Frankreichs Maschinenbausektor ist international aufgestellt. Start-ups entwickeln Lösungen für Zukunftsprobleme.
Die französische Maschinenbauindustrie stand 2023 mit 76,1 Milliarden Euro Umsatz laut Branchenverband FIM weltweit an siebter Stelle nach China, USA, Deutschland, Japan, Italien und Südkorea. Vor allem die Bereiche Landmaschinen, Hebe- und Umschlagtechnik, Kühltechnik, Pumpen und Turbinen spielen mit etwa 50 Prozent des Produktionswerts eine wichtige Rolle.
Landmaschinen sind der wichtigste Unterbereich der Maschinenbaubranche. Der Anteil der Landmaschinenproduktion an der Gesamtproduktion des Maschinenbausektors beträgt gut 14 Prozent. Die Branchenunternehmen sind überdurchschnittlich exportorientiert. Die Exportquote liegt bei 60 Prozent, so der Branchenverband Axema. International führende Landmaschinenbauer wie John Deere, Claas und Kuhn sind im Land mit eigenen Fabrikationsstätten vertreten und produzieren für den lokalen und den internationalen Markt. Frankreich ist nicht nur bedeutender Produzent, sondern laut Axema auch der wichtigste Absatzmarkt für Landmaschinen in Europa, der viertgrößte weltweit.
Deutschland ist wichtigster Lieferant von Anlagen und Maschinen
21
%
der französischen Maschinenbauimporte 2023 kommen aus Deutschland.
Der französische Maschinenbausektor erreicht Auswertungen des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) zufolge im Jahr 2022 Rang 8 der weltweit wichtigsten Lieferländer. Der französische Anteil an den weltweiten Exporten liegt bei 2,7 Prozent.
Frankreichs Industrieunternehmen sind zudem wichtige Kunden für die deutsche Maschinenbauindustrie. Deutschland ist für Frankreich der bedeutendste Lieferant von Anlagen und Maschinen. Der deutsche Anteil an den französischen Branchenimporten lag bei 21 Prozent. Gleichzeitig gehen 16 Prozent der französischen Maschinenbauexporte nach Deutschland.
Nach Angaben des staatlichen Statistikamtes INSEE aus dem Jahr 2021 sind gut 4.200 Maschinenbauunternehmen im Land aktiv. 32 Prozent dieser Unternehmen zählen zur Kategorie der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), lediglich 3 Prozent sind Großunternehmen. Die Gruppe der Branchengrößen aber trägt den Sektor. Die Unternehmen dieser Gruppe erwirtschafteten im Jahr 2021 gut 76 Prozent des Branchenumsatzes und 85 Prozent der Exporte.
Der Maschinen- und Anlagenbau in Frankreich konzentriert sich auf den Norden und Osten des Landes mit den Regionen Auvergne-Rhône-Alpes um Lyon, Ile-de-France (Großraum Paris), Hauts-de-France als Zentrum für die Automobilindustrie und der traditionellen Industrieregion Grand Est.
Maschinenbaubranche ist international aufgestellt
Nicht nur französische Unternehmen prägen die Branchenlandschaft. Frankreich ist seit Jahrzehnten ein wichtiger Standort für US-amerikanische und auch für deutsche Maschinenbauer. Internationale Akteure beliefern von Frankreich aus vielfach ihre Fabriken und Kunden in anderen europäischen Ländern.
Im Sektor Landmaschinen unterhalten AGCO (USA) in Beauvais, Claas in Le Mans und Kubota (Japan) in Bierne Traktorfabriken. Hinzu kommen weitere wichtige Branchenfirmen wie John Deere aus den USA sowie Kuhn und Pellenc aus Frankreich.
In der Hebetechnik produzieren unter anderem Manitou (Frankreich), Kion (Fenwick-Linde und Still), Manitowoc (USA) und Kone (Finnland) vor Ort. Wichtige Hersteller von Lagern und Getrieben sind NTN-SNR (Japan) und SKF (Schweden).
Auch die deutschen Pumpenhersteller KSB und Wilo produzieren in Frankreich. Trumpf montiert im elsässischen Hagenau Maschinenrahmen für seine europäische Produktion von Laserschneid- und Stanzmaschinen. Dürr hat Ende 2023 den französischen Maschinenbauer Ingecal aufgekauft und produziert damit nunmehr in Frankreich Kalandrieranlagen für die Batterieindustrie. Liebherr investiert 170 Millionen in ein neues Fertigungswerk bei Colmar. Die Eröffnung des neuen Standorts ist für 2025 geplant.
Wichtigste Maschinenbauunternehmen in Frankreich Umsatz in Millionen Euro, Veränderung in ProzentUnternehmen | Umsatz 2022 | Veränderung 2022/2021 |
---|
John Deere | 1.894 | 20,1 |
Manitou | 1.624 | 22 |
AGCO | 1.215 | 27,8 |
Sidel Blowing & Services | 1.060 | 7,4 |
SKF France | 850 | 3,3 |
Claas Tractor | 803 | - 8,0 |
Quelle: Verif 2024
Neue Akteure drängen auf den Markt
In Untersektoren des Maschinenbaus entwickelt sich eine lebhafte Start-up-Szene, gefördert unter anderem durch die französische Regierungsinitiative French Tech, den Innovationsplan France 2030 und die staatliche Investitionsbank Banque Publique d'Investissement (BPI).
Insbesondere im Bereich Land- und Baumaschinen stellt sich die Frage, wie schweres Gerät möglichst emissionsarm betrieben werden kann. Nicht nur die etablierten Unternehmen arbeiten an Technologien, sondern auch französische Start-ups wie Genvia oder Wattalps. Die beiden Jungunternehmen entwickeln Batterien beziehungsweise Brennstoffzellen, um schweres Gerät elektrisch oder mit Wasserstoff betreiben zu können.
Eine Reihe an Jungunternehmen arbeiten daran, die Landwirtschaft zu elektrifizieren und zu automatisieren. Das Start-up Romanesco hat einen elektrischen, modularen und halbautonomen Stelzentraktor zur Marktreife gebracht. Und Start-ups wie Naio Technologies, VitiBot, TIBOT Technologies, Abelio oder AISPRID entwickeln Robotiklösungen für die Land- und Viehwirtschaft sowie den Weinbau.
Von Frauke Schmitz-Bauerdick
|
Paris