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Branche kompakt | Griechenland | Solarenergie

Solarmarkt zeigt hohe Dynamik

Die Vereinfachung des Genehmigungsverfahrens, die Reform des Strommarktes und das hohe Sonnenpotenzial lockt in- und ausländische Unternehmen auf den griechischen PV-Markt.

Von Michaela Balis | Athen

  • Marktüberblick

    Eindeutigen Fortschritten liegen noch bestehende bürokratische Hürden gegenüber. 

    Markttreiber und -hemmnisse

    Treiber

    Hemmnisse

    Verlängerung der Ausschreibungen für Solar- und Windenergie bis 2024

    Langwierige Genehmigungsverfahren (Umwelt + Netz)

    Strommarktreform (Target Model) umgesetzt

    Widerstände auf lokaler Ebene

    Vereinfachung des Genehmigungsverfahrens

    Raumplanung muss reformiert werden

    Quelle: Germany Trade & Invest

    Von Michaela Balis | Athen

  • Politische Ziele

    Griechenland will bis 2030 rund 64 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien speisen. Dafür sollen etwa 9 Milliarden Euro in PV- und Windprojekte fließen.

    Bis 2030 sollen zwei Drittel des Stroms aus erneuerbaren Energien kommen

    Der Nationale Energie- und Klimaplan (NECP) setzt ehrgeizige Klima- und Energieziele: Bis 2030 soll der Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Bruttoendenergieverbrauch auf 35 Prozent steigen von 19,7 Prozent im Jahr 2019.

    Gleichzeitig sollen bis 2030 64 Prozent des Stroms aus Solar-, Wind- und Wasserenergie stammen, von aktuellen rund 33-35 Prozent. Dafür sollen bis 2030 Windkraftanlagen mit einer Leistung von 7 Gigawatt - von rund 3,7 Gigawatt im Jahr 2020- und Fotovoltaikanlagen (PV) mit einer Leistung von 7,7 Gigawatt -von rund 3 Gigawatt - installiert sein. Für die Realisierung der Projekte sollen auch EU-Mittel genutzt werden, zum Beispiel aus dem europäischen Wiederaufbaufonds oder aus den EU-Partnerschaftsverträgen (ESPA).

    In den ersten elf Monaten des Jahres 2020 waren Erdgas und erneuerbare Energien die wichtigsten Quellen bei der Stromerzeugung. Die Abschaltung der Kohlekraftwerke im Rahmen der Dekarbonisierung führte zur einem Einbruch des Kohleanteils bei der Stromerzeugung von 31 Prozent im Jahr 2017 auf rund 11 Prozent im Jahr 2020.

    Anteil Solarkraft an der Nettostromerzeugung Januar-November 2020 (in Gigawattstunden und Prozent)

    Kennzahlen

    Nettostromerzeugung 1)

    Anteil 

    Gas

    16.073,0

    35,1

    Kohle

    4.892,0

    10,7

    Erneuerbare Energien

    16.203,0

    35,4

    .Wasserkraft 2)

    3.179,4

    6,9

    .Windkraft

    7.689,7

    16,8

    .Solar

    3.952,9

    8,6

    .Biomasse

    383,0

    0,8

    .Andere

    998,0

    2,2

    Kernenergie

    -

    -

    Öl

    -

    -

    Andere (Importe)

    8.603,0

    18,8

    Gesamt

    45.771,0

    100

    1) im verbundenen kontinentalen System, 2) Inklusive großer WasserkraftwerkeQuelle: ADMIE, DAPEEP

    Eindrucksvolle hohe Anzahl von Anträgen für neue Anlagen

    Die Pläne scheinen realistisch: Bei den Ausschreibungen, die  zwischen 2018 und 2020 stattgefunden haben, erhielten PV- und Windenergieprojekte mit einer kombinierten Leistung über 2,7 Gigawatt den Zuschlag, meldet die griechischen Energieregulierungsbehörde RAE.

    Außerdem haben Anlagen mit einer Gesamtleistung von 2,4 Gigawatt bereits eine Installationsgenehmigung und weitere 5,8 Gigawatt-Anlagen verfügen über eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP).

