Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branche kompakt | Frankreich | Maschinenbau

Maschinenbauer in Frankreich warten auf einen Investitionsschub

Der Maschinenbau leidet unter einer schwachen internationalen Nachfrage. Die aktuelle politische Instabilität dämpft die Investitionsfreude der Unternehmen.

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

Ausblick des Maschinenbaus in Frankreich

Bewertung:

 

  • Frankreich ist ein attraktiver Investitionsstandort. Industrielle Großprojekte generieren eine stabile Nachfrage nach Maschinen und Anlagen.
  • Der Bedarf an Prozessoptimierung und ressourcenschonender Produktion bietet gute Beteiligungsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen. 
  • Die Zukunft der französischen Politik der Industrie- und Transformationsförderung ist nach dem Regierungswechsel unsicher. 
  • Industrieunternehmen müssen in die Produktion investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Aufgrund eines schwierigen wirtschaftlichen und politischen Umfelds aber schieben sie Investitionen auf. 

Anmerkung: Einschätzung der Autorin für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Juli 2024

  • Markttrends

    Eine schwache nationale und internationale Nachfrage trübt die Geschäftsaussichten der Maschinenbauer. Einige Unterbranchen aber erwarten auch für 2024 steigende Umsätze.

    Nach einem guten Jahr 2023 mit einer Umsatzsteigerung von nominal 10,6 Prozent präsentiert sich der Maschinenbau in Frankreich im Jahr 2024 stabil, aber nicht euphorisch. Nach Angaben des Maschinenbauverbandes FIM (Fédération des Industries Mécaniques) legen die Umsätze in den ersten vier Monaten des Jahres 2024 leicht um 1,2 Prozent im Vorjahresvergleich zu. Branchenunternehmen leiden unter einer schwachen Nachfrage aus dem In- und Ausland und einem schwierigen politischen und wirtschaftlichen Umfeld

    Hohe Finanzierungskosten bremsen Investitionen

    Zwar muss die französische Industrie in die Digitalisierung der Produktion, in Energieeffizienz, Dekarbonisierung und in die Kostensenkung bei Produktionsprozessen investieren. Nur so kann der Sektor gerade gegenüber Akteuren aus der VR China und Asien sowie den USA wettbewerbsfähig bleiben. Dennoch halten sich Unternehmen im 1. Halbjahr 2024 mit Investitionen zurück. 

    Die Banque de France prognostiziert für das Gesamtjahr eine Steigerung der Unternehmensinvestitionen von lediglich 0,6 Prozent. Erst 2025 sollen, so die Prognosen, die Investitionen wieder um 1,6 Prozent anziehen. Eine unsichere geopolitische Lage, hohe Finanzierungskosten und eine restriktive Kreditvergabe hemmen die Investitionstätigkeit. 

    Maschinenbauer befürchten die Abschottung des amerikanischen Marktes

    Auch die ausländische Nachfrage schwächelt. In den ersten vier Monaten des Jahres 2024 stiegen die Exporte von Maschinenbauprodukten laut Maschinenbauverband FIM mit nominal 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum nur minimal. Die Schwäche wichtiger Abnehmer wie Deutschland oder Italien verderben das Europageschäft. Die Exporte von Maschinenbauprodukten in Richtung beider Länder brachen in den Monaten Januar bis April 2024 um 5 Prozent ein. Das Amerikageschäft hingegen entwickelte sich erfreulich. Nominal knapp 21 Prozent Steigerung verzeichnete der Maschinenbauverband FIM. Allerdings befürchten Branchenkenner unter einem möglichen Präsidenten Trump eine stärkere Abschottung des amerikanischen Marktes und damit erschwerte Handelsbedingungen auch für französische Unternehmen. 

    Zukunft der Industrieförderung ist nach Neuwahlen unsicher

    Die politischen Verwerfungen nach der überraschend einberufenen Neuwahl des französischen Parlaments Anfang Juli 2024 werfen ebenfalls Schatten auf die Konjunkturaussichten für den Maschinenbau. 

