmen betreibt in Finnland Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten. Es profitiert dabei von dem starken lokalen Netzwerk und arbeitet eng mit der Universität Helsinki sowie der Aalto-Universität zusammen.

    Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Finnland

    Indikator

    Wert

    Einwohnerzahl (2024 in Mio.) 1)

    5,6

    Bevölkerungswachstum (2024 in % p.a.) 2)

    0,2

    Altersstruktur der Bevölkerung (2024) 2)

     

      Anteil der unter 15-Jährigen (in %)

    14,6

      Anteil der über 64-Jährigen (in %)

    23,9

    Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2023) 2)

    Männer: 79,0

    Frauen: 84,2

    Durchschnittslohn (2023, brutto pro Monat, in Euro)

    4.007

     

    Gesundheitsausgaben pro Kopf (2022, in Euro)

    4.666

    Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2022, in %)

    9,7

    Ärzte/100.000 Einwohner (2021)

    361 

    Zahnärzte/100.000 Einwohner (2021)

    74

    Krankenhausbetten/100.000 Einwohner (2021) 2) davon

     

      privat

    10

      öffentlich

    266

    1 Prognose; 2 Schätzung.Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Von Niklas Becker | Helsinki

  • Rahmenbedingungen

    Finnlands EU-Mitgliedschaft vereinfacht den Markteintritt für deutsche Medizintechnikhersteller. Eine Sonderrolle nehmen die In-House-Firmen der öffentlichen Hand ein. 

    Unbefriedigend aus Sicht von privaten Medizintechnikunternehmen ist die Rolle von sogenannten In-House-Unternehmen in Finnland. Diese wurden vor mehr als zehn Jahren aus Gemeinden oder öffentlichen Krankenhäusern ausgegliedert, befinden sich aber weiterhin in öffentlicher Hand. Sie bieten unter anderem Softwarelösungen für den Gesundheitsbereich und Medizintechnik an. Bestellen Krankenhäuser oder Gemeinden bei diesen In-House-Firmen neue Produkte, so bedarf es - anders als bei der Beauftragung privater Unternehmen - keiner Ausschreibungen. Finnlands Regierung will das Beschaffungsgesetz 2025 jedoch reformieren. Sie will die Möglichkeiten des öffentlichen Sektors einschränken, Dienstleistungen von dem In-House-Unternehmen erbringen zu lassen. Das Gesetz befand sich im Februar 2025 in der öffentlichen Konsultation und soll nach den Plänen der Regierung im Herbst 2025 an das Parlament übergeben werden. 

    Der Eintritt in den finnischen Medizintechnikmarkt gilt als nicht einfach. Der Markt ist weitestgehend gesättigt. Besonders für einfache Produkte wie beispielsweise Spritzen, Masken oder Lösungen zur Wundversorgung ist der Markteintritt für neue Firmen sehr schwer. Auch bei den hochentwickelten Technologien (zum Beispiel Röntgengeräte oder MRT) gibt es bereits viele Unternehmen auf dem finnischen Markt. 

    EU-Mitgliedschaft macht Zugang einfacher

    Der Marktzugang ist in Finnland entsprechend den geltenden EU-Vorgaben geregelt. Für die Zulassungsverfahren von medizintechnischen Ausrüstungen ist seit Anfang 2020 die finnische Arzneimittelagentur Fimea zuständig. Hersteller müssen die Sicherheit, die Eignung für den vorgesehenen Verwendungszweck sowie die Leistung und Zuverlässigkeit eines neuen Produkts nachweisen, ehe es auf den Markt gebracht werden darf. Wie die Agentur informiert, reicht dafür in der Regel die CE-Kennzeichnung. Ausführliche Informationen zum Vorgehen stellt Fimea auf ihrer Internetseite bereit. 

    Alle Institutionen der öffentlichen Hand veröffentlichen ihre Ausschreibungen im Internet. Die offizielle und frei zugängliche Plattform dafür ist der Online-Service Hilma. Informationen über Ausschreibungen werden auch auf den Seiten des Gemeindeverbandes publiziert. Beide Portale sind in den Landessprachen Finnisch und Schwedisch abgefasst. Ab den Schwellenwerten stellt Finnland öffentliche Ausschreibungen auch in die TED-Datenbank der EU ein.

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa die Website des Deutschen Instituts für Normung e.V.).

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Niklas Becker | Helsinki

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Finnland

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Exportinitiative Gesundheitswirtschaft

    Die Exportinitiative bündelt Unterstützungsangebote für die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft

    Sozial- und Gesundheitsministerium (STM) 

    National Institute for Health and Welfare (THL)

    Nationales Institut für Gesundheit und Wohlbefinden 

    Finnische Arzneimittelagentur (FIMEA)

    Zuständig für Zulassungsverfahren für medizintechnische Ausrüstung

    HilmaPlattform für öffentliche Ausschreibungen 
    Healthtech FinlandBranchenverband 
    Sailab – MedTech FinlandBranchenverband

    OuluHealth

    Gesundheitscluster in der nordfinnischen Stadt Oulu

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