Dank EU-Fördergeldern werden viele Krankenhäuser renoviert, ausgebaut und neu ausgerüstet. Dadurch entstehen gute Chancen für deutsche Lieferanten.
EU-Mittel sorgen für Investitionen in Infrastruktur und Ausrüstung
Griechenlandweit fließen bis 2025 über 600 Millionen Euro aus dem EU-Aufbaufonds in die Renovierung und Modernisierung öffentlicher Krankenhäuser und Gesundheitszentren. Ziel ist die Verbesserung der Qualität der angebotenen Gesundheitsdienstleistungen. Alle Ausschreibungen werden auf der Seite des griechischen Plans "Griechenland 2.0" für die Nutzung des EU-Aufbaufonds veröffentlicht.
Zu den geplanten Maßnahmen zählen die Renovierung sowie der Bau von neuen Gebäuden, Abteilungen und Laboren. So soll zum Beispiel ein neues Strahlentherapiezentrum im Athener Krankenhaus "Sotiria" und ein neues Gebäude für Zellen- und Gentherapien sowie eine hämatologische Klinik im Krankenhaus "Papanikolaou" in Thessaloniki entstehen.
Auf der Agenda stehen außerdem die Modernisierung der medizintechnischen und der elektrotechnischen Geräte sowie Investitionen in Energieeffizienz- und Energieeinsparungssysteme.
Zu den rund 80 Krankenhäusern, die renoviert werden sollen, zählen unter anderem die Krankenhäuser von Lamia, Herakleion, Elefsina, Patras sowie die Krankenhäuser "Ippokrateio" und "Papageorgiou" in Thessaloniki und "Evangelismos" in Athen. Von den bestehenden Gesundheitszentren soll etwa die Hälfte von den Fördermitteln profitieren. Ein Großteil der Gesundheitszentren wurde vor mehr als 25 Jahren gebaut.
Platz 23
nimmt Griechenland, unter 27 europäischen Ländern, bei Medizintechnikexporten ein.
Markt für Medizintechnik wächst moderat
Der Medizintechnikmarkt wird auf rund 2,3 Milliarden Euro geschätzt, so die Studie der griechischen nicht-gewinnorientierten Marktforschungs- und Beratungsgesellschaft Health Policy Institute von 2023. Im Jahr 2024 ist ein Wachstum von rund 2 Prozent zu erwarten, informieren Branchenexperten.
Die zahlreichen EU-kofinanzierten Projekte kurbeln die Nachfrage an. Auch die Konsolidierung der privaten Dienstleister, Krankenhäuser und Diagnostikzentren, in den Händen weniger griechischer und ausländischer Kapitalfonds, führt zu Investitionen in neue Ausrüstung. Die vermehrte Liquidität und Größenvorteile ermöglichen die Modernisierung der Gesundheitseinrichtungen.
Seit der Coronapandemie steigen die Gesundheitsausgaben. Zwischen 2020 und 2021 legten sie um rund 6 Prozent zu. In den Jahren der griechischen Wirtschaftskrise (2009 bis 2018) wurde das Gesundheitssystem kaputtgespart. Die griechischen Gesundheitsausgaben gingen seit 2009 um rund ein Viertel zurück, informiert das griechische Institut für Wirtschafts- und Industrieforschung IOBE in seiner Analyse zu den Wirtschaftsdaten der öffentlichen Krankenhäuser in Griechenland von 2023.
Der Medizintechnikmarkt brach 2010 bis 2015 jährlich um etwa 12 Prozent ein, nahm aber im Zeitraum 2016 bis 2019 wieder moderat jährlich um 2 bis 3 Prozent zu, so der griechische Verband der Medizintechniklieferanten SEIV.
Deutschland rückt auf den zweiten Platz als Lieferant von Medizinprodukten
Die gesamten Medizintechnikimporte aus Deutschland gingen in den ersten elf Monaten des Jahres 2023 um etwa 5 Prozent, im Vergleich zur Vorjahresperiode, zurück. Die Gesamtimporte legten im gleichen Zeitraum um etwa 7,5 Prozent zu.
Noch im Jahr 2022 legten die Medizintechnikimporte aus Deutschland um rund 10 Prozent zu. Die Bundesrepublik lieferte dementsprechend etwa ein Fünftel aller Medizintechnikprodukte. Die Lieferungen von Röntgenapparaten stiegen 2022 um mehr als die Hälfte. Außerdem importierte Griechenland 10 Prozent mehr Elektrodiagnosegeräte aus Deutschland. Die Gesamtimporte stiegen im gleichen Zeitraum um etwa 12 Prozent.