    Frankreich galt bislang als international attraktiver Industrie- und Investitionsstandort. Die aktive Förderung von Reindustrialisierung, Innovation und grünen Technologien lockte internationale und lokale Großinvestitionen nach Frankreich. Auf dem Choose France Gipfel im Mai 2024 hatten französische und ausländische Unternehmen Investitionen in Höhe von 15 Milliarden Euro angekündigt. 

    Nach den Neuwahlen vom Juli 2024 aber ist die Zukunft dieser Industrieförderpolitik unsicher. Es ist nicht klar, ob eine neue Regierung die bisherige Industrie- und Transformationsförderung fortführen wird. Eine höchst angespannte Haushaltslage wird die neue Regierung unabhängig von der politischen Orientierung zum Sparen zwingen. Die Unternehmen fürchten zudem aufgrund unklarer Mehrheitsverhältnisse im Parlament eine Regierungsblockade. Die aktuellen politischen Unwägbarkeiten dürften sich auf die Investitionsüberlegungen der Industrieunternehmen auswirken und in der Folge auf die Nachfrage nach Maschinen und Anlagen durchschlagen. 

    Anlagenbauer bleiben optimistisch

    Trotz des schwierigen wirtschaftlichen und politischen Umfeldes und einem nur schwachen Wirtschaftswachstum von prognostizierten 0,8 Prozent im Jahr 2024 sehen Teile der Maschinenbaubranche gute Absatzchancen. 

    Hersteller von Förder-, Hebe- und Lagertechnik, Pumpen, Kompressoren und Armaturen sowie Produktionsmaschinen erwarten laut Branchenverband Evolis auch im Jahr 2024 steigende Umsätze. Die Bereiche Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung, Maschinen für die Papierherstellung und Gummi- und Kunststoffverarbeitung sowie für Maschinen für die Textilindustrie entwickeln sich in den ersten sechs Monaten des Jahre 2024 nach Angaben des Branchenverbands FIM ebenfalls positiv. 

    Im Gegensatz dazu sinken die Umsätze bei land- und forstwirtschaftlichen Maschinen, der industriellen Luft- und Kältetechnik sowie bei Maschinen für die Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Der Baumaschinensektor leidet unter der anhaltenden Schwäche des Immobilienbereichs. 

    Digitalisierung und Prozessoptimierung bieten Chancen für deutsche Anbieter

    Der rapide, durch die EU und Frankreich geförderte Ausbau der Wertschöpfungsketten in "grünen" Industrien wie Batterieproduktion und -Recycling ist grundsätzlich auch für deutsche Unternehmen interessant. Allerdings ist das Wettbewerbsumfeld schwierig. Die chinesische, koreanische und japanische Konkurrenz ist groß. Auch Großprojekte im Bereich Solarproduktion bieten aufgrund der chinesischen Übermacht im Bereich Maschinen und Anlagen nur wenig Beteiligungsmöglichkeiten. 

    Bessere Chancen bestehen bei ressourcenschonender Produktion. Angesichts der im internationalen Vergleich hohen Energiepreise investieren Unternehmen in die Energieeffizienz. Wasserintensive Industrien müssen Produktionsprozesse auf eine geringere Wassernutzung ausrichten. Gerade im Bereich von Umwelttechnologien hilft deutschen Unternehmen ihr international anerkanntes Know-how und der gute Ruf beim Vertrieb. 

    Auch im Rahmen der Digitalisierung von Produktionsprozessen bieten sich gute Chancen für europäische und deutsche Anbieter. Das wachsende Bewusstsein um den wirtschaftlichen Wert von Daten, anhaltende Handelsspannungen mit China und die Gefahr durch steigende Cyberkriminalität erhöht die Chancen für Anbieter europäischer und deutscher Technologien insbesondere gegenüber der asiatischen Konkurrenz. Allerdings müssen sich höhere Preise in der Anschaffung auch durch Einsparungen und Effizienzsteigerungen in der Produktion rechnen. 