    In der RAE-Genehmigungsrunde vom Dezember 2020 beantragten 1.286 PV-Projekte mit einer Gesamtleistung von 36,3 Gigawatt eine Stromerzeugerbestätigung. 

    Das bedeutet noch lange nicht, dass alle Anlagen gebaut werden. Marktexperten gehen davon aus, dass ein hoher Anteil nicht bis zur Bauphase kommt, sei es aus finanziellen Gründen, oder weil ländliche Flächen für die Installation der Anlagen mehrmals in verschiedenen Anträgen angegeben wurden. Viele Projekte werden erfahrungsgemäß auch bei der Umweltverträglichkeitsprüfung scheitern. 

    Das griechische Umwelt- und Energieministerium beschloss die Verlängerung des erfolgreichen Ausschreibungsmodells für Erneuerbare-Energien-Anlagen bis 2024. Ausschreibungen sind fortan auch für Projekte zwischen 6 und 500 Kilowatt vorgesehen.

    Von Michaela Balis | Athen

  • Marktorganisation

    Der griechische Strommarkt wurde endlich reformiert. Stromerzeuger aus PV-Anlagen können ihren Strom an der Energiebörse oder an Verbraucher über Stromkaufverträge vermarkten

    Strommarktreform wurde am 1. November 2020 umgesetzt

    Der griechische Strommarkt ist nach EU-Vorgabe entflochten und steht unter der Aufsicht der RAE.

    Am 1. November 2020 wurde auf dem griechischen Strommarkt gemäß Gesetz 4425/2016 und nach den Vorschriften der EU-Energieunion das sogenannte „target model“ eingeführt. Damit wurde nach jahrelanger Verzögerung unter anderem der Termin-, Spot-, Intra-Day- und Balancing-Strommarkt eingeführt. Bis jetzt wurde Strom nur im Day-Ahead-Markt gehandelt.

    Für den Day-Ahead-, den Intra-Day- und den Termin-Markt (Forward-Market) ist die griechische Energiebörse zuständig. Admie, der griechische unabhängige Übertragungsnetzbetreiber, regelt den Balancing-Markt, schreibt den Ausgleichsmarkt, um mögliche Unterschiede zwischen den Prognosen, der Nachfrage und der tatsächlichen Stromproduktion auszugleichen.

    Der Zugang zum Strommarkt über den obligatorischen Markt, den sogenannten "mandatory pool", wurde abgeschafft. Die Stromerzeuger und -versorger können gleichzeitig an mehreren Märkten mit unterschiedlichen Produkten teilnehmen.

    Strom aus alten PV-Anlagen hat Vorrang im Netz

    PV-Strom aus Anlagen, die spätestens bis Ende 2016 einen Stromabnahmevertrag unterzeichnet haben, werden vorrangig ins Netz eingespeist. Es handelt sich um Anlagen, die mit festen Einspeisetarifen (feed-in tariff) entlohnt werden. Anlagen, die nach einem Ausschreibungsverfahren errichtet werden, vermarkten den erzeugten Strom direkt an der griechischen Energiebörse. Die privaten Solarstromerzeuger werden mit einer Marktprämie entlohnt, wenn sie die PV-Anlagen nach einem Ausschreibungsverfahren errichtet haben.

    Private Stromerzeuger aus erneuerbaren Energien können als unabhängige Erzeuger (IPP):

    • ihren Strom direkt oder über einen Aggregator (FOSE) beziehungsweise über ein virtuelles Kraftwerk an der Energiebörse vermarkten. Die häufig wetterabhängig erzeugten Strommengen können so gewinnbringend an der Energiebörse vermarktet werden.
    • direkt oder über einen Aggregator mittel- und langfristige corporate PPA-Verträge abschließen, also Verträge mit Unternehmen-Stromverbrauchern für den Kauf ihres Stroms.

    Marktexperten gehen davon aus, dass große PV-Spieler in den nächsten Jahren, trotz der gebotenen Sicherheit, nicht an Ausschreibungen teilnehmen werden, sondern ihren Strom direkt an der Energiebörse verkaufen werden, um höhere Erträge zu erzielen.