Der deutsche Anteil bei zahnmedizinischen Instrumenten, Elektrodiagnosegeräten und Röntgenapparaten stieg auf rund 40 Prozent. Knapp 30 Prozent der Apparate und Geräte für Mechanotherapie, unter anderem Beatmungsgeräte, stammen aus Deutschland, weitere 30 Prozent aus China.
Die Niederlande waren sowohl im Jahr 2022 als auch in den ersten elf Monaten des Jahres 2023 wichtigster Lieferant von Medizintechnik. Ihr Anteil lag bei knapp einem Viertel. Damit nahmen sie Deutschlands traditionelle Position ein. An dritter und vierter Stelle stehen Belgien und China.
Importe ausgewählter Medizinprodukte nach Griechenland und Anteil aus Deutschland (in Millionen Euro, Anteil in Prozent)SITC | | Import (2022) | Anteil Import aus Deutschland |
774.1 | Elektrodiagnoseapparate und -geräte | 63,2 | 36,0 |
774.2 | Röntgenapparate etc. | 64,7 | 42,2 |
741.83 | Sterilisierapparate | 3,5 | 5,6 |
872.1 | Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g. | 33,2 | 34,0 |
872.21 | Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc. | 129,3 | 19,8 |
872.25 | Ophthalmologische Instrumente | 15,9 | 11,0 |
872.29 | Andere Instrumente, Apparate und Geräte | 214,7 | 17,9 |
872.3 | Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc. | 42,7 | 28,9 |
872.4 | Medizinmöbel etc. | 15,6 | 13,2 |
899.6 | Orthopädietechnik, Prothesen etc. | 190,2 | 14,0 |
Quelle: Eurostat 2024
Deutschland hat gute Chancen seinen Anteil an den Importen zu steigern. Die geplanten Investitionen sorgen für eine erhöhte Nachfrage. Eine Kontaktaufnahme mit den Auftraggebern, die in den Ausschreibungen angeführt sind, ist angeraten. Ebenso Kontakte zu großen Baufirmen, die sich als Auftragnehmer bewerben.
EU-Förderung für digitale Gesundheitsdienste
Rund 300 Millionen Euro fließen in die digitale Transformation des Gesundheitssektors. Das griechische Gesundheitsministerium plant eine nationale digitale Gesundheitsakte für alle einzuführen. Damit soll mehr Klarheit bezüglich des Gesundheitszustandes der griechischen Bevölkerung und des tatsächlichen Bedarfs an Medikamenten und medizinischer Ausrüstung geschaffen werden. Außerdem sollen durch die EU-Fördermittel die digitale Infrastruktur und die digitalen Dienste der Krankenhäuser verbessert und neue Telemedizinsysteme eingeführt werden.
Aufgrund der Geographie des Landes mit den zahlreichen Inseln und abgelegenen Dörfern dürften Telemedizinsysteme in den nächsten Jahren besonderes gefragt sein.
Marktexperten gehen davon aus, dass auch Anwendungen der künstlichen Intelligenz für die Vorsorge und Diagnose in der Zukunft an Bedeutung gewinnen werden.
Ausgewählte Investitionsprojekte im Gesundheitssektor in GriechenlandAkteur/Projekt | Investitionssumme (in Mio. Euro) | Dauer der Ausschreibung | Träger/ Anmerkungen |
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Digitale Gesundheitskarte | 55,9 | bis zum 15.12.2025 | Griechisches Gesundheitsministerium (kofinaziert aus dem EU-Aufbaufonds) |
Bau eines Röntgenzentrums im Krankenhaus "Sotiria" | 40,3 | bis zum 31.12.2025 | Griechisches Gesundheitsministerium (kofinaziert aus dem EU-Aufbaufonds) |
Digitale Transformation der Nationalen Organisation für Gesundheitsdienstleistungen | 38,9 | bis zum 09.12.2025 | Griechisches Gesundheitsministerium (kofinaziert aus dem EU-Aufbaufonds) |
Digitale Transformation der Verwaltung der onkologischen Patientenversorgung | 36,4 | bis zum 15.12.2025 | Griechisches Gesundheitsministerium (kofinaziert aus dem EU-Aufbaufonds) |
Bau eines Gebäudes für Zellen- und Gentherapien und Labore für die hämatologische Klinik im Krankenhaus von Thessaloniki "Papanikolaou" | 13,7 | bis zum 31.12.2025 | Griechisches Gesundheitsministerium (kofinaziert aus dem EU-Aufbaufonds) |
Quelle: Griechischer EU-Aufbaufonds (greece20.gov.gr), 2024
Von Michaela Balis
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Athen