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • Branchenstruktur

    Frankreichs Maschinenbausektor ist international aufgestellt. Start-ups entwickeln Lösungen für Zukunftsprobleme.  

    Die französische Maschinenbauindustrie stand 2023 mit 76,1 Milliarden Euro Umsatz laut Branchenverband FIM weltweit an siebter Stelle nach China, USA, Deutschland, Japan, Italien und Südkorea. Vor allem die Bereiche Landmaschinen, Hebe- und Umschlagtechnik, Kühltechnik, Pumpen und Turbinen spielen mit etwa 50 Prozent des Produktionswerts eine wichtige Rolle. 

    Landmaschinen sind der wichtigste Unterbereich der Maschinenbaubranche. Der Anteil der Landmaschinenproduktion an der Gesamtproduktion des Maschinenbausektors beträgt gut 14 Prozent. Die Branchenunternehmen sind überdurchschnittlich exportorientiert. Die Exportquote liegt bei 60 Prozent, so der Branchenverband Axema. International führende Landmaschinenbauer wie John Deere, Claas und Kuhn sind im Land mit eigenen Fabrikationsstätten vertreten und produzieren für den lokalen und den internationalen Markt. Frankreich ist nicht nur bedeutender Produzent, sondern laut Axema auch der wichtigste Absatzmarkt für Landmaschinen in Europa, der viertgrößte weltweit.

    Deutschland ist wichtigster Lieferant von Anlagen und Maschinen

    21 %

    der französischen Maschinenbauimporte 2023 kommen aus Deutschland.

    Der französische Maschinenbausektor erreicht Auswertungen des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) zufolge im Jahr 2022 Rang 8 der weltweit wichtigsten Lieferländer. Der französische Anteil an den weltweiten Exporten liegt bei 2,7 Prozent. 

    Frankreichs Industrieunternehmen sind zudem wichtige Kunden für die deutsche Maschinenbauindustrie. Deutschland ist für Frankreich der bedeutendste Lieferant von Anlagen und Maschinen. Der deutsche Anteil an den französischen Branchenimporten lag bei 21 Prozent. Gleichzeitig gehen 16 Prozent der französischen Maschinenbauexporte nach Deutschland.

    Nach Angaben des staatlichen Statistikamtes INSEE aus dem Jahr 2021 sind gut 4.200 Maschinenbauunternehmen im Land aktiv. 32 Prozent dieser Unternehmen zählen zur Kategorie der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), lediglich 3 Prozent sind Großunternehmen. Die Gruppe der Branchengrößen aber trägt den Sektor. Die Unternehmen dieser Gruppe erwirtschafteten im Jahr 2021 gut 76 Prozent des Branchenumsatzes und 85 Prozent der Exporte. 

    Der Maschinen- und Anlagenbau in Frankreich konzentriert sich auf den Norden und Osten des Landes mit den Regionen Auvergne-Rhône-Alpes um Lyon, Ile-de-France (Großraum Paris), Hauts-de-France als Zentrum für die Automobilindustrie und der traditionellen Industrieregion Grand Est.

    Maschinenbaubranche ist international aufgestellt

    Nicht nur französische Unternehmen prägen die Branchenlandschaft. Frankreich ist seit Jahrzehnten ein wichtiger Standort für US-amerikanische und auch für deutsche Maschinenbauer. Internationale Akteure beliefern von Frankreich aus vielfach ihre Fabriken und Kunden in anderen europäischen Ländern. 

    Im Sektor Landmaschinen unterhalten AGCO (USA) in Beauvais, Claas in Le Mans und Kubota (Japan) in Bierne Traktorfabriken. Hinzu kommen weitere wichtige Branchenfirmen wie John Deere aus den USA sowie Kuhn und Pellenc aus Frankreich. 