    Privatisierung des Verteilnetzbetreibers Deddie in Gang

    Die ehemals staatliche griechische Stromgesellschaft PPC schrieb 49 Prozent am Aktienkapital ihrer Tochtergesellschaft, des griechischen Verteilnetzbetreibers Deddie, aus. Potenzielle Investoren können ihr Interesse bis Mitte Februar 2021 bekunden. Mit dem Geld will die Gesellschaft das veraltete Stromverteilnetz modernisieren und die Einführung intelligenter Zähler fördern.

    Der unabhängige Übertragungsnetzbetreiber Admie ist für das Übertragungsnetz zuständig und erteilt lizenzierten Stromerzeugern, -versorgern und -händlern den Netzzugang. Geplant ist eine weitere Privatisierung des Admie. Seit 2016 hält die chinesiche Energiegesellschaft State Grid Corporation of China 24 Prozent am Aktienkapital des Admie. Das Management liegt de facto in chinesischer Hand.  

    Der Strommarktbetreiber Lagie wurde 2018 in Verwalter für erneuerbare Energien und für Herkunftsnachweise (griechisch: DAPEEP S.A.) umbenannt. DAPEEP ist der Vertragspartner der Stromerzeuger aus erneuerbaren Energien und zuständig für die Abwicklung der finanziellen Transaktionen für Strom aus PV-Anlagen. DAPEEP vermarktet  auch die Energie  von Stromerzeugern aus erneuerbaren Energien, die mit festen Einspeisetarifen (feed-in tariff) entlohnt werden.

    In Griechenland gibt es nur einen Übertragungsnetzbetreiber und einen Verwalter für erneuerbare Energien.

    Monopolstruktur in der Stromversorgung trotz Liberalisierung

    Die Stromerzeugung und der Vertrieb von Strom sind offen für private Investitionen. Der Marktanteil der ehemals staatlichen Stromgesellschaft PPC sollte bis 2020 sowohl in der Erzeugung als auch im Vertrieb auf unter 50 Prozent reduziert werden.

    Obwohl der griechische Strommarkt liberalisiert ist, bleibt PPC mit einem Marktanteil von 68,6 Prozent auch heute noch der größte Stromversorger (Stand: Januar-November 2020). Weitere wichtige Stromversorger, gemessen an ihrem Marktanteil, sind Mytilineos Holding (6,9 Prozent), Heron Thermoilektriki S.A. (5,8 Prozent), Elpedison Energeiaki S.A. (4,7 Prozent) und NRG Trading House S.A. (2,9 Prozent) so Admie.

    Von Michaela Balis | Athen

  • Marktchancen

    Ein neues Gesetz beschleunigt das Genehmigungsverfahren für PV-Anlagen. Stromerzeuger und -versorger müssen rückwirkend eine Abschlagzahlung leisten.

    Reges Interesse an PV-Projekten

    Hohe Erwartungen an die PV-Branche führten im Jahr 2020 zu einer eindrucksvollen Anzahl von neuen PV-Anträgen. „Die hohe Anzahl der Anträge schließen eine erneute Überhitzung des Marktes, die in der Vergangenheit zu großen Einbußen geführt hat, nicht aus“ warnt Sotiris Kapellos, Präsident des griechischen Fotovoltaikverbands Helapco. Die Überhitzung des griechischen PV-Marktes führte zu einem Genehmigungsstopp für PV-Projekte (2012) und einem Netzanschluss- und Stromkaufverträgestopp (2013). Kapellos spricht sich für ein Marktwachstum von 500 MW pro Jahr aus, um problemlos die Ziele des NECP bis 2030 zu erreichen.  

    Das Jahr 2021 wird zeigen, ob die beantragten Projekte eine Stromerzeugerbestätigung erhalten. Probleme können sich bei der Umweltverträglichkeitsprüfung, bei den finanziellen Verpflichtungen sowie bei der Beanspruchung der ländlichen Flächen für die Installation der PV-Projekte ergeben.

    Schnelleres Genehmigungsverfahren für PV-Anlagen

    Um die Bürokratie zu verringern, ersetzte das griechische Umwelt- und Energieministerium mit dem Gesetz 4685/2020 die Produktionsgenehmigung durch eine Bestätigung für Stromerzeuger aus dem ebenfalls neu eingeführten elektronischen Register der RAE. Die Dauer der Bestätigung liegt bei 25 Jahren.

    Ziel der Reform ist die Beschleunigung des Genehmigungsverfahrens für PV-Projekte auf durchschnittlich zwei Jahre, informiert Nassos Michelis, Rechtsanwalt und Geschäftsführer der Rechtsanwaltsgesellschaft MStR. Heute dauert das Genehmigungsverfahren fünf bis sieben Jahre.

    „Das Ministerium plant weitere Reformen, sowohl auf zentraler als auch auf regionaler Ebene“, informiert Kapellos.

    Solaranlagen bis 1 ΜW sind fortan von der Umweltverträglichkeitsprüfung befreit (Ministerialerlass 3291 FEK B 06.08.20). PV-Anlagen zwischen 1 und 10 Megawatt müssen eine vereinfachte Form der Umweltverträglichkeitsprüfung vorweisen.

    Abschlagzahlung für Stromerzeuger und -versorger

    Aufgrund eines Defizits im EE-Umlagenkonto beschloss das griechische Energieministerium Mitte November 2020, dass Stromerzeuger aus erneuerbaren Energien eine einmalige Abschlagzahlung in Höhe von sechs Prozent des Jahresumsatzes 2020 leisten müssen. Das gilt für die Anlagen, die mit festen Einspeisetarifen entlohnt werden und bis zum 31. Dezember 2015 den Betrieb aufgenommen hatten. Auch die Stromversorger müssen mit einer einmaligen Abschlagzahlung in Höhe von zwei Euro pro Megawattstunde anhand ihrer Ergebnisse für 2020 zum Ausgleich des Defizits beitragen.

    Dieser Beschluss sorgt für Aufruhr, zumal bereits im Jahr 2012 Betreiber von Windparks und PV-Anlagen ohne Vorwarnung rückwirkend zur Kasse gebeten wurden.

    Die Marktchancen für deutsche Unternehmen bleiben positiv, zumal sie günstigere Finanzierungskonditionen als ihre griechischen Konkurrenten genießen. Deutsche Banken bieten Kredite zu niedrigeren Zinssätzen als griechische Finanzinstitute.

    „Im Jahr 2017 und während Griechenland noch tief in der Wirtschaftskrise steckte, entschlossen wir uns, in den Markt einzusteigen“, informiert Panos Sarris, Bereichsleiter Solar International bei Abo Wind AG. „Wir glauben, wir haben uns richtig entschieden und zum richtigen Zeitpunkt in die Erholung des Landes investiert. In der Zwischenzeit haben wir die bislang größte PV-Anlage Griechenlands (38 MWp) ans Netz und weitere 50 Megawatt in die Bauphase gebracht."

    „Griechenland hat sich für uns zu einem sehr interessanten Strommarkt entwickelt. Ambitionierte Ausbaupläne für Solar- und Windenergie gepaart mit der Direktvermarktungspflicht für erneuerbare Energien stellen ideale Rahmenbedingungen für den Einsatz unseres virtuellen Kraftwerks und unserer Leistungsprognosen dar", erklärt auch Ulrich Kaltenbach, Director International Sales and Business Development bei energy & meteo systems.

    Preise purzeln bei Ausschreibungen

    Am 27. Juli 2020 fand die letzte Ausschreibung für Wind- und PV-Anlagen statt. Ausgeschrieben wurden insgesamt 482,03 MW für PV- und 481,45 MW für Windkraftanlagen. Insgesamt wurden 52 Anträge für PV-Projekte und 25 Anträge für Windkraftanlagen gestellt.