    In der Hebetechnik produzieren unter anderem Manitou (Frankreich), Kion (Fenwick-Linde und Still), Manitowoc (USA) und Kone (Finnland) vor Ort. Wichtige Hersteller von Lagern und Getrieben sind NTN-SNR (Japan) und SKF (Schweden). 

    Auch die deutschen Pumpenhersteller KSB und Wilo produzieren in Frankreich. Trumpf montiert im elsässischen Hagenau Maschinenrahmen für seine europäische Produktion von Laserschneid- und Stanzmaschinen. Dürr hat Ende 2023 den französischen Maschinenbauer Ingecal aufgekauft und produziert damit nunmehr in Frankreich Kalandrieranlagen für die Batterieindustrie. Liebherr investiert 170 Millionen in ein neues Fertigungswerk bei Colmar. Die Eröffnung des neuen Standorts ist für 2025 geplant. 

    Wichtigste Maschinenbauunternehmen in Frankreich Umsatz in Millionen Euro, Veränderung in Prozent
    Unternehmen

    Umsatz 2022

    Veränderung 2022/2021 

    John Deere

    1.894

    20,1

    Manitou

    1.624

    22

    AGCO

    1.215

    27,8

    Sidel Blowing & Services

    1.060

    7,4

    SKF France

    850

    3,3

    Claas Tractor

    803

    - 8,0

    Quelle: Verif 2024

    Neue Akteure drängen auf den Markt

    In Untersektoren des Maschinenbaus entwickelt sich eine lebhafte Start-up-Szene, gefördert unter anderem durch die französische Regierungsinitiative French Tech, den Innovationsplan France 2030 und die staatliche Investitionsbank Banque Publique d'Investissement (BPI).

    Insbesondere im Bereich Land- und Baumaschinen stellt sich die Frage, wie schweres Gerät möglichst emissionsarm betrieben werden kann. Nicht nur die etablierten Unternehmen arbeiten an Technologien, sondern auch französische Start-ups wie Genvia oder Wattalps. Die beiden Jungunternehmen entwickeln Batterien beziehungsweise Brennstoffzellen, um schweres Gerät elektrisch oder mit Wasserstoff betreiben zu können.

    Eine Reihe an Jungunternehmen arbeiten daran, die Landwirtschaft zu elektrifizieren und zu automatisieren. Das Start-up Romanesco hat einen elektrischen, modularen und halbautonomen Stelzentraktor zur Marktreife gebracht. Und Start-ups wie Naio Technologies, VitiBot, TIBOT Technologies, Abelio oder AISPRID entwickeln Robotiklösungen für die Land- und Viehwirtschaft sowie den Weinbau.

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • Rahmenbedingungen

    Im gemeinsamen Markt gelten in Frankreich grundsätzlich die gleichen Rahmenbedingungen wie in Deutschland.

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Für die Sicherheit von Maschinen gilt die per Dekret Nr. 2008-1156 vom 7. November 2008 in nationales Recht überführte EU-Richtlinie 2006/42/EC. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e.V. oder Association Française de Normalisation).

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Frankreich

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministère de l'Économie, des Finances et de la Souveraineté industrielle et numériqueWirtschaftsministerium Frankreich
    Direction générale des Entreprises (DGE)Oberste Unternehmens- und Industriebehörde im Zuständigkeitsbereich des Wirtschaftsministeriums
    Fédération des Industries Mécaniques (FIM)Maschinenbau-Dachverband
    Syndicat des machines et technologies de production (Symop)Verband für Produktionstechnik
    Union des Industriels de l'Agroéquipement (Axema)Verband für Agrarmaschinen
    Le Syndicat des Industriels de la Mécatronique (Artema)Verband für Mechatronik
    EvolisVerband für die Ausrüstung von Bau, Infrastruktur, Metallurgie und Bergbau
    Usine NouvelleZeitschrift für Industrie
    MécasphereMonatsmagazin der FIM
    Global IndustrieJährliche Fachmesse für Industrie, im Wechsel in Paris und Lyon
    BatimatJährliche Fachmesse für die Bauindustrie in Paris

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.