    Den Zuschlag erhielten die günstigsten Angebote: 39 PV-Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 141,93 MW und Windkraftanlagen mit einer Gesamtkapazität von 471,82 MW. Die Durchschnittspreise lagen bei 49,81 Euro pro MWh bei PV-Anlagen, also rund 21 Prozent unter dem Startwert. Der deutsche Projektentwickler Abo Wind hat den niedrigsten Preis in Höhe von 45,86 Euro pro MWh geboten.  

    PV-Strom ist inzwischen wettbewerbsfähig mit konventioneller Energie gemessen an den Stromgestehungskosten (LCOE), informieren Marktexperten.

    Durchschnittspreise der letzten Ausschreibungen in Griechenland (in Euro pro Megawattstunde)

    PV

    Wind

    Dezember 2018

    66,60

    58,58

    Juli 2019

    62,77

    67,31

    Dezember 2019


    59,98

    57,74

    April 2020

    51,59

    51,59

    Juli 2020

    49,81

    55,67

    Quelle: Griechische Energieregulierungsbehörde RAE

    Neue Ausschreibungsrunde im Mai 2021

    Das Ausschreibungsverfahren wurde bis 2024 verlängert. Bis dann sollen sechs gemeinsame Ausschreibungen für Solar und Wind über 350 MW jeweils durchgeführt werden.

    Ab 1. Januar 2021 müssen auch PV-Anlagen zwischen 6 und 500 kW an Ausschreibungen teilnehmen. Für diese Projektgruppe sind gesonderte Ausschreibungen vorgesehen.

    Die nächste Ausschreibung für PV- und Windenergieanlagen findet am 24. Mai 2021 statt. 350 MW der letzten Ausschreibungsrunde werden ausgeschrieben. Angebote können bis zum 22. März abgegeben werden. Nach einem Beschluss der RAE, muss die beantragte Kapazität fortan 100 Prozent über der ausgeschriebenen Kapazität liegen, damit der Wettbewerb bei der Ausschreibung gewährleistet ist.

    Voraussetzung für die Teilnahme an den Ausschreibungen ist ein gültiger Netzanbindungsvertrag, ein endgültiges Netzbindungsangebot oder eine gültige Baugenehmigung. Das griechische Ministerium für Umwelt und Energie setzte den Startwert für die neue Ausschreibung auf 53,86 Euro pro MWh fest, knapp 15 Prozent unter dem Niveau der letzten Ausschreibung. Die anstehende Ausschreibung gilt für Windparkanlagen zwischen 3 MW und 50 MW und für PV-Anlagen zwischen 500 kW und 20 MW.

    Von Michaela Balis | Athen

  • Markthemmnisse

    Langjährige Genehmigungsverfahren sowie Probleme auf regionaler und lokaler Ebene erschweren die Umsetzung von Projekten.

    Bürokratische Hürden und lokale Widerstände verzögern die Realisierung der Projekte

    Die Beschleunigung des Genehmigungsverfahrens, dank der im Jahr 2020 eingeführten Reformen, weisen die richtige Richtung, um die Hemmnisse auf dem PV-Markt aus dem Weg zu räumen. Eine Verkürzung des Verfahrens von rund acht auf zwei Jahre verleiht dem PV-Markt neuen Aufschwung. Das griechische Umwelt- und Energieministerium plant weitere Reformen. "Das ist auch notwendig, sowohl auf zentraler als auch auf regionaler Ebene muss die Zeit für den Erhalt der Genehmigungen verkürzt werden", informiert Sotiris Kapellos, Präsident des Griechischen PV-Verbands Helapco.

    Die ausufernde Bürokratie belastet Projektentwickler und Investoren: „Obwohl die Regierung gegenüber ausländischen Investoren und den erneuerbaren Energien positiv eingestellt ist, sind die bürokratischen Anforderungen des Energieregulators und des Netzbetreibers immens“, bestätigt Panos Sarris von Abo Wind. „Erschwerend hinzu kommt eine zurückhaltende oder teilweise ablehnende Einstellung der regionalen Behörden sowie Widerstand von lokalen Gemeinden, die in vielen Fällen mit persönlichen Interessen zu tun haben“, fügt er hinzu.

    „Unser Investitionsprogramm weist Verzögerungen von mehr als zwei Jahren auf“, beschreibt Sarris die Folgen der bürokratischen Hürden. „Wir hoffen, dass die Regierung alle notwendigen Maßnahmen ergreift, um diese Situation zu ändern, was natürlich dem gesamten Markt zugutekommen wird“, fasst er die Hoffnungen der gesamten Branche zusammen.

    Von Michaela Balis | Athen

  • Branchenstruktur

    Griechische Investoren und deutsche Projektentwickler engagieren sich erfolgreich auf dem griechischen PV-Markt. Immer mehr ausländische Gesellschaften siedeln sich vor Ort an.

    Abo Wind setzt sich bei der Ausschreibung von Juli 2020 durch

    Die deutsche Gesellschaft Abo Wind AG räumte erfolgreich bei der Ausschreibung von Juli 2020 ab: Etwa ein Drittel der gesamten bezuschlagten PV-Kapazität entfiel auf die Firma mit fünf Projekten über 10 Megawatt jeweils.

    Die griechische Gesellschaft Heliothema Energy, Tochtergesellschaft des französischen Konzerns EDF, erhielt den Zuschlag für zwei PV-Anlagen über 11,9 MW jeweils und die griechische Baugesellschaft Metka mit vier PV-Projekten über insgesamt 11 MW.

    PPC Renewables, Tochtergesellschaft der ehemals staatlichen Stromgesellschaft PPC, setzte sich mit einer PV-Anlage über 11 MW durch. Diese Anlage ist Teil eines 50 Megawatt-Projektes.

    Griechische und ausländische Unternehmen teilen sich den Markt

    Positiv entwickelte sich die Anzahl der Mitglieder des führenden griechischen PV-Verbandes Helapco: Von etwa 18 Mitgliedern im Jahr 2016, zählt der Verband 2020 rund 40 Mitglieder. Die Mehrheit der Helapco-Mitglieder, griechische und ausländische Unternehmen, sind in der Beratung, Planung sowie in der Projektentwicklung, Wartung und Instandhaltung von PV-Anlagen tätig. Dadurch steigt der griechische Anteil an der Wertschöpfungskette auf rund 50 Prozent. Module und Wechselrichter werden importiert.

    Auf dem griechischen Markt sind unter anderem die chinesischen PV-Module- und -Systemhersteller Yingli und Jinko Solar gefragt. Jinko Solar verfügt über eine Tochtergesellschaft vor Ort. Das griechische Unternehmen Inergion, vormals Tesco Engineering S.A., importiert PV-Module, Wechselrichter und Stromspeichersysteme der deutschen Unternehmen Solarwatt GmbH, Gildermeister Energy Solutions (jetzt SENS-STEAG Solar Energy Solutions) sowie die österreichischen Unternehmen Fronius GmbH und Kioto Solar. Präsent auf dem Markt ist auch der deutsche Produzent von PV-Produkten Aleo Solar, der 2014 von dem asiatischen Konsortium SCP Solar GmbH erworben wurde und der italienische Hersteller von Wechselrichtern Fimer.

    Deutsche Projektentwickler haben die Nase vorn

    Sehr aktiv auf dem griechischen Markt sind die Tochtergesellschaften der deutschen Projektentwickler Juwi und Abo Wind.

    Juwi Hellas baut das größte PV-Projekt in Griechenland und die viertgrößte Anlage in Europa mit einer Leistung von 204 Megawatt. Im Februar 2020 erwarb der griechische Energiekonzern Hellenic Petroleum die 130 Millionen schwere Anlage. Juwi Hellas hatte den Zuschlag für das Projekt bei der Ausschreibung für Fotovoltaik- und Windenergieanlagen im Juli 2019 erhalten. Juwi hat bereits Anlagen über eine Gesamtleistung von rund 100 Megawatt gebaut.

    Abo Wind entwickelte bis jetzt PV-Anlagen über 45 MW, während weitere 50 MW in der Bauphase sind. Abo Wind plant in den nächsten fünf Jahren PV- und Windenergieanlagen über 1 Gigawatt zu entwickeln.

    Auf dem griechischen Markt sind auch weitere ausländische Spieler aktiv: der deutsche Projektier ib vogt GmbH, der französische Konkurrent und Stromerzeuger Valorem, der US-amerikanische Unternehmen Invenergy und der französische unabhängige Stromerzeuger (IPP) Total Eren. Anträge für den Stromvertrieb bei der Energieregulierungsbehörde RAE haben die Schweizer Unternehmen Axpo Holding AG, AOT Energy und MET Group gestellt.

    Griechische Investoren planen Großprojekte

    Führende griechische Baufirmen engagieren sich als Generalunternehmer und Investoren für Großprojekte, beispielsweise die Gruppe Ellaktor sowie die Bau- und Energiekonzerne Terna und Mytilineos.

    Terna stellte bei der letzten Genehmigungsrunde vom Dezember 2020 25 Anträge für PV- und Windenergieprojekte. Dazu zählen schwimmende PV-Anlagen von etwa 100 MW und weitere PV-Anlagen von insgesamt 517 MW. 

    Auch das griechische Energieunternehmen Hellenic Petroleum investiert intensiv in erneuerbare Energieprojekte: Bis 2025 plant die Gesellschaft in etwa 600 MW aus erneuerbaren Energien zu investieren. 

    Immer aktiver wird auch PPC Renewables, Tochtergesellschaft der ehemals staatlichen griechischen Stromgesellschaft PPC. PPC Renewables unterzeichnete im März eine Absichtserklärung für die gemeinsame Entwicklung von PV-Projekten mit dem deutschen Energiekonzern RWE. In den nächsten drei Jahren plant das Unternehmen, gemeinsam mit RWE, Projekte von etwa 1,5 Gigawatt zu entwickeln. Aktuell sind die griechischen Baugesellschaften Metka der Mytilineos Gruppe und Terna mit der Planung einer 230 Megawatt PV-Anlage für PPC Renewables beschäftigt. Metka baut davon die 215 Megawatt. Die Tochtergesellschaft der PPC plant außerdem in schwimmende PV-Anlagen zu investieren.

    Der französische Investor, Entwickler und Betreiber von erneuerbare- Energieanlagen Akuo Energy plant in den nächsten fünf Jahren bis zu 1 Milliarde Euro in griechische erneuerbare Energieprojekte und Hybridprojekte auf griechischen Inseln zu investieren. 

    Eine Zusammenarbeit mit großen griechischen Stromerzeugern strebt energy & meteo systems an, der führende deutsche IT-Dienstleister für eine effiziente Netz- und Marktintegration erneuerbarer Energien. Das Unternehmen setzt in Zusammenarbeit mit der Deutschen Energieagentur in einem Referenzprojekt das erste virtuelle Kraftwerk in Griechenland um. Mit dem virtuellen Kraftwerk sowie Solar- und Windleistungsprognosen bietet das Oldenburger Unternehmen eine Komplettlösung an, um eine Vielzahl dezentraler Anlagen (Wind, Solar, Speichersysteme, flexible Verbraucher etc.) digital zu vernetzen und von einer Leitwarte aus zu überwachen, fernzusteuern und zu vermarkten.

    Von Michaela Balis | Athen

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Exportinitiative Energie

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    Factsheets der Exportinitiative Energie

    Factsheets mit allgemeinen Energieinformationen zum Land (teilweise mit Technologie- oder Anwendungsfokus)

    AHK Griechenland

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Griechisches Ministerium für Umwelt und Energie

    Centre for Renewable Energy Sources and Saving (CRES)

    Zentrum für erneuerbare Energie und Energieeffizienz

    ADMIE

    Griechischer Unabhängiger Übertragungsnetzbetreiber

    DAPEEP

    Verwalter für erneuerbare Energien und für Herkunftsnachweise

    DEDDIE

    Griechischer Verteilnetzbetreiber

    HELAPCO

    Griechischer Fotovoltaikverband

    HAIPP

    Griechischer Verband unabhängiger Stromerzeuger

    Energypress

    Internetportal

    Von Michaela Balis | Athen